im Kriege 1870—71 Kommandeur der 34 Jnf.- Brigade und erwarb das eiserne Kreuz I. Klasse.
(Ein Dampfer gesunken.) Tie Küstenwache in Blogosf meldet: In der letzten Nacht ist in der Nähe des Kap Raz (Finistere) der englische Dampfer Ottercaph von Sunderland untergegangen. Man glaubt, daß die ganze Mannschaft ertrunken ist. 7 Leichen sind bereits ausgefunden worden.
Berlin, 28. Febr. Das Wiener Tageblatt schreibt aus Genf: Prinzessin Luise von Toscana habe erklärt, sie sei entschlossen, in England ständigen Wohnsitz zu nehmen. Sie wolle durch diese Maßname ihr zu erwartendes Kind für sich retten, da ihr der Dresdener Hof die Erlaubnis, ihre Kinder wiederzusehen, endgültig verweigert hat.
B e r l i n, 28. Febr. Die Berufungs-Verhandlung gegen den Matrosen Köhler wird am 9. März vor dein Wilhelmshavener Kriegsgericht stattfinden.
Berlin, 27. Febr. Der Kaiser und die Kaiserin haben nach dem Tagebl. vom Norddeutschen Lloyd eine Einladung erhalten, auf dem neuen Doppelschraubenschnelldampfer „Kaiser Friedrich" eine Vergnügungsfahrt in der Nordsee zu unternehmen.
Berlin, 17. Febr. Der Kaiser beabsichtigt dem im September statlfindenden großen deutschen Städtetag in Dresden einen Besuch abzustatten. Der Kongreß behandelte soziale Aufgaben deutscher Städte. Große Huldigungen der Städtevertreter für den Kaiser werden vorbereitet.
Potsdam, 27. Febr. Der langjährige Prokurist der Firma Burghalter, Gladow, wurde verhaftet.
* Wie norddeutsche Blätter berichten, ist bei dem Fallisement des Bankiers Burghalter in Potsdam, der durch Selbstmord geendet, Herzog Albrecht von Württemberg insofern von einem beträchtlichen Schaden verschont gebliegen, als er bald nach seinem Weggang von Potsdam etwa 2 Millionen Mark, die er dem genannten Bankgeschäft anvertraut hatte, zurückzog.
Zum Tode verurteilt. Das Kriegsgericht der 4. Division in Bromberg verurteilte den Unteroffizier Karnowski wegen Mordes zum Tode, Degradation und Entfernung aus dem Heere. Karuowski hatte das ihm von einer Schneiderin geborene 14 Tage alte uneheliche Kind durch Einflüßen von Salzsäure vergiftet.
München, 26. Febr. Prinzregent Luitpold regierungsmüde? Ta der Prinzregent unmittelbar nach Beendigung der Ministerkrisis sich ins Gebirge begeben, und bei der Feier des Mündigen Gebetes sich durch den Prinzen Ludwig hat vertreten lassen, nimmt man in Münchener, dem Hofe nahestehenden Kreisen allgemein an, daß Prinzregent Luitpold tatsächlich regierungsmüde ist und am 12. März, seinem Geburtstage, von der Regentschaft zurücktreten wird. Für diesen Fall soll in parlamentarischen Kreisen Geneigtheit bestehen, sofort eine Verfassungsänderung vorzunehmen und den PrinzenLudw ig zum König zu proklamieren.
Karlsruhe i. Schlesien, 27. Febr. Zu der Beisetzung des Herzogs Nikolaus von Württemberg sind hier eingetrosfen: der König von Württemberg, Prinz Friedrich Heinrich als Vertreter des Kaisers, Feldzeugmeister Barou AEeri als Vertreter des Kaisers von Oesterreich, ferner die Herzogin Wera, Herzog Albrecht von Württemberg, Erbprinz Heinrich XX V >!. Reuß, Prinzessin Elisa von Solms-Braunfels, die Prinzen Wilhelm und Max von Schaumburg-Lippe, der Erbprinz von Meiningen, Fürst Hohenlohe-Oeh- ringen und die Herzöge von Trachenberg und Ratibor. Den Leichenzug eröffneten eine Eskadron des 8. Dragonerregiments (König Friedrich I!I.) und ein Bataillon des 63. Infanterie- Regiments. Dem mit vier Pferden bespannten Leichenwagen folgten: der persönliche Adjutant des Verstorbenen, Graf Reischach, der die Orden trug, ferner die Beamten der herzoglichen Herrschaft, die Dienerschaft und die Geistlichkeit. Sodann folgten der König von Württemberg mit den übrigen hohen Verwandten und den Vertretern der Fürstlichkeiten. Auch das Infanterie- Regiment Altwürttemberg Nr. 121 war durch eine Abordnung vertreten. Der Beisetzung ging vormittags halb 12 Uhr eine Trauerfeier im großen Saale des Schlosses voraus, wo die Leiche aufgebahrt war. An der Feier nahmen die vorgenannten Herrschaften teil. Auf dem Wege zum Friedhof bildeten hiesige Vereine, Abordnungen auswärtiger Kriegervereine sowie Schulen Spalier. Nach der Beisetzung fand im Schlosse Tafel statt.
Die Orientfahrt der Kaiserlichen Prinzen.
- Bekanntlich werden der Kronprinz und der Prinz Eitel Fritz am 1. März von Triest aus
ersten Täufling ein Andenken überreichen zu lassen. Dem betr. Kinde, Johanna Luise Schaaff, Tochter des Bahnassistenten Martin Schaaff hier wurde nun heute im Aufträge der Großherzogin ein silberner Patenbecher übergeben.
Mannheim, 27. Febr. Den Umlagefuß pro 1903 setzte, wie wir hören, der Stadtrat in seiner gestrigen Sitzung auf 58 Pfennige (wie im Vorjahre) fest. Um diese Ziffer nicht überschreiten zu müssen, sind an einzelnen Voranschlägen bedeutende Abstriche gemacht worden.
Mannheim, 28. Febr. Am 12. Febr. nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr wurde von einem Unbekannten an der Stefanienpromenade in der Nähe des ehemaligen Rheiuparks in Mannheim an einem 5jährigen Mädchen ein Notzuchtsversuch verübt. In Begleitung des Täters befand sich ein anderer Mann, der sich aber an dem Gewaltakt in keiner Weise beteiligt hat. Nach der Beschreibung des Kindes trug der Täter ganz Helle Kleidung und einen weißen Hut (Gipser, Bildhauer?) Für die Beibringung von Anhaltspunkten zur Ermittelung, Ergreifung und Ueberführung des Täters ist eine Belohnung von 100 Mark ausgesetzt.
Eine Versammlung Lanzscher Arbeiter billigt die Einhaltung einer achttägen Kündigung. Die Fabrikdirektion hat die en bloc-Kündigung der Arbeiter nicht angenommen, sondern verlangt, daß jeder Arbeiter für sich kündigt. Die Arbeiter halten die Kündigung durch ihre Vertreter für genügend. Man will durch Sammlung einen Unterstützungsfond schaffen und den Lohnkampf durchführen. Der Vorsitzende des Gewerbegerichts hat sich bei dem Gewerkschaftsvorstand über die Lage informiert, um auf Wunsch vermittelnd eingreifen zu können.
Frankfurt a. M., 29. Febr. Der Privatier Emil Harlen aus Karlsruhe vettor auf dem Wege nach dem Oftbahnhvf seine Brieftasche, welche außer Privat- u. Geschäftsbriefen Wechsel in Höhe von zusammen M. 12,000 und 3000 M. in Papiergeld enthielt. Trotzdem er den Weg einigemale zurückging und Passanten frug, konnte das Portefeuille nicht wiedererlangt werden. Die Nummern der Papierscheine hat der Verlierer sich zum Glück notiert, so daß es dem unehrlichen Finder schwer fallen dürfte, das Geld umzusetzeu.
— Generalleutnant z. D. ch. Manteuffel ist in Charlottenburg gestorben. Er war
Die rechte Erbin.
Roman von I. Pia.
Nachdruck verboten
„Bedenken Sie Lorenz, — was fange ich denn an, wenn Alfons erfährt, was sie hier gesehen und gehört hat?"
Liebste Klementine, wäre denn das so schlimm? Sie sagen doch selbst, es wäre Ihnen an Dülzen wenig gelegen, und haben mir wiederholt versichert, wie sehr Sie mich lieben. So mag er doch erfahren, wie die Dinge stehen; da find Sie ihn los, und unserer Verbindung steht nichts mehr im Wege."
„Aber lieber Lorenz, wie oft habe ich Ihnen schon gesagt, daß ich Alfons um seines Vermögens und seiner Stellung halber heiratet» muß, und nun und nimmermehr die Ihre wer- werden kann."
„Und doch behaup.en Sie, mich zu lieben, Klementine."
„Gewiß, und wenn Sie Geduld haben Lorenz, werde ich Ihnen das auch beweisen."
Doktor Härtner schien selbst nicht zu wissen ob ihm diese Aussicht für die Zukunft gefiel oder nicht. Mit den Händen in den Hosentaschen letrachtete er zersteut seine Glanzlederschuh und eine rotseidene Strümpfe und pfiff leise vor ich hin.
„Wozu aber all' dieses Reden jetzt," fuhr Klementine ungeduldig fort, „wir können nicht länger hier stehen bleiben, — es könnte uns sonst noch Jemand überraschen; wir haben diese Angelegenheit ja schon oft genug besprochen und sind uns einig darüber, daß das eine Torheit rst, da es doch zu nichts führen kann. Es ist jetzt weit wichtiger die Frage zu erledigen, wie wir die Sache zum Schweigen bringen. Ich Muß suchen, ihr auf irgend eine Weise bange zu machen — sie einzuschüchtern. — Wenn sie nur in der Pension irgend einen dummen Streich verübt hätte! Ich habe in der Tante Namen schon an die Pensionsvorsteherin nach Brüssel
geschrieben und ungefragt, ob sie nicht mit irgend Jemand — vielleicht mit einem der Lehrer — eine Liebelei angezettelt hätte!
„Wie? das hätten Sie getan?" fiel Härtner ihr ins Wort. ;
„Gewiß, — warum nicht? — Aber es hat. mir nichts genutzt; gestern erhielt ich die Antwort, daß Fräulein von Steinfels sich jederzeit zu vollster Zufriedenheit benommen habe. Nun muß ich sehen, ihr anderswie beizukommen — und zwar schnell, denn ich darf keine Zeit dabei verlieren!"
Wie sinnend faßte Klementine nach der Stirn.
„So plagen Sie sich doch nicht mit dem Mädchen!" redete Härtner ihr zu; „wenn Sie sie bitteil zu schweigen wird sie schon reinen Mund halten. Soll ich einmal mit ihr reden?"
„Sie? — Um Gottes willen nicht! Nein, nein, überlassen Sie die Sache nur mir. Halten Sie sie nur ja nicht für so gut, Lorenz; ich sage Ihnen, sie ist ein abscheuliches, gehässiges, raschsüchtiges Mädchen, das nur zu froh wäre, wenn es mir einen bösen Streich spielen könnte."
„Ich dachte, sie wäre wie ihr Antlitz schön und gut."
„Schön soll sie sein?" entgegnete Klementine mit erzwungenem Hohn. — „Das ist Geschmackssache. Eitet und eingebildet ist sie aber jedenfalls wie ein Pfau, und sie sucht die Männer erst heranziehen, um sich dann hinter ihrem Rücken lustig über sie zu machen. Ich rathe Ihnen, halten Sie sich fern von ihr. St! — Ich höre eben eine Türe öffnen. Gehen Sie hier in das Billardzimmer und warten sie dort, ich werde nach der anderen Seite entschlüpfen."
Damit faßte sie ihn an der Schulter und schob ihn hastig durch eine Tbüre, dann eilte sie schnellen Schrittes Nach der entgegengesetzte Seite den Korridor entlang. ' , .
Es fehlten noch zehn Minuten, bis die Gesellschaft sich zu Tisch setzte.
Das große Zimmer, in welches Irma vor dreieinhalb Jahr zuerst geführt worden, war
heute leer. Die angezündete Gaskrone strahlte
Helles Licht aus, in den beiden modernen dunklen Porzellanöfen loderte ein flackerndes Feuer; Tisch und Wände waren mit den herrlichsten Blumen geschmückt, und an der einen Seite des Zimmers ! führte eine breite Glastüre nach einem Winter- ' garten voll der herrlichsten Palmen und exotischen Gewächse,
Klementine trat ein, ging langsamen Schrittes durch das Zimmer nach dem Wintergarten, wo eine reichdekorirte buntfarbige chinefiche Ampel ein mildes Licht verbreitete. Tief in Gedanken versunken blieb sie stehen, während ihre Finger müßig mit einer schneeweißen Magnoliablüte spielten.
Plötzlich vernahm sie dicht hinter sich ein Geräusch, wie wenn sich Jemand hinter den Palmen versteckt hielte. Hastig wandte sie den Kopf und horchte. Einen Moment war alles still, dann wiederholte sich der eigentümliche Ton.
„Wer ist hier? rief Klementine.
Keine Antwort kam.
Sie tat ein paar Schritte vorwärtsZund wiederholte laut: „Es ist Jemand hier! — wer ist es?"
In der nächsten Minute stand sie Aug' in Auge mit einem Mann in grobem Leinenanzug. Sobald Klementine ihn entdeckt hatte, trat derselbe hinter den hohen Pflanzenf.hervor und zog höflich die Mütze vom Kopf.
Er sah nicht aus wie ein Dieb oder Landstreicher, eher wie ein Gärtner oder Waldhüter.
„Ich bitte sehr umg Verzeihung, sgnädiges Fräulein!" sagte er artig.g WAMMg
„Wer sind Sie? — Was wollen Sie hier fragte ihn Klementine scharf.
Die Gärtnerburschen haven michjirrtümlicher- weise hier eingeschloffen, verfehlender Befragte, Und da ich mcht gesehen werden mochte, wollte ich Mich hier ganz still verhalten, bis sich die Herrschaften zu Tisch gesetzt hätten'
(Fortsetzung folgt.)