— Der Bruder der Kronprinzessin, Erzher- z Leopold Ferdinand, der mit der Schau- clerin Fräulein Adamowitsch als Herr und an Leopold Woelfling im Hotel Angleterre Genf eingetragen war, hat, wie eine Pri- .t-Nachricht mKdet, Genf wieder verlassen.
'' will Fräulein Adamowitsch unbedingt heiraten, o und wann, sei noch unbestimmt. Die An- legenheit seiner Schwester sei jedoch vollständig 'trennt von seiner eigenen.
Nach in Salzburg verbreiteten Gerüchten soll w Erzherzog mit Fräulein Adamowitsch schon or längerer Zeit in aller Stille und zwar unter 'Ui Namen Leopold Wölfling getraut worden in.
Rom, 27. Dez. Die Boce della Verita ver- wntLichr eine offizielle Note des Vatikans, wo- a es heißt, daß der Papst die Ehe des Kron- nnzen von Sachsen nicht lösen könne, weil sie alid geschlossen sei.
In Berndorf ist das Theater, das Arthur Nipp, der 'Neffe Alfred Krupps, für die Beuten und Arbeiter seines großen Berndorfer letallwarenwerkes errichten ließ uns das am 7. September 1899 in Anwesenheit des Kaisers /ranz Josef eröffnet wurde, am zweiten Weihachtsfeiertag durch Brand größtenteils zerstört, nie Bühne und ein Teil des Zuschauerraums nd ausgebrannt.
Madrid, 27. Dez. Die Fmilie Humbert , heute abend nach Paris befördert worden.
Paris, 29. Dezbr. Heute früh traf die ,-amilie Humbert auf dem Bahnhof der Gürtelahn ein. Die Gefangenen verließen den Wagen, on je zwei Polizeikommisfaren eskortiert und airden in zwei Wagen, Männer und Frauen etrennt, von den Leitern der Sicherheitspolizei mch der Conciergerie gebracht.
Nach einer Depesche des Madrider „Jm- arcial" aus Tanger sollen die Verluste, die äe Truppen des Sultans bei. dem letzten Zu- ammenstoß mit den Aufständischen erlitten, !000 Tote und Verwundete betragen. Thatsäch- ich ist die ganze Armee — die sich als unzu- erlässig und schlecht organisiert gezeigt hat - .eschlagen, da in Fetz nur verhältnismäßig wenig ruppen znrückgelaffen worden sind. Ans Mad- ;d wird weiter gemeldet: Infolge der Nach
richten aus Marokko haben die Minister der Auswärtigen Angelegenheiten, des Kriegs und der Marine, eine Besprechung mit dem Ministerpräsidenten Silvela über die Maßnahmen, welche im Hinblick auf mögliche Ereignisse zu ergreifen seien. Es werden Instruktionen an die Botschafter in London und Paris abgesandt werden. Die Minister des Kriegs und der Marine werden sich über die Verteilung der Land- und See- streitkrüfte, welche erforderlich sein könnten, schlüssig machen.
London, 28. Dezbr. Eine Nachricht aus Curaoao meldet: Es verlautet in gutunterrichteten Kreisen in Caracas, daß ein gegen den Präsidenten Castro gerichteter Staatsstreich vom Vizepräsidenten der Republik vorbereitet werde.
Willemstad, 29. Dez. Am Samstag hat ein lebhaftes Gefecht zwischen 1200 Aufständischen unter Riera und Regierungstruppen bei Canja- rao in der Nähe von Cora stattgefunden. Näheres ist noch nicht bekannt. Die Aufständischen verfügten über Artillerie und hielten ihre Stellung. — Sechs Anhänger von Matos find heute in örr Richtung nach Cumarebo abgereist. Dies wird als Zeichen dafür angesehen, daß der Aufstand gegen Castro noch immer im Gange ist.
Verschiedenes.
(Die nackte Themis.) Ueber die Göttin der Gerechtigkeit auf dem neuen großen Gerichtsgebäude zu Bamberg bringen süddeutsche Blätter folgendes Geschichtchen: Zwei Landbewohner aus dem Jura, die vom letzten Viehmarkt weg auf das Justizgebäude zuschritten, erblickten auf dessen Giebel die imposante Figur der gen Himmel schauenden Themis. Stutzig und hin- und herratend, was denn diese Figur da droben eigentlich zu bedeuten habe, sagt endlich der Eine: „Waaßte was, Hannes, dös is a Fra, die Hot drei Stockwerk — drei Instanzen — durchpro- zeßt und Hot etzt Olles verlurn, sogar 's Hemet ufni Leib."
(Eine schwere Sonntags-Entheiligung) kam kürzlich in der Werkstatt eines elsäßischen Schneidermeisters vor, wie wir im Gewerbeblatt für Elsaß-Lothringen lesen. Der Meister hatte ein Straf-Protokoll von 15 Mk. von einem Schutzmann bekommen, weil ein Arbeiter ihm am
Sonntagmorgen 6 Knöpfe annähte, aber ohne Wissen und Willen des Meisters, denn er hatte das Gilet selbst gemacht und hieß die Knöpfe Samstags Abend noch annähen. Ein zweiter Arbeiter nähte noch die Aermel in seinen Ueber- zieher, da er seinen alten Eltern geschrieben, daß er sie besuchen wolle. Ein Dritter (der Lehr- liüg) säumte sich eine Hose für die Kirche, also noch vor dem Gottesdienst. — Es wird dem Meister nichts übrig bleiben, als zu zahlen oder die Hilfe des Gerichts anzurufen. Wie aber dieses entscheidet, steht auch noch dahin!
(Zwei, die nicht geschieden werden können.) Vor einem englischen Gerichtshof kam dieser. Tage ein Ehescheidungsprozeß zu Ende, der 300 000 gekostet und weiter keinen Erfolg hatte, als den, viel Staub aufzuwirbeln und allerlei Schmutz bloszulegen. Sir Charles Har- topp heiratete vor 5 Jahren das Fräulein Wilson, und jetzt beschuldigen sich beide des Ehebruches, können aber nichts Nachweisen. Cabkutscher, Dienstmädchen, Herzoge mußten Zeugnis ablegen, konnten aber nichts Gravierendes feststellen. Viele Zeugen waren ersichtlich durch Geld bestochen oder doch in ihren Ansichten beeinflußt; und dies war so deutlich, daß die Geschworenen es ablehnten, ein Urteil zu fällen, Herr und Frau Hartopp können sich ja freiwillig trennen, aber das englische Gericht lehnt es ab, sie offiziell zu scheiden. Natürlich find sie beide vom sittlichen und moralischen Standpunkte aus keinen Pfifferling wert und daher einander würdig.
(Gemütlich.) Der jetzige König von Sachsen besuchte einmal als Thronfolger mit seinem Adjutanten eine Kaserne. Als er diese verließ, wollte er sich im Korridor eine Zigarre anzünden. Dort prangten aber Plakate mit der Inschrift: Rauchen untersagt, und dem Posten war streng eingeschärft, jede Uebertretung dieses Verbots zu verhindern. Der arme Teufel von Soldat war einen Augenblick in scheußlicher Verlegenheit, als er sah, daß sich der Prinz von seinem Begleiter Feuer reichen ließ. Dann aber trat er entschlossen heran, präsentierte das Gewehr, neigte seinen Kopf dem Prinzen zu und sagte mit halblauter Stimme: „Geenikliche Hoheit eegentlich darf hier nicht geroocht wer'n!"
tatur umgeben. Links der uacrte Fetwu — ;chts eng verästeltes Torngestrüpp — nirgends rehr eine Spur des lachenden Sommers. Man ing wie in einer Einöde, wo's keine Schund t, sich ein bischen zu fürchten, wenn man etwa ,anz mutterseelenallein des Weges daher käme.
Johanne bereute, Rudolf hierher geführt u haben. Sie hatte sich die Gegend anders lorgestellt.
Jetzt hörten Sie das Plätschern der Quelle, nn rinnendes Wässerchen zog eine ausgewaschene furche quer über den Grasstreifen und verlor ich im Dorngestrüpp, wo sich ein Thalgrund nldete.
Das Wasser floß aus einer Grotte, deren zünde mit Heiligenbildern und vertrockneten ckräußen bedeckt waren. Auch ein Bänklein un Niederknien stand vor der Grotte und da- über, ganz in den Felsen eingelassen, ein Ruttergottssbild unter verostetem Drahtgitter.
Es war ein Brauch der Wallfahrer, beim Bründel" vorzusprechen und der Mutter Gottes ui Opfer darzubringen.
Das kohlensäurehaltiges Wasser sprudelte ühl und klar aus einer Holzrinne, und daneben ing an einem Kettlein ein Becher.
Wenn die alljährliche Maiandacht am Höfer- ,ein stattfindet, drängen sich die Leute um die apelle.
Es geht der alte Glaube, daß unser Herrgott as Wasser gesegnet habe, sodaß es einem gut jue an Leib und Seele. Manche nehmen ein fläschchen mit, wenn sie hinauf wallfahren und ringen einen Trunk für Kranke heim. Da uirt sich's denn, daß das Wasser gut ist.
Rudolf packte ein Schütteln, als er in die -rotte trat. Die Ausschmückung und die Kühle ahnten ihn ans Sterben.
Johanne trug ihm den vollen Becher hinaus
den Sonnenschein und redete ihtn zu, zu niken — er würd's schon spüren, wie es wohl ue.
Rudolf machte ein ungläubiges Gesicht, aber
er lrain, U!!ü es wurde Ihm doch nicht wohler danach.
„Jetzt schnell heimgehen," sagte Johanne, „und dabei singen, ein Lied, das wir alle kennen und zwar ein lustiges: „Alles neu macht der Mai —" stimmte sie an, aber Rudolf saug nicht mit.
„Sie müssen mithalten, Rudolf — oder wollen Sie ein anderes Lied?"
„Ich mag nicht — es liegt mir was auf der Brust."
So fing Johanne an, eine lustige Geschichte zu erzählen, die hier oben auf dem Höferstein einmal einem Wanderer widerfahren. Ein Kistlein hatte er im Ruinevgemäuer gefunden, das war angefüllt niit goldenen Ducaten. Der Wanderer aber konnte nur bis zwanzig zählen, und deshalb zerbrach er sich den Kopf über die Art, wie er die Größe seines Schatzes ermitteln könne. Er machte nun lauter Häuflein von je zwanzig Ducaten und legte sie nun nebeneinander auf den Fußweg, bis es wieder zwanzig Häuflein waren, und so that er fünf Mal. „Wieviel Ducaten hatte das .Kistlein also enthalten?" fragte Johanne gerade in dem Augenblick, als sie das Pförtchen zur „Freistatt" öffnete. Sie wollte Rudolfs Geist beschäftigen, nur daß sie erst über dem Friedhof wären, wo die gelben Königskerzen jetzt in den rötlichen Strahlen der finkenden Sonne eigentümlich geisterhaft leuchteten sodaß es aussah, als flamme ein Glorienschein über den versunkenen Gräbern.
Rudolf aber hörte nicht auf die Frage. Er zauderte, durch das Pförtlein zu gehen — der Schweiß perlte ihm aus der Stirn.
„Kann's niemand nachrechnen?" fragte Johanne in scheinbarer Unbefangenheit.
„Sprechen Sie leise, Fräulein Johanne vor uns liegen die Gräber," flüsterte Rudolf sehr furchtsam.
Es kostete ihn offenbar Ueberwindung, den Friedhof zu betreten-, und als er Johanne denn doch auf dem Fuße folgte, wurde seine Gesichts
farbe gclbblaß, wie bei einem Gallenkranken Er fühlte unter seinen Tritten das weiche Einsinken des Bodens, und die Königskerzen, die Johanne beim Vorangehen auseinanderbog, wisperten wie aus dem Schlaf geschreckte Geister. Sie streiften Rudolf bis zur Brust, nnd er schauerte unter ihrer Berührung zusammen.
Als sie jenseit der „Freistatt" in die Ruinen traten, warf er einen scheuen Blick zurück.
Vom Thal herauf klang das Abendläuten. Rudolf schnürte etwas die Brust zusammen — er fühlte den Tod durch die Einsamkeit wehen, und iin nächsten Moment begann er, voranzulaufen.
Ein dürrer Ast heftete sich an seine Kleider
— das raschelte und verfolgte ihn wie ein Spuk, Schritt auf Schritt — ihn verwirrend und jagend
— die Geister — der Tod — und nun die Erschöpfung — und doch fliehen, fliehen — das dürre Aestlein lies nicht los.
*
Herr von Döllhof fuhr mit dem Abendzuge nach Wien zurück. Er löste sich ein Billet erster Klasse, und wie er seine Banknote durch den Schalter reichte und noch auf das Herausgeber: wartete, stellte sich ein eleganter Herr neben ihn, zog einen Zehner aus der Brieftasche und verlangte auch eine Fahrkarte erster Klasse Wien.
Draußen auf dem Perron war elegantes Reisegepäck zusammengestellt, um es beim Anhalten des Zuges ins Eoupe zu befördern.
Herr von Döllhof wanderte auf und ab, und dabei mußte er immer an dem Gepäck vorbei, daß er's gar nicht lassen konnte, einen Blick darauf zu werfen, und die Stücke zu zählen —- eine Jagdbüchse im Lederetui, zwei englische Handkoffer und eine Plaidrolle — alles im bügd lüt-Geschmack.
Beim Halten des Zuges hob ein Dienstmantt die Gepäckstücke in dasselbe Coupe, in welches Herr von Döllhof gestiegen war.
(Fortsetzung folgt.)
Duck u. Verlag der Bernd. Hosmann'schen Buddruckerei in Wildbad. Veranlwortt-ch für die Redaktion: E' Hsfmann daselbst.