emeReise nach dem europäischen Orient antreten, die sie auch tief nach Egypten hin bis zur Stadt Chartum in dem nun britischen Sudan führen wird. Die Kronprinzenreise wird durchaus keine politische Bedeutung haben; sie soll lediglich den Abschluß der Bonner Studentenzeit des Kronprinzen, der jetzt seine vier Semester beendet hat, im Anschluß an seine dortigen Studien darstellen. Die beiden Prinzen werden deshalb nicht mit einem großen diplomatischen und militärischer Gefolge reisen, sondern sie werden, außer von ihren beiden gewohnten militärischen Begleitern, nur von dem Professor Clemen in Bonn begleitet sein, der den Kronprinzen schon in den Niederländer und auf seiner süddeutschen und Schweizer Reise geführt hat.
Brest (Depart. Finistere), 27.Febr. Hier, wo dieser Tage ein Kongreganist unter dem Verdacht eines Sittlichkeitsdeliktes verhaftet worden war, fand gestern abend eine große antiklerikale Kundgebung statt. An 3000 Menschen, darunter viele Arsenalarbeiter, sammelten sich vor der Kongreganistenschule und vor der St. Louiskirche sangen revolutionäre Lieder und warfen mehrere Fenster der Schule und Kirche ein. Die Menge zog sodann durch die Straßen der Stadt und stieß Schmährufe gegen die Geistlichkeit aus.
Tanger, 27. Febr. Marokkanische Soldaten verübten Tätlichkeiten gegen einen englischen Untertanen und mißhandelten einen andern Engländer, der vom englischen Konsul zur Ermittlung der Schuldigen an den Tatort entsandt worden war.
Amsterdam, 27. Febr. Wie man erfährt steht die Errichtung einer Stahl-Fabrik in Vlis- singen bevor. An dem Unternehmen ist zun: größten Teil amerikanisches Kapital beteiligt
Paris, 26. Febr. Der Senat nahm die letzten Artikel der Gesetzesoorlage betreffend die zweijährige Dienstzeit an. Die Abstimmung über das ganze Gesetz wurde auf morgen verschoben
Brüssel, 26. Febr. „Etoile Belge" ver sichert aus guter Quelle, König Leopold werde in den Osterferien seine längst geplante Reise nach den Vereinigten Staaten von Amerika führen.
New york, 26. Febr. In Cincinnati hat ein Mann, Names Alfred Knapp, der achtmal verheiratet war, gestanden, daß er jede seiner Frauen ermordet habe.
Ein Theater abgebrannt. In Cincinnati brach nachts um 12 Uhr 30 Min. in den oberen Stockwerken des Opernhauses Feuer aus. Das Theater und einige anstoßende Gebäude wurden zerstört, Berichten zufolge sind Menschen nicht umgekommen. Der durch die Feuersbrunst angerichtete Schaden wird nunmehr auf über 3 Millionen Dollars geschätzt. Die Feuersbrunst ist die verheerendste, von welcher die Stadt heimgesucht wurde.
Verschiedenes.
— Ein Mann, der seinen eigenen Kopf verkauft hat, lebt gegenwärtig in Colorado. Georg Jennings, so lautet sein Name, nimmt den Ruhm in Anspruch, den größten Kopf zu besitzen, der sich bei der Gattung der l».wv 8opiell8 auf dieser Erde auftreiben läßt, und dieser Umstand hat die Aufmerksamkeit der amerikanischen Aerzte auf ihn gelenkt. Die medezinische Gesellschaft in Colorado hat seinen Kopf, dessen Umfang weit über einen Meter betragen soll, für den Preis von 3000 Dollar angekauft, und wird ihren Besitz antreten, sobald ihn der bisherige Eigentümer nicht mehr braucht, h. nach seinem Tode. Bedingung bei der Sache war, daß Mr. Jennings nicht Selbstmord durch erschießen oder erhängen begehen dürfe, dagegen steht es ihm frei, sich zu erstechen, die Pulsadern aufzuschneiden oder sonst eine freiwillige Todesart zu wählen, durch welche das Verlaufsobjekt nicht beschädigt wird.
* (Das Telephon als Krankheitsverbreiter.) Es ist dem Fernsprecher zum Vorwurf gemacht worden, daß er eine ausgezeichnete Gelegenheit zur Verbreitung ansteckender Krankheiten darbiete. Allerdings läßt sich denken, daß etwaige Krankheitskeime mit dem Atem, in dem sich ja immer feine Tröpfchen befinden, auf den Schalltrichter gelangen und sich dann, nachdem sie wieder in trockenen Staub verwandelt sind, dem nächsten Benutzer des Telephons mitteilen können. Es sind auch bereits Erfindungen gemacht worden, die diesem Uebelstand abzuhelfen bestimmt sind. Meist bestanden sie in der Anbringung von Blättern aus Päpier oder ähnlichen Stoffen, die mit einer keimtötenden Verbindung getränkt waren. Jetzt ist in England ein anderes Ver fahren veröffentlicht worden, das weit einfacher ist, seinen Zweck nnzweifelbait erfüllt und des
halb vielleicht eine weitere Verbreitung erlangen wird, lieber dem Telephon wird ein kleines Packet Papier aufgehängt. Tritt jemand an das Telephon heran, so nimmt er vor dessen Benützung ein einzelnes Blatt Papier aus dem Block und hängt es an einen Haken über den Schalltrichter. Die etwa aus dem Mund beim Sprechen kommenden Keime heften sich auf dem Papier fest, das nach Abschluß des Gesprächs abgenommen und fortgeworfen wird. Jeder weitere Benutzer bedient sich dann eines neuen Schutzblattes. Wenn durch diese Maßnahme die Leistungsfähigkeit des Fernsprechers nicht vermindert wird, so ist nicht einzusehen, was gegen ihre Benutzung einzuwendcn sein sollte.
Ein militärisches Nachfraglager bei 27 Grad Kälte. Dem „Grazer Tagblatt" entnehmen wir eine Schilderung einer Nachtübung, die das in Leoben liegende Batallon des 3. Landwehr-Jnfanterie-Regiments am 23 v. M. unternommen hat. Auf Befehl des Majors Adam Brandner rückte an diesem Tage bei 23 Grad Celsius Kälte das gesamte Bataillon — nur die allernötigsten Mannschaften blieben in der Kaserne zurück — um 7 Uhr früh gegen Trofaiach ab und begann nach Gefechtsübungen in Edling bei Trofaiach und in Scharsdorf auf freiem Felde mit dem Herrichten von Schneehütten und Notunterkünften. Die in dieser von hohen Bergesrücken eingesäumten Gegend herrschende Kälte erreichte im Laufe der Nacht 27 Grad Celsius. Obwohl in den Notunterkünften Feuer brannte und die Zelle notdürftig mit Stroh ausgekleidet waren, war doch in diesen Unterkünften bei einer selbst in diesen Gegenden seltenen Winterkälte keine Temperatur zu erreichen, die den Schlaf ermöglichte. Tatsächlich zeigte in den Schlafräumen das Thermo- 10 Grad Celsius Kälte, über die Folgen dieser Uebung berichtet das genannte Blatt: Nach wenig mehr als einer Woche waren die Krankenzimmer überfüllt, und in der vorigen Woche lagen vor den 109 Mann fast 40 krank darnieder. Neben leicht an Grippe Erkrankten gab es auch schwer Erkrankte, und am 12. d. stark als erstes Opfer dieser Uebung der Infanterist Franz Jetz aus der Tauerngegend bei Rottenmann an Lungenentzündung, die er sich damals zugezogen hat. Die Abhaltung dieser Uebung, noch mehr aber ihre Folgen haben die Bevölkerung von Leoben in ungewöhnlichem Maße erregt.
Die Auge» ser Liebe.
Novelle von P. Herrkorn..
Nachdruck verboten.
Die Dienerin Molly ging wieder an Jessy's Zimmer und hob schon den Fuß um vorwärts zu schreiten als sie eben noch den Doktor sagen hörte:
„Und nun wissen Sie alles, Miß Jessy, mein ganzes Leben liegt vor Ihnen wie ein ausgeschlagenes Buch, ich habe Ihnen keine Falte meines Herzens verborgen, es war meine Pflicht, Sie auch nicht einen Augenblick länger über meine Vergangenheit im Unklaren zu lassen. Wollen Sie so gut sein, Mr. Wood von unserer Unterredung zu benachrichtigen?"
Sre nickte.
„Und sie hegen keinen Groll?"
es schön bleiben lassen, er fand ebenjogut wie. die andern den Weg ins Feuer. Ist gar nicht! nötig, an fremde Damen nach Deutschland zu, schreiben, wenn man all' das Liebesgetändel mit einer so schönen Dame im Hause abmachen kann. Und was wird's weiter gewesen sein als ein Liebesbrief?"
Am nächsten Morgen hatte Bodo das Landhaus verlassen.
Mr. Wood war in fast polizeiwidriger Stim- imung. Seine Pläne mit dem Doktor waren gescheitert, sein Kind, sein Herzblatt, hatte geweint und noch gar um einen Deutschen — das war zu viel, er war außer sich.
„Aber Vater," sagte Jessy entschuldigend, „siehst Du er denn nicht ein, daß er als Ehrenmann doch nicht anders handeln konnte. Glaube mir, Vater, es giebt wenige Männer seines-
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ihre Tranen tropften langsam über ihre schnee-. ^ ' v - » ,
^ Ich werde mir erlauben, mich schon heute ^ wollte stark sein, und doch rollte wieder
von Ihnen zu verabschieden, denn wie Sie wissen, Tranensirom über ehre Wangen. —
hatte ich schon vor acht Tagen meine Abreise! Winter Anfangs wenig Praxis, aber
auf morgen festgesetzt." i nach und nach begmm sinn Stern zu steigen,
c»r.s ^ ^ ^ i trotzdem konnte er sich Nicht an die dortigen
Bodo ergriff voll MigestihlJestchs Rechte: Verhältnisse gewöhnender sehnte sich heim wie „Leben Sie wohl, Miß Wood Ich wünsche ^ der an der Quelle lagert, ohne
von Herzen, daß, Sie bald so glMch werden,zu dürfen. Mit welchen Gefühlen sah
^ 2hr ^ er den Schiffen nach, die nach Europa segelten!
^sbuen. Wie ich Ihnen schon vorhin sagte, ^cht Jahre waren es her, daß Bodo in der
ich Helene Werner durch unsichtbare Bande ver- ^ fremde weilte, und niemals hatte er aus der
Wort bindet. — Gott segne Sie» Miß Jessy, ^ "
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möge Ihnen das Leben in Atkunft nur Rosen bringen!" Er hielt noch einen Augenblick ihre kalte Hand in der seinen, dann hatte er das Zimmer verlassen. Cr atmete ans. — Mölly's Kommen brachte ihn auf andere Gedanken.
„Ist der Brief besorgt?" fragte er.
„Zu Befehl, Mr."
Im Weitergehen sagte sie lachend: „Habe!
Im Krankenhause zu Wartenburg stand Helene WerNer an dem Bette eines vom Schlage getroffenen Mannes.
„Und Sie wollen Alles, was Sie mir eben sagten, vor Gericht wiederholen?" fragte jetzt Helene.
. Der Mann nickte zustimmend.I
Eine Stunde später saßen verschiedene Gerichtspersonen an dem Bette des Kranken. Der Protokollführer hatte Mühe zu folgen, so schnell kamen die Worte von den Lippen des Beichtenden.
„Herr Krüger hatte mir so viel zu trinken gegeben", sagte er unter anderm, „daß ich meiner Sinne nicht mächtig war, als er mir gebot, auf Herrn von Winter Acht zu geben, der heute sicher noch den roten Hahn auf sein Dach setzen 'würde. Ich schlich nun um das Haus herum '.um zu spionieren, und da — richtig! Herr von Winter hielt ein Papier nach dem andern an das Licht. Im nächsten Augenblick wurde ich an beiden Schultern wie mit Krallen gehalten.
! Es war der Inspektor Oskar Krüger auf An- ! berg.
! „Siehst Du es jetzt, Friedrich?" sagte er, ^ „der gnädige Herr warf die brennenden Papiere in den Bücherschrank!"
> Fester umklammerten mich seine Hände, als 'er hinzufügte! „Das werden wir beschwören müssen, wir allein haben es gesehen," Im nächsten Augenblick hielt ich eine Geldbörse in der Hand und Krüger drängte: „Wirst Du schwören, Friedrich?"
Ich versprach es. Wir wareu so arm, meine Kinder hatten Tage lang keinen Bissen Brot genossen.
In der Nacht brannte es — aber ich — ich mußte auf Herrn Krügers Geheiß ins Fenster steigen und, wie er damals sagte, nur „ein bischen nachhelsen."
Dann haben wir später geschworen, daß wir gesehen hätten, wie Herr von Winter das Feuer auf seiner Besitzung selbst angelegt hätte. Ach, die Not, die Sorge, wozu können die einen armen Menschen bringen!
Das Gewissen läßt mir keine Ruhe; ich habe einen unschuldigen Menschen ins Unglück gebracht."
Cr sank in die Kissen zurück und weinte.
(Schluß folgt.)
vruck u. P-r!,g der verntz. Hsfyienn'schm «uchdnickerei in WtlLb-b. Hermwvrtlich für di, Rebaktirn: «. Hoftnann basewK.