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* Der neue Sommerfahrplan soll einige Aenderungen erfahren, wovon wir die, die hies. Gegend betreffenden Verbindungen anführen wollen. Es soll ein weiterer Personenzug eingelegt werden, der in Bietigheim Anschluß von dem vorzurückenden Schnellzug 183 von Berlin erhält und in Mühlacker an den bad. Zug 269 nach Pforzheim und Wildbad anschließt:

9!r. 34 o. Stuttgart ab 7.03 nm.

Wildbad an 10.00 nm.

Karlsruhe an 10.10 nm.

CalwPforzheim.

Wie im vor. Sommer soll Sonn- u. Feier­tags ein weiterer Personenzug gefahren werden:

Nr. 976. Calw ab 7.25 nm.

Pforzheim an 8.14 nm.

WildbadPforheim.

An Sonn- und Feiertagen soll ein Personen­zug gefahren werden:

Nr. 979. Pforzheim ab 5.55 vm.

Wildbad an 6.48 vm.

Es sollen ferner wie im vorigen Sommer ein Personenzug eingelegt werden, der in Pforz­heim an den bad. Zug 257 nach Karlsruhe an­schließt:

Nr. 310. Wildbad ab 8.55 vm.

Karlsruhe an 10.00 vm.

Im Anschluß an den bad. Zug 257 von Mühlacker soll wie im vorigen Sommer ein weiterer Zug gefahren werden:

Nr. 311. Stuttgart ab 7.56 vm.

Wildbad an 11.06 vm.

Die Schnellzüge 318 und 319 sollen wie im vorigen Sommer wieder ausgeführt werden.

Zur Herstellung eines unmittelbaren An­schlusses von dem früher zu legenden Schnellzug 183 von Berlin soll der Personenzug 325 vor­gerückt werden.

Wie im vor. Sommer sollen an Sonn- und Feiertagen die Personenzüge:

Nr. 972. Wildbad ab 6.50 nm.

Pforzheim an 7.48 nm.

Nr. 981. Pforzheim ab 8.10 nm.

Wildbad an 9.04 nm.

Nr. 974. Wildbad ab 9.09 nm.

Pforzheim an 10.00 nm. wieder ausgeführt werden.

Als Gegenzug zu dem Zug 974 soll Sonn­

und Feiertags ein weiterer Personenzug gefahren werden:

Nr. 999. Pforzheim ab 10.30 nm.

Wildbad an 11.20 nm.

In einer Wirtschaft in Niesern fingen 5 Italiener Streit an. Einer derselben stach den 19 Jahre alten Mechaniker Bräuner von Niefern in den Unterschenkel und in den Unter­leib, so daß die Gedärme heraustraten. Bräuner schwebt in Lebensgefahr.

Heimsheim, 16. Febr. Vergangene Woche wurde in der hies. Kirche ein Einbruch verübt. Der Dieb schlich durch ein Fenster ein und stahl sämtliche Opferbüchsen mit. einem Inhalt von 20 bis 30 Mk. Er machte auch noch Versuche, den Kasten in der Sakristei zu erbrechen. Dies gelang ihm aber mcht. Von dem Täter hat man keine Spur.

Marbach, 14. Febr. Heute vormittag wurde der steckbrieflich verfolgte Christian Stein­mann aus Rietenau OA. Backnang, der am 15. Januar den vom hiesigen Viehmarkt heimkehrenden Landwirt Krauter von Weiler z. Stein überfiel und ihn seines Geldes im Betrag von 800 M. beraubte, soeben halb 12 Uhr gefesselt an das hiesige Kgl. Amtsgericht eingeliefert. Er giebt lautPostillon" an, das ganze Geld verbraucht zu haben.

Gronau, 14. Febr. Gestern vormittag wurde der ledige Bauer Christian Fleischmann und Karl Betz, Kronenwirtssohn von hier, beide wegen Meineids festgenommen und an das Kgl. Amtsgericht Marbach eingeliefert.

Böblingen, 16. Febr. Aus der Strecke BöblingenVaihingen stürzte heute früh ein ca. 50 Jahre alter Passagier vom Zuge ab und erlitt hiebei so schwere Verletzungen am Rückgrat, daß er sofort eine Leiche war. Die Persönlich­keit des Mannes konnte noch nicht festgestellt werden.

Kirchheim u.T., 16. Febr. Güterbeförderer und Kutschereibesitzer Albert Tritschler hier will im Sommer zurücktreten. Er hat das Ge­schäft dieser Tage um 77 000 Mk. verkauft an den Posthalter und Güterbeförderer Hildenbrand aus Wildbad samt lebendem und totem Inven­tar und zahlreichen Gütern.

Blaubeuren, 15. Febr. Heute nachmit­tag wurde ein gut gekleider Herr, vermutlich aus Ulm, als Leiche aus dem Blautopf ge­

zogen, ob Unglücksfall oder Selbstmord vorliegt, ist unbekannt. In der Tasche fand man eine Retvurfahrkarte Ulm-Blaubeuren.

(Das Keruerhaus ein Erholungsheim für Aerzte.) Im Med. Korr.-Blatt regt ein Arzt an, daß die würtembergischen Aerzte sich zusam­mentun und das historisch wertvolle Kernerhaus ankaufen. Es sei recht wohl geeignet zu einem Erholungsheim für die württembergischen Aerzte, eine Verwendung, die die Erhaltungdes Museums nicht verbieten würde. Weinsberg mit seiner lieblichen Umgebung, mit seinen geschichtlichen Erinnerungen außer der Burg, Württembergs älteste Kirche sei zu dem Zwecke nicht unge­eignet, und mancher Kollege könnte sich dort von dem Aerger der Praxis erholen und in den Poesie durchströmten Räumen frische Kräfte sam­meln.

Oberndorf, 16. Febr. Gestern abend ver­schied ganz plötzlich auf dem hiesigen Bahnhof von einer Operation in Tübingen zurückkehrend, Frau Oberstaatsanwalt Höring aus Rottweil. Der herbeigerufene Arzt konnte nur noch den eingetretenen Tod konstatieren. Welch' eine schreckliche Empfindung für die Kinder, die statt die Mutter wieder in Gesundheit begrüßen zu können, so plötzlich in schmerzliche Trauer ver­setzt wurden.

Leutkirch, 15. Febr. Gegen Submisstons­blüten macht der hies. Magistrat Front, indem er bei einer Ausschreibung bemerkt: Offerten niit mehr als 10 Proz. Abgebot finden keine Berücksichtigung.

Eltin gen, 15. Febr. Das Kind des Bahnwärters Steidle stieg, während die Mutter sich einen Augenblick entfernt hatte, auf den Tisch, wo eine Schüssel mit Teig stand. Das Kind siel auf den Boden herab und die Schüssel mit Inhalt auf das Mädchen. Als die Mutter zurückkam, fand sie das Kind erstickt.

Tages-Nachrichteu.

Rastatt. Das hies. Militärgericht verur­teilte den Futtermeister Münz der 1 . Batterie des hies. Artillerie-Regiments Nr. 30 w'gen Mißhandlungen von Soldaten zu einer Fest­ungsstrafe von 2 Jahren 3 Mon. und Degra­dation. Demselben wurden 52 Mißhandlungen bewiesen, darunter 2 erschwerte.

Die rechte Erbin.

Roman von I. Pia.

Nachdruck verboten.

In demselben Augenblick war es, wo Irma, etwas erregt und geschmeichelt, in so unerwarteter Weise zum Mittelpunkt der Gesellschaft gemacht zu werden, unter den Anwesenden ein Gesicht entdeckte, bei dessen Anblick alle Farbe aus ihren Wangen wich, ein Gesicht, von dichtem schwarzen Haar umrahmt, mit buschigen Braunen, hervor­stehenden Backenknochen und finster blickenden Augen, die mit unheimlichem Glanz fest auf sie gerichtet waren. Ein kalter Schauder durch­rieselte sie bei seinem Anblick.

Welcher Unglücksstern führte ihr am ersten Tage ihrer Rückkehr in das Vaterhaus diesen leidenschaftlichen Anton Mertens wieder zu, den sie so lange aus den Augen verloren und über­haupt nahezu vergessen hatte.

Sie können stolz sein, Irma!" erklang da eine Stimme neben ihr,alle Welt drängt sich darnach, Ihre Bekanntschaft zu machen. Graf Turnau zeichnet Sie ganz besonders aus, die Damen vergehen vor Neid, und die Herren wett­eifern um ihre Gunst. Sogar der finster drein­schauende junge Mann verfolgt Sie mit seinen Blicken."

Doch erschrocken wich Dülzen, der Irma so angesprochen hatte, einen Schritt zurück, als sie sich ihm zuwandte und er in ihr erdfahles Ge­sicht schaute.

,Um Gottes willen, verweilen Sie nicht bei Mir!" flüsterte sie ihm zusGehen Sie! Reden Sie nicht mit mir!"

Was soll das heißen?-Warum sind

Die denn so blaß?" fragte er in höchstem Er­staunen.

Das Bewußtsein, wie seltsam ihre Aufreg­ung-, für die sie ihm keine Aufklärung geben wnnte, ihn berühren mußte, trieb ihr das heiße Blut in die Stirn. Unmöglich konnte sie ihm

doch sagen!Ihre Unterhaltung mit mir reizt jenen Menschen dort, der in mich verliebt ist, zur Eifersucht." Statt dessen erwiderte sie in ihrer Verzweiflung:Es könnte Klementine unangenehm sein, wenn Sie sich so mit mir unterhalten."

Klementine?" sagte Dülzen ärgerlich.Un­möglich kann sie doch verlangen, daß ich mit keiner anderen jungen Dame in der Welt rede als mit ihr allein!"

Bitte, gehen Sie!" drängte Irma in pein­licher Verlegenheit.

Sie ritten einen schmalen Weg nebeneinander jetzt zog Dülzen plötzlich mit gekränkter Miene die Zügel an und blieb hinter ihr zurück.

Ein banger Seufzer entrang sich ihrer Brust. Wie hätten seine Worte sie beglückt, wenn nicht Mertens finsterer Blick auf ihnen Beiden ge­ruht hätte.

Jetzt habe ich ihn beleidigt!" dachte sie trarrig,nun wird er den ganzen Tag nicht wieder mit mir sprechen; doch besser so, als daß Anton Mertens irgendwie glauben könnte, Dülzen erwiese mir besondere Aufmerksam­keiten."

Es durchfröstelte Irma leicht, als sie der Vergangenheit gedachte und der wunderbaren Wandlung in ihrem Leben.

Inzwischen begann die Jagd. Die Meute wurde losgelassen und stob nach allen Seiten auseinander durch das dichte Gebüsch. Irma sah sich noch einmal nach dem Störer ihres Glückes um, doch konnte sie denselben unter den vielen Reitern nicht entdecken. Der einzige Be­kannte, den sie sah, war Oberst von Stemfels, der übet eilt Dutzend Reiter! hinweg sich lächelnd nach ihr vorbeugte, da ihm nicht mehr Zeit blieb, sie zu begrüßen, denn in demselben Augen­blick brach ein'Fuchs durch eine Oesfnung in in der Heckes die ganze Meute ihm lärmend nach, und dieser folgten im stürmischen Galopp die Jäger.

> Irma, jetzt alle Angst und Furchtsamkeit

vergessend, rrieo ihr Pferd mit den übrigen an. Da rief Dülzen ihr zu:Mir nach! Diesen Weg!"

Blindlings folgte sie ihm; sie setzte ohne große Mühe über die erste Hecke und sah sich bald zu ihrem eigenen Erstaunen mit unter den ersten Reite m. Sie saß so fest und sicher im Sattel, als wenn sie schon ein Dutzend Jagden mitgemacht hätte. Die frische Luftz die ihre Wangen fächelte, färbte dieselben rosenrot Und die Freude an der Jagd ließ ihr das Herz höher klopfen.

Grade vor ihr ritten Dülzen und der Graf Turnau. Wie sie aber einmal den Kopf wandte, sah sie dicht hinter Oberst von Steinfels Mertens untersetzte Gestalt!

Warum mußte auch dieser Mensch Hiersein, um ihr die Freude auch am heutigen Tage zu trüben?

Wie kommt er Überhaupt hierher? Was will er hier?" fragte Irma sich im Stillen. Unmöglich", suchte sie sich selbst zu beruhigen, unmöglich kann er doch noch denken, ich würde ihn heiraten? Wie töricht von mir, mich mit solchen Gedanken zu quälen! Er hat viel­leicht jetzt schon längst die ganze Geschichte ver­gessen."

Inzwischen hatten sie sich einer großen Schwarz­dornhecke genähert und Irma, in dem Bemühen, dieselbe ohne Unfall zu überspringen, bannte Mertens, mit allem, was sie an demselben er­innerte aus ihren Gedanken!

So mutig und sicher überwand sie das Hin­dernis, daß es dem Grafen ein lautesBravo!" entlockte, während Dülzen, erleichtert aufatmend die Worte entschlüpften! Gott sei Dank!"

In demselben Augenblick aber kam ein Pferd an ihnen vorübergejagt. Es war Sonnenstrahl, den Klementine offenbar nicht mehr in der Ge­walt hatte.

Halten Sie fest, Fräulein von Maltitz!" rief ihr der Oberst zu.

(Fortsetzung folgt.