gesprochen und Dr. Kronheim wegen Beihilfe zum Betrug zu 6 Monaten Gefängnis und 1 Jahr Ehrverlust verurteilt.
Kopenhagen, 18. Febr. Der bedeutendste Schiffsrheder Helfingfors, Großhändler Hulthen, Direktor von 8 Rhedereien, ist nach Verübung bedeutender Unterschlagungen flüchtig geworden.
Petersburg, 18. Febr. Da die Pest in Odessa erloschen ist, werden die ausgehenden Schiffe nicht mehr ärztlich untersucht.
Rom. Minister Prinetti ist soweit wiederhergestellt, daß er das Bett auf einige Stunden verlassen kann.
— Das Gericht in Neapel verurteilte den Gerenten des sozialdemokratischen Blattes „Propaganda", Pasquale Costiglione wegen des unter dem Titel „Der Kaiser und Krupp" veröffentlichten Artikels zu 2 Monaten Gefängnis und 200 Lire Geldstrafe. Der Prozeß fand unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt.
Tanger, 17. Febr. Nachdem der"Präten, dent den Kriegsminister Marokkos provozier, hatte, griff dieser ihn an und zwang ihn 1 ^ Stunden östlich von Fez am 12. Februar z" inem erbitterten Kampf, dessen Ausgang noch" eunbekannt. Menebhi forderte durch Eilboten Munition.
Verschiedenes.
— Höflichkeit der Telephonbeamten). Ueber die Höflichkeit im Verkehr mit dem Publikum ist nach den Berliner Blättern folgende Verfügung der Postverwaltung an die Fernsprech- Beamten ergangen: Der Dienst bei den Fern- prechvermittelungsanstalten bringt die Beamten ortgesetzt in die Lage, mit Personen der ver- chiedensten Ständen in unmittelbaren Sprach- verkehr zu treten. Die Wahrnehmung des Dienstes erfordert ein besonderes Maß von Aufmerksamkeit und Gewandtheit auf Seiten der beteiligten Beamten; denn die Eigenart des meist in großer Eile sich abwickelnden Fernsprechverkehrs bringt es mit sich, daß die den Fernsprecher benützenden Personen leicht in Erregung geraten und dann geneigt sind, geringe Unregelmäßigkeiten und unvermeidliche Vorkommnisse, wie z. B. kurzes Warten aus die Herstellung einer Gesprächs-
Die Augen der Liebe.
Novelle von P. Herrkorn..
Nachdruck verboten
Helene spielte mit ihren blonden Zöpfen und schwieg; sie sah beständig zu Boden, als ob gerade dort ein Schatz verborgen sei, den sie behüten müßte.
„Fräulein Werner, sie antworten mir ja nicht, ich habe Sie um den ersten Walzer und Kontretanz beim Erntefest gebeten," sagte der Assessor.
Helene fuhr auf: „Jaso —; ich muß Ihnen danken, — ich werde das Fest gar nicht mitmachen."
„Ihre Eltern haben mir aber gesagt, daß Sie daran teilnehmen werden."
Meine Eltern wissen auch nicht, daß ich — daß ich nicht tanzen mag."
„Und doch haben Sie mir vor wenig Wochen gesagt, daß Sie den Tanz allen andern Vergnügungen vorzögen?"
Der Assessor preßte sein Glas fester ins Auge und fixierte das junge Mädchen scharf. „Ist dem nicht so was?"
„Ja, damals."
. „Was hat sich denn in der kurzen Zeit so geändert?" fragte der Assessor.
„Ich bin älter geworden." Helene stand auf, es fröstelte sie. „Es wird kühl. Würden Sie es nicht vorziehen, hinein zu gehen?"
Der Assessor stellte sich vor den Ausgang der Laube und breitete neckend seine Arme davor aus- indem er sagte: „Nein, Fräulein Helene, Sie dürfen noch nicht fort, dre Gelegenheit könnte später nicht so günstig sein; ich habe nicht oft das Glück, Sie ohne Zeugen sehen und zu sprechen."
Er trat näher zu dem jungen Mädchen Hindus seine flammenden Augen zürnend äus ihn geheftet hatte.
„In einigen Lagen erwarte ich meine An
verbindung, mangelhafte Verständigung, vorzeitige Trennung einer Verbindung und dergl. hinsichtlich ihrer Bedeutung zu unterschätzen. Aufgabe des Vermittlungsbeamten wird es jederzeit sein, durch bereitwillige, sachgemäße und erschöpfende Auskunftserteilung heftigen Auseinandersetzungen vorzubeugen. Wenn dennoch leicht erregbare Personen am Fernsprecher zu Aeußer- ungen des Unwillens sich Hinreißen lassen, so soll der Beamte auf solche Aeußerungen nicht im gleichen Ton erwidern, sondern durch sachliche Ruhe und taktvolles Benehmen eine Steigerung der Erregung nach Möglichkeit fernzuhalten bestrebt sein. Es wird Wert darauf gelegt, daß diese Grundsätze von allen Beamten zur Richtschnur für ihr Verhalten dem Publikum gegenüber genommen werden.
— Von einem angeschosfenen Rehbock erzählt in der Zeitschrift „Wild und Hund" Herr Fritz Günther-Remscheid folgendes: Er, sein Schwager und Förster Gosens in Gimborn waren zusammen auf der Jadg. Förster G. schoß einen Rehbock weidwund durch, so daß das Gescheide hervorquoll. Der Bock flüchtete in einen Sumpf, wohin Förster G. ihm folgte. Plötzlich brach aus einem dicken Busch der Bock hervor. B. riß das Gewehr an den Kopf schoß aber fehl. Der Bock griff G. an und stieß zunächst in den Kolben der zum Schutz vorgehaltenen Flinte eine fingerlange, zentimetertiefe Furche, wobei G. die Flinte aus der Hand gerissen wurde. Nun stieß der Bock zuerst die eine Stange durch die Maus der rechten Hand des G., so daß die Spitze auf dem Handrücken heraussah, schlitzte ihm dann einen Finger vollständig auf und stieß ihm die andere Stange tief in die Wade. Auf G.'s Hilferuf erschien Herr Günther und dessen Schwager. Ein auf den Bock gehetzter, sehr scharfer Hühnerhund wurde im hohen Bocken von dem Bock fortgeschleudert. Die beiden Herren warfen sich nun ebenfalls auf den Bock und versuchten ihn abzunicken, doch schlug der Bock Hern Günther durch einen gewaltigen Ruck das Messer aus der Hand, so daß es weit weg in den Sumpf flog. Den vereinten Anstregungen gelang es erst unter unendlicher Mühe, den Bock endgiltig zu strecken.
stellung; ich habe zehntausend Thaler Vermögen, keinen Anhang und lege Ihnen alles mit einem treuen Herzen, das sie grenzenlos liebt zu ihren Füßen."
Der Assessor war mit sich zufrieden; das hatte er ganz schön gemacht; siegesbewußt sah er zu Helene hinüber, in deren Herzen es vor Unmut über die Art und Weise des Assessors heiß aufwallte.
„Ich bedauere, durch Ihre Rechnung im Exempel der Liebe einen Strich machen zu müssen, ich kamt unmöglich weder ihr Herz noch Ihre Hand annehmen, weil ich absolut nichts damit anzufangen wüßte, fehlt mir doch sogar das Verständnis, die mir zugedachte Ehre genügend zu würdigen."
Der Assessor machte ein ganz verblüfftes Gesicht, während Helene mit hoheitsvoller Miene, als wenn sie dergleichen Rollen gewohnt sei, dem Ausgange zuschritt, an dem der Assessor immer noch stand.
„Jetzt geben Sie mir wühl den Ausgang frei."!
Der Assessor trat, sich leicht verneigend, zur Seite, aber hinter dem jungen Mädchen murmelte er: „Kleine Schlange!" Dann pfiff er den Dessauer-Marsch und ging ins' Haus, um sich zu verabschieden.
Während diese Scene sich in der Laube zwischen Helene und dem Assessor abspielte, hatte dort in der Jnspektorstubc Bodo von Winter alle Qualen der Eifersucht durchgekostet. War dieser Herr Assessor Berg gekommen, die Hand nach der Rose von Fichtenstein auszustrecken? Ihn überrieselte es kalt. Aber was wollte er? Konnte er jemals hoffen, sich Helene zu erringen? er» der entflohene Sträfling? Selbst wenn es ihm in Amerika als Arzt glücken sollte, würde sie ihm in das ferne Land folgen,, würde sie ihre schöne, glückliche Heimat verlassen und dem verdächtigen, verurteilten Brandstifter folgen? Bodo sah zum Himmel auf; und wie schwarz sich auch vorhin die Wolken aüsgetürMt hatten,
Htätsekecke -s»- Es ist das reinste Glück des Lebens,
Was meine Erste schließet ein;
Du findest in der Welt vergebens,
Was ein Ersatz ihm könnte sein.
Nur streb' auch, damit zu verbinden
Das Glück, das Zwei und Drei verleiht.
Und das am sichersten wird finden.
Wer seiner Pflicht sich eifrig weiht.
Hoch aber ehrt's das deutsche Wesen,
Das für der Ersten schönste Zier Zum Namen ward das Wort erlesen.
Das ich als Ganzes nenne Dir.
Auflösung folgt in Nummer 25.
Auflösung:
Die Zeit.
Aus dem uns zugesandten Berichte des Thüringer Weber-Vereins zu Gotha auf das Jahr 1902 entnehmen wir, daß dieser seit nunmehr 11 Jahren wirkende und seiner Zeit zur Besserung der trostlosen Verhältnisse der armen Thüringer Handweber begründete Verein auch im verflossenen Jahre befriedigende Ergebnisse erzielte, daß es indessen mit Rücksicht auf den noch bestehenden Arbeitsmangel sehr erwünscht ist, wenn sich der Kreis seiner Abnehmer vergrößert, damit die armen Leute besonders während des harten Winters beschäftigt werden können. Zahlreiche unverlangte Anerkennungen aus ganz Deutschland über die Güte und Haltbarkeit der nur auf Handwebstühlen aus besten Garnen hergestellten Waren werden der Vereinsleitung
— welche Herr Landtagsabgeordneter Kaufmann C. F. Grübel in Gotha seit dem Bestehen des Vereins unentgeltlich ausübt — erneut Ansporn sein, für Absatz derselben bemüht zu bleiben und richtet dieselbe insbesondere an unsere deutschen Hausfrauen die dringende wie ergebenste Bitte, den im Kampfe um ihr Dasein schwer ringenden armen Handwebern durch Bezug von Webwaren vom Thüringer Weberverein zu Gotha beizustehen.
Musterbüchlein und Preiscourante versendet der genannte gern und kostenlos.
jetzt stand der Mond klar und voll am Firmament und warf seine weißen Streiflichter über Garten und Park. Er sandte auch seine Strahlen in Helenens Mädchenstübchen und spiegelte sich in Tränen die dort geweint wurden.
Mit gefalteten Händen stand Helene da und blickte Hilfe flehend zum Himmel auf. Konnte hier keine Kunde werden aus dem großen Schicksalsbuch? Schließlich kam es von Tränen halb erstickt von ihren Lippen:
„Ich kann nicht anders, o mein Gott! Mit beiden Händen habe ich mein armes Herz gehalten. — Ist es denn Sünde, einen solchen Mann wie Bodo zu lieben, der wie die Sonne alles mit dem Lichte seines Geistes durchdringt, der durch seine Rede, den Klang seiner Zuhörer fesselnd mit sich fortreißt, — in dessen Augen nichts geschrieben steht, als das, was gut, schön und edel ist? Ist das Sünde wenn mein Herz schwach ist, wenn es ihn liebt mit jener Liebe, die nicht rechnet und nicht wägt, Zandern die eben nur liebt?"
Von ihren Gefühlen überwältigt, knieete sie nieder und betete: „Erbarme Du dich seiner, barmherziger Gott; verhilf Du ihm zu seinem Recht; verlaß ihn nicht! Und was mich hetrifft
— Dein Wille geschehe!"
Wochen waren vergangen. Immer näher rückte die Zeit, in welcher Bodo Fichtenstein verlassen und fremd in die weite Welt ziehen mußte.
Wie ihm auch das Herz brannte bei dem Gedanken an den Abschied, es mußte ja sein, er wollte kämpfen und ringen um das Leben, obwohl ihm in manchen Stunden das Sterben gar süß gedünkt hätte; aber er wollte arbeiten, er wollte frisch und tatenreich eingreifen in das völle Menschenleben und Gutes tun, so viel er vermochte. Er wollte auch nicht weich, nicht schwach werden in der Abschiedsstunde.
(Fortsetzung folgt.)
Druck u- Brrl,z der Beruh. Hofmann'schen Buchdruckrrei in Wildbad. Verantwortlich süx di« Redaktion: E. Hvswann daselbst.