Grasboden. Der Wagen ist vollständig zerschellt und die Ladung w-iterc 1215w hinouszerstrcut. Ein Glück ist eS zu nennnen, daß keine Menschen­leben gefährdet wurden, da sich auf der Bahnstrecke Verschiedene viel begangene Uebergäoge b,finden.

Weier, 5. S pt. Ein größ res Schadenfeuer legte gestern abend das Anwesen des Landwirts Wevdelin Groß in Asche. De Schaden beträgt ca. 10 000 Zwei Schweine verbrannten.

Entstehungsursache ist unbekannt.

Geislingen a. St, 4. Skpt. Auf der schattigen Steingrude" wo den Lehrlingen der württ-mber- pischcn Metallwarenfabrik während der Veepttpausen Gelegenheit zu verschiedenen Spielen geboten wird, ereignete sich gestern mittag ein bedauerlicher Un» giücksfall. Während sich ein Teil der jungen Leute mit Steinstoßcn belustigte, rannte der gänz­lich unbekannte, 15 jährtge Flaschnerlehrling Johann Rapp aus Unvorsichtigkeit in deren Sptelbahn, webet demselben die 25 Pfund schwere Kugel der­art an den Kopf geworfen wurde, daß der Be­dauernswerte schwere innere Verletzungen erlitt und an seinem Aufkommen gezwcifelt wird.

Biberach, 5. Sept. Ein flotler Radler fuhr dmch D. bei Biberach in sausendem Galopp und geriet dabei plötzlich durch die Fenster eines Hauses, welche auf gleicher Höhe mit der Straße lagen, in die Wohnstub-, fuhr über den Tisch, wo die Leute gemächlich beim Abendbrot saßm und blieb schließlich blutüberströmt auf dem Fußboden liegen.

Bückingen, 5. Sept. Heute früh wurde aus der Siroße noch Gioßganach unterhalb tes Geiger- schen Wärlerhauses ein Bierführer an der Straße»- höschung mit gebrochenem Rückgrat und eingedrücktem Brustkorb tot aufgefunden und nach amtlich vor­genommener Untersuchung in das hi-stge Leichen- hauS verbracht. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist der Verunglücke im Schlaf vornüber vom Wagen gestürzt, worauf er von dem unter dem Wagen befindlichen EtSkasten totgcvrückt wurde. Die Pferde gingen führerlos weiter und wurden beute f,üh in Neckarsulm aufgefunden. Der Verunglückte war erst seit 25. August in der Löwendraurrei in Heilbronn angestcllk. Er ist 32 Jahre alt, gebürtig aus Cannstatt und verheiratet tn Heidel­berg, wo er seither bedienstet gewesen war.

Eppillgen, 5. Sept. Im benachbarten Gem- mingen spielte sich Sonnlag nacht ein überaus roher Akt ab. Metzger Herrmann kam in Streit mit dem Briefträger Stahl und dem Schmied Beatsch, wobei er beide mit einem Metzgenusstr traktierte. Elfterer brach, tn den Hals gestochen zusammen und starb Montag nacht. Letzterer liegt gltichfalls schwer verletzt darnieder. Herrmann wurde noch in der Nacht verhaftet. Stahl ist verheiratet und hinterläßt Frau und ein Kink.

Konstanz, 5. Sept. Gestern mittag brach in Wollmatingen im Hause des PaddäuS Spachholz zwischen demLöwen" unddem Armenhaus, während der E'gentümmer mit seinen Angehörigen auf dem Felde war, Feuer aus, welches in kurzer Z'tl daS ganze Anwesen ctnäjcherte. Das Armenhaus, das schon Fcu.r gefangen, konnte noch gerettet werden. Ebenso wurde das Vieh des Spachholz tn Sicherheit gebracht. Der Eigentümer ist ver­sichert. Der Schaden wird aus 18000 ^ ge­schätzt. Als der Besitzer sein brennendes Heim sah, wollte er in der ersten Verzweiflung ins Wasser springen und konnte nur mit Gewalt von seinem Vorhaben abgehalien werden.

Tages-Nachrichten.

Augsburg, 5. Sept. Wie dieAugsb. Abend­zeitung" meldet, stieß gestern abend in der Station Meiringen der Linie Augsburg-Donauwörth gegen 6 Uhr «ine rangierende Gülerzugsmaschiene in den eben einsahrenden AuSgburger Vororizug. Der Anprall war ziemlich stark, so daß die Passagiere deS Zuges völlig durcheinander geworfen wurden. Die beiden Maschinen wurden zertrümmert. Schwer verletzt find der Maschinrvführer Aschenbreoner, der Gendarmeriesergeanl Kehl und der Aufschlag- einnehmer Wagner von Mellingen. Zwötf weitere Personen wurden leicht verletzt. Der Unfall wurde dadurch herbetgeführt, daß dir GüterzugSmaschine über den KrevzungSblock hinausfuhr.

Leipzig, 7. Sept. Ein allgemeiner deutscher Handwerks- und Gewecbrkammertag ist für den 85.87. Sept. nach Leipzig Unberufen worden. Die Tagesordnung umfaßt allgemein wichtige Punkte z. B. Regelung deS SudmtsstonSwestnS, die Alters, und Invalidenversicherung der selbständigen Hand. Werker, die Gutachten über den BrfähigungSvach- pris für die Baugewerbe, Mittel zur Förderung

der HandwerkSfachschulen, Einführung der Arbeiter­penstonicrung u. s. w. In Handwerkerkreisen steht man den Verhandlungen schon jetzt mit großem Interesse entgegen.

Köln. 5. Sept. Heute mittag entgleiste auf der Str cke Astenet-HerbeSthal der Schncllzug Nr. 4 mit 7 Wogen. Von den Reisenden und Beamten wurde niemand verletzt. Die Beschädigung un den Wagen ist unerheblich. Doch wurde das Geleise auf etwa 50 Meier stark beschädigt, so daß tat» selbe voraussichllich bi« heute abend gestört sein wird. Der Betrieb zwischen beiden Orten wird eingleisig aufrecht erhallen. Die Reisenden, weiche beabsichtigten, nach Belgien zu reisen, wurden mittels HilfSzugeS nach Herbesthal und von dort 1.15 Uhr nach Vcrviers weiter befördert.

Berlin, 5. Sept. Als befremdliche Lhatsache fällt hier auf, daß die Posener Kaiserreden im Retchsanzeiger" noch flicht veröffentlicht sind. In Posen ist davon die Rede, der deutsche Kronprinz werde demnächst feine Hofhaltung dort oufschlagen.

Berlin, 5. Sept. Lord Roderts, KriegLmmister Brodricks, die Generale French, Kelly-Kenny und Jan Hamilton trafen heute vormittag hier ein.

Berlin, 5. Sept. Professor Rudolf Virchow ist heule nachmittag 2 Uvr gestorben.

(Die Nachricht vom Tode Rudolf VirchowS, des Bahn­brechers deutscher Wissenschaft, kommt ziemlich unerwartet. Noch vor wenigen Tagen wurde gemeldet, daß er in be­friedigendem Gesundheitszustand vom Harz, wo er Er­holung suchte, nach Berlin zurückkehrte, und niemand konte erwarten, daß der vor wenigen Monaten erlittene Unfall schließlich, doch noch zum Tode des greisen Gelehrten führen werde. Ein gütiges Geschick hatte Rudolf Virchow mit einem langen Leven die Kraft zu rüstigem Schaffen bewahrt. Mit seinen 81 Jahren trug er bis vor kurzem die große Bürde der beständigen Arbeit, die ihm aus seiner vielfältigen amtlichen Thängkeit, sowie aus den freiwillig übeinommenen Aemtern in wissenschaftlichen Vereinen, in Parlamenten und in der Berliner Stadt­verwaltung erwuchs. Geradezu erstaunlich war das viel­fache Können VirchowS, zumal mit dieser Vieljeuigkeit Eindringlichkeit Hand in Hand ging. Am 13. Okt. 1821 zu Schievelbein in Pommern geboren, studierte Virchow 18391843 im Friedrich - Wliheiminstitute zu Berlin Medizin und ward 1843 Unterarzt. Im Jahre 1844 wurde er Assistent Robert FroriepS an der Prosektur der Charitee und nach dessem Abgänge 1846 sein Nach­folger. 18t7 habilitierte er sich an der Berliner Univer­sität und begründete das seitdem so berühmt gewordene Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medizin", eine Zeitschrift, die dis auf den heutigen Tag den hervorragendsten Platz in der medizi­nischen Journalifttk einnimmt. Im Februar 1848 reiste er im Aufträge des preußischen Kultusministeriums nach Obecschlesien, um die dort ausgebrochene Hungertyphus epidemie zu studieren. Im Juni 1848 gab er ein medi­zinisch-politisches Blatt, die .Medizinische Reform" heraus, LaS u. a. die Errichtung eines deutschen ReichSmtnisteriumS für öffentliche Gesundheitspflege forderte, aber schon im Jahre 1849 mußte er der Reaktion weichen. Die Stelle eines Abgeordneten für die ihn 184.8 ein preußischer Wahlkreis berufen, mußte er ablehnen, weil er das gesetzmäßige Alter noch nicht erreicht hatte. Als Virchow lebhaft an politischen Bestrebungen dieser Zeit Anteil nahm, sich auch an den Februarwahlen des Jahres 1849 beteiligte, wurde er durch den Minister von Labeuberg seiner Pro­fessur enthoben und selbst, als er auf Fürbitten seiner Verehrer im Amte gelassen wurde, geschah dies nur unter der Bedingung der Widerruflichkeit. Unter solchen Um­ständen war es zu begreifen, oaß Virchow es vorzog, einem Rufe nach Würzburg als ord. Prosessoe der patho­logischen Anatomie Folge leisten; doch kam er, durch den Minister v. Raumer zurückberusen, im Jahre 1856 als ordentlicher Professor wieder nach Berlin und schuf in dem damals neu begründeten Pathologischen Institut eine Musteranstalt und einen Mittelpunkt für selbständige Forfchungen zahlreicher jüngerer Gelehrten. Vorher hatte er von Würzburg aus 1852 im Aufträge der Regierung die Hngersnot im Spessart studiert und in demselben Jahre die Redaktion der.Cannstatt'schen Jahresberichte über­nommen, die er seit 1867 unter dem Titel: .Jahresbe­richte über die Leistungen und Fortschritte in der gesamten Medizin- bis auf den heuUgen Tag herausgab, ein jähr­lich erscheinendes Werk, das an der Spitze der medizi­nischen Jahrbücher steht. Außerdem redigierte er das Handbuch der speziellen Pathologie und Therapie- (drei Bände 185462) und reifte im Aufträge der norwegischen Regierung im Jahre 1859 zum Studium des herrschenden Aussatzes nach der Westküste von Norwegen.

Hamburg, 5. Sepl. Für die Ergreifung des voo hier geflohenen Sekretärs Gustav Roth und Herbeischoffuug der von ihm gestohlenen Werte im Betrage von mehreren hunderttausend Mark, worunter namentlich sehr wertvolle Briefmarken­sammlungen sind, wurden IIOOO^L auSgesctzt.

Posen, 5. Sept. Der Kaiser hatte gestern abend eine Besprechung mit dem Reichskanzler Grafen Bülvw vor dessen Abreise. Heute vormit­tag hörte der Kaiser den Bortrag des Ministers der öffentlichen Arbeiten, Budde, und halte gestern nachmittag eine Besprechung mit dem Oberbürger­meister Witiing. Die Kaisertu besuchte vormittags Aedeirerwohnhäuser.

Posen, 5. Skpt. Kurz nach 12 Uhr begaben sich der Kaiser und die Kaiserin, der Kronprinz, Herzog Ernst Günthner von Schtesmig-Holstein

mit den Damen und Herren der Umgebung nach dem Bahnhof, um mittels Sonderzugs nach dem Neuen Palais zu fahren, wo die Majestäten die Nacht zuzubringen gedenken. Der kaiserliche Wagen wurde von einer ESkorde Jäger zu Pferde begleitet. Auf der Straße halte sich eine gewaltige Menschen­menge ausgestellt, ebenso war-n die großen Tribünen, am Berliner Tbor dicht besetzt. Das Kaiserpaar wurde allenthalben mit jubelnden Zurufen begrüßt.

Nantes, 5. Sept. Der Oberstleutnant de Sr. Remy wurde von der Anklage, einem militärischen Befehl nicht gehorcht zu haben, freigesprochen, aber zu einem Tag Gefängnis verurteilt, weil er sich geweigert habe, einer Requisition der Zivilbehörden Folge zu leisten.

Paris, 5. Sept. DieAzrnce HavaSver­öffentlicht heute morgen folgende N:whvik-Depesche: Aus CastrteS wird telegraphiert, der von Marti­nique eingettoffenc DampferGare" berichtet, daß gestern abend ein heftiger Vulkanausbruch strttge- funden habe. Man behauptet, daß 2000 Menschen umgekommen seien. Viele Bewohner verlassen die Insel. DieAgmce Havas" bemerkt hiezu, eS handle sich wahrscheinlich um einen neuen, am Abend des 5. September staltgchablen Ausbruch. Mehrere Blätter greifen den interimistischen Gouverneur von Marlin que L'Husne an, weil er eine große An­zahl von Bewohnern des nördlichen Teils von Martinique, die sich nach dem Süden geflüchtet halten, unter der Bedrohung, ihnen sonst jede Hilfe zu entziehen, gezwungen haben soll, zu ihren früheren Wohnstätten zurückzukehren, obwohl von mehreren Mitgliedern der wissenschafllichen Kommission M'hrere neue Ausbrüche des Mont Prise voraus­gesagt worden waren.

Paris, 5. Skpt. Der Minister für die Kolo­nien erhielt heule ein aus Fort de France vom 3. Scp. datiertes Telegramm, in dem von einem neuerlichen Ausbruch deS Moat Pelöe seit dem 30. v. Mis nicht die Rede ist.

Kaiser Wilhelm in Rom. In Rom wird angenommen, Kaiser Wilhelm den Besuch Königs Viktor Emanucl im März nächsten Jahre- erwidern und am 3. März d.m Papst zur Vollendung seines 25jährigen Ponr.ftkatjubtläums gratulieren werde. Bon unl.rrichleier Stelle wird dem gegenüber ver­sichert, daß die Zell deS Gegenbesuches Kaisers Wilhelm in Rom noch nicht festgesetzt sei.

Agram, 5. Sept. Die serbische Bank wurde unter Militär schm Schutz gestellt, da Drohbriefe vorU.gen, diese tu die Lust zu sprengen. Viele Verhasieie erklären, daß sie von Agitatoren bezahlt wurden. In Semlin herrscht eine derartige Erreg­ung, daß dorthin, sowie nach Sissek, wo ernste Judenkrawalle drohen, Militär entsendet wurde.

Newyork, 5. Skpt. Aus Wcstindien wird gc- melvei, das dis neun Uhr grstirn morgen eine Dunkclhctt herrschte, wie wenn eine totale Sonnrn- ftnsterniß wäre. Das war anscheinend die Folge oeS immensen Quantums der vom Pilse ausge- brocheuen Asche. Hiesige Blätter glauben, daß zwcuausend Tote bet der vorgestrigen Eruption eine noch zu niedrige Schätzung seien und daß Marti» nipue gänzlich unbewohnbar gemacht werde. Große Aschcumengen fielen in einem Radius von mehreren hundert englischen Meilen. Ein japanischer Dampjer langte soeben ln Vik.ocia (Britisch Co-- iumdla) an, er berichtet über die Zerstörung der Insel Torishima, dort ist ein unlersceischer Vul­kan entstanden, der alle z hn od.r fünfzehn Min. eine Wassersäule von 600 Fuß in die Höhe wirft.

Port-au-Prinee, 4. Skpt. Die Durchsuchung vcs Hamburger DampfersMarkomanio" und die Beschlagnahme der an Bord befindlichen Waffen und Muutlion erfolgte durch das die Flagge deS Präsidenten Firmin führende KanonenbootCrsie Pierrol", dessen Kommandant später den Dampfer wieder sretgab.Markomanta" setzte die Retie sort. U cker den hiesigen Vertretern der Mächte herrsch! eine Stimme darüber, daß die Erste ü Pierrvl" alS Schiff einer kriegführenden Macht nicht angesehen werden kann, so daß die Durch­suchung des deutschen Dampfers und die Beschlag­nahme der Waffen und Munition stch als Seerauh darstellt.

Verschiedenes.

Mannheim, 4. Sept.Ich habe gehört, daß ich gestorben bin!" mit diesem Ausspruche stellte sich dieser Tage ein gewisser Joses Breihos aus Feudenheim der Polizei dahier vor.Ich war bisher in Heidelberg, und da wurde mir gesagt, laß meine Leiche m Mannheim gelandet und begraben worden ist. Wie sie sehen, rst dies nicht der Fall, indem ich mich Ihnen persönlich vorstclle." Der .Feudenheim« Seppl- loht noch!