gegenüber dem Ministerium aufzugeben. Sie wird zunächst sofortige Beratung der Steuerverminderungsvorlage beantragen.
Berlin, 25. März. Dem Vernehmen der Norddeutschen Allg. Ztg. zufolge wird voraussichtlich der Termin der Reichstagswahlen auf den 16. Juni festgesetzt.
Rom, 25. März. Wie durch die Tieramosca bekannt wird, kam die Prinzessin Eulalia, die Tante des Alfons, nach Rom, um den Papst um Scheidung ihrer Ehe zu bitten. Der Papst ließ die Bittstellerin aus Ersuchen der spanischen Regierung kühl abfallen. (Frkf. Ztg.)
Paris, 23. März. Der Newyork Herald meldet: Der Direktor Davis der Wechselbank von Thomas Cool ist seit 8 Tagen verschwunden.
(Frkf- Ztg.)
Rußlands Patronengeschenk für Serbien.
In der Presse wurde die Nachricht verbreitet, die russische Regierung habe für Serbien ein Geschenk von 10 Millionen Patronen bestimmt. Zur Richtigstellung dieser Meldung ist die „Russische Telegraphen-Agentur" ermächtigt, mitzuteilen, daß die Bewilligung dieses Geschenks davon abhängig gemacht worden ist, daß der Termin für ' die Ueberführung desselben für Ende Mai festgesetzt wird und dieselbe nur für den Fall erfolgt, daß die Ruhe auf der Balkanhalbinsel nicht gestört wird.
Zu Finnlands Verrussung. Auf Befehl des Zaren wurden 15 Beamte der Hofgerichte in Wiborg und Wasa ohne Pension verabschiedet. Der „Finljand Gaseta" zufolge ist der Grund die Weigerung der Beamten, den kaiserlichen Erlaß über die gerichtliche Verfolgung von Amtsvergehen gesetzmäßig anzuerkennen.
New York, 25. März. Nach Depeschen aus St. Domingo ist dort die Ruhe durch die im Hafen liegenden Kriegsschiffe wiederhergestellt worden.
Bukarest, 24. März. Die Rumänische Regierung bestellte bei der österreichischen Waffen
fabrik in Steyr 61,0000 Stück Mannlicher Gewehre. — Die Kammer nahm die Vorlage betr. Abänderung der Wahlordnung mit 61 gegen 7 Stimmen an.
Bloem fontein, 24. März. Die heute hier von Vertretern der Kapkolonie, Natals, Transvaals, der Oranjekolonie und Südrhodesiens Unterzeichnete Zollkonvention bestimmt, daß die englische Einfuhr Vorzugsbehandlung genießt.
Luxor, 24. März. Der deutsche Kronprinz besuchte gestern bei vollkommenem Wohlbefinden die Tempel von Deir-ei-Medinet und Medinet- Habu, sowie die Gräber von Ourent-Murrai. Nach Meldungen aus Kairo ist auch das Befinden des Prinzen Eitel Friedrich sehr gut.
Anzeichen von Boxerunruhen. In Befürchtung geheimer Umtriebe der Boxer in Peking hat Su verboten, vor den Bildern der Kampfgötter Weihrauch zu verbrennen, was bei den Unruhen im Jahre 1900 eine große Rolle spielte. Französische Untertanen in der Provinz Tschili berichten, daß die Boxer in mehreren Hauptorten der Provinz Unruhen verursachen. Ein Offizier und 7 Soldaten von Unanschikkais Truppen sollen südlich von Patefu von Boxern getötet würden sein. Am Hofe herrscht große Aufregung, weil Frankreich der chinesischen Regierung erklären ließ, daß im Falle der Aufstand in Kwangsi nicht von China unterdrückt werde, französische Truppen zu diesem Zwecke entsendet werden. Von französischer Seite wird behauptet, daß die Boxer Waffenzufuhr über Kanton erhalten. .
Luise vonToskja na.
Prinzessin Luise von Toscana ist, wie schon angedeutet, infolge der aufregenden Vorgänge der letzen Tage tatsächlich derart erkrankt, daß sie ärztlicher Pflege bedurfte. Nach ärztlicher Ansicht sind bei dem Zustande, in dem sich gegenwärtig die Prinzessin befindet, Komplikationen nicht ausgeschlossen. Angesichts der
hartnäckigen Weigerung ihrer Umgebung, sie gegenüber den Angriffen des Königs v. Sachsen nicht zum Wort kommen zu lassen, hat der Zustand der Prinzessin eher eine Verschlimmerung als eine Besserung erfahren. Dem „Bote aus dem Riesengebirge" zufolge führt Prinzessin Luise von Toscana auf Schloß Lindau ein wahres Einsiedlerleben. Ihre Gesellschaft beschränkt sich auf eine einzige Dienerin ihres Elternhauses. Trotz ihrer äußeren Empörung über den Erlaß des sächsischen Königs wird sie die Abwehr ihren beiden Rechtsanwälten überlassen. Ihrer ständigen Furcht, der sächsischen Hof werde ihr Kind reklamieren, verlieh die Prinzessin in einem Brief vom 19. d. an eine Freundin Ausdruck: „Selbst dem Hund läßt man sein Junges, und mir, der armen Mutter, soll mein Letztes geraubt werden." — Die Beziehungen zwischen Giron und Luise von Toscana wurden definitiv abgebrochen, weil die Prinzessin zwischen dem Liebhaber und der Erhaltung ihres zu erwartenden Kindes zu wählen gehabt hatte.
Verschi edcrtks.
Keine Diäten. Gegenüber den Gerüchten, die Vorbriugung der Vorlage betreffs Gewährung von Taggeldern an die Reichstagsabgeordneten sei in nächster Zeit zu erwarten/erklärt die „Kölnische Zeitung", daß sich seit der Rede des Reichskanzlers vom 2. Februar, der einen ablehnenden Standtpunkt einnimmt, nichts geändert habe.
Nochmals Höflichkeit am Telefon. Wir haben umlängst einen preußischen Erlaß mitgeteilt, in dem die Telefonbeamten zur Höflichkeit gegen das Publikum, dieses aber auch zur Rücksichtnahme auf das den anstrengenden Dienst tuende Personal gemahnt werden: Die Ungeduld des vergebens Läutenden, der Aerger der Falschverbundenen, die Nervosität der Telefondilettanten oder die grobe Gemütsart der Gesprächsteil-
Aerztliche Misfiou.
Der Gedanke der ärztlichen Mission, den Menschen nicht nur innere, sondern auch äußere, leibliche Hilfe zu bringen, ist so alt, wie das Christentum selbst. Von Jesu berichten di, Evangelien, daß er predigte und allerlei Seuchen und Krankheit im Volke heilte. Seinem Beispiel folgten die Apostel als die ersten Send boten des Evangeliums nach Maßgabe der ihnen verliehenen Gaben und Kräfte. Bald jedoch schwand in der Christenheit der Missionseifer und damit auch das Verständnis für die ärztliche Mission. Erst am Ende des achzehnten Jahrhunderts zeigte sich wieder neues Leben. Damals wirkte Dr. Thomas mehrere Jahre im Segen als Missionsarzt an der Seite Careys, des Bahnbrechers der indischen Mission. Bald darauf verband sich Dr. Morrison, der Apostel Chinas, mit dem Arzt Dr. Livingftone zu gemeinsamer Missionsarbeit in der portugiesischen Kolonie Makao, nahe der chinesischen Küste. Seil 1827 stellte auch der deutsche Arzt und Missionar Gützklaff von Tientsin aus seine ärztliche Kunst in den Dienst der Mission.
Schnell brach sich nun in England und Amerika die Ueberzeugung Bahn, daß die Heidenländer durch die ärztliche Mission am wirksamsten für das Evangelium erschlossen werden könnten. Die dortigen Missivnsgesellschaften ließen sich deshalb die sorgfältige Ausbildung von Missionsärzten ganz besonders angelegen sein. Der erste Missionsarzt, Dr. Parker, wurde im Jahre 1853 nach China ausgesandt. Heute steht eine Schaar von 500 Missiönsärzten an der Arbeit dazu 220 Aerztinnen, die Namentlich in der indischen Frauen- oder Senanamission tätig sind. Außerdem sind 380 Missionsspitäler in Betrieb, in denen jährlich gegen 90 000 Kranke verpflegt werden. Die Zahl der vorübergehend behandelten Kranken stieg im Jahr 1901 auf 2397000! Welche Fülle menschlichen Elends, aber zugleich auch erbarmender christlicher Nächstenliebe schließen diese Zahlen ein.
In Deutschland ist die Notwendigkeit der arztüchen Mission erst in neuerer Zeit erkannt worden. Im Jahr 1898 trat der „Verein für ärztliche Mission" in Stuttgart ins Leben. Er Möchte das Verständnis für den Segen der ärztlichen Mission in weiteren Volks-Kreisen,. vor stlle munter den jungen Med'jienern wecken und
die Mittel für die Ausbildung von Misstonsärzten, sowie für die Erbauung von Missionsspitälern aufbringen helfen. Schon ist mit seiner Hilfe in Bonaku (Kamerun) ein Missionsspital um 40 000 Mark erbaut worden. In Indien konnte die ärztliche Station Kalikut erweitert und eine zweite Station in Bettigeri errichtet werden. Ein weiteres Missionsspitäl gibt im fernen China, in der Stadt Kayintschu, Kunde von seiner rastlosen Tätigkeit zur Linderung des Krankheitselends in den Heidenländern.
Aber China und Indien bedürfen dringend weiterer Aerzte und Missionsspitäler, und auch aus unfern afrikanischen Kolonieen erschallt immer stärker der Ruf: „Kommt herüber und helft uns!" Denn wie weit es auch manche Heidenvölker in Bildung und äußeren Fortschritt gebracht haben mögen, in der Behandlung der Krankheiten sind sie allesamt sehr zurückgeblieben. Kalte Selbstsucht und finsterer Aberglaube hemmen jeden Fortschritt auf diesem Gebiete. Die Krankheit wird meist dem Einfluß böser Geister oder feindseliger Menscheu zugeschrieben und demgemäß behandelt. Anstatt die Kranken richtig zu pflegen, sucht der Zauberdoktor durch Amulette, Opfergaben, Räucherungen». Schreien, Trommeln, Hörnerblasen und ähnliche sinnlose Veranstaltungen, vielleicht auch durch ekelhafte Arzneien, wie Tigerfett, Bärengale, Hmlde- und Menschenfleisch u. s. w. den bösen Geist der Krankheit zu vertreiben; auch schneidet er wohl an den Kranken herum, brennt ihn mit glühendest Eisen und . läßt ihn in der schrecklichsten Fieberhitze dürsten. Stirbt der Kranke, so bezichtigt der unwissende, schlaue Betrüger irgend eine unschuldige Person der Hexerei und behauptet,. sie habe den Tod verursacht. Dadurch wird diese erbarmungslos dem BlutrLcher überliefert, wenn zsie nicht durch ein sogenanntes Gottesurteil (Trinken des Giftbechers, Bestehen der Feuerprobe) von dem auf ihr lastenden Verdacht zu reinigen vermag.
Im ganzen Morgenlande belagern Scharen blinder oder aussätziger Bettler die Landstraße. Niemand sorgt für sie, und so finden sie nach einem Leben soll Schmerzen und Elende ein jammervolles Ende. Pest, Cholera, Pocken und andere gefährliche Seuchen unternehmen in Indien aus alljährltchfihren unheimlichen Sieges; zug durch die Länder Asiens und Afrikas» raffen Hunderttausende weg und verbreiten überall
Schecken und Bestürzung. Wohl 30000 Men
schen sterveu dort alljährlich am Bisse giftiger Schlangen. Kaum besser sieht es in den übrigen Heidenländern aus.
Als tröstender Engel tritt der Missionsarzt mitten unter diesen Jammer hinein. Er zeigt dem unwissenden Volk, wie es sich richtig kleiden und nähren, wie es gesunde Wohnungen bauen und seine Kranken pflegen soll. Vor allem aber führt er ihm den Segen der Arbeit und der Reinlichkeit vor Augen, um so die Hauptquellen der Krankheit zu verstopfen. Zu Hause und auf Reisen nimmt er sich getreulich der Kranken an, die ihn in Scharen umdrängen. Seine edle Nächstenliebe macht keinen Unterschied zwischen arm und reich, zwischen Mann und Frau, zwischen Heide, Jude und Muhammedaner. Dazu weist er seine Patienten auf den großen himmlischen Arzt hin, der gekommen ist/nicht unsere leibliche Krankheit zu tragen, sondern auch unfern Seelenschaden zu heilen. Auch dem einsam stehenden Missionar, jdem Kaufmann, Pflanzer und Reisenden leiht er seine Dienste. Zugleich hilft er das Mißtraueil beseitigen, das die Heidenvölker dem Fremden ent- . gegenbringen und die Hindernisse aus dem Wege räumen, die sich der Verkündigung des Evangeliums entgegenstellen. In der Tat sind schon ganze Länder durch seine Wirksamkeit dem Evangelium und der christlichen Gesittung ge-,- öffnet worden, so China und Südafrika, und in neuerer Zeit das Bergland Kaschmir ini Hinia- . laya. "
Ein Werk von solcher Bedeutung darf nicht lässig betrieben werden. Auch wir Deutsche, die wir es bisher kaum auf ein Dutzend Missionsärzte gebracht, sind berufen, die ärztliche Mission.aufs nachdrücklichste zu unterstützen. Gelegenheit dazu bietet der Verein für ärztliche Mission. Möchten sich ihm recht viele Missionsfreunde anschließen oder sich durch ihn gar zum persönlichen Dienst in der Mission ziehen lassen! Dankbar nimmt er auch Gaben an Geld in Empfang. Dieselben sind zu richten an die Geschäftsstelle des „Vereins für ärzllche Mission" (eingeschriebenes Verein) in Stuttgart, Hauptstätterstraße 101,2.
Lasset uns Gutes tun und nicht müde werden! Gal. 6, 9.