bitten um Hilfe, indem sie Flintenschüsse in die Luft feuern. In anderen Teilen der Provinz sind die Flüsse gleichfalls ausgetreten und haben mehrfach Schaden, namentlich in den Weinber­gen verursacht.

Verschiedenes.

* Ausmotten. Man sah's der Mutter an, sie rang in den letzten Tagen mit einem schweren Entschluß. Die kleinen Fältchen zwischen den seingeschwungenen Augenbrauen hatten sich unendlich vertieft, und die sonst so klaren und gütigen Augen blickten zerstreut und zerfahren umher. Sie war immer in tiefen Gedanken. Sie überhörte die vielen Fragen der Kinder und übersah die meisten ihrer kleinen Streiche. Selbst der Staub aus den Spinden entging ihr, und daß das Dienstmädchen die gehäckelten Decken auf dem Sofa wieder einmal links" gelegt hatte, fiel ihr nicht auf. Das mußte ihr erst ihr Junge zeigen. Nur wenn der Regen an die Scheiben prasselte, wenn der Wind in den Telephondrähten heulte, und die Wohnung nicht warm werden wollte, trotzdem doch nun die Küchenthür offen stand und sich die Glut in alle Zimmer verteilen konnte . . . Dann zuckte sie ein wenig zusammen und blickte hoch, aber die Falten ihrer Stirn wurden dann noch tiefer und ein leiser Seufzer stieg zum Himmel.

Und die Mädels sagten schon immer:Mutter mir is kalt," und der Junge hatte schon n'Schnuppen", nnd der Vater fand's draußen schon recht frisch", und sie selber fror, wenn sie zum Einholen ging da wußte sie nun hat ihre Stunde geschlagen.

Aber sie zögerte noch immer, bis der Vater plötzlich sagte:Na wie is es denn, Mutter? Was machen denn die Wintersachen?" Da half ihr denn kein Zögern und kein Aufschub mehr, da mußte sie denn 'ran an das schwierige Ge­schäft desAusmottens", ob es auch für einen Tag die ganze Wirtschaft wieder auf den Kopf stellte, und ob es auch für Wochen wieder das Herz der Eltern mit Sorgen erfüllte. Besser war's ja, rechtzeitig vorzusorgen, als daß die große Kälte sie alle überraschte und das ganze Haus mit Erkälrnngen versah.

Eigentlich wollte sie ja dieWinterparade" an einem Sonntag vornehmen. Da war ihr Mann zu Hause und konnte sich gleich Stück für Stück von allem überzeugen aber das verwarf sie wieder. Wenn jemand die ganze Woche gearbeitet, dann soll man ihm den Sonn­tag nicht verderben. In der Woche, bei all den geschäftlichen Sorgen, ging der Sturm auch schneller vorüber.

So ließ sie denn also Kisten und Kästen herunterholen, so öffnete sie endlich die Schränke und Koffer und nahm heraus, was während des Sommers der zärtlichen Fürsorge von Kampher und Naphthalin anvertraut war. Ein intensiver Duft erfüllte bald das ganze Haus, so daß die gesamte Familie in fröhliches Niesen ausbrechen mußte, aber Gott sei Dank die Motten waren fern geblieben.

Mit Stolz sieht es die Mutter, denn es war immer ihr größtes Bestreben, alles in bester Ordnung zu erhalten. Freilich, schöner und vollkommener sind die Sachen während des Sommers auch nicht geworden. Langsam fällt ihr alles ein, was ihr schon im letzten Winter- recht erneuerungsbedürftig erschien. Wo aber soll das Herkommen jetzt bei den schlechten Zeiten ....

Der Vater geht auch schnell über den beißen­den Geruch hinweg. Auch seine erste Frage ist! Muß viel gekauft werden?" Langsam, zögernd bringt's ihm die Mutter bei. Von sich spricht sie zu allerletzt. Erst er, dann die Kinder. Er will sich behelfen.Das geht nicht, Mama!" Es muß!!" Und er sieht die kleinen Mäntelchen und Kleider durch.Ja . . . nun kann der Winter kommen!

* Ein höflicher Spitzbube. Aus Stock­holm wird geschrieben: Ein Mann, der dem RestaurantZum Klosterbräu" gestern nacht einen Besuch abstatten wollte, fand das Lokal geschloffen und sah sich daher leider genötigt, einzubrechen. Berm Fortgehen nahm er den Inhalt der Kasse und sämtliche Eßwaren mit. Heute vormittag klingelte er den Restaurateur telephonisch an, drückte seinen verbindlichen Dank für das gute Essen aus und stellte für eine der nächsten Nächte seinen abermaligen Besuch in

Aussicht. Der Wirt gedenkt dem angenehmen Gast einen guten Empfang zu bereiten.

Rcklainetcil.

So Mancher klagt über Nervosität und giebt allem Möglichen die Schuld, nur nicht sich selbst und seiner unrichtigen Lebensweise. Wer­den Tag schon damit beginnt, daß er mehrere Tassen starken Bohnenkaffees zu sich nimmt, darf sich nicht wundern, wenn er nervös und sogar magenkrank wird. Gerade für den Kaffee existiert aber ein ausgezeichnetes Ersatzmittel, mit dem Jeder, der es praktisch noch nicht kennt einen Versuch machen soll. Es ist Kath- reiner's Malzkaffe, der infolge seiner eigenartigen Herstellnngsweise Geschmack und Geruch des Bohnenkaffees in hohem Grade besitzt und des­halb als vollkommener Ersatz des Bohnenkaffees gelten kann. Nimmt man ihn als Zusatz zum Bohnenkaffee, so wird der Kaffee dadurch voller, im Geschmack angenehmer und wesentlich bekömm­licher.

Kartoffelsuppe mit Schweinefleisch. Für 6 Personen. 2 Würfel Maggi's Kartoffel­suppe zerdrückt man fein, vermengt sie mit klein gewiegten Resten von gepökeltem oder geräucher­tem Schweinefleisch, röstet alles zusammen in 60 Gramm Butter leicht an und füllt 1'» Lit. warmes Wasser darüber. Unter ständigem Um­rühren wartet man das Aufwallen ab, giebt eiwas Majoran an die Suppe und kocht sie 1015 Minuten langsam gar; dann verfeinert man sie mit einem halben Theelöffel Maggi­würze und richtet sie über gerösteten Brotwürfel- chen an.

Tranolin ist und bleibt das beste für das Schuhzeug. Wer sein Schuhwerk von Zeit zu Zeit einfettet, wird finden, daß sein Befinden besser ist als sonst, weil die Füße warm erhalten bleiben, Schnee und Eiswaffer nicht eindringen können. Vor mancher Krankheit bleibt der be­wahrt, der seine Füffe warm und trocken hält. Man greise aber nicht zur nächsten, besten Büchse Schuhsett, sodern man sehe daruuf, Gentner's Tranolin zu bekommen. Dieses Fett macht das Leder wasserdicht.

«Kerzensrd lei.

Roman nach dem F.anzösischm von fflnra Rheinau 40) sNachdriick verbaten^

Aufs höchste überrascht, blickte Arthur auf.

Wer sprach Ihr von Dir? Was hörtest

Du?"

O, wenn Du wüßtest, wie oft ich ihr Bild betrachtet, mit dem Wunsche, ihr ähnlich zu sein, wie oft ich mir jene Verse wiederholt, deren Anfang lautet:Wärest Du der Leit­stern meines Lebens."

Du bist ja eine kleine Zauberin", ries Arthur erregt; Niemand wie ich selbst kannte jene Verse."

Ja, ich brauchte lange Zeit, um die kleinen Papierschnitzeln, die ich hinter der alten Bank im Grase fand, aneinander zu setzen," lächelte Hedwig.

Also weißt Du Alles und Du vergiebst mir. Dann mußt Du ein vollkommener Engel sein!"

O nein, nein; es ist so leicht, zu vergeben, wenn man glücklich ist; und auch Du hast ja etwas zu vergeben Arthur."

Fast erschreckt schaute er sie an.Hattest Du vor unserer Vermählung"

Einen Andern geliebt? O nein, niemals. Aber Arthur, jenen Blick, als Du in der Abtei zu mir sprachst, jener Blick, der Dich veranlaßte, den schrecklichen Brief an mich zu schreiben? Wie leid thut er mir, daß ich Dich je so ansehen konnte."

Er schloß ihr den Mund mit einem Kuß und re plauderten noch eine Weile von dem, was hr Herz bewegte. Dann entfernte sich Arthur, um oie nötige Anordnungen für ihr Weggehen zu treffen.

Hedwig blieb ruhig sitzen und sann über die wunderbare Veränderung nach, welche wenige kurze Stunden in ihrem Leben hervorgebrachi. Die Scenen des vergangenen Abends verliehen diesem neugesundenen Glück einen feierlichen.

ergreiseuven Charakter. Der letzte Wunsch des sterbenden Vincenz war feierlich in Erfüllung gegangen. Sie blickte hinauf nach dem Fenster des Sterbezimmers und ihre Lippen bewegten sich in stillem Gebet.

Da drang plötzlich lauter Hufschlag an ihr Ohr und überrascht sah sie einen Reiter die Allee heraufkommen. Als er den Fuß der Terrasse erreichte, band er sein Pferd an einen Baum nnd eilte hastig die Stufen herauf.

Es war Georg Dümont. Mit seinem breiten Lächeln trat er aus Hedwig zu nnd fing an, mit großer Zungenfertigkeit seine Besorgnis zu schildern, nachdem er gehört, daß sie allein auf Vermont sich befinde, wo in der fitacht jemand gestorben sei. In Belbouquet, wo er seine Auf­wartung machen wollte, hatte man ihm gesagt, daß Herr Baron von Hanse abwesend, Niemand von seiner Familie auf dem Schlosse, und Herr Lassalle aus einer Geschäftsreise sei.

So dachte ich denn", fuhr er fort,daß die Dienste eines Freundes Ihnen vielleicht an­nehmbar seien oder auf jeden Fall," fügte kr­aut einem schweren Seufzer und sehr sentimen­talem Gesichtsausdruck bei,die tiefe Sympathie i desjenigen, der nie aufhören konnte, die ehrer- i bietigfie Sorge für Ihr Glück zu fühlen und von den feurigen Verlangen getrieben ist. Ihnen alle Mühen und Beschwerden zu erleichtern, welche in Ihrer Einsamkeit so schwer aus Ihrem Gemüte lasten müssen."

Hedwigs Nerven waren Überreizt. Sie befand sich, teils aus Ermüdung, teils infolge der er­schütternden Gemütsbewegungen, in jenem Zu­stand, wo Lachen und Weinen gleich rasch erregt ist. Es lag etwas so Lächerliches in Georgs affektiert sentimentalem Wesen, paßte, daß Hed­wig der Komik dieses Anblickes nicht widerstehen konnte und ihr Taschentuch vor den Mund hielt, um ihr Lachen zu verbergen.

Georg Dümont deutete diese Bewegung je­doch zu seinen Gunsten. Er sühlte sich über­zeugt, daß seine warme Teilnahme sie tief er­

greife und begann bereits,eine neue Rede mit dem Ausruf:O Madame", als Arthurs un­vermutetes Erscheinen ihm das Wort am Munde abschnitt.

Arthur zuckte leicht zusammen beim Anblick des jungen Dümont und diesem selbst erging es nicht besser. Hedwig dagegen faßte sichjgewalt- sam und sagte, sich erhebend zu dem Gatten ge­wandt:

Herr Dümont kam, um seine Dienste wegen der Beerdigung des armen Vincenz anzubieten. Es war sehr gütig von ihm. Er wußte nichts von Deiner Rückkehr."

Ein verdächtiges Zucken um Hedwigs kleinen Mund verriet, daß ihre Selbstbeherrschung nicht mehr von langer Dauer sein werde.

Arthur machte dem Besucher eine sehr formelle Verbeugung und dankte ihm für seine Zuvor­kommenheit mit einem solch würdevollen Selbst­bewußtsein, daß der enttäuschte Dümont des Staunens kein Ende kannte.

Ah, o, natürlich", stammelte er,wenn der Herr Baron zu Hause sei, bedürfe man keiner weiteren Hilfe. Dennoch, wenn er irgendwie von Nutzen sein könne, hoffe er, als Nachbar, " Zum erstenmal in seinem Leben befand sich Georg Dümont in Verlegenheit. In der Mitte seines höflichen Speach brach er kurz ab und errötete wie ein Schulknabe.

Arthur sprach sehr ruhig und höflich. Er deutete an, daß er mit seiner Frau sich so gleich auf den Heimweg machen müsse, entschuldigte sich, daß er ihn allein lasse, und bat gleichzeitig, seinem Pferde etwas Ruhe zu gönnen und eine kleine Erfrischung einzunehmen.

Als Hedwig die beiden jungen Männer neben» inander stehen sah und den gigantischen Bourgeois mit dem bleichen Sprößling einer hochvornehmen Familie verglrch, da drängte sich ihr stürmisch der Gedanke auf an Alles, was ihr gedroht, was ihr gegeben worden und diesmal waren es Thränen, welche sie zu verbergen hatte.

(Fortsetzung folgt.)

Druck u. .Brrtag der Berich. Hysm»nn'jch.-n Buchviuckerei i» Wudbao. BeiaiuirvnUch jür di« Reeattwin E Hvpnaim da>rwst.