Briefkasten derRedaktion.
R in W. Die Behauptung daß Herr O. der Verfasser des Gedichtes sei, ist falsch.
Gtandesbuch - Chronik der Stadl Wilddad
V»m 13. Mai— 9. Juni 1903.
Geburten.
9. Juni. Schmid, Karl Friedr. Restaurateur u. Steinhauer hier 1 Tochter.
13. Juni. Günthner, Wilh. Jakob Heinrich Holzhauer in Sprollenhaus, 1 Sohn. 12. Juni. Mayer, Karl Robert Zimmergeselle hier 1 Sohn.
16. Juni. Proß, Gottl. Friedr. Säger in
Lautenhos, 1 Tochter.
Aufgebote.
17. Juni. Hirth, Karl Zimmermaler in Stutt
gart und Schlüter Anna in Stuttgt.
Gestorbene.
18. Juni. Funk, Rosine Philippine, Witwe
des Bäckermeisters Friedr. Gottlob
Funk hier, 81 Jahre alt._
Von konservativer und bündlerischer Seite wird dadurch Stichwahlstimmung zu machen gesucht, daß man verbreitet, in der Stichwahl werde die Deutsche Partei Herrn Schrempf unterstützen.
Abwarten und Teetrinken!
O Bei der großen internationalen Hunde-Aus- stellung in Mannheim erhielt Bäckermeister Bechtle für seinen Foxterrier in starker Konkurrenz einen 3. Preis und Höchst lobende Anerkennung für Schliefen.
Tages-Nachrichten.
Geislingen, 16. Juni. Schultheiß Frank von Bräunisheim, diesseitigen Oberamts, erlag heute Früh im Alter von nahezu 75 Jahren nach längerer Krankheit einem ^hartnäckigen Magenleiden. Er versah das Amt eines Ortsvorstehers 39 Jahre lang mit großer Hingabe und Gewissenhaftigkeit.
Geislingen, 16. Juni. Heute vormittag wurde in der Fils auf der Markung Großfüßen der schon in Verwesung übergegangene Leichnam des Grenadiers B. der 3. Kompagnie des Grenadierregiments Nr. 123 in Ulm aufgefunden. Der Tote hatte einen Strick um den Hals, an dem sich ein größerer Stein befand.
Die Blüte des Bagno.
Roman von Goron und Emilie Gautier.
SI) Nachdruck Verbote»
Schließlich gab Elena nach; sie übergab Rozen 800 Frcs. und behielt nur 200 Francs, um mit ihm Zn Colon zusammentreffen zu können.
Doch Gaston dachte, daß er nicht fliehen konnte, solange er in Cayenne war... Selbst Mit Geld in der Hand war die Flucht durch den Wald beinahe ein Unding. Er mußte eine Gelegenheit abwarten . . . und diese bot sich bald. Der Direktor ward nach Saint-Laurent gerufen, wo die Religierten untergebracht sind, und nahm den als Sekretär dienenden Sträfling mit sich.
Saint-Laurent! Das war die offene Tür, die zur Freiheit führte.
Sein Herz schlug heftig, als der Direktor ihm die Nachricht ankündigte. Endlich würde er den Fuß in den Steigbügel setzen, um im tollen Laufe das Glück und alle Freuden zu erobern, die es seinen Erwählten verschafft.
: Vor Elena spielte er die Liebeskomödie weiter, überhäufte sie mit Zärtlichkeiten und tröstete sie für die Trennung mit der Aussicht auf eine herrliche Zukunft.
Die Abreise war auf den folgenden Tag festgesetzt worden, auf 9 Uhr früh, wenn der Direktor reiste, machte er die Ueberfahrten gewöhnlich auf dem Staats-Aviso „Pourvoyeur" oder auf einer Tapoye, einem Handelssegler. Doch diesmal war weder der Aviso noch eine Lapohue verfügbar, und da die Zeit eilte, mußte ihn dre keine Dampfschaluppe führen, die im Dienste der Direktion der Strafkolonie stand. Für die achtundvierzigstündige Reife hatte man Lebensmittel und die nötigsten Gegenstände in das Boot gebracht.
Rozen nahm in einer prächtig gespiegelten Liehesscene von dem jungen Mädchen Abschied, das in ihn sein - ganzes Vertrauen und seine
Furcht vor Strafe wegen überschrittenem Pfingst- urlaub scheint das Motiv der Tat gewesen zu sein.
Prinzessin Luise von Toscana kam, wie aus Genf gemeldet wird, gestern dort an und reiste sofort wieder ab, und zwar nach Frankreich. Laut dem Abkommen mit ihrem Vater, ihrer Mutter und ihren Anwälten Lachenal und Zehme begiebt sie sich mit ihrem Kinde auf das Schloß einer Freundin in der Nähe von Lyon, wo sie den Sommer verbringen wird.
Die dänischen Wahlen.
Kopenhagen, 16. Juni. Gesamtes Wahlresultat: Gewählt wurden 74 von der linken Reformpartei, 16 Sozialisten, 12 Rechte und Freikonservative, 11 gemäßigte Linke. Die linke Reformpartei gewann 5 und verlor 9 Mandate, die Sozialisten gewannen 6, die gemäßigten Linken verloren 4 und gewannen 2 Sitze.
Berlin, 17. Juni. Bis halb 3 Uhr nachmittags waren 333 Wahlresultate bekannt. Von diesen werden 156 Stichwahlen erfolgen. Gewählt sind 68 Zentrum, 53 Soz., 23 Konserv., 11 Polen, 6 Elsässer, 5 Nat.-lib., 4 Reichspartei, 3 Wilde, 1 Antisemit, 1 Bauernbündler, 1 Däne, 1 Bund der Landwirte. An den Stichwahlen sind beteiligt 105 Soz., 56 Nat.-lib., 32 Zentrum, 31 Kons., 22 Freist Volkpartei, 11 Freist Vereinigung, 10 Reichspartei, 8 deutsche Volkspartei, 8 Wilde, 7 Antisemiten, 6 Polen, 6 Welfen, 5 Bund der Landwirte und 1 Christ.-Sozialer.
Speyer, 17. Juni. Der seit einer Woche vermißte Sergeant Abel vom 23. Infanterie- Regiment, welcher zur Ausbildung im Pionierdienst hierher gekommen war, wurde im hiesigen Rheinhafen als Leiche geländet. Er ist offenbar, unbekannt mit Verhältnissen und Gegend, ins Wasser geraten und ertrunken.
München, 17. Juni. Ein junger Mann von auswärts versuchte heute Vormittag bei der Bayerischen Handelsbank einen auf den Namen des Bankhauses C. C. Bonnet in Augsburg gefälschten Wechsel von 30000 Mark umzusetzen. Dank der Aufmerksamkeit der Handelsbank gelang der Schwindel nicht. Der junge Mann wurde lt. Frkf. Ztg. verhaftet.
Berlin, 18. Juni. Die Berliner Pol. Nachr. melden: Die Zeitungsnachricht, der Landwirtschaftsminister Podbielski beabsichtigte zurückzutreten, wird von unterrichteter Stelle als unwahrscheinlich bezeichnet.
Zukunftshoffnungen gesetzt. Er Halle ihre 800 Francs in der Tasche.
800 Francs,! Welch elendes Sümmchen! Doch dank ihm würde er die ersten notwendigen Ausgaben während der drei oder vier Fluchttage bezahlen können.
Die Verliebte gab klopfenden Herzens und mit Tränen in den Augen dem Vielgeliebten einen langen Kuß und sagte mit vor Aufregung erstickter Stimme:
„Auf bald mein Gaston! Ich erwarte einen Brief von Ihnen und werde dann sofort nach Colon abreisen. Dort ist es ja, wo Sie mich erwarten werden, Dort werde ich Sie wiederfinden."
„Ja, leben Sie wohl . . . meine Freundin . . . allein schon der Gedanke, uns frei wiederzusehen, giebt mir die Kraft und den Mut, über alle Schwierigkeiten und Gefahren zu trium- fieren . . . Noch ehe drei Wochen vergangen sind, werden Sie von Colon — einen Brief erhalten: „Kommen Sie meine Braut, die Arme Ihres Freundes breiten sich Ihnen entgegen!"
Elena blieb auf ihrem Zimmer, niedergedrückt und unruhig, den Kopf voll finsterer Gedanken . . .
Andern Tages um neun Uhr schifften sich der Direktor und sein Sekretär auf der Dampfschaluppe ein. Bei der kleinen Dampfmaschine des Schiffes hockte ein Mann, der einen letzten Blick auf das Räderwerk warf und Oel in die Achsen goß. Rozen erkannte Bastien wieder — seinen Helfershelfer von der Königsinsel. Die beiden Sträflinge wechselten einen Blick voll Verständniß und während der Direktor ihnen den Rücken drehte, reichte Rozen Bastien die Hand. .Zwischen den Fingern hielt er ein kleines, zusammengefaltetes Papier, dessen sich Bastien schnell bemächtigte
„UeberMürgen kneife ich aus -- wenn Du auch entfliehen kannst, triffst Du mich in Valencia (Vene-ucla). Von dort werden wir zusammen das Llück erobern gehen, von dem ich Dir
Berlin, 17. Juni. Zu den Wahlergebnissen schreibt die Nat.-Ztg.: Der starke Stimmen und der außerordentliche Mandatszuwachs der Sozialdemokratie und die geringere Verstärkung des Freisinnes und der Mittelparteien sind die bevorstehendsten Zeugen, daß die Sozialdemokratie beträchtliche Fortschritte macht und das Zentrum seinen Besitzstand im großen und ganzen behaupten wird. Dies hatte man allgemein erwartet. Die Nationalliberalen sind ohne Illusionen in die Wahl gegangen und scheinen besser abzuschneiden, als vielfach angenommen wurde. Die Herren Hahn, Lucke und Roesike scheiden vollständig aus, sie sind im ersten Wahlgang unterlegen. Freiherr von Wangenseim hatte von vornherein auf jede Kandidatur verzichtet.
Konstantinopel, 16. Juni. In den letzten 14 Tagen fanden im Vilajet Monastir zwischen türkischen Truppen und Banden zahlreiche Kämpfe statt, in deren auf beiden Seiten Personen getötet und verwundet wurden. Auch sonst gehen Berichte über Umtriebe des Komitees ein, worin über vereinzelte Morde, Erpressungen und andere Gewaltakte in Vilajet Monastir berichtet wird. Aus dem Vilajet Uesküb werden drei Zusammenstöße mit Baaden gemeldet.
London, 17. Juni. Nach einer Meldung der Daily Mail ans Aden befindet sich Oberst Copper im Somalilande in schlimmer Lage. Seine Truppe soll in Galadi auf halbe Ration gesetzt sein, General Mammig sei auch umzingelt. Man könne Oberst Copper keine Hilfe bringen, zumal es ihm an Proviant fehle. (Frkf. Ztg.)
Revoultion in Serbien.
Belgrad,17. Juni. In der heutigen Sitzung der Skupschtina und des Senats wird die Wiedereinführung der Verfassung von 1888 angenommen werden. Dann wird der Senat aufgelöst, doch wahrscheinlich erst nach Eintreffen oes Neuen Königs. König Peter steht lt. Frkf. Ztg. seit seiner Erwählung in regem telegraphischem Verkehr mit der Regierung. In später Nachtstunde teilte König Peter der Regierung alle erhaltenen Depeschen des Fürsten von Montenegro, seines Schwiegervaters mit. Die Militärdeputation ist schon abgereist. Die Parlamentsdeputation reist wahrscheinlich morgen früh. Die Vertreter der Gemeinde Belgrad reisen dein König bis Budapest entgegen.
einen Anteil versprochen! Auf bald — und: es
lebe die Freiheit!"
Gaston verlor keine Zeit. Während der Mußestunden, die ihm seine Arbeiten für den Direktor ließen, beobachtete er die Ortseigen- tümmlichkeiten. Gleich bemerkte er, daß die Aufsicht nicht zu umfassend war. Ein oder zwei Posten Marineinfanterie — leicht zu umgehen.
Während seines Hin- und Herforschens zog ein mit der Ausbesserung der Schiffchen der Kolonie beschäftigter Relegierter ganz besonders die Aufmerksamkeit Rozens an sich. Dieser Mann hatte genau denselben Wuchs und Körperumfang wie er. Und er trug nicht die Sträflingsmütze! Nr. 883 näherte sich dem Schaluppen- Arbeiter. „Na, amüsierst Du Dich hier, Kamerad?"
„Ich? Lieber Himmel, nein!"
„Na, warum bleibst Du dann hier?"
„Was für Witze! Weil ich nicht anders kann!"
„Ach geh! Mit so 'nein Schiffchen. Das ist doch kein Hexenritt, ans andere Ufer zu fahren!"
„Rein, mein Junge . . . aber wozu? Die Hunde von Spitzeln kriegen Dich wie der Wind am Kragen. Und für den Streich kriegt man die besondere Vergünstigung freier Rückfahrt . . Um die Zollwärter rumzukriegen geht's nicht ohne Mammon!"
„Wieviel?"
„Zum Donner! Fünf oder sechshundert Klickerchen".
„Und wenn ich Dir sage, daß ich sie habe".
„Ei verflixt noch einmal! Du bist ein Nabob!"
„EinNabob, ja . ..willst Du mir helfen?"
„Naabgclchnt wird nicht» aber wir teilen?"
„Natürlich.".
„Dann heißt's sich eilen."
„Heute abend noch . . >"
„Gut, hör denn . . . Stromabwärts vom Posten u erde ich mit dem kleinen Boote warten.