und mit bleichem Angesichte, gesehen, während der Mund des Dichters von irgend einer Kiwchenhand fest zugedrückt wurde. Er habe herbeieilen wollen, diese schreckliche Hand vom Munde zu beseitigen, als plötzlich vor ihm die allegorische Figur des Todes erschienen sei und ihn mit der Lense bedroht habe, so daß er zuriickgeichreckt sei! Was weiter passiert sei, misse er nicht mehr. H. behauptete nun, daß Zola von einem Unglück betrossen worden sein müsse. Er hacke schon einmal den Tod eines Menschen vorausgesehen. Im vorigen Jahre hatte er Nützlich seine Schwester von Flammen ersaßt gesehen. Nach einigen Stunden erhielt er ein Telegramm, das ihn nach Slvbin zu seiner ck'chwester ries. Als er dvr! antäm, fand er deren zweistöckiges Hans als rauchenden Schutt- Hausen. seine Schwester selbst aber sterbend an den beim Brande erhaltenen Wunden, In der letzten Zeit hatte H. die Zolaschen Romane ge­lesen, er hatte am Tage vorher gerade einen beendigt und befand sich wahrend der Fahrt noch völlig unter dem Eindrücke der Schilde­rungen desselben. Als beide Herren in Odessa ankamen, sahen sie die Zeitungen durch, um irgend etwas von Zola zu finden, doch fanden sie nichts. Da, am folgenden Tage kam das Telegramm, das aller Welt den Tod des be­rühmten Schriftstellers durch5ioh!endunst an,zeigte. Herzner verfiel in einen sonderbaren Zustand der Erschöpfung, der es ihm unmöglich machte, seine Rückreise trotzdem er dieselbe für unauf­schiebbar hielt, anzutretsn. Es dauerte eine Woche, ehe er im Stande war, nach Hause zu reisen.

* Unserebiedern Landleute". Tie Frtf.-Zta." erzählt an? dem Elsaß: Im Ang., wo die Hühner .roch fleißig legen, beginnt das Aufheben, d. h. Sammeln der in dieser Zeit billigen Eier. Das setzen ökonomische Bäue­rinnen fort, bis bei eintretender Kälte die Hühner nur noch wenig legen, die Eier im Preise steigen und namentlich dis frischen, zum Austrinken bestimmten, bis zu 12 Pfg. pro Stück kosten. Ist dieser Moment gekommen, dann ryird der Vorrat in Angriff genommen: di« angesammelteu oft schon mebrm-e Monaco altm Eier werNm tich aus den Mc-M gebracht und unter

der Versicherung, daß siefrisch gelegt" seien, zu den höchsten Preisen denStadtmadamen" anfgehängt. Da aber diese, durch Erfahrungen gewitzigt, selbst den heiligsten Beteuerungen steplisch gegcnüberftehen, so wendet manche Bäuerin eine Lift an, die fast immer zum Ziel führt. Den Korb, in welchem sich vielleicht 10 bis 12 Dutzend Eier befinden, hat die Verkäufe­rin hinter sich zugedeckt stehen. Vor ihr steht ein kleiner Kvrb, der Butter oder Obst enthält, nur oben aus einem sauberen Tuch liegen 6 bis 12 Eier, mehr nicht. Es spielt sich nun folgende Szene ab. EineStadtmadame" er­scheint:Haben sie frische Eier? Sie müssen aber ganz frisch sein. Ich zahle gern den Preis," Bäuerin (mit ehrlichster Miene):Die üa sind ganz frisch. Ich Hab nur die 8 Stück. Unsere Hühner legen nicht mehr die ganze Woche Da sind sie versichert, daß sie frisch sind." Das leuchtet ein. Die Frau hat nicht blos ein ehr­liches Gesicht. Ans die kann man sich verlassen. Denn wenn sie alte Eier verkaufen wollte, hätte sie gewiß mehr als 8 gebracht, damit es auch lohnte. So denkt die Stadtfrau und trägt die 8 Stück nach Hause, sicher, diesmal gewiß frische Eier erstanden zu haben. Die Bäuerin aber nimmt aus dem großen Korbe, der hinten steht, die zweiteAuslage" von frischgelegten Eiern, legt sie an Stelle der eben verkauften und hängt sie der nächsten Madame aus. Die Entdeckung aber, daß man doch wieder hinein­gelegt ist, kommt zu spät. Solche Ware hätte man 50 pCt.' billiger beim Eierhändler kaufen .können, der zwar nicht Produzent ist, sondern dem nach agrarischer Wirtschaftstheorie über­flüssigen Stand derZwischenhändler" angehört dafür aber seine Ware als das anbietet, was sie wirtlich ist.

* Originelles Fuhrwerk. Eine reiche Brasilierin, Fräulein Laura Rienzo, erregte un­längst in Nswyvrk große Sensation, als sie auf der 5. Avenue in einem Wägelchen erschien, dem zwei bildhübsche, sauber geputzte Kühe vorge­spannt waren. Aus dem Lande ist ein solches Fuhrwerk keine Seltenheit, in den Straßen von Newport aber hatte es ungeahnten Erfolg, zu­mal da die Insassin in Seide und Samt ge­kleidet und mit den kostbarsten Brillanten ge­

schmückt war. Da die Gassenjungen der origi­nellen Dame unter großem Hallo nachliefen, wurde schließlich auch die Polizei aufmerksam und der Pvlizeichef sprach persönlich bei Miß Laura vor und suchte ihr klar zu machen, daß inan in den Straßen von Newport nicht in solcher Equipage spazieren fahren dürfte. Miß Laura fragte jedoch gereizt, aus Grund welcher Gesetze ihr Kuhwagen verboten sei, und da der Polizeigewaltige in Verlegenheit geriet und kein Gesetz nahmhaft machen konnte, setzte die Brasi­lierin ihre Spazierfahrten fort. Ein Zirtüs- direktor soll für Wagen mit den Kühen 40 000 Mt. geboten haben, aber Miß Laura hat das Angebot rundweg zurückgewiesen. Der Zirkus- direktor muß ein großer Ochse gewesen sein, wenn er für zwei Kühe 40000 Mt. bietet, bloß weil eine halbverrückte Miß damit spazieren trabt.

W ä t se L e ck e Auflösung aus Nummer 122.

Süngersest.

Dil kannst mich vor- oder rückwärts lesen.

Ich bleibe stets dasselbe Wesen

Du Armer, den hier alle Freuden fliehen.

Wie segnetest du mein Bemühen,

Wenn ich als Engel dir erschien!

Mein Herz gebot mir deine Not zu mindern. Dir Trost zu bringen, deinen Gram zu lindern Ich that's; du ließest mich voll Dankes zieh'»!

Auflösung folgt in Nummkr 128.

Briefkasten der Rcoaktivn.

Landwirt ld. in B. Die glänzenden Er­folge, welche mitBauernfreude" in der Praxis erzielt werden, sollen jeden Landwirt veranlassen, das Präparat in seiner Viehzucht zu erproben; die Ueberzeugung von den wert­vollen Eigenschaften der echtenBauernfreude" wird dann bald eine allgemeine werden, und man lernt dann auch die echteBauernfreude" aus der chemischen Fabrik von Th. Lauser, Ne- gensburg von den zahllosen wertlosen Nachah­mungen und plumpen Fälschungen leicht unter­scheiden. Jeder Landwirt sehe stets daraus, daß jedes Packet die SchutzmarkeSchwein auf der Waage" trägt.

.zens^ccUel.

Roman nach dkm FümzAsischni von Slira Rbeinau. 411 iRochc.'nch verboten >

Es giebt selbst aus dieser Erde Stundeil! fast vollkommenen Glückes. Dies empfanden! auch Arthur von Vedelles und seine junge Frau' während dieser Tonr durch die herrlichen Wal­dungen, welche Vermont von Belbouquet trennten. Der Schmerz um des treuen Dieners Hinscheiden hatte ihr Herz weich gestimmt und sie waren bereit, nicht im Geiste wilder Erregung, sondern mit stiller, demütiger Dankbarkeit das neuge­schenkte Glück zu begrüßen. Jede Minute schien sie einander näher zu bringen.

Die tiefe Einsamkeit dieser schattigen Haine, der würzige Duft, den der Thymian, unter des Grautiers Füßen zerstampft, au?strömte; das Summen der wilden Bienen, alles harmonierte mit den frohen Gedanken, welche Beider Seele erfüllten. Sie sprachen wenig miteinander erst als sie um Mittag neben der von Arthur bezeichnten Quelle Rast machten, löste sich ihre Zunge.

Traulich im Moose gelagert, erzählte Arthur der Gattin die ganze Geschichte seines bisherigen Lebens. Er schilderte, was er seit jenem Tage gelitten, da er, von der schweren Krankheit ge­nesend' jene physischen Kräfte allmählig wieder erlangte, aber gleichzeitig seinen Geist unter einem tätlichen Druck gelähmt fühlte. Seine Energie war verschwunden; jede Anstrengung war ihm unmöglich, nur seine Phantasie war ihm.ins vollem Maße geblieben. ;

Damals sing ich an", fuhr Arthur fortm lange, einsame Spaziergänge zu unternehmen; ich fühlte mich nirgeuds glücklich, als wenn ich allein die Wälder und engen Thäler um Baisse durchstreifte. Am liebsten lag ich tagelang aus. Nner Moosbank ausgestreckt und lauschte denn Rauschen des Windes in den Wipfeln der Tannen, ' Und bewunderte die funkelnden Sterne über; meinem Hruple. Neue Gedanken, neue Gefühls,

ich mochte lagen, neue Kräfte erfüllten mich in dieser wilden Einsamkeit. Ich entdeckte, daß ich ein Talent besitze, von dem ich bisher nichts gewußt: ich fühlte, daß mich Gott zum Dichter bestimmt habe. Aber ich konnte nicht zu Andern von der mir verliehenen Gabe sprechen; ein un­überwindliches Widerstreben hielt mich zurück. Ich fürchtete meiner Mutter Fragen, meines Vaters Geringschätzung, meines Bruders Spott. Inzwischen wurde meine Begeisterung für die Dichterkunst so absorbierend, daß sie mich schweig­sam, zerstreut undungesellig machte. Mein einziges Streben war, allein in der freien Natur zu sein und Alles, was sie mir zuflüsterte, in Versen anszudrücken. Als wir Valsec mit Vermont vertauschten, sah ich zum ersten Male die See. Du, die stets au dieser Küste gewohnt, kannst nicht begreifen, welch' überwältigen Eindruck diese unermeßliche tiefblaue Wasserfläche aus mich machte. Tie silberschimmernden Wvgen, die sich aus dem weichen Sande brachen oder gegen die Felsen anschämnten, schienen mir Lob und Freude- hymmen zu singen oder klagende Weisen zu flüstern und ich sehnte mich, die wilde Musik in Worte zu setzen. Scheint Dir dies Unsinn, Hed­wig?"

Nein, Arthur. Es ist mir alles sehr neu, aber ich höre Dir mit Vergnügen zu. O, jetzt verstehe ich, warum Du manchmal in der Nacht oder früh am Morgen, am Meeresufer, leise vor Dich hinsprechend, gesehen wurdest. Die Leute glaubten"

Daß ich den Verstand verloren habe? Ich weiß es. Ich bemerkte oft, wie Kinder und auch Frauen mir aus dem Wege liefen, als ob sie einen Geist gesehen hätten; aber es lag mir nichts daran, ich war zu sehr in meine Träumerei vertieft. O, wie es mich ärgerte, wenn meine Angehörigen über den Wind an der Küste, oder über oie Einförmigkeit der Meeresansicht klagten. Mir war, als hätten meinen teuersten Freund geschmäht. Ich fand es mit jedem Tag schwieriger, mich, mit Jenen zu unterhalten, die jedes Meiner

Worte mehr oder weniger thöricht hielten. Selbst meine teuere Mutter, so zart und liebevoll sie auch stets war, sprach zu mir, als ob ich ein schwaches, eigenwilliges Kind gewesen wäre. Sie erkämpfte mir aus Grund meiner Gesundheit die Freiheit, das Leben zu führen, das mir am meisten zusagte, das sie selbst aber für gänzlich zwecklos hielt. Sie ahnten alle nicht, wre hart ich, in gewissem Sinne, während jener einsamen Stunden arbeitete nicht wie ein Student über seinen Büchern, aber wie ein Gärtner, der den Frühlingsschauer, den Sonnenschein zu seinen Gehilfen haben muß. Es war eine seltsame, einsame Existenz, aber keine ganz unglückliche, bis"

Er hielt inne; doch Hedwig drückte seine seine Hand und bat leise:Fahre fort, laß mich hören, was Dn fühltest, was Du hofftest und littest von dem Tage an, da Du Fräulein von Vermont zum erstenmal gesehen."

Wünschest Du wirklich, daß ich Dir mein ganzes Herz öffne, Hedwig?"

Jedes Eckchen und Winkelchen darin möchte ich kennen," war die ernste Entgegnung.

Arthur erzählte nun von Adelinens erstem Besuch auf Schloß Vermont, von der Liebe, die auf den ersten Blick von seinem Herzen Besitz ergriffen, von seiner aussichtslosen Hoffnung, die­selbe werde Erwiderung finden; er sprach von 'den Tagen, welche Adeline am Krankenbettseiner Mutter verbracht; von der Bewunderung und Verehrung, welche ihr Leben heroischer Opfer- willigkeit ihm eingeflößt, von der Begeisterung, welche seine Liebs fast zur Abgötterei gesteigert. Er schilderte seine Verzweiflung über ihren Ein­tritt in das Kloster, die darauf folgende Niederge­schlagenheit, welche ihn gegen Alles, was seine Zükunft betraf, völlig gleichgiltig gemacht hatte. Wieder hielt et inne, und erst ein erneuter Druck von Hedwigs Hand ließ ihn in die Worte aus­brechen ,

O ich begriff ja Nicht wie unrecht ich handelte''.

(Fortsetzung folgt.)

LruU u. Ben«.) dee B.-rnh. Hopnami'ich.u BuchdnMccn m Mildbad. Bnamvonllch für Lue ReeaUwn: Hepi,a»n dajeUffl.