Das erste Bataillon wird lt. Frkf. Ztg. in den bisher vom 2. Bataillon belegten Räumen unterbracht werden.
Ans Hessen, l7. März. (Die neue Agrarpartei.) In der Cirkus Busch-Versammlung des Bundes der Landwirte hatte bekanntlich Herr von Oldenburg-Januschau die Gründung einer großer Agrarpartei angekündigt, indem er erklärt, „die agrarische Frage wird erst gelost werden, wenn es gelingt, im Reichstage eine Partei zu schaffen, wie das Zentrum, die rücksichtslos und zielbewußt für die eine Forderung einlritt." Mit dieser Gründung scheint jetzt der Anfang gemacht zu werden in der zweiten hessischen Kammer. Dort ist eine neue Fraktion die „Wirtschaftliche Vereinigung" gegründet. Ihre Mitglieder stehen auf dem Boden des Bundes der Landwirte und bezwecken, wie sie behaupten, unter Wahrung der Verfassung, alle Interessen des Bauern- und Mittelstandes gemeinsam zu fördern.
Der deutscheKronprinz ist nach ans Luxorin Berlin eingetroffener telegraphischer Meldung dort an den Masern erkrankt. Der Verlauf der Krankheit ist bisher normal. — Die Besserung in dem Befinden des Prinzen Eitel Friedrich hält an.
Der Kronprinz von Sachsen wird am 19. März nach Neapel abreisen.
Eine adelige Giftmörderin? Wie dem Berliner Tagblatt aus Darmstadt telegraphiert wird, wurde die Baronin vonSeckeldorf-Rüsfels- heim unter dem Verdacht des Giftmordes verhaftet.
Brüssel, 14. März. Ueber die Art und Weise, wie die hier noch immer ihr Anwesentreibenden Mädchenhändler mitunter Vorgehen, wußte eine junge Brüffelerin der hiesigen Polizei folgendes mitzuteilen. Die Betreffende ging vor einiger Zeit über die Straße, als sie von drei fein gekleideten Herren angeredet wurde, die ihr eine vortreffliche Stelle in Aussicht stellten und sie dann überredete», ihnen Behufs weiterer Abmachungen nach einem Cafe zu folgen, woselbst sie eine kleine Erfrischung zu sich nahm. Kaum vor sie wieder auf die Straße getreten, als es ihr mit einem Uebel unwohl wurde, und gleich darauf fiel sie in Ohnmacht. Wieder zum Bewußtsein zurückgekehrt, bemerkte sie zu ihrem Schrecken, daß sie sich in dem nach Ostende
fahrende Expreßzuge befand, und zwar in Gesellschaft einer jener drei Herren, der sie indessen zu beruhigen wußte und sie in Ostende zu einem kleinen Ausfluge auf die See veranlaßte. Dieser Ausflug dehnte sich indessen bis Dover und von da weiter bis London aus, er der Herr sie nach einem abgelegenem Hause brachte, dessen Charkter ihr nur zu bald klar wurde. Sie wollte dasselbe sofort wieder verlassen, aber man hielt sie gewaltsam dort zurück, und erst nach 8 Tagen gelang es ihr zu entfliehen, nachdem die Hausherrin sie inzwischen um ihre sämtlichen Schmucksachen bestohlen hat. Durch Vermittlung des belgischen Gewaltkonsuls in London konnte sie dann die Rückreise nach Brüssel antreten. Die hiesige Polizei ist jetzt eifrig auf der Suche nach den beiden Helferhelfern jenes Herrn, doch ist es dahier noch nicht geglückt, eine Spur von ihnen zu entdecken.
Potsdam, 17. März. In der vergangenen Nacht vergiftete sich in einem hiesigen Hotel ein Arzt und eine Schwester vom roten Kreuz mit Morphium. Beide waren von außerhalb zugereist.
Bern, 16. März. Bei der heutigen Volksabstimmung über den neuen Zolltarif, welcher d e Grundlage für die künftigen Handelsvertragsverhandlungen bilden soll,wurden329000Stimmen für, 222000 gegen den Tarif abgegeben.
Wien, 16. März. Der Edelsteinagent Adolf Daube, der den Handel zwischen Wiener Juwelieren und Frankfurter und Antwerpens Edelsteinhändlern vermittelt, ist lt. Frkf. Ztg. nach Unterschlagung von Juwelen im Werte von 180,000 Kronen geflüchtet. Die Firma Nathan Marcus. Oppenheim, Nachfolger in Frankfurt, ist um Juwelen im Werte von 8000 Mark geschädigt worden.
Wien, 16. März. Heute nachmittag fand hier der dritten internationalen Automobilausstellung durch den Protektor Erzherzog Franz Salvator statt.
Norddeutscher Lloyd. Der Aufsichtsrat hat nunmehr den Beschluß gefaßt, keine Dividende zu verteilen gegen 6 Prozent im Vorjahr.
New-Iork, 16. März. Die erste Rate der Entschädigung Venezuelas an Deutschland ist nach der Frkf. Ztg. im venezolanischen Schutzamte in Bar flüssig gemacht worden.
Neue Transvalanleih«. Wie mitgeteilt
wurde, wird diese neue Anleihe voraussichtlich erst gegen Ende des nächsten Monats an den Marti, kommen. Es wird gehofft, daß bis dahin eine Erleichterung des Geldmarktes eingetreten ist. Lei der Anleihe handelt es sich um einen Betrag von 35 MM. Pfund Sterling.
Wien, 16. Murz. Aus Gmunden wird laut Frkf. Ztg. gemeldet: Die Familie des Herzogs von Cumberland ist Mittwoch au§ Kopenhagen nach hier zurückgekehrt. Von zu- verlässiger Seite wird versichert, der Herzog hält unabänderlich an dem Standpunkt seines Vaters fest, daß ohne Rückgabe Hannnovers keine Ver» söhung mit Preußen möglich sei. Alle Gerüchte über Heiratsprojekte und Tronentsagung werden hier als unwahr bezeichnet.
(Aussöhnung mit Haus Cumberland?) Die Gerüchte, daß anläßlich der bevorstehenden Reise Kaiser Wilhelms eine Aussöhnung mit dem Hause Cumberland angeblich in Frage stehe, die durch die Verlobung des deutschen Kronprinzen mit einer Tochter des Herzogs von Cumberband besiegelt werden sollte, erhalten sich trotz aller Dementi. So veröffentlicht das Berliner Tageblatt eine mit Vorbehalt aufzunehmende Darstellung, wonach der Kaiser einen versöhnlich gehaltenen Brief an die Herzogin Thyra von Cumberland gerichtet habe um eine Familien- Beziehung anzubahnen. Die Herzogin habe auch ihren Gemahl zu einer Reise nach Kopenhagen bewogen, wo am 35. Geburtstage des Königs Christian und in Gegenwart der anwesenden Familien-Mitglieder und des Kaisers die Verlobung des deutschen Kronprinzen mit der Prinzessin Alexandra von Cumberland angeblich proklamiert werden sollte. Es sei ferner beabsichtigt gewesen, den Prinzen Georg Wilhelm von Cumberland den Tron des Herzogtums Braunschweig zu überweisen, da Prinzregent Albrecht schon längere Zeit regierungsmüde und kränklich sei. Am Braunschweiger Hofe soll man von allem unterrichtet sein und Personal-Veränderungen in allen Aemtern ständen daselbst schon längere Zeit bevor. Der Herzog von Cumberland habe aber in Kopenhagen plötzlich seine Gesinnung geändert. Er halte jetzt eine Versöhnung mit Preußen unter Anerkennung der heutigen Verhältnisse für unmöglich. Die Erkrankung seines Sohnes sei nur ein Vorwand ;ur Abreise nach Gmunden gewesen.
Die rechte Erlim.
Ronian von I. Pia.
Nachdruck verboten
Welch' entsetzliche Scene konnte sich vielleicht hier vor Irmas Augen auf den Stufen von ihres Vaters Hause zwischen Anton Mertens und Dülzen abspielen!
Denn wie sie Mertens kannte, fürchtete sie mit Recht, daß derselbe Waffen bei sich führte und nicht zaudern würde, seine mörderischen Drohungen auszuführen.
Schnell entschlossen faßte sie ihn an Leiden Schultern, schob ihn noch mehr in den tiefen Schatten zurück, und so sich vor ihn stellend, daß sie mit ihrer Gestalt den Näherkommenden vor seinen Blicken verbarg, sagte sie hastig: „Wenn Du jetzt gehen willst — sofort — ohne Zögern — und mich bis zu meinem Geburtstag in Ruhe lassen und bis dahin nicht wiederkommen willst — bin ich bereit. Dir alles zu schwören!"
„Duwolltest—?! — Willst mir schwören, meine Frau zu werden?"
„Ja, ja — alles, was Du willst! — Nur geh' ohne Zögern — ohne noch ein Wort, ohne noch einen Blick — nur geh!"
„Schwöre meine Frau werden zu wollen!"
„Ja — ich schwöre es! stieß sie, halb von Sinnen, vor Angst hervor.
Mit kurzem triumphierenden Lachen wandte Mertens sich ohne ein weiteres Wort zum Gehen und war in der nächsten Sekunde im tiesen Schatten der Mauer verschwunden.
Aber die letzten zwei Sätze — die letzte Frage und die letzte Antwort waren von Dülzen deutlich vernommen worden.
, ..Ich fürchte, eine Unterredung sehr interessanter Art unterbrochen zu haben", Hub dr im Tone kalter Höflichkeit an, als er aber sah, wie Irmas schlanke Gestalt plötzlich schwankte, wie sie sich an der niederen Mauer der Veranda Mützen wollte, jedoch, an allen Gliedern zitternd,
erkälten, Irma.
gegen dieselbe zurückcaumette, waren seine Stimmt^ und Wesen niit einem Male wie umgewandelt.
„Gerechter Gott!" rief er ungestüm, „Irma was haben Sie? — Was ist geschehen? — O, wie konnten sie aber auch — so leicht gekleidet
— sich in die kalte Luft herauswagen!"
Schnell hüllte er sie in den Mantel, den er
ihr — fürchtend, daß sie in ihrer Aufregung nicht daran gedacht hatte, wie sie ins Freie ging eine wärmende Umhüllung umzunehmen — hatte bringen wollen.
„Sie können sich zu Tode
— Kommen Sie schnell!"
Hastig führte er sie durch eine kleine Seitentüre in das Haus nach einem Zimmer, das nach dem Tode von des Barons Sohn wenig benutzt wurde. Cr zündete ein paar Lichter an, die auf dem Kamin standen, und Irma, ihr Gesicht mit beiden Händen bedeckend sank kraftlos auf einen Stuhl.
Eine Minute lang beobachtete Dülzen sie schweigend. Auf seinen Zügen prägten sich Kummer, Enttäuschung, und vor Allem ein Ausdruck schmerzloser Ratlosigkeit aus.
„Irma", Hub er endlich in mildem, weichem Tone an, „ich muß Sie um Verzeihung bitten. Wider willen war ich Zeuge eines Geheimnisses, das wohl nicht für meine Ohren bestimmt war. Ich — ich hörte die letzten Worte eines Mannes, mit dem Sie sprachen und — dann auch die Ihrigen".
„Sie hörten sie?" stammelte Irma, indem sie ihr totenbleiches Gesicht zu ihm erhob.
„Doq seien Sie versichert", fuhr er hastig fort, „was ich gehört habe, ist Mir heilig, nie wird ein Wort davon über Meine Lippen kommen, ja, wenn möglich — wenn es mir noch möglich ist —" fügte' er mit zitternder Stimme hiezu, „sollen sie auch ganz alls meinem Gedächtnis schwinden".
Sie erwiderte nichts. Hilflos Und tiesutt- alücklich ließ sie den Kopf wieder in die Hände sinken. So lange sie sich ihm weder zu er
klären, noch vor ihm zu entschuldigen vermochte, konnte sie es ja auch nicht ändern, was er von ihr dachte.
„Irma", Hub er wieder an, nachdem er vergebens auf eine Antwort von ihr gewartet hatte, „Irma wollen Sie mir nicht Ihr Vertrauen schenken? — Versprachen Sie mir nicht vor langer Zeit, ich sollte ihr Freund sein? — Sie haben Kummer — großen Kummer — kann ich Ihnen nicht helfen? Ich glaube, daß Sie jetzt in ihrer Lage einen treuen Freund brauchen. — Wenn Siemir doch vertrauen wollten. — Hier habe ich Ihnen das gebracht, was Ihnen vorhin so unpasfenderweise im Billardzimmer gegeben wurde. Wollen Sie mir nicht sagen, was diese Dinge bedeuten? Warum diese welke Blume und diese zwei geheimnißvollen Worte Sie so außer aller Fassung brachten?"
Einen Moment sah sie auf, warf einen trüben Blick aus die Blume und ließ den Kopf wieder sinken.
„Das kann ich Ihnen nicht erklären", sagte sie kraftlos.
Dülzen seufzte. Was sollte er tun? —
„Irma, lieben Sie diesen Mann, der sie soeben verließ?" fragte er dann nach kurzem Schweigen.
Sie hob schnell den Kopf.
„Ihn lieben?" wiederholte sie mit blassem, schmerzverzogenem Gesicht; — „das können Sie — Sie mich fragen?" stieß sie plötzlich mit wild hervorbrechender Leidenschaft aus, „o, daß ist zu hart!"
Wie jetzt ihre schönen Augen sich mit Tränen füllten und langsam über die farblosen Wangen rannen, verlor Dülzen den letzten Rest von Ruhe und Selbstbeherrschung. Bor ihr auf die Knies sinkend, schloß er ihre schlanke Gestalt ungestüm in die Arme, während sein Herz sich in wilden leidenschaftlichen Worten Luft machte.
„Irma — einzig Geliebte — weinen Sie nicht mehr — es bricht mir das Herz, Sie so unglücklich ru sehen! Mein Leben möckte ick