Toulon, 2. Jan. Ein aus den Linien- sthisfin St. Louis, Charlemagne und Gaulois und den Kreuzern Chanzy und Lincois bestehendes Geschwaderhält sich zur Entsendung nach Marokko bereit. Die Schiffe ergänzen bereits ihre Vorräte von Lebensmitteln, Kohlen und Munition.

Tanger, 31. Dez. Der Stamm der Benider und andere Stämme in der Nachbarschaft von Tetuan bedrohen Tetuan. In der Gegend von Tetuan herrscht große Erregung. Aus Fez liegen keine Nachrichten vor. Wahrscheinlich ver­hindert der starke Regen die Entsendung von Kurien.

New-Nork, 2. Jan. Nach einer Herald- Meldung war Castros angeblicher Sieg eine große Niederlage. Er hatte übrigens den mit den Rebellen abgeschlossenen Waffenstillstand verletzt.

Washington, 31. Dez. Staatssekretär Hay erhielt Castros Antwort aus den Vorschlag, die Streitfrage dem Haager Schiedsgericht zu unterbreiten. Präsident Castro nimmt die Grund­sätze des Anerbietens an. Die Antwort wird heute nach London, Berlin und Rom übermittelt.

Willemstad, 31. Dez. Präsident Castro hat den General Lutowsky, den früheren Minister Pachano und ungefähr 40 Führer der Opposition gefangen gesetzt.

London. Hier wurde ein Mann wegen schwerer Körperverletzung verhaftet, und gleich­zeitig wurde dann noch die schauerliche Ent­deckung eines dreifachen Mordes gemacht. Die nähere Untersuchung ergab, daß man im Garten drei in Säcke verpackte Leichen vergraben fand. Es war dies ein Ehepaar im Aller von etwa 25 Jahren und ein ca. 3 Monate altes Kind. Die Kopfe und Glieder waren bei Mann und Frau vom Leibe getrennt und die Schädeldecke eingsschlagen, dem Kinde war der Hals mil einem Taschentuch zugeschnürt. Der Thäter hatte bei den Ermordeten gewohnt, diesen ihr Geschäft dann mit geringer Anzahlung gekauft, wo­rauf dann die Ermordeten plötzlich spurlos ver­schwanden. Trotz aller Nachforschungen kam man längere Zeit nicht auf die Spur des TlMers. Verkaufte Schmucksachen und eine goldene Uhr, bie er noch bei sich trug, haben in der Tbat

überführt. Er sieht nun seiner wohlverdienten Strafe entgegen.

New-Nork, 2. Januar. Aus Macatlan (Mexiko) wird gemeldet, daß die Beulenpest sich gefährlich gesteigert hat. Es seien schon 5000 Personen geflohen. Der Gouverneur der Stadt ordnete eine schärfere Quarantäne an.

Wien, 2. Jan. Wie verlautet, besteht hier nicht die Absicht, den deutschen Handelsvertrag zu kündigen. Man glaubt jedoch, daß Deutsch­land den Vertrag kündigen wird. (Ff. Z.)

Bulgarien hat lt.Ff. Z." den Handels­vertrag mit Ungarn, welcher Ende 1903 abläuft, gekündigt.

Petersburg, 1. Jan. Nach Meldungen aus Bachmut verloren bei einem Brande im Anna­schacht 58 Menschen das Leben; elf wurden gerettet, nachdem sie 60 Stunden und 21, nach­dem sie fünf Tage unter der Erde zugebracht hatten.

Madrid, 31. Dez. Durch einen im Amts­blatt veröffentlichten Erlaß ist die Aushebung der Posten der spanischen Finanzdeligierten in Berlin, London und Paris angeordnet.

Bcrschir-deires.

Ein interessantes Preisausschreiben hat der deutsche Anglerbund E. V., eine über ganz Deutschland verbreitete Organisation der Sport­angler, in der letzten Nummer der von ihm herausgegebenenDeutschen Anglerzeitung" er­lassen. Der Bund setzt drei Baarpreise von 100, 50 und 20 Mk. für die drei besten Angler­lieder aus, die in ernster oder heiterer Form seinen dem edlen Waidwerk nahe verwandten Sport preisen und anziehend oder humoristisch schildern. Die Frist für die Bewerbung läuft am 15. Februar 1903 ab. Als Preisrichter noerden fungieren: Friedrich Spielhagen, Joh. Trojan, Dr. Fritz Skowronneck, Chef-Redakteur Adolf Schulze und Maler Professor Haus Fechner. Die näheren Bedingungen sind gegen Porto- Einsendung durch die Geschäftsstelle des Deut­schen Anglerbundes, Berlin S.-W. 11, Hallesches Ufer 36 zu beziehen, welche auch sonstige Aus­künfte gerne erteilt.

Die Beteiligung steht offen für Jedermann, nicht nur für Mitglieder des Bundes, lieber das Ergebnis werden wir später Bericht erstatten. Das Urteil des Preisgerichts wird veröffentlicht in der am 10. April 1903 erscheinenden Nummer derDeutschen Anglerzeitung".

(Erdbeben und Flutwellen). Die furchtbaren Erdbeben, die sich während der letzten Jahre im westlichen und mittleren Asien ereignet haben, machen die wissenschaftliche Untersuchung der Erderschütterungen zu einer besonders wichtigen und auch interessanten Aufgabe. Kurz nach dem letzten großen indischen Erdbeben vom 12. Juni 1897, das in der Provinz Assam entsetzliche Ver­heerungen anrichtete, wurde in der Hauptstadt Schillong, die innerhalb des am stärksten bedros- fenen Gebiets lag, ein Erdbebenmesser ausgestellt, ein überaus empfindlicher Apparat, der aus zwei Horizvntalpendeln besteht. An den Schwankungen dieser Pendel werden die Erdbewegungen ermittelt und auf dem Wege graphischer Auszeichnung festgehalten. Eine der bedeutensten Gelehrten in Indien, Professor Oldham, hat nunmehr die Beobachtungen dieses Instrumentes vom Anqust 1897 bis Ende 1901 sorgfältig geprüft und verarbeitet und zwar hauptsächlich mit der Ab­sicht, festzustellen, ob in dem Auftreten von Erd­stößen während der letzten für die Erdkruste be­sonders unruhigen Jahre ein Einfluß der Ge­zeiten nachzuweisen wäre. Oldham hält die Zeit der Beobachtung noch für ungenügend zu ganz bestimmten Schlußfolgerungen, äußert aber fol­gende Ergebnisse: Zunächst findet eine starke Schwankung in der täglichen Verteilung der Erdbeben statt. Am häufigsten treten sie in den Stunden zwischen 10 und 11 Uhr abends und zwischen 6 und 7 Uhr morgens auf. Außer dieser bedeutenden, bisher uoch unerklärten Schwankung in der täglichen Verteilung der Erdbeben zeigt sich noch eine kleinere, die aller­dings in einer Beziehung zur Ebbe und Flut zu stehen scheint, aber nicht zu den eigentlichen Gezeiten des Meeres, die durch die Anziehung des Mondes hervvrgerusen werden, sondern zu einer Flutwelle, die durch die Anziehung der Sonne in dem flüssigen Gestein des Erdinnern bewirkt werden müßte.

von Herrn von Döllhof, der gestern zur Consu- tation gekommen war.

j Die Dichterin interessierte sich für den Patien­cen. Sie kannte ihn und seine Familie, und war ihr so leid, daß solch lebenslustiger Mensch am Magenkrebs zu Grunde gehen sollte.

Als sie das sagte, blickte Eugen sie eigen­tümlich an. Ein kluges, mildes Lächeln spielte um seinen Mund, aber er besann sich noch ein Weilchen, dann sagte er so bestimmt, daß ihm's i jeder glauben mußte:Herr von Döllhof leidet nicht an Magenkrebs, es handelt sich nur um einen chronischen Magenkatarrh, den er bei rich­tiger Behandlung mit der Zeit schon los wer­den wird.

Johanne wurde ein wenig rot ihr eigener Vater ging auch bei Herrn oon Döllhof ein und aus. Er war sozusagen sein Cvnsulent, wenn die anderen Autoritäten in der Diagnose hie und da etwas schwankend wurden.

Aber Freude hatte Johanne doch an Doktor Jcllineks Ausspruch. Sie mochte nur nicht viel Aufhebens von der Sache machen rein aus dem Zartgefühl für den Vater.

Nach dem Frühstück hatte Doktor Jellinek heftiges Herzklopfen sein erster Gang sollte ins Schloß sein.

Als er aus dem Zimmer trat, meinte er, sein Garten habe sich über Nacht verwandelt. Während er im Morgenschimmer lag, hatten die geliebtesten Hände das Pförtchen aufgeklinkt. Den Weg, den er jetzt hinabschritt, hatte ihr Fuß betreten. Er sah Giselas Gestalt noch im Geist unter den blühenden, stark duftenden Rosen und dann den Augenblick, wo sie seinem Mutterl am Herzen lag.

Und so ging er ganz im Traume weiter Völlig vergessen Hütte er's, daß die Familie von Heidenbruck ein adelsstolzes Geschlecht war, das« seine Genealogie in einem dreibändigen Werke erst jüngst umständlich niedergeschrieben zu ewigem Gedächtnis und als Grundlage künftiger Standeshoheit. (Forts, folgt.,,

Redaktion: E Hosmann digelbst. ^

Ihr Herz klopfte, unv sie schenke sich, vor­wärts zu gehen, aber sie ging doch und trat ins Haus, unt> es ergriff sie die überwältigende Empfindung, daß es sein Haus sei. Eine Thür stand offen. Man sah dadurch aus ein wein- umranktes, vergittertes Fenster und einen blank­geputzten Herd, in dem ein Holzfeuer flammend prasselte.

Gisela näherte sich schüchtern der offenen .Eriche, da trat ihr eine alte Frau entgegen seine Mutter. Sie war blaß und ernst. Gisela meinte, sie schaue ihr unfreundlich ins Gesicht.

Ich wollte fragen, wie es dem Doktor geht," brachte sie zaghaft heraus.

Die alte Frau antwortete nicht. Sie mußte sich erst zusammennehmen, denen aus dem Schlosse kein böses Wort zu sagen ihrem Sohn hätt's sonst ja das Leben tosten können.

Geht es ihm besser?" drängte Gisela ge­quält.

Ihn so zuzurichten! Was ineinen Sie wohl, wie mir geworden ist, als ich das viele Blut sah?"

So sagen Sie doch nur ein Wort, nur, ob er außer Gefahr ist!" ^

Die alte Frau horchte verwundert auf. Sie hatte gar nicht gedacht, daß es einem von denen so nahe ginge.

Wohl geht's ihm besser, er schläft."

Da tag das vornehme Fräulein der alten Frau an der Brust. Sie schluchzte vor Freude mR Dankgesühl, daß es eine Unmöglichkeit ge­wesen wäre, die eigenen Thränen zurückzuhalten oder 'noch hart mit dem zitternden Dirndel zu sein, wo es ohnehin wohlthat, sich recht sattsam auszuweinen und von dem Schreck zu sprechen, von dem jetzt noch alle Glieder zitterten.

Eine Stunde später trug Frau Jellinek das Urühstück irs Zimmer.

Tie Dichterin und Eugen saßen am Tische mid sprachen bewegt von den Ereignissen des mfftrigen Tages und der verflossenen Nacht.

Johanne klagte sich an, das Unglück in bester Meinung verschuldet zu haben. Sie fühlte sich so klein geworden, und hatte noch gestern ge­dacht, etwas recht Großes vollbringen zu können, wenn sie Rudolf hülfe, an der schönen Natur sich zu freuen, und dann allgemach die Arbeit und ein kleines Eigentum lieb zu gewinnen, j Eugens Stirnverband war mit einer schwarz- seidenen Binde bedeckt. Das erhöhte die Blässe seines durch den Blutverlust bleichen Gesichtes. Aber die hellschauenden Augen lachten von Junen ! heraus, als ob es da Feiertag wäre solch ! großer, ewiger Feiertag, wo die Schicksalsglocken !ihr Jubelgelaut anheben tief, tief in der . Brust.

I Frau Jellinek schenkte den dampfenden Kaffee in die Tassen. Ihre Augen waren ganz ver­weint, denn nachdem vorhin das Mädchen fort- gegaugen war, hatte unser Hergolt einen lichten Sonnenstrahl in ihr Herz geworfen, daß sie völlig hellschend wurde. Und da hatte sie das Gesicht in die Schürze verborgen das alte Mutterherz hämmerte wie einst, als sie selbst noch jung war und der flotte Jägersmann, dem j sie all ihr Lebtag gut gewesen, das nimmer er­wartete Wort aussprach:Jetzt Hab' ich eine j kaiserliche Anstellung, Dirndel, und nun werb' ich um Deine Hand wenn Du mich nur magst."

Da hatte sich auch die ganze Welt verwandelt, völlig, als ob sie ein Paradies geworden wäre. Der Himmel, der Wald, und alles was draußen .sprießt und blüht, war anders, anders wie es ije gewesen. Und dieser lichte Schimmer, der wie ein heiliges Erinnerungsbild in ihrer Brust vergraben gelegen hatte, stand wieder auf, ganz lebendig. Da mußte sie weinen, weil's gar so seltsam ans Herz griff; und dann war sie zu Eugen ins Schlafzimmer gegangen und hatte ihm mit zitterrder Stimme alles erzählt, was !sich heut Morgen zugetragen. Jetzt saß sie 'ganz still neben Eugen und Johanne. Sie sprachen endlich nicht mehr von Rudolf, sondern

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