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Fritz Bolz.

Das Gauturnfest

des 11. Turugaues, (Nagoldgau) in Calmbach, am Samstag, den 5., und Sonntag, den 6. Juli 1902.

TagkS Arbeit, Abends Gäste,

Saure Wochen, frohe Feste.

Das ist ein Leben, wenn Turner zusammen- kommen, um im edlen Wettstreite gegenseitig ihre Kräfte zu messen. Frisch pulsiert das Blut in aller Adern, alle sind gespannter Erwartung voll!

Haben wir auch genug geübt, um auf einen wenn auch nur kleinen Preis rechnen zu können? Und wenn sich dann bei der Preisverteilung heraus­stellt, daß die Erwartungen übertroffen worden sind, dann kennt der Jubel keine Grenzen. Aber auch die, welche noch nicht hoch genug bewertet wurden, um mit dem Siegerkranz geschmückt, heim­kehren zu können, auch sie freuen sich mit den Fröhlichen und fassen den festen Vorsatz, das nächste Mal besser vorbereitet ans dem Kampfplätze zu erscheinen.

Turnerfeste sind keine schalen VergnügungSfeste; nein, eifrige und mühevolle Arbeit geht ihnen voraus und am Festtage selbst müssen alle Kräfte einge­setzt werden. Die Hauptarbeit fällt dann haupt­sächlich dem festgebenden Verein zu und wir müssen dem Calmbach er Turnverein vollste Aner­kennung zollen, für die sorgfältig vorgeorbeitete und tadellose Abwicklung des umfangreichen Pro­gramms. Hiermit kommen wir jetzt zum eigent­lichen Festbcricht:

Schon im Laust deö SamstagS nachmittag und abend trafen Turner aus allen Richtungen des GaueS ein, darunter die Einzelwetturner (45 Turner und 20 Zöglinge) und btc Delegierten zum Gautag. Im Gasthaus zur Krom war 5 Uhr nachmittags Sitzung des technischen, '/,8Uhr Sitzung des Gau-Auöjchusses, dem um 8 Uhr der Gautag folgte, der Von 45 Delegierte« besucht war. An deu Gautag schloß sich noch die übliche Kampsrichtersttzung an.

Der Gaulag beschäftigte sich speziell mit der Verwaltung des GaueS. Zurrst kam der Bericht des Gauvorstandes Franz Vogt, Neuenbürg, oem das Referat des Schriftführers Vollmer über .Unfall und Haftpflicht" folgte. Bei An­meldung von wenigstens 5 Vereinen soll eine Kollektiv-Versicherung für den Gau herbetgejührl werden. Hierauf gab Gaukasster Rteker, Blrken- frld die bezüglichen Kassenberichte, denen wir ent­nehmen, daß der Stand der Gaukosse im allge­meinen ein guter zu nennen ist. Den würdigen Abschluß am SamSiag abend bildete um 10 Uhr ein schöner Fackel- und Lampionzug (50 Fackeln) durch die Straßen des Ortes, woran sich bann «ine störte Kneiperei anschloß. Den fremden Turnern waren in bereitwilligster Weife Freiquartiere gr- fchaffen worden.

Prachtvolles Wetter, das auch den ganzen Tag anhielt, zeigte sich am eigentlichen Festtage. Böller­schüsse auS einer hoch über Calmbach befindlichen Waldlichtung, verkündeten am Sonntag früh .den Beginn. Schon vor 6 Uhr traten die Catmbacher Turner an. Um 6 Uhr begann das Einz:lwett- turnen, welches bis '/«9 Uhr währte und in dem wir recht beachtenswerte Leistungen sehen konnten.

Mittlerweile waren mit den Zügen 6 Uhr 41 Min. Und 8 Uhr 3 Min. die zum Gau.ge­hörigen Vereine eingetroffen, die mit Böllerschüssen begrüßt und mit Musik adgehvit wurden. Von '/«IO Uhr bis '/«I Uhr fanden die VcretriSwrtt- turnen (13 Verein-) statt, in denen wir fast gleich­wertige Leistungen konstalterten. --- Jetzt kam das gemeinschaftliche Mittagsmahl in den diversen Gast­häusern deS Ortet.

'/>L Uhr begann die Aufstellung deS FestzugeS. L4 Vereine mit 13 Fahnen und Standarten und übrrbOOTurncrn milvrrschte denen Musikkoips zogen ÜMrr Böllerschüssen durch die festlich dekorierten Straße» nach dem Festplatze. Hier entwickelte sich rege« Treiben in den ausgestellten WirtschaftSzelten, Verkaufsbuden je. Fleitzige Benützung fanden eine Schittllphvlvgraphir und die KarusselS»

*/. 4Uhr begann derFahnenakt auf dem Fest- Platze, eivgeleitet durch das Lied deSLteder- kranz Calmbach":Seid uns gegrüßt zum Turnerfeste- von Dr. Pusch.

Herr Schultheiß Häberlen hielt hierauf eine wshlauSgedachte Begrüßungsansprache, in der er besonders betonte, daß Calmbach sich alle Mühe gegeben habe, die lieben von Nah und Kern her» beigeeilten Turner gebührend zu empfangen und das etwaige nicht in Erfüllung gegangene Wünsche auf Konto der Unmöglichkeit geschrieben werden müßten.

Nach dem Fahnenlied:Sei uns gegrüßt Du schöner Tag der Freude-, v. G. Henfcl übergab eine der Festjungsrauev, Frl. Bechtle, mit sinnigen Worten die prachtvolle Fahne, die 430 ^ kostet, an den Fabnenwart Kappler, welcher ge­lobte, dieselbe in Ehren zu halten, und auch dazu sämtliche Turner aufforderle. Die nähere Bee schrctbung der Fahne ist in der jetzt folgenden Festrede des Vorstandes Heydt enthalten, die wir ihre« kernigen Inhalts wegen im Wortlaut wieder- geden:

Der heutige Tag führt uns zusammen um daS Gauturnfest des Nagoidgaue« zu feiern. Feste nichis als Feste, die Leute könnten ihr Geld zu etwas besserem benützen, als z-> diesem ewigen Festrummel, hören wir da und dort oft sagen. Ein Körnchen Wahrheit mag ja wohl dabei sein, alltio wer zugefehen hat, wie seit dem frühen Morgen bis zur heißen Mittagsstunde geturnt worden ist, der muß sich sagen, Laß wir unsere Feste nicht de« Feste« wegen feiern, sondern daß diese Tage ernster turnerischer Arbeit gewidmet sind.

Auch wir liebe Turner haben schon öfter Liese Gauturnfeste mit feiern belsen, auch stnb wir schon öfter ins Nagoldthal hinüber um im friedlichen Wettkampf unS mit unseren Brudervereinen zu M'ssen, diese Besuche hat leider nur ein einziger Verein aus dem Nagoldthale erwievert.

Aber nicht allein das Gauturnfest feiern wir heute, sondern auch die Fahnenweihe unseres Turn­vereins. Endlich ist auch für uns der langersehnte Tag . gekommt", an dem w>c unsere Fahne sich entfalten sehen dursten. Wir haben vorhin den Treuschwur Unseres Fahnenträgers und unser r Turner gehört, einen Schwur, den zu halten ich diesen en noch ernstlich ermahne.

Wenn wir die Fahne betrachten, sehen wir den altwürttembrrqischen Wappen neben dem Lurver- wappen in harmonischer Zusammenwirkung. Die Ecken ziert unser WahispruchFrisch, Fromm, Froh, Frei-.

Was diese Worte bedeuten, und was uns unser Altmeister damit auf die Seele hat binden wollen, haben die meisten vor uns Turnern schon gehört, wenn auch ich ttotzdem darauf zurückkomme, so geschieht es, weil wir viele junge Turner und Zöglinge hier haben, die zum ersten Mal ein Turnfest besuchen, weil diese Worte allen Turnern nicht oft genug an's H'rz gebunden werden können, und nicht in l'tzur Linie den Nörglern und Deut­lern unserer Turnsache zuliebe.

Frisch sein soll der Turne: wie ein Eiszapfen sagt Turnvater I-, aber er darf in der Sonne nicht zerschmelzen, er sei frisch am Körper damit nicht jedes rauhe Lüstchen ihn umblase.

Seht unsere jungen Leute bet ihrer werktäg­lichen Arbeit, die meisten von ihnen haben eine einseitig auf die Muskeln wirkende Arbeit zu ver­richten. Seht einen jungen Mann den ,em Be­ruf an den Schreibtisch fesselt, seht in eine Fabrik hinein, wo junge Leute den ganzen Lag in ge­bückter Haltung aN ihren ArbeiiSttschen sitzen oder eine Maschine bedienen, die jahraus jahrein die­selben Bewegungen zu machen bedingt.

Gehl Leute auf Unseren Sägetv.rken, die Meistens nur eine Schulter zum Tragen schwerer Lasten benützen, Vb diese Leute ihre Muskeln nicht ein­seitig anstrengen müssen. Seht unsere Handwerker an- ob nicht v rle viele Fehler am per haben, die sie sich bet Ausübung ihres Berufes gehst' haben. Seht unseii Landwirtschaft an, der man siachrühmt, daß sie der gesündeste Berus sei, «m

sich die Leute immer im Freien aufhalten und woher kommt «S, daß trotzdem dies« Leut« die Geschmeidigkeit und Gelenkigkeit ihrer Glieder mehr oder weniger mangelt.

Mit gutem Gewissen kann immer behauptet werden, hier ist der Turnplatz dazu berufen, aus- gleichend auf die Muskeln etnzuwirken.

Es kann weiter behauptet werden, daß in ge. sundheitlicher Hinsicht der ,Turnplatz bester ist und mehr Wert hat denn alle Sanatorien der Welt zusammen, denn auf dem Turnplatz lernen wir unsere Glieder uns unterthan machen, der Körper wird abgehärtet und eben durch diese Abhärtung wird er gestählt, so daß er viel weniger Krank- heilSstoffe aufnimmt, oder aber dieselben unbe­schadet wieder adführt, was ein schwacher der» zärtrlter Körper nicht im Stande ist.

Aber auch älteren Leute kann der Turnplatz empfohlen werden, wir haben in der deutschen Turnerschoft Männer mit 50 und mehr Jahren, die, sobald sie die Turngeräte in Händen haben die Frische der Jugend zurückkehren fühlen.

Fromm, da- ist ein tiefernste« Wort, namentlich in der jetzigen Zeit de- Unglaubens.

Fromm sei der Turner wie ein Einstedler sagt Vater Jahn, aber er darf sich vor der Welt nicht verschließen. Also keine Frömmelei und Kopfhängerei, keine Heuchelei, es soll nicht jede« dritte Wort, da« zum Munde heraus­kommt der Namen Gottes sein, Nein, Gotte« Wort im Herzen, im Uebrigen aber sich vor der Welt nicht ver­schlossen halten, sondern Gotte« Schöpsungen auch ge­nießen, da« ist'«, wa« der Turner unter Fromm ver­stehen soll.

ver Turner sei frei ist ebenfall« ein Wort, da« oft mißdeutet, mißverstanden und leider auch mißbraucht wird. Der Turner sei frei wie der Vogel in der Luft d. h. er soll sich fre ibewegen, jedoch darf darunter nicht verstehen, daß er stet« free nach eigenem Gurdünken handeln darf, ohne jede Rücksicht auf seinen Ncbcn- menschen, er sei vielmehr frei von aller Frömmelei gleich stark an beweglichem Körper und Geist, fähig, schnell bereit zu allem -chönen und Edlen, nur da, wenn eS gilt männlich zu handeln.

Da« Wörtchen frei wird aber auch oft mißdeutet und auSgenützt, mancher Gegner der Turnerer sieht in un» lauier verkörperte Freigeister, die frei sein wollen von göttlicher und menschlicher Obrigkeit, während die Aufgabe aller deutschen Turnorreine Pflege der Vaterlandsliebe ist und sein muß

Man ist sogar soweit gegangen und hat behauptet die Turnvere.ne seren Gegner der Kirche, man hat unseren Turnvater I. seiest zu oen Freigeipecn gezählt, diesen Lenten möchte ich raten, I. Schriften zu lesen, ob st« eS dann noch wagen I. einen Freidenker zu heißen. Sie sollten lesen, wie der PfacrerSsoyn I. sein Leven lang ein tresernsier Ehrist war uno so bibelfest wie kaum ein Laie, der sich und viele andere mit einem Bibetwort ge­tröstet hat, ob sie e« daun noch wagen, die Jünger I. als Feinde hmzustellen.

Wenn sie behaupten wir seien auch Feinde des Staates, wir wollen als Freidenker auch keine Obrigkeit anerkennrn, so sollen sie lesen, wie I. in dem Jahr« 1848 an seine Jünger schrirb: Deutschlands Einheit war d.r Traum mein.S erwachenden Lebens, das Morgenrot meiner Jugend und drr Sonnenschein der Manneskraft, jetzr ist e« oer Abendstern der mir zur ewigen Ruhe winkt. Diese Worte müssen wir als Schüler I. einge­denk sein und mit Recht dürfen w>r uns an dem Ge­zanke der politischen Parteien nicht b.teiligen, Pflege de» Körpers ist unser höchstes Ziel, denn nur in einem ge­sunden Körper wohnt eine gesunde Seele. Die Turn­vereine sollen sich und dürfen sich niemals in den Dienst einzelner Parteien stellen.

Wer in politischer Beziehung seine Befriedigung im Turnverein sucht, ver soll und muß sich überall räuschen, diese Leute sollten politischen Vereinen beitreien, der Turner und der Turnplatz ist dazu nicht da-

Wer so nach den u»S von I. vorgezeichneten Idealen lebt und wirkt, der wird neben F.ijch, Fromm, Frei auch fröhlich sein können, aber diese Fröhlichkeit darf nicht in Ausgelassenheit und undändigem Uebermut »ur­alten, der Turner soll fröhlich sein wie ein Kind aber er muß die Kinderschuhe auSg-zogen haben, ist di« Mahnnng unsere« Turnvater«.

Aus die zweite Seile unserer Fahne konnten wir di« Worte setzen: Gewidmet von Freunden und Gönnern, Auf diese Widmung sind wir alle stolz, beweist sie doch welcher Sympathie sich der Turnverein bei der hiesigen Einwohnerschaft erfreut. Gestatten sie mir auch hier an dieser Stelle nochmals allen denjenigen zu danken, di« durch ihre Unterstützung e« uns ermöglicht haben »i«se« stolze Banner anzuschasten.

Weiter sehen sie einen Floß, wie er «in« Wehrfalle püssiert und wird wohl mancher fragen, wa« thut denn ein Floß auf einer Turnerfahn«.

E« soll dies eine stete Erinnerung an Unser» Ahnest sein und bleiben, die fast allesamt dem ehrbaren Hand­werk dir Flößerei oblagen. Heute hat die Flößerei sd ziemlich aufgrhört und unsere ENkel werden kaum noch ein Floh zll Gesicht bekommen, und deshalb haben wft