DerMannh. Anz." fügt hinzu, daß die Angaben deS Breihof, der unter dem Namen der »Feudenheim« Seppl" als Eckensteher bekannt ist, stimmen. Vor etwa zehn Tagen wurde nämlich in einem Neckarsporen dahier eine unbekannte männliche Leiche geländet. Derjenige, welcher die Leichenschau der Selbstmörder und aufgeiundenen Leichen vorzunehmen hat, war bei der Besichtigung der in Rede stehenden Leiche der Meinung, daß diese nur der »Feudenheim« Scppl" sein könne. Auch die weiteren Erhebungen bestärkten die hiermit betrauten Personen in dieser Annahme. Als sogar der Ortspolizeidiener von Feudenheim nach hier geladen war, um in der Leichen­halle die Leiche zu agnosziere» und dieser mit Bestimmt­heit aussagte, daß diese nur die des »Seppet", welcher der Gemeinde schon viele Scherereien bereitet, sein könne, hielt man alle Zweifel über die Persönlichkeit al« aus­geschlossen. »Gott sei Dank!" sagte der Ortsbüttel Feudenheims, »daß wir diesen los haben!" Sein des OrtSpolizeidienerS Wort genügte, um die Be­stattung der Leiche als diejenige des Joses Breihof zu bethäligen. Da gerade zu jener Zeit auch der »Feuden- hcimer Seppl" hier und in Feudenheim abgängig war, wurde der Tod desselben durch Ertränken in das hiesige StandcSregister eingetragen. Nun ist der »Feudenheim« Seppel' wieder auserstanden! Wer an seiner statt in da« Grab grbettet wurde, weiß man zur Stunde noch nicht. Aber der Seppl freut sich dessen ungeachtet noch .seines Dasein«", um da« er eigentlich nicht zu bemiden ist.

" Zur Beseitigung des Borgsystems. Uebcr die schon so oft aufgeworfene Frage, wie sich der Hand­werker der weit verbreiteten Unsitte, seine Fabrikate, ohne Barzahlung zu erhalten, abzugeben, erwehren kann, ver­breitet sich die .SlaatSb.-Ztg." in einem längeren Artikel, dem wir das folgende entnehmen: Was dem Kaufmann möglich ist, muß dem Handwerker auch möglich sein. Der Handwerker muß sich daran gewöhnen, seine Rechnungen, wenn auch nicht sofort, so doch monatlich oder mindestens vierteljährlich auszuschreiben. Wenn sich die Handwerker darüber verständigen und einig Vorgehen, daß sie wie die Kaufleute ihre Zahlungsbedingungen und die Zahlungs­fristen festsetzen und davon nicht unwillkürlich ab« ichen, so werden sie ihre materielle Lage sicherlich bessern. Freilich muß das Publikum den Handwerkern in dem Bestreben, ihre materielle Lage durch Beseitigung des Borgsystems zu bessern, helfen. Wesentlich in der Macht des Publi­kum« liegt e«, dazu beizutragen, daß der Handwerker zur rechten Zeit bezahlt wird. Da« Publikum darf sich vor allen Dingen, wenn der Handwerker in höflicher Form s «in Geld fordert, weil er eS braucht und nicht verborgen kann, nicht beleidigt und verletzt fühlen, namentlich nicht derjenige Teil des Publikums, der lediglich aus Bequem­lichkeit und Nrchlässigkeit zum säumigen Schuldner wird. Da- Publikum mutz Mitwirken an der Beseitigung des Borgsystem- in der Weise, daß es seine Schuld bn dem Handwerker begleicht, ohne daß der Handwerker Rechnungen schicken muß, daß e«, wenn der Handwerker nicht spätestens nach Ablauf de« Vierteljahre« Rechnung schickt, von dem Handwerker die Rechnung fordert und begleicht. Dem­jenigen Teile des Publikums aber, da« nicht geneigt ist, in der erwähnten Weise an der Beseitigung de- Borg­

system« mitzuwirken, muß der Handwerker den Mut haben entgegen zu treten, indem er auf Bezahlung, Monats- oder Vi-rteljahrSzahlung, drängt. Natürlich müssen auch hier die Worte beherzigt werden: Einer für Alle und Alle für Einen. Nur Einigkeit kann auch hier das Handwerk stark machen. Wenn da« Publikum merkt, daß nirgends eine Thür bei dem Handwerker zum Borgen offen steht, dann wird es sich bald daran gewöhnen, pünktlich zu bezahlen. Ein guter Schritt zur Besserung der gedrückten Lage des Handwerks wäre damit geschehen.

Daß ein Fahrrad verlorcn oder gestohlen wird, kommt nicht selten vor. Aber nicht alltäglich ist «s, daß ein solch S gefunden und nach 6 bis 8 Wochen noch nicht reklamiert worden ist. DaS Pforzb'imer Bezirksamt macht bekannt, daß vor etwa 6 bis 8 Wochen in der Nähe des dortigen Bahnhofs ein Fahrrad gefunden wurde, auf das bis jetzt noch niemand Anspruch erhoben hat.

Bei deu Baden-Badener Pferderennen haben die deutschen Pferde kläglich adg-schnittrn. Den großen Preis, den Goldpokal mit 60000 gewann ein Franzose, auch bei den übrigen Rennen war n die Franzosen voran. Nur der Fücstcnberg und Sachsen-Wimar» Preis blieben im Land, soweit größere Preise in Betracht kommen. Zwei Drittel aller Summen fielen ins Ausland, gehen also der deutschen Pferdezucht verloren. Die Bedingungen waren für ausländische Pferde zu günstig gestellt worden.

Das höchste an Rücksicht und Billigkeit.. Wie aus H'iaenhelm tn Württemberg berichtet wird, findet sich in Nr. 97 der »Gerst. Alb-Zkg.* fol» gende .Warnung" : DaS Mähen in meiner Wald­kultur im säuberen Thal mit der Sense, auch das Grasen mit der Sichel ist verboten, namentlich wegen der dort gepflanzten Lärchen und WeymoutS- kiefern. Personen, welche (in Anbetracht der heu­rigen Fniternot) bei mir Futter stehlen müssen, bitte ich, ihren Bedarf lieber in meinen Fulter- äckern zu d cken, als in der Kultur, welche sehr der Schonung, insbesondere des GraswuchseS als einzigen Schutzdestanbes bedarf. Weitmann.

Ein romantisches Abenteuer. Am 25. Auaust aing im Hafen von Neapel der italienische Post­dampfer »Sardegna" vor Anker. Er kehrte von -iner Fahrt aus Miitelam'rtka zurück, auf der di Besatzung ein böchst romantisches Abenteuer zu be, stehen hatte. Im Golf von Mexiko kam die »Sardegna" tn die Nähe eines Segelschiffes, von eem man Hilferufe vernahm. Die Besatzung deS

Segelschiffes bestand aus lauter dunkelhäutigen, ver­dächtigen Kerlen, die allesamt bis an die Zähne be­waffnet waren. Der Kapitän der »Sard-gna", Signor Lnigi Montoni, erkannte, daß mit d m Segelschiff etwas nicht in Ordnung sei, und be- schieß, dem Geheimnis ans den Grund zu gehen. Er zwang das Segelschiff zum B- legen und ver­hinderte den Ve.such der Besatzung, auf Ruder­booten zu entfliehen. Die Italiener drangen dann wohlbewaffnet aus das Segelschiff hinüber. Hier entdeckten sie in der Kapitänskajüte zwei junge, weiße Frauen. Die Unglücklichen erzählten, daß ihr Schiff zwei Tage vorh r eine Beute von Piraten geworden sei. Dt? ursprüngliche B satzung und der Kap tän seien ermordet worden. Die Piraten wurden von den Italienern entwaffnet und gefesselt, das Segelschiff ins Schlepptau genommen und nach Boston geschleppt. Hier übergab man das Schiff, die unglücklichen Flauen und die Piraten den nordamerikanischen Behörden.

Humoristische Ecke

aus den

Flieg. Blättern".

Einträgliches Instrument. A: Bringt Dir eigentlich das Bomdordonblasen etwas ein?"

B: Und ob l In diesem Monat hatte ich be­reits vier Wohnungen, und überall habe ich noch zwanzig Mark bekommen, damit ich nur wieder ausgezogen bin I"

Starke Wirkung. Fremder: ,WaS dreht sich denn dort so rasend schnell um sich selbst?"

Huberbauer: .Der Walddanernlenz is', der Lump, a' Ohrfeig'« Hab' t' ihm vor fünf Minuten 'geb'nl"

Das schlechte Essen. Passagier: .Hält der Zug hier aus der Station so lange, daß man ein Mittagessen einnehmen kann?" Schaffner: .Nein, cr hält nur z hn Minuten . . . und die haben Sie allein zum Schimpfen nötig!"

Exemplarische Strafe. Bekannter: Was habe« Sie nun mit dem Kerl gemacht, den Sie abends unter Ihrem Bctt fanden? Zigarreo- reisendcr: Na, zuerst habe ich ihm ordentlich daS Fell gegerbt, dann hat er für fünf Mark» die er noch bei sich trug, Z-garren von mir kaufen müssen, und nachher habe tib ihn beranSgeschmissenl"

Kerzensrätsek.

Roman nach dem Franzöfischen von Clara Rheinau. 80) (Nachdruck verboten)

14. Kapitel.

Für ein glückliches Pärchen wäre Belborquet daS Ideal eines SufeathaltvrleS während der Flitter- Wochen gewesen. Die kleine Villa war sehr ro­mantisch, mitten zwischen den Bergen gelegen. In seinen heitern Junggesellentagen halte Herr Laffalle meist die Ferien tn lustiger Gesellschaft dort ver­bracht. Aber nach seiner Vermählung wurde aus dem Jagdschlößchen ein Landhaus, daß der Notar als eine zeitweilige Sommerrefldrnz zu benutzen gedachte. Allein hiervon wollte Frau Laffalle nickls hören. Sie erklärte, nichts könne sie dazu be­stimmen, eine solche Einöde zu bewohnen und sich von dem geselligen Leben La EiotatS cuSzuschließen. Jährlich brachte sie eine Woche in Belbouquet zu, um die Weinlese und das Einsammeln der Oliven zu überwachen, diese Tage betrachte!« sie als die langweiligsten deS ganzen Jahres.

Wie viele, an dev engen Gesichtskreis einer Provinzialstadt gewähnte Frauen, v?rabscheute Frau Laffalle da» Landleben. Die Natur hatte keinerlei Rrize für sie. Den großen Garten an ihrem Hause in der Stadt betrat sie nie. Zwei Dutzend Hühner der alten Therese besondere Liebling', nahmen Besitz von den Blumenbeeten und an Waschtagen benutzten die Mädchen den großen Raum als will- kommenen Trockenplatz.

Die jungen Leute halten keinerlei Einwendungen gemacht, in der einsamen V'lla zu wohnen. In seiner augenblicklichen GemütSstimmung würde Arthur in alles gewilligt haben, was ihm die Mühe einer Diskussion ersparte und Hedwig zvg es vor, den geschätztgen Freundinnen ihrer Mutier aus dem Wege zu sein.

Belboug'iet verdankte seinen Namen einem Ge­hölz von Stechrisen und Platanen, welche durch Einen hübschen, krhstallhellen kleinen Fluß beständig kühl und grün, erhalten wurden. Alle Arten lieb­licher Pflanzen und blühende Sträucher zierten

s.tne User, anstatt der staubigen Stechpalmen und verkümmerten Pinien, mit welchen die Berge dir Proverce in der R«grl bestanden sind.

Das HauS war klein, mit flachem Dach und roten gerundeten Ziegeln gedeckt. Die Fenster hatten keine Läden, svnvern waren durch we-ß- irtnenr Maiquifen gegen die Sonne geschützt. Jene deS ersten Stockwerks gingen auf eine Veranda, deren Pfeiler mit üppigem Weirrlaub umwachsen waren. DaS role Dach, die weißen Marquisen und der rankende Wein gaben diesem kleinen Domizil das Ansehen einer niedlichen italienischen Villa.

Seit vielen Jahren war deren einziger Be­wohner ein alter Gärtner, der schließlich aus den Gedanken kam, alleiniger Herr tu dem kleinen B-si.tzlum zu sein. Von dirseur Gefühl« geleitet, ließ cr drm Garten größere Sorfail angedeihen, eS unter dem Eindruck für andere zu arbeiten, ge- fchrhen wäre. Dank dem frrschsprudelnbem Ge- dirgswasser war eS ihm gelungen, die Anlage» mit fchalligen Wegen zu umgeben, deren dichtbelaubte Bäume einer zahlreichen Vogeischar Willkommen- Unterkunft gemährten. Ungestört und unbclästigt konnten die beschwingten Gäste hier nisten und ihre Konzerte im Frühling klangen so laut und süß, baß sie fast zu bedauern waren, keinen andern Zuhörer alS den tauben, alten S'Mvn zu haben.

Eines TageS kam eS Frau Laffalle in den Sinn, daS Gras auf dem Hügel von Belbouquet könne sehr gut ein halbes Dutzend Gaisen ernähren; deren Milch und Käfe wäre auch sehr vorteilhast für ihren Hausbedarf. Kurz entschlossen kaufte sie sechs Gaisen, sandte sie nach dem Landhaus und empfahl die Thiere Simon's sorglicher Pflege an. Dies war jedoch durchaus nicht nach oeS alten Mannes Geschmack. Seine Klagen über die uner­wünschte Last wurden so laut, daß sie seiner Herrin das Zugeständnis eines Monatslohnts von vier Franken für eine Gaishirtin erpreßten.

Allein setdst diese War nicht leicht zu finden, denn die Bezahlung war eine gar zu dürftige. Mehrere Wochen lang sah sich Muster Simon

genötigt, selbst die Gaisen zu hülen, und er ließ feinen Zorn so gründlich an den armen Tbieren aus, daß diese ihm bald keine Mühe mehr verur­sacht hätten, wenn nicht eines TageS auS C?reste eine Bewerberin für die offene Stelle erschien. ES war ein kleines, elf» oder zwöijähltges Mädchen Namens Benoite, da« in seinem Leben nichts anderes gelhan als Gaisen gehütet hatte.

Die keine Benoite war so wild, so simpel und so lebhaft wie ihre Gaisen. Von ihrem drillen oder vierten Jahre an hatte sie einsam in den Bergen gelebt und für den Himmel, die Quell« und die wilden Blumen Interesse gehabt. Sie lieble die Vögel, die sie gelehrt, aus ihrer Hand zu fressen und dir Insekten, welche den wilden Thymian umschwirrten; die Eichhörnchen, welche so munter von Ast zu Ast hüpften, waren ihre besonderen Lieblinge. Aber von den Menschen wußte sie so wenig als möglich und war das selt­samste, unwissevdste und doch gescheidtestc kleine Geschöpfchen, das man sich vorstellen konnte.

In ihrer Bergen kannte sie keine Furcht, sie verbrachte manchmal eine Nacht allein in einer

Höhle am BergeSabhaug, aber nicht um die Well hätte sie sich auf die Landstraße oder nach La

Ciotat gewagt.

Der alte Gärtner und die kleine Wilde kamen gut miteinander aus, aber im Laufe einer Woche wechselten sie kaum zehn Worte mit einander.

Simon pfl gte mit Tagesanbruch aufzustehev, aber selbst ehe er im Garten erschien, hatte Benoite

ihre Gaisen bereits auf die Berge geführt. DeS Abends aber waren beide so ermüdet, daß sie sich schleunigst zurückzvgkn, Simon in sein kleines, mit Zwiebel-Guirlanden geschmücktes Zimmer, die Hirtin in das Dachstübchen auf ihr Lager von dürrem Laubwerk.

Um dir Mängel des primitiven Haushaltes zu ergänzen, halte die thätige Therese sich freiwillig beitit erklärt, daS Neuvermählte Paar zu begleiten und sich in dir Einsamkeit zu begraben.

(Fortsetzung folgt.)

Hvtck u. Verla- der Vernh. H»s»as«'schm Vuchdruckertt in Wiltzhad. Verantwortlicher Redakteur: «. H. «retzschyrar daselbst.