per Zentner 6 Mk. 60 Pfg. bis 6 Mk. 80 Pfg. Preise hoch, Handel lebhaft. — Auf dem Güterbahnhof standen 12 Waggon Mostobst, 9 Wagen schweizerisches, 2 italienisches, 1 österreichisches. Preis p. Ztr. 5 Mk. 40 Psg. bis 5 Mk. 80 Pfg.
Horb, 25, Okt. Der Meldung über den in dem Weiler Lützenhardter-Mühle ausgebrochenen Brandfall ist berichtigend nachzutragen, daß nicht die Lützenhardter Mühle, welche stark gefährdet, aber gerettet wurde, sondern zwei Wohngebäude ein Raub der Flammen wurden.
Ulm, 26. Okt. Gestern bestand die Zufuhr in ca. 25 Waggons meist oberländischem, schweizerischem, italienischem und österreichischem (steiermärkischem) Mostobst. Die Nachfrage war ziemlich lebhaft und stellten sich die Detailpreise auf 5 Mk. 40 Pfg. bis 6 Mk. 20 Pfg. pro Zentner. Für Waggonladungen zu 200 Zentner wurden 1000 bis 1100 Mk. verlangt.
Tages-Nachrichten.
Frankfurt a. M., 27. Okt. Aus Konstantinopel wird der „Franks. Ztg." telegraphiert: Zwischen Melnik und Newrokvp in Makedonien fand ein Zusammenstoß mit bulgarischen Insurgenten und türkischen Truppen statt. 23 Bulgaren wurden getötet, der Rest zersprengt.
Thorn, 27. Okt. Bei Ottlotschin hat ein Kampf zwischen der russischen Grenzwache und einem aus sechs Personen bestehenden Schmugglertrupp, der mit einem großen Posten Cigarren und Seidenwaren die Grenze überschreiten wollte, stattgefunden. Es wurde auf beiden Seiten scharf geschossen, ein russischer Wachtmeister wurde durch einen Schuß in den Unterleib schwer verletzt. Die Schmuggler fielen nebst ihren Waren den Russen in die Hände.
Paris, 26. Okt. Der Chef der Sicherheitsdienstes, Cochefort wurde vom Polizeipräfekten ermächtigt, gegen den „Gauloisff wegen dessen Behauptung, daß Cochefort die Flucht der Familie Humbert begünstigt habe, die Ver- läumdungsklage anzustrengen.
Nantes, 16. Okt. Die Burengenerale Botha Dewet und Delarey haben dem Maire von Nantes telegraphisch mitgeteilt, es sei ihnen zu ihrem Bedauern nicht möglich, an der Feier der Enthüllung des Denkmals des Grafen Villebois- Mareuil teilzunehmen.
Jer Kernerndecrr-Zt.
Roman von M. ElSbvrn.
14) (Nachdruck rerkotrn)
Rudolf ging Gertrud voran in die Zimmer, die dem jungen Haushalt angewiesen waren. Das Blut kochte ihm in den Schläfen — er warf sich auf einen Stuhl und bedeckte das Gesicht mit beiden Händen.
Gertrud umschlang ihn in ihrer Angst, sie brach in Schluchzen aus und zitterte am ganzen Körper. Sie hatte Heimweh — sie vermißte alles, was sie daheim gelassen — Mutter, Vater Brüdern und Schwestern — alles, was sie im Herzen trug, und was sie so schwer hatte hinausziehen lassen in die neue Heimat.
Beim Abschied hatten sie alle geweint, als ob es nun aus sei mit Glück und mit Lebensfreude.
Rudolf seufzte tief auf, als Gertrud an seinem Hals hing, sie drückte ihn — er war so in Anspruch genommen von seiner Bewegung: „Laß mich, Gertrud!" er schob sie von sich.
„Rudolf!" Sie warf sich vor ihm nieder und barg das Gesicht auf seinen Knieen.
„Sei doch ruhig, Gertrud, wozu quälst Du mich — ich kann das Weinen nicht leiden!"
„Ich habe Heimweh!"
„Ach geh!"
Er sagte es nicht unfreundlich, aber Gertruds Heimweh wurde zu einem brennenden Schmerz — sie griff nach Rudolfs Hand -- da sprang er auf.
„Zieh' Dich an Gertrud!"
Die neue Heimat lag vor ihr, wie eine Wüste, wie ein verzaubertes Leben, aus dem plötzlich jeder Lichtstrahl verfliegt, vor dem es einem graut und ekelt. Die Thräneu strömten über Ihre Wangen. Sie beugte sich über das Waschbecken, um das Gesicht von dem Reisestaub zu reinigen, damit sie anständig beim Essen erscheine, aber sie weinte unaufhörlich in die nassen Hände hinein, und konnte nicht still werden.
Wien, 27. Okt. Die Gräfin Stefanie Lonyay die heute hier im strengsten Inkognito eintraf, empfing mittags den Besuch des Kaisers, der ' > Stunden währte. Wie verlautet, habe die Gräfin dem Kaiser über die bekannten Vorgänge in Brüssel berichtet und auch von ihm eine inter- vention beim König der Belgier in Vermögens- rechtlichen Angelegenheiten erbeten. Nachmittags besuchten auch der König von Griechenland und die Prinzessin Viktoria von Schaumburg- Lippe die Gräfin.
Konstantinopel, 26. Okt. In Galataist heute ein Pestfall festgestellt worden. Der Kranke und seine Angehörigen wurden ins Pest- lazaret verbracht. Der Sanitätsrat ordnete für alle zur See und zu Land abgehenden Reisenden ärztliche Untersuchung an.
Petersburg, 26. Okt. Der Minister des Innern, von Plewe, ist von hier nach Livadia abgereist. Den Minister begleiten sein Gehilfe, Geheimrat Sinowjew und 2 andere Beamte.
Kopenhagen, 26. Okt. Der Kronprinz von Dänemark hat heute abend mit Gefolge die Reise nach Berlin angetreten. Zur Verabschiedung war der Ministerpräsident Deuntzer auf dem Bahnhof anwesend.
London, 27. Okt. Dewet wird am nächsten Sonnabend die Rückreise nach Südafrika antre- ten. Dewet sagte, Botha und Delarey beabsichtigten noch Amerika zu besuchen.
London, 27. Okt. KolvnialministerChamber- lain erklärt, von der zur Wiederansiedelung der Buren auf ihren Farmen bewilligten Summe von 3 Millionen Pfund Sterling sei kein Teilbetrag dazu verwendet worden, kriegsgefangene Buren nach Südafrika zurückzubringen. Finanzsekretär des Kriegsamtes, Lord Stanley, teilt mit, daß etwa 13000 Buren nach Afrika zurückgebracht seien. Es seien Maßnahmen getroffen, um 7000 Gefangene von Indien nach Ceylon vor Ablauf dieses Jahres in die Heimat zu befördern. Der Rest der gefangenen Buren werde bald darauf zurückgesandt werden, falls sie den Treueid leisten würden.
London, 27. Okt. Nach einer amtlichen Mitteilung wird Chamberlain im letzten Teil des Monats November Südafrika besuchen, um sich über die durch die Beendigung des Krieges
Rudolf stieß mit dem Fuß einen Koffer zur Seite, in dem er gewühlt hatte.
„Wo hast Du denn meine Hemden hingepackt?"
Gertrud erschrack.
Verzeih, daß ich Dir nicht alles zurecht gelegt habe, ich weiß nicht wo der Kopf mir steht". Und schnell zog sie einen anderen Koffer hervor, in dem Rudolfs Wäsche sorgfältig geglättet beieinander lag. Sie nahm Hemd, Kragen, und Manschetten heraus und knöpfte alles zurecht, daß Rudolf nur hineinzuschlüpfen brauchte. Dann trat sie vor den Spiegel und fuhr sich mit der Bürste über die hellgelben, seidenweichen Haare.
Sie hätte ihren Anzug wechseln sollen, denn er war zerdrückt und verstaubt, aber sie besaß nichts, als ihr Reisekleid. Rudolf hatte es in Buenos Aires in einem Confektionsgeschäft fertig gekauft, und Gertrud kam sich darin vor, wie ' eine übermäßig elegante Dame, denn ein städ- , tisches Kleid war bis dahin noch nicht auf ihren ^Leib gekommen. Zu Hause ging sie in einem ! selbstgenähten einfachen Anzug, wie die Mutter und die kleinen Schwestern; auch ein Mieder besaß niemand von ihnen — sie lebten ja ganz, ganz einsam auf ihrer Hacienda.
Rudolf erlaubte nicht, daß Gertrud auch nur ein einziges Stück ihrer Garoerobe mit nach ^Oesterreich nehme, er behauptete, sie könne sich sin solchem Anzuge nicht sehen lassen und versprach, ihr in Wien alles neu zu kaufen. Vorläufig staffierte er sie in Buenos Aires zur Reise aus, und Gertrud hatte Mühe, sich an die Kostbarkeiten zu gewöhnen, in denen sie sich damals so fremd vormm, wie jetzt in der neuen Heimat,
„Muß ich Handschuhe anziehen?" fragte sie Rudolf.
„Ich glaube gar! komm jetzt."
Rudolf ging voran, er kannte den Weg ins Speisezimmer, aber Gertrud kam alles beängstigend fremd vor, llnd sie erschien sich als ganz
und die Regelung der Verhältnisse in den neuen Kolonien gestellten Aufgaben ein klares Bild zu verschaffen. Er hofft mit allen den verschiedenen Beteiligten zu sprechen, und wird ihre Ansichten über die in der Zukunft in Südafrika zu befolgende Politik erwägen. Der Besuch wird sich auf die Kapkolonie, Natal, die Oranjekolonie und Transvaal ausdehnen. Die Rückkehr wird anfangs März erfolgen. Wie das Reutersche Bureau erfährt, hat der Besuch die völlige Billigung des Königs und des Premierministers gefunden und wird auch von Milner lebhaft begrüßt.
London, 27. Okt. Die Zeitungen billigen rückhaltslos den Entschluß Chamberlains, Südafrika zu besuchen.
Guatemala, 27. Okt. Wegen Aschenregens mußte die Ltadt Ouecaltemango geräumt werden. Die Einwohner flüchteten nach Totonicapan. Ein Ausbruch des Vulkans Santa Maria und anderer Berge wird gemeldet. Leichte Erdstöße und ununterbrochene Detonationen, ähnlich dem Donner von Schnellfeuergeschützen sind seit 4 Uhr in der Nacht vom Freitag auf Samstag wahrgenommen worden. Die Hauptstadt ist bisher nicht gefährdet.
Peking, 27. Okt. Durch ein Edikt wird Wutingfangzum Bevollmächtigten für dieHandels- vertragsverhandlungen an Stelle von Scheng ernannt.
Catania, 26. Okt. Infolge wolkenbruchartigen Regens ist der Fluß Simeto aus seinen Ufern getreten vnd die Eisenbahnverbindung nach Syrakusa unterbrochen. Auf den Feldern hat die Ueberschwemmung großen Schaden angerichtet, besonders bei der Ortschaft Bicocca. Man befürchtet, daß auch Menschen verunglückt sind. Ein Hilfszug und Truppen sind nach dem Ueb erschw emmungs gebiet ab gegangen.
Catania, 26. Okt. Nach weiteren Meldungen ist die Eisenbahnlinie Catania-Syrakusa auf einen Kilometer in der Nähe von Bicocca zerstört. Die Behörden und das Militär, die sich nach der Unglücksstätte begaben, mußten mit Kähnen heranfahren. Das Wasser erreichte die Höhe von 5 Metern und überschwemmte das Land auf eine Ausdehnung von 8 Kilometern. Die Landleute der umliegenden Ortschaften sind auf die Dächer ihrer Häuser gestiegen und
unberechtigt, durch das vornehme Haus zu schreiten.
Im Speisezimmer stand die gedeckte Tafel mit funkelnden Krystallgläsern und blitzendem Silber, und das schneeweiße Damasttuch hing breit über den Tisch herab.
Die ganze Familie war schon versammelt.
„Endlich!" sagte Frau Mathilde, als Rudolf und Gertrud eintraten. Sie setzte sich an das obere Tischende und lud Graf Fluen ein, an ihrer rechten Seite Platz zu nehmen.
Links sollte Rudolf fitzen.
Gisela war auf Gertrud zugeeilt und nahm ihre beiden Hände, die sie hielt und streichelte, wie ein armes aus dem Nest gefallenes Vögelchen Nur einen Augenblick stand sie der Schwägerin so gegenüber, dann zog sie Gertrud an den Tisch — zwischen ihr und Onkel Joachim sollte sie sitzen, zwischen den beiden Pfeilern, die das Dach über ihrem Haupte stützen wollten.
Auf Giselas anderer Seite saß Graf Fluen — er legte einen Strauß feuerroter Rosen auf ihren Teller.
In der letzten schlaflos verbrachten Nacht war er einig niit sich geworden, das stumme Werben aufzugeben. Es war ihm der Gedanke gekommen, Gisela könne seine Huldigungen als bloße Galanterie aufgefaßt haben, ohne an seine redlichen Absichten zu glauben, und mit dieser Vermutung motivierte er ihr Zurückweichen vor seinen Annäherungen. Er meinte, ihre Denkweise zu begreifen. Lagen doch ihre gegenseitigen sozialen Standpunkte so weit von einander ab, daß es ein Ungewöhnliches war, sich für immer, für die ganze Lebensdauer die Hände zu reichen. Er gab sich der Ueberzeugung h in, Gisela würde ihr Wesen gegen ihn ändern, wenn sie wüßte, daß er willens sei, ihr alles was er besaß, in Ehren zn Füßen zu legen — daß er sie zur Herrill machen wolle über sein Herz, sein Wappen und seine Güter.
(Fortsetzung folgt.)