Newyork, 13. März. Präsident Roosevelt beabsichtigt eine Extrasessivn des ganzen Kongresses einzuberufen, um eine rechtzeitige Gesetzgebung zu erlangen, damit die Cubaner die diesjährige Zuckerernte hier unterbringen können.
Pietermaritzbustg, 14. März. Eine hier verkündete Proklamation vom 12. ds. begnadigt alle Einwohner Natals und des Zululandes, die des Hochverrats und anderer Vergehen angeklagt worden sind, soweit sie noch nicht abgeurteilt sind.
Verschicdrttks.
(Die Heimsuchung einer Präsidentin.) Frau Theodor Roosevelt wurde letzthin krank infolge der ununterbrochenen Strapazen, die das gesellige Leben in Washington ihr seit November auferlegt hat. Folgende Liste zeigt, welche Last des „Vergnügens" seit jener Zeit auf ihr gerut hat: Hausgäste empfangen 200; Mittagsgesellschaften gegeben 36; Durchschnittszahl der Gäste bei jeder Mittagsgffellschast 20; Frühstücksgäste 50; Gäste zum 2. Frühstück 275; Staatsdiners 3; Durchschnittszahl der Gäste bei den Staatsdiners 90; besuchte Kabinettsdiners 3; musikalische Unterhaltungen gegebenO; Durchschnittszahl der Gäste dabei 300; Gesamtzahl der Gäste bei den musikalischen Unterhaltungen 1800; Staatsempfänge 5; von ihr begrüßte Gäste beim Neujahrsempfang 8000; Gäste bei 4 anderen Staatsempfängen 7200; Nachmittagsempfänge, die Mrs.Rvosevelt gegeben hat, 5; Durchschnittszahl der Gäste bei jedem Nachmittagsempfang 1200; Gesamtzahl der Gäste bei den Nachmittagsempfängen 6000; Gäste, die ins blaue Zimmer eingeladen und nach den Staatsempfängen bewirtet wurden, 1500 .... Das genügt!
(Heiraten oder nicht heiraten? E n amerikanischer Berichterstatter, der an mehrere hundertjährige Männer die Frage richtete, was man tun müsse, um recht alt zu werden, erhielt von dem einen die Antwort: „Legen Sie sich frühzeitig zu Bett, trinken Sie keine geistigen Getränke, heiraten Sie nicht und ärgern Sie sich nicht." Der andere aber sagte: „Wollen Sie 100 Jahre alt werden, so stehen Sie mit der Sonne auf,
arbeiten Sie viel und heiraten Sie jung". Rabelais sagte: „Heiraten Sie, Sie tun wohl daran — heiraten Sie nicht, das wird besser sein." (Im Grunde sagt der Apostel Paulus das Gleiche). Wir erinnern bei dieser Gelegenheit an das witzige Wort des Wiener Feuilletonisten Spitzer: „Ich war leider nie verheiratet und bin es, Gott sei Dank, noch immer nicht!"
Der neue Bismarck. Wenn noch jemand, so melden Berliner Blätter, gezweifelt haben sollte, daß der jetzige Kanzler ein neu aufgelegter Bismarck ist, so ist dieser Zweifel endgiltig gehoben. Hatte der erste Kanzler seine Bismarckheringe, so verkünden jetzt den Ruhm des vierten Kanzlers die Bülowheringe, die — ein Zeichen der Bescheidenheit — erheblich kleiner sind als ihre Vorgänger. Im Annoncenteil verschiedener Berliner Blätter liestj.man dieses Inserat eines hiesigen großen Warenhauses:
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Mit MenehmWuiq Sr. Exz t> Hin Neichsk.>nfle>«
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(Ein Denkmal habe ich mir errichtet, dauernder als Erz) mochte der vierte Kanzler im Geist zitieren, als er durch einen Federzug den pikanten und delikaten Bülow-Hering schuf. >
— Schlachtvieh- und Fleischbeschau.
Am 1. April dieses Jahres tritt laut Verordnung vom 16. Februar 1902 das Gesetz über die Schlachtvieh- und Fleischbeschau in allen deutschen Bundesstaaten in Kraft. Das ganze Deutsche Reich wird in Schaubezirke eingeteilt und jede Gemeinde muß mindestens 4 Stempel, «) für untaugliches Fleisch, b) für minderwertiges Fleisch, >) für taugliches Fleisch, d) für bedingt taugliches Fleisch anschaffen, und falls nötig, auch je einen Stempel für Pferdefleisch und für Hundefleisch. Diese Stempel müssen eine bestimmte, vom Gesetz vorgeschriebene Form haben und werden in vorschriftsmäßiger Ausführung sowohl in Kautschuk als auch in Messing von der bekannten Stempelfabrik Firma Oscar Sperling Leipzig-R., Brummest raße 1, geliefert, die fast in allen Städten Deutschlands Vertreter hat.
Kalidüngung zu Hafer.
Da sich die Preis« für Hafer in den letzten Jahren immer noch veihälimSmähig am günstiftstcn von allen Körnerfrüch« «en tzehalien haben, ist auf den Anbau dieser Fruchl ein -höhere« Gewicht gelegt worden. Er mag auch daher kommen, weil sich der Landwirt einbildet, der Hafer bedürfe besondere Pflege nicht, er sei zufrieden, wenn er al« abtragende Frucht im letzten Jahr« nach der Stallmistdüngung angebaut würde und höchstens ein paar Pfund Cchilisalpeter zum Treiben bekäme. Nun mag i» da« in gewisser Beziehung richtig sein, allerdings hat der Hafer die Fähigkeit aus den verborgensten Ouelen des Bodens sich die ihm zum Aufbau nötigen Pflanzen-Nährstofse heranzuziehen, aber dennoch ist er wie keine a-dere Pflanze dankbar für eine zweckmäßig gebotene, Kunstdüngung. Die Steigerung der Ernteer- tiäge ist ganz außerordentlich, wenn man ihn zweckmäßig mit Kali neben den sonstigen Kunstdüngcrarten versorgt. Eine einseitige Düngung von Phosphorsäure und besonder« Stickstoff, wie sie leider allerorts geübt wird, giebt viel Stroh und ist in sehr vielen Fällen die Hauptursache der Lagerung de- Getreides. Man kan» aber sehr wohl eine hohe Stickstoffgabe geben, wenn man daneben Kalidüngung, sei es in Kaimt oder 40prozenti- gcm Kalidüngsalz, anw ndet, welche einen kräftigen Halm erzeugt und so der Lagerung entgegentriit Um sich über diese Verhältnisse Gewißheit zu verschaffen führte der Lindenbauer Herr Jos. Fuchs zu Böhmenkirch einen Düngungsversuch au«, indem er einmal nur Phosphorsäure in Stickstoff, daneben ab r auf einer nbern Fläche außer diesen andern allgemein verbreiteten Kunstdüngern noch 480 Pfd. pro Morgen Kainit gab. Er erntete auf dem Morgen ohne Kalidüngung ILeinhalb C>r., mit Kalidüngung aber 18einhalb Ckr, Haferkörner, dem Körnermehrertrag von demnach 6 Ctr, entsprach auch ein mehr an Stroh von lleinvie tel Ctr.. Der Lersuchnachsteller berichtet außerdem noch, daß auf dem mit Kali gedüngten Parzellen der Hederich sehr zurückgetreten sei.
Für unsere Hausfrauen.
Es ist wichtig zu wissen, daß die in jeder guten Küche geschätzte Maggi-Würze, auch wenn die Flasche offen steht, von unbegrenzter Halt-, barkeit ist. Der jeder Originalflasche beigegebene Würzesparer (gläsernes Röhrchen), der eine bequeme, tropfenweise Verwendung der Maggi- Würze ermöglicht, kann daher dauernd an Stelle des Korkes auf der Flasche belassen werden.
Gedanken-Splitter
Die meisten Menschen haben ziveierlei Meiringen die eine, die sie aussprechen, und eine, die sie für sich behalten.
Die rechte Griff».
Roman von I. Pia.
Nachdruck verboten
Wieder ergriff Anton Mertens unsanft Irmas Hand und zog sie voll blinder Wut unsanft näher zu sich heran.
„Und das wagst Du mir zu sage.»?" herrschte er sie an, „Du wagst es mir zu sagen, wie schlecht und verderbt Du im Grunde Deines Herzens sein mußt? — Du allein hast Dich ver- ändert, sonst nichts; Du bist eine Andere geworden, weil Du an Geld und Luxus, an diesen denen Juwelen hängst! Das Geld ist's, das Dich umgewandelt und Deine Liebe zu mir erstickt hat, der es ehrlich mit Dir gemeint und Dich von Deiner frühesten Jugend an lieb gehabt hat!"
„O nein, Anton, das ist es wirklich gar nicht!"
„Ich hätte es mir ja denken können", fuhr der fanatische Mensch, ihrer Worte nicht achtend fort. „Du hast weder mir noch Denen je einmal geschrieben, die Dich wie ihr eigen Kind hielten."
„Es war mir verboten, ihnen zu schreiben; einmal aber gelang es mir, ihnen heimlich einen Brief zusenden; doch sie antworteten mir nicht und es hat mich sehr, betrübt als ich von ihrem Tode hörte. Weshalb aber hätte ich Dir schreiben sollen?"
„Wie? Du hättest mir, Deinem Bräutigam nicht schreiben sollen?"
„Ich war Deine Braut nicht. Das war nur eine Idee von Dir, Anton, daß Du mich heiraten wolltest und ich war damals ein Kind, ein unmündiges Mädchen und kannte die Rechte nicht, die mein Vater, der Baron an mich hatte. -- Ich kann Dich nicht heiraten I" fand sie endlich den Mut ihm zu sagen.
„Wie? So leugnest Du Dein mir gegebenes Versprechen ab? Hast Du denn die Blume nicht erhalten, die Du mir selbst als Pfand
igaöst? Hat die Dame Dir sie nicht ausge- händigt?"
„O ja; aber das ändert nichts; ich bitte Dich, gieb es endlich auf, ich kann Dich nicht, heiraten."
„Aha, jetzt sehe ich, wie es mit Dir steht" erwiderte er, indem er ihre Hand heftig fort- schleuderte, „es ist ein Anderer zwischen uns getreten! Dacht' ich es mir doch, als ich Dich in so eifrigem Gespräch mit ihm sah. Aber ich sage Dir, Irma, so wahr ein Gott über uns lebt, ich töte diesen Menschen, der Dich mir geraubt hat!"
Das arme Mädchen zitterte jetzt am ganzen Körper.
„Nein, nein, Anton, — glaube mir, —Du irrst Dich — es hat kein Mann damit zu tun. Wenn Du doch nur vernünftig sein und begreifen wolltest —"
Verzweiflungsvoll rang sie die Hände; fast meinte sie, es wäre besser, sich mit Mertens zu einigen, lieber in das entsetzlichste Loos sich schicken, als den, den sie liebte, der Rache dieses entsetzlichen Menschen preiszugeben. Dülzen konnte ja doch nie der Ihre werden; eine weite Kluft trennte sie von dem, an dem sie mit jeder Faser ihres Herzens hing.
„Was liegt da noch daran, was aus mir wird?" dachte sie. So lange, wie er geborgen und glücklich ist, kümmert mein eigenes Los mich wenig.
Von der Stunde an, wo er heiratet, hat ja das Leben keinen Reiz mehr für mich; Und so lange ich drohendes Unglück von ihm abwenden kann, mag aus mir dann werden, was da will!"
Ja» der Gedanke» sich dem Geliebten zu opfern, hatte einen gewissen Retz für ihre romantisch angelegte Seele, wenn ec auch nie erführe daß er ihr die Erhaltung seines Lebens zu danken hätte.
Plötzlich überkam sie eine seltsame Ruhe
die Ruhe der Verzweiflung.
„Sieh, Anton", Hub sie au, „hast Du mir uicht versprochen, bis zu meinem einunnzwanzig- sten Jahre zu warten? — Es fehlen noch drei Monat bis zu meinem Geburtstag; wie Du siehst, bist Du es, — nicht ich — der unserem Bündnis untreu wird; so lange ich nicht mündig bin, kann ich auch Nichtstun. Gehe jetzt Deines Weges und laß mich wenigstens das nächste Vierteljahr noch in Ruhe".
„Dann willst Du mich heiraten?" rief Mertens froh errregt.
„Dann werde ich meinem Vater von meinem Dir gegebenen Worte sagen".
„Und willst meine Frau werden?" frug er nochmals hastig.
Da vernahm Irma ein schwaches Geräusch hinter sich, und wie sie schnell den Kopf wandte, sah sie zu ihrem größten Schrecken Dülzen, mit einem Mantel über dem Arm, die Veranda- stufen Herabkommen und langsam auf sie zuschreiten.
Sie fühlte, daß sein Blick auf ihr ruhte.
Mertens aber sah ihn nicht, seine Augen waren mit wilder, verzehrender Leidenschaft starr auf Irma gerichtet; er sah nur sie — er hörte nichts, als was sie zu ihm sprach.
„Dann willst Du mich heiraten? — Willst Du mir das zuschwören? drängte er immer wieder.
Sie hörte, wie die auf dem leichtgefrorenen Boden deutlich widexhallenden Schritte näher und näher kamen, — noch eiue Minute und Mertens mußte, so sehr der in den einen Gedanken vertieft war, doch Dülzen gewahr werden. Noch hatte er ihn nicht gesehen, und Dülzen mochte wohl noch nicht bemerkt haben, daß zwei Gestalten es waren, chie da im Schatten standen.
Tiefste Seelenangst überkam Irma bei dem Gedanken, was werden würde, wenn diese beide Männer hier feindlich aneinander gerieten.
(Fortsetzung folgt.)