Rottenburg, 12. März. Bei Rottenburg- Kiebingen geht eine Wasserkraftanlage, verbunden mit Elektrizitätswerk ihrer Vollendung entgegen, die, wenn vollständig ausgebaut mit einer Maximalleistung von 1500 Pferdestärken die größte Wasserwerksanlage in Württemberg werden wird. Bauunternehmer Baresel hatte die Grall- und Wafserbauarbeiten übernehmen übernommen, Maschinenfabrik Geislingen lieferte die Eisenkonstruktion des Wehrs nach Plänen von Professor Maurer, Voith in Heidenheim, die Turbinen und zwar seine rühmlich bekannte Spezialität, System, „Francis". Oskar v. Miller, München, ein hervorragender Fachmann auf dem Gebiete der Elektrotechnik, namentlich bekannt durch die noch seinem Projekt ausgeführte Kraftübertragung von Lausten a. N. nach Frankfurt a. M., anläßlich der Ausstellung 1891, hielt unlängst einen Vortrag, in welchem er die wirtschaftliche Bedeutung der Ausnutzung von Naturkräften durch elektrische Uebertragung ganz besonders hervorhob. Im ganzen sind zur Zeit in Deutschland und Oesterreich Wasserkräfte mit ca. 180,000 Pferdestärken verwendet. Für die Schweiz wird die Zahl auf 160,000 Pferdestärken und für Schweden auf 200,000 Pferdestärken angegeben, während Nordamerika Wasserkräfte mit ca. 400,000 -Pferdestärken für elektrische Betriebe verwende. Die Gesamtleistung der zur Zeit mit Wasserkraft betriebenen Elektrizitätswerke der Welt schätzt man auf 2 Millionen Pferdekräfte.
Walzmühle Ludwigshafen. Der Auf- sichtsrat beschloß in seiner heutigen Sitzung, der auf den 7. April einzuladenden Generalversammlung die Verteilung einer Dividende von 8 proz. 7 proz. im Vorj.) vorzuschlagen.
Ludwigshafen, 14. März. Ein „Bubenkrieg schreibt die Bad. Ztg. berichtet in der heutigen Nummer: Die Buben der nördlichen Stadtteils leben mit den Altersgenossen des Stadtteils Friesenheim seit langem in beständiger Fehoe und an schulfreien Tagen kommt es auch ab und zu zu einer „Schlacht" zwischen und feindlichen Parteien. So auch wieder am gestrigen Nachmittag. In einer Stärke von etwa dreihundert Köpfen standen sich die Gegner auf dem Kampfplatz am unteren Rheindamm hinter der Silbermann'schen Fabrik einander gegenüber. Sie bombardierten sich gegenseitig mit Steinen, dazwischenhinein forderten einige besonders Waghalsige die Gegner zum Faustkampf heraus, worüber sich eine regelrechte Balgerei entwickelte und es auch Hiebe absetzte. Um die Sache recht ernst zu machen, zogen einige der Kämpfenden das Messer, um ans die Feinde loszugehen, anderen feuerten mit sog. Schießeisen Schüsse ab. Das dürre Gras wurde angezündet und der Rauch der brennenden Grasfläche zog sich weithin über den Rhein. Schließlich aber erschienen Schutzleute und Gendarmen auf dem Schlachtfeld, welche dem wilden Treiben rasch ein Ziel setzten, die Schießeisen und Messer beschlagnahmten und die Namen der Haupträdelsführer, der Rufer im Streite, patrollierten.
Tuttlingen, 11. März. Die Leiche des heute früh auf dem hiesigen Hauptbahnhof verunglückten Benediktinerpaters Aloysius Vor- walder gebürtig aus Nöttingen bei Bopfingen, wurde heute Nachmittag ins Kloster Beuron übergeführt, woselbst die Beerdigung stattfindet.
Tuttlingen, 13. März, lieber den bereits gemeldeten Unfall auf dem hiesigen Bahnhof ist von seiten der Betriebsinspektion Untersuchung eingeleitet worden. Wie man hört, hat der von Jmmendingen kurz vor 7 Uhr eintreffende Arbeiterzug beim Einfahren das Maß der ihm zu stehenden Geschwindigkeit überschritten, auch soll er zu weit, vorgefahren sein.
Göppingen, 14. März. Die Unterschlagungen des Gehilfen Scheerer bei der hiesigen Oberamtssparkaste belaufen sich nach neuer 2 Feststellungen auf 1700 Mk. und gehen überen Jahre zurück. Man wundert sich, daß die Betrügereien eines untergeordneten Beamten so lange unentdeckt bleiben konnten.
Gaildorf, 11. März. Fischeretsache. Durch den hiesigen Fischerverein, der sich seit einer Reihe von Jahren den rationellen Betrieb der Fischzucht angelegen sein läßt, werden zur Zeit im Kocher und seinen Nebenbächen 5000 Stück junge Aale, ebensovieleKarpfen und 9000 Forellen eingesetzt. Die in den letzten Jahren gemachten
Erfahrungen haben bewiesen, daß in genannten Gewässern alle Bedingungen des normalen Gedeihens dieser Fischarten vorhanden sind.
Crailsheim, 13. März. Beim Spielen auf einer Langholzbeuge auf dem Babnhof Jagst- heim kamen 2 Knaben, 4- und 6jährige durch das Rollen der Stämme unter dieselben und wurden übel zugerichtet: der ältere Knabe ist bereits gestorben.
lllm, 13. März. Von einem schrecklichen Vorfall wird aus Vellenberg gemeldet. Offenbar in einem Anfall von Geistesstörung erschlug dort der 35jähriger Söldner Wilh. Weikmann seinen Stiefvater Anton Matches und seine leibliche Mutter. Die Leiche des elfteren zerhieb derselbe bis zur Unkenntlichkeit, und richtete dann unter dem Viehbestand seiner Eltern großen Schaden an.
Ha gendingen. 13. März. In der hiesigen Fabrik der Singen-Lothringer Werke wurde in der letzten Nacht das Aufsichtsratsmitglied der Werke, der frühere Direktor Fö lser von Dieben, die er in seinem Bureau überraschte, ermordet. Die Täter sin d entfl ohen.
Tages-Nachrichteu.
Karlsruhe, 11. März. In den 14 badischen Reichstagswahlkreisen wurden seitens der sozialdemokratischen Partei folgende Kandidaten zur Reichstagswahl aufgestellt. 1. Kreis: Kroben, August, Malermeister in Konstanz; 2. Kreis: Fleig, Fritz, Holzschnitzer in Hornberg; 3. Kreis: Kleemann, August, Metallarbeiter in Durlach; 4. Kreis: Haug, Friedrich, Schuhmachermeister und Stadtverordneter in Freiburg; 5. Kreis: Kräuter, Ernst, Feilenhauer und Stadtverordneter in Freiburg; 6. Kreis: Eugler, Wilhelm, Zimmerer in Freiburg; 7. Kreis: Moufch, Georg, Stadtrat in Offenburg; 8. Kreis: Lutz, Theodor, Apotheker in Baden-Baden; 9. Kreis: Eichhorn, Emil, Redakteur und Landtagsabgeordneter in Mannheim; 10. Kreis: Geck, Adolf, Buchdruckereibesitzer und Stadtverordneter in , Offenburg; 11. Kreis: Dreesbach, August, Landtagsabgeordneter und Stadtrat in Mannheim; 12. Kreis: Pfeiffle, Georg, Expedient und Stadtverordnetenvorstand in Mannheim; 13. Kreis: Hörtel, Richard, Verbandsbeamter in Mannheim; 14. Kreis: Eckard, Eduard, Lagerhalter in Mannheim.
Mainz, 12. März. Indem hiesigen Schneidergewerbe ist eine Lohnbewegung im Gange. Auf ein die Meister wegen Lohnerhöhung ergangenes Rundschreiben der Gesellen ist von etwa der Hälfte der Meister den Lohnforderungen zugestimmt worden, während die übrigen Meister sich auf keinerlei Verhandlungen eingelassen haben. Die Gesellen haben nunmehr beschlossen, nochmals bei den Meistern vorstellig zu werden und bei weiterer Ablehnung ihrer Forderungen in in den Ausstand zu treten.
Berlin, 11. März. Vor dem Kammergericht fand heute die vom Reichsgericht angeordnete nochmalige Verhandlung in Sachen Ella Goltz gegen die Reichsbank auf Herausgabe ihres von dem verstorbenenReichsdruckereifaktorGrünen- thal übergebenen Vermögens von 60,000 Mark in Wertpapieren statt. In Gegensatz zu seiner früheren Entscheidung wies heute das Kammergericht den Anspruch der Goltz zurück.
Berlin, 13. März. Der Lok. Anz. meldet aus Hanover: Der Ulan Emmerich von der 1. Schwadron des Königsulanenregiments erschoß sich mit seinem Karabiner, den er mit Wasser geladen hatte. Ferner erschoß sich der Füsilier Kufne von der 2. Kompagnie des Jnf.-Reg. Nr. 74.
Berlin, 13. März. Der Lok.-Anz. meldet aus Rom: Die sogenannte strombolianische Periode des Vesuvs hat nun durch den Ausbruch von Feuer-Materialen einem neuen Stadium Platz gemacht. Der Krater ist bis an den Rand gefüllt mit glühender Lava. Die Explosionen folgen sich so häufig wie bei einem Artillerie-Kampfe» also in Intervallen von 20 bis 80 Sekunden und sind so stark,, daß die Fenster der Häuser in den Vesuv-Dörfern klirren. Schlacken und Lava werden bis 300 Meter hoch geschleudert. Die ausgeworfenen Massen fallett auf einen großen Kegel im Radius von über 600 Meter nieder. Es scheint, daß zwei Aus- wurfvffnungen vorhanden find, die eine nach Pompeji, die andere nach Astro del Cavalla hin.
Berlin, 13. März. Das Tageblatt mel et: Der früherejHauptmann O'Dann, der einstmalige militärische Erzieher des Kaisers, der kürzlich aus einer Irrenanstalt bei Hamburg entwichen war, und nach dem polizeilich gesucht wurde, ist gestern in Berlin festgenommen worden.
Berlin, 13. März. Das Tageblatt meldet aus. Rom: In hiesigen politischen Kreisen hat die Vertagung des Zarenbesuchs eine große Mißstimmung hervorgerufen.
Berlin, 14.März. DieMasern-Erkrankung des Prinzen Eitel Friedrich nimmt nach den am hiesigen Hofe eingegangenen Telegrammen nach wie vor einen günstigen Verlaus.
Berlin, 13. März. Generaloberst Hahnke Gouverneur von Berlin und Oberbefehlshaber in den Marken ist heute durch kaiserliche Kabinettsordre zum Generalfeldmarschall ernannt worden.
Berlin, 13. März. Das Tagbl. meldet: Der Besuch des deutschen Kaisers in Kopenhagen und die Frage, ob er dort mit dem Herzog von Cumberland zusammentrifft, erregt in London großes Interesse. Es wird dem Daily Telegraf aus Kopenhagen gemeldet, daß alle Mitglieder der Kgl. Familie und der gesamte Hof nicht zum wenigsten auch die Herzogin von Cumberland selbst mit allen Mitteln versucht haben, den Herzog zu bestimmeu, während des Besuches des Kaisers in Kopenhagen zu bleiben. Es wurden im verschiedene dahinziehende Vorschläge gemacht, doch lehnte er schließlich definitiv ab. Prinz August ist zwar tatsächlich krank, doch nicht so so sehr, daß sein Vater nicht hätte in Kopenhagen bleiben können. Kopenhagener Meldungen konstatieren, daß der Empfang des Kaisers ein äußerst herzlicher sein werde.
Parey a. d. Elbe, 14. März. Hier ist die Leiche des Pastors Danehl aus Jhleburg aufgefunden worden. Der Pastor, der seit länger als 3 Wochen spurlos verschwunden war, hat, nachdem eine Revision der Kirchenkassen vorgenommen werden sollte, Selbstmord begangen.
Mailand, 13. März. Alle Vorberge sind tief verschneit. In Florenz herrscht grimmige Kälte.
— In Hanover wurde gestern vom Schöffengericht die 19jähr.Alma Nortmayr aus Osterwald eine Waise, die im Besitz eines Vermögens von 20000 Mk. ist und zahlreiche Diebstähle an den verschiedensten Gegenständen begangen hatte, mit der Begründung frcigesprochen, daß sie au Kleptomanie leide.
Paris. Der Verkauf des Mobiliars und der Kunstgegenstände Zoüas wurde gestern beendet. Er ergab einen Gesamtbetrag von 152,375 Franken.
Belgrad, 13. März. Wie das Blatt „Narodni Listy" meldet, hat der Kaiser von Rußland Serbien 10 Millionen Patronen für die dem Lande im Jahre 1893 von Kaiser Alexander >I l. geschenkten Gewehre geschenkt.
Stockholm, 12 März. Der Steuerausschuß des Reichstages beschloß heute mit 10 gegen 8 Stimmen die Regierungsangelegenheiten betreffend Aufhebung des Maiszolles zu verwerfen.
London, 12. März. Das Unterhaus bewilligte mit. 202 gegen 53 Stimmen einen Kredit von 9 647 000 Pfd. Sterl. zur Beschaffung einer zweckmäßigen Heeresbewaffnung.
Kairo, 13. März. Der deutsche Kronprinz ritt heute mit Gefolge von Luxor zu den Königsgräbern und besuchte hierauf den Tempel von Deir-el-Baheri.' Nach einem in dem Cookschen Stationshause eingenommenen Frühstück kehrte der Kronprinz nach Luxor zurück, wo er das Rameffeum und die Meinnonsäule besichtigte.
— Einen amerikanischen Marinebesuch in Deutschland kündigt eine Newyorker Laffan» Meldung an: Admiral Evans, der sich gegen- wärtig mit seinem Geschwader in den ostasiatischen Gewässern befindet, soll sich, wie hier verlautet mit seinem Flaggschiff „Kentucky" auf dem Wege über Gokohama nach Deutschland begeben. Ueber den Zweck der Reise ist bestimmtes nicht bekannt. In Anbetracht der freundschaftichen persönlichen Beziehungen, die Admiral Evans mit Kaiser Wilhelm und dem Prinzen Heinrich verbinden, hält man jedoch den Adnural für besonders geeignet, gerade jetzt, angesichts der in Amerika herrschenden antideutschen Stimmung die Vereinigten Staaten bei einem Besuche in Deutschlands» vertreten.