IM ganzen Reiche unliebsames Aussehen erregt hat, bringt anscheinend uoch weitere Überrasch­ungen.

Das Ministerium des Innern habe beim Justizministerium wegen des staatanwaltlichen Plaidoyers reklamiert, obwohl es dem Vorsitzen­den des Schwurgerichts auch nicht in einem ein­zigen Punkte zur Beanstandung Anlaß gegeben hat. Das Gerücht tritt uns in einer so wohl­verbürgten Form entgegen, daß wir es nicht zu ignorieren vermögen,svndern öffentlich aussprechen, um den beteiligten Behörden Gelegenheit zu geben, einen anscheinend im Entstehen begriffenen Schaden abzuwenden. Sollte ein solcher Schritt wirklich geschehen sein, dann würde sich die Frage aufwersen, wie es in Bagern um die Unab­hängigkeit der Rechtsprechung und die ministerielle Verantwortlichkeit in dieser Richtung steht."

Berlin, 24, März. Der Lok-Anz. meldet ans Petersburg: In Eriwan besuchten die Tochter des Kommandeurs des Kosakenregiments mit einer befreundeten Tochter des Polizeiprefäkten das Magazin eines Persers. Beide Mädchen wurden ermordet. Der Kommandeur fand die Leichen in eine Kiste gezwängt und erschoß den Mörder.

Madrid, 23. März. DerHeraldo" ver­öffentlicht eine Depesche aus Tanger, der zufolge die Truppen des Sultans, in drei Divisionen eingeteilt, aus Fez ausmarschierten. Der Sultan wird Fez nach Ostern verlasse».

Marokko. Die Führer der religiösen Ver­eine von Fez haben den Aufruhr gegen den Sultan u"terstützt und Aufrufe an die noch neu­tralen Berberstämme gerichtet, worin dieselben aufgefordert werden, die Sache des Prätendenten fördern zu helfen. In dem Aufruf wird die Entfernung des jetzigen Sultans gefordert, da dieser nur ein Werkzeug des englischenTeufels'ffei.

Die Schulden der Familie Humberts sollen sich einem Pariser Sachverständigen zufolge im ganzen auf 100 Millionen belaufen. Anderer­seits wird behauptet, daß die gesamten Schulden von 100 Millionen durch 80 Millionen in Wertpapieren gedeckt und daß 16 Millionen in l ar gezahlt worden seien, so daß nur 4 Millionen Schulden üln'ig bleiben. Die durch den Verkauf der MobiHen und Jmiiwbck en erzielte Summe

betrug 2300000, so daß dis Humberts nur noch wegen Veruntreuung von 1700000 ge­richtlich verfolgt werden könnten.

Rom, 23. März. Nach einer Zeitungs- meldung aus Casale wurden dort in den letzten Nacht im Hause der Witwe Gavinö fast drei Millionen Wertpapiere gestohlen.

Der deutsche Kronprinz ist nunmehr voll­ständig genesen. Er unternahm in Kairo einen kurzen Spazierritt.

Neapel, 22. März. Der Kronprinz von Sachsen ist hier eingetroffen und wird einige Tage hier verweilen.

Capstadt, 23. März. Der Gouverneur hat in die Freilassung aller polischen Gefangenen gewilligt. Es wurden sofort Anstalten getroffen, um dieselben in ihre Heimat zu befördern. Eine Anzahl ist bereits entlassen worden. Bis Ende dieser Woche werden alle freigelaffen werden. Die Amnestie umfaßt auch die eingeborenen Gefangenen, welche bei den verschiedenen Erheb­ungen beteiligt waren.

Montevideo, 21. März. Der Friede zwischen der Regierung und den Aufständischen wurde heute hier abgeschlossen und unterzeichnet, ohne daß Blutvergießen stattfand. Die Lage der Parteien ist im wesentlichen dieselbe wie vor dem Ausbruch der Streitigkeiten. Die Befriedig­ung über den Friedenschluß ist allgemein.

Mondevideo, 23. März. Die Friedens­bedingungen find folgende: Fünf Präfekten der Departements werden von der Leitung der Natio­nalpartei gewählt werden. Außer den Mit­gliedern der Nationalpartei beteiligen sich eine Reihe von anderen Aufständischen an der Re­volution. Diese werden die Waffen niederlegen und sie denjenigen zurückgeben, bei denen sie dieselben entnommen haben. Es wird keine Ver­folgung militärischer oder bürgerlicher Aufstän­discher stattfinden. Die Amnestie umfaßt alle Aufständischen mit Ausnahme derer, welche ge­meine Verbrecher sind.

Newyork, 23. März. Einer Depesche aus Santo Domingo zufolge haben die Aufständ­ischen eines der die Stadt beherrschenden Forts erobert. In dem Kampfe gab es aus beiden Lecken viele Tote und Verwundete. Der Kampf- ^auen >. r .

eines dortigen Kaufmanns mittelst eines Besens mit Wasser bespritzten. Hierüber aufgebracht, griff der Knecht zum Sackmesser und versetzte dem Bahnarbeiter Hassur, schwer verletzt, zu­sammenbrach. Der Täter wurde verhaftet und ins Gefängnis abgesührt.

Karlsruhe, 22. März. Der Bad. Verein für Geflügelzucht, unter dem Protektorate des Großherzogs stehend, veranstaltet in der Aus­stellungshalle dahier anläßlich seines 40jährigen Bestehens die 27. Geflügelausstellung. Dieselbe wurde gestern vormittag 8 Uhr eröffnet. Sie ist auf 3 Tage berechnet und hat vor allem die Aufgabe, uns ein Bild von dem gegenwärtigen Stand der Geflügelzucht in unserem Lande zu geben. Sie ist recht gut beschickt u.ch vereinigt in sich Geflügel aller Art von 118 Ausstellern.

Karlsruhe, 22. März. Heute früh 6 Uhr und heute nachmittag 2 Uhr wurden hier kurze Erdstöße, von denen der erste ziemlich heftig war, verspürt.

Berlin, 24. März. DasTagl." meldet: Der vielgenannte Impresario des Blumenmediums Frau Rothe Jentsch befindet sich auf der Reise von Amerika nach Deutschland. Er scheint viel­leicht noch an Gerichtsstelle. Dasselbe Blatt meldet ans Halberschlacht: Der Kurpfuscher Neander wurde zu 4 Jahren Zuchthaus ver­urteilt.

Mannheim. Eine 21jährige Fabrikar­beiterin verübte eine Reihe von Betrügereien, dadurch, daß sie sich in hiesigen Schuhwaren­geschäfte auf verschiedene Namen Auswahlen geben ließ und diese nicht mehr zurückbrachte. Sie wurde dem Gericht übergeben.

Braunschweig, 23. März. Ein Erlaß des Prinzen Albrecht, Regenten von Braunschweig ermächtigt den Justizminister, solchem zu Frei­heitsstrafen verurteilten Personen, hinsichtlich deren bei längerer guter Führer eine Begnadig­ung in Aussicht genommen werden kann, Aus­setzung der Strafvollstreckung zu bewilligen. Diese Ermächtigung soll jedoch vornehmlich nur erstmals verurteilten Personen unter 18 Jahren, gegen welche nicht eine längere als 6monatige Strafe verhängt ist, zu gute kommen.

München, 22. März. Der Prozeß gegen die Stiftsoberin Elise v. Heusler, der ohnehin!

Die rechte Erbt».

Roman von I. Pia.

Nachdruck verboten

Gekränkt von Irmas Zurückweisung, sprach der Oberst jetzt mit dem Eifer eines leidenschaft­lich Liebenden. Irmas Widerstand reizte ihn mehr denn je, seine Absicht zu erreichen, und von dem dringenden Wunsch beseelt, sie samt ihres Vermögens zu gewinnen, übersah er gern den fatalen Vorfall im Billardzimmer, der ihn für den Augenblick so außer Fassung gebracht hatte.

Eine Minute schien Irma mit sich zu Rate zu gehen.

Wenn ich doch erklären körnte" Hub sic zögernd an.

Aber liebes Kind, so vertraue» Sie mir doch! es kann doch keine unüberwindliche Schranke sein"

O doch, das ist's ja eben!"

Wollen Sie mir denn nicht sagen, was es ist!"

Gut," Hub sie nach kurzem Ueberlegen an, alles kann ich Ihnen nicht sagen; aber das Eine sollen Sie wissen, was es mir unmöglich macht, mir Ihren Antrag auch nur zu überlegen. Wenn ich Ihnen dies Eine sage, wollen Sie mir dann Ihr Wort geben,llaß Sie nicht mit weiteren Fragen in mich dringen, noch versuchen wollen, mehr zu erfahren, als ich Ihnen sage?"

Das verspreche ich Ihnen auf mein Ehren­wort!"

Also: ich kann nie daran denken, die Ihre zu werden, weil ich einem Anderen versprochen habe, ibn zu heiraten, sobald ich mein einund- zwanzigstes Jahr erreicht habe".

In dem Augenblick kehrte Dr. Härtner mit dem Gewünschten zu Klementine zurück. Diese aber, ärgerlich von der nebenangeführten Unter­haltung nichts mehr hören zu können, stand un- Wirrisch auf und begab sich wieder in den Saal

zurück. Ihr Begleiter folgte ihr und beide tanzten einen Galopp.

Nach einiger Zeit, als sie grade ausruhcnd an eine der Türe lehnten, kamen der Oberst und Irma Arm in Arni aus dem Buffetzimmer. Irma erschien weder aufgeregt noch unglücklich und ihr Begleiter machte, wie er sich so lächelnd zu ihr niederbeugte, keineswegs den Eindruck eines zurückgewieselien Verehrers.

Wie", dachte Klementine,sollte sie ihm trotz allem, was sie ihm gesagt hat, schließlich ihr Jawort gegeben haben? war es vielleicht nur eine Lisi von ihr gewesen, ihn zu seiner Werbung »lehr anzuspornen, ihm die Scene in dem Billardzimmer dadurch schneller vergessen zu machen?"

Finster zogen sich jetzt Klementinens Braunen zusammen.

O nein, dieses erbärmliche Ding sollte nicht über sie triumphieren; sollte ihr nicht erst Dülzens Herz stehlen und dann eine so glänzende Heirat machen! Sicher hat der Oberst nicht die entfernteste Ahnung davon, was für eine Art Mensch Anspruch auf ihre Liebe gemacht hat. Warum noch zögern? Warum dem Baron nicht den reinen Wein einschenken über dieses Mädchen, das er zu seiner Tochter erhoben hatte! Ja, morgen sollte er alles erfahren!"

16.

Sie können Papa heute nicht sehen, Kle­mentine".

Ich muß ihn sehen! Bitte, lassen Sie mich vorbei!"

Aber ich sage Ihnen, es ist ganz unmög­lich!" versetzte Irma, die Augen voll Tränen.. Vor kaum einer Stunde wurde er plötzlich sehr krank; jetzt ist Doktor Kumbach bei ihm!"

um so mehr Grund, daß ich ihn ohne zu Zögern sprechet! Muß. Ich habe ihm etwas von größter Wichtigkeit zu sagen, über meine eigenen Angelegenheiten kurz, etwas betreffs meiner Heirat".

Liebste Klementine, Sie wissen nicht, wie

! kraut mein auner Vater ist! er hat einen furchtbaren Herzkrampf gehabt, daß Ihre Tante und sein Diener in der ersten Minute nicht anders glaubten, als er sei tot. Gott sei Dank ist er wieder zu sich gekommen und scheint sich etwas besser zu befinden. Auch ich habe ihn noch nicht sehen dürfen und warte hier nur, bis der Arzt herauskommt, um von diesem zu hören, wie es geht."

So werde auch hier warten."

Klementine hatte, wie sie das meist zu tun pflegte, in ih.em Zimmer gesrühstückt, und in­folgedessen noch gar nichts von des Barons schwerer Erkrankung erfahren.

Da derselbe für gewöhnlich, noch bevor er zum Frühstück herabkam, allerhand Geschäftliches in seinem Arbeitszimmer erledigte, hatte sie ihn da erwarten und über seine Tochter mit ihm re­den wollen.

Es machte sie daher nicht wenig betroffen, als sie hörte, er sei zu krank, um sie sprechen zu kommen, trotzdem aber war sie fest entschlossen, ihren Vorsatz um jeden Preis auszuführen.

Irma stand mit bekümmertem Gesicht an dem einen Fenster, während ihr Träne auf Träne über das Gesicht rann, indes Klementine an dem anderen Fenster mit ihren Fingern auf die Scheiben trommelte.

Keine von ihnen sprach ein Wort.

Endlich tat die Türe sich auf und der Doktor trat mit sehr ernster Miene aus dem Kranken­zimmer.

Ich fürchte, Ihr Vater ist sehr krank, mein Kind", sagte er, Irmas zitternde Hände zärt« lich in der seinen nehmend.

Aber er wird doch wieder gesund werden ach, Herr Doktor, sagen Sie mir, daß er wieder gesund wird!" schluchzte Irma mit tränen» überströmten Gesicht.

Mein liebes Fräulein, das vermag weder ich, noch irgend ein Mensch mit Bestimmtheit M sagen. Es geht ein klein wenig besser, als vor einer Stunde, und wo noch Leben ist, da ist