Widmung a« das Wildvatz.

Q Wildbad, du edelst« Perle Im schwäbischen Schwarzwaldgau,

Wie schön ist e- und herrlich Im Park und Rosenau.

Umgrenzt von hohen Bergen Zieht hin sich das Wiesenthal Hinauf in die Tannenwälder Da schlängelt sich mancher Pfad.

Schnell fliehet die Enz über Felsen Wild rauschen die Wellen dahin Es schimmern darin die Forellen Schwimmen munter daher und hin.

Hübsch lauschige Ruhplätze zu finden Ist in den Anlagen nicht schwer Und Herren, Frauen und Kinder Die rasten gerne hier sehr.

Gar schön ist die Stadt anzusehen Darin steht manch' stolzer Bau,

Wenn die Kurgäste die Straßen durchqueren Da lab't sich da« Herz und da- Aug'.

Ja alles ist da zu finden.

Was macht da« Leben bequem,

Und manch hübsche« Angebinde Kauft, wer nach Hause kehrt.

Das beste jedoch find die Quellen,

Die ein Eber den Menschen verriet,

Die gar so manchen heilen,

Der ankam, krank und siech.

Auch bietet manchen Hochgenuß Die kunstvolle Badmusik.

ES hebt sich dabei Herz und Brust Gespannt ist Ohr und Blick.

Noch weiter ist Rechnung getragen Dem Kunstsinn des Publikums Durch Vorstellungen im Theater;

Am Kurplatz und Anlagen ringsum.

Hat Heilung stattgesunden Zn manchem kranken Leib Soll auch die Seel gesunden Von schwerem, herben Leid.

Da sind drei Gotteshäuser Wo man den Herrn lobpreist,

Denn in Gebet und Thränen Löst sich das Seelenleid.

Und auch die Bewohner von Wildkad Sollen nicht vergessen sein Sie sind ja gegen die Kurgäste Sehr höflich und sehr fein.

Doch eine- thut vermissen man DaS ist ein hoher AuSsichtSthurm Daß man von höchster Bergspitz' dann Weit sehen kann im Larid herum.

Sonst wäre noch viel zu erzählen Von dieser schönen Stadl Darinnen möcht ich leben Noch manches Jahr und Tag.

Doch leider muß ich scheiden,

Leb wohl, du schöne Stadt,

Will'« Gott, ich seh dich wieder Gesund, nach Jahr und Tag.

Und sollt ich Dich nicht widersehn Werd ich doch dein gedenken Du Perle unsere« Schwarzwaldgau'S Mög nie Dein Glück sich wenden!

Weilderstadt. FriedrichBlum.

Hntkcrrvt.

Novelle von P. Herrkorn.

L) (Nachdruck verboten.)

Herr Guttmann, der Ober-Inspektor von Löwensitde, halte damals aus freiem Antrieb noch nie einen Fuß in die Mohnke'sche Wirtschaft gesetzt er hatte überhaupt den Zug, mehr im Haufe und in der G-sell- fchaft mit Leuten höheren StandkS zu ver­kehren, und da Frau Kaltenborn bald merkte, wie fein gebildet Htrr Guttmann war, fo zog sie ihn häufig zur Familie, und der seltsame alte Kaltenborn, st- nnd Marie ver­suchten rann zuweilen sich tes Abends die Zeit zu vertreiben. Mil dem Frühling freilich döiten diese Abcndgesellschaslen für Guttmann auf. Er halte aus der großen Besitzung sein reichlich Teil Arbeit und war

froh, wenn er den Lag hinter st- halte und mit den Damen dann höchsten« noch ein wenig <m Park plaudern konnte. Für ihn war ja dies die ganze Würze des LkbenS, denn eine ebenso edeie als mächtige Liebe hatte den Oberinspektor für die Tochter deS HauseS ergriffen und Marie vn hehlte eS sich auch nicht, daß ihr der brave Guttmann immer lieber wurde, und sie sich ebenso wie er auf den Abend freute, wo sie Guttmann eine Viertelstunde frhen konnte. Der Mond, der verschwiegene LiebeSbote, der schon Mil­lionen Lieb Sieufzer belauscht undringezählte Schwüre der Treue v-rnommen, er plaudert« auch Mariens und GultmannS Geheimnis nicht aus, als st« sich einst in der Flieder- taube küßten und sich Treue gelobten bis in den Tod.

Der Mond hatte aber auch schon viel Herzeleid gesehen und traute nicht allen Leuten, die süße Reden führten und hinter­her doch ihre Meinung änderten oder einem schrecklichen Zwange ihre ehrliche Neigung opfern nnd Verrat an ihrem höchsten und billigsten Gesüh!« üben mußten.

Unheimlich, seltsam lück sch und wie ein nächtlicher Ü berfall nahte auch das Ver­hängnis für die Liebenden.

AlS eines Abends eine elegante Equi­page in Löwenfelde vor die Rampe des Schlosses rollte, blickte der Mond in die Halle und sah zu, wie dir Dienerschaft hin- und herfiog, um den vornehmen, stattliche» Gast zu bedienen, der seinen Einzug wir ein Prinz hielt. H rr Lothar Kosmar von Wellenegg, ein alter Bekannter Kaltnibori s, der schon tu Dammdorf mit ihnen verkkhri halte, war wie ein souveräner Herrscher in Löwenselde eingezogen und schien sich hier dauernd nicderlasscn zu wollen. Er blickte prüfend »ach allen Seiten umher und schien schon sitzt seststellen zu wollen, ob Ihm Schloß und Rittergut genügend gefallt.

Dann eilte Herr von Weltenegg der Dame deS HauscS entgegen und erwiderte deren Gruß durch Handkuß. Teilnehmend erkundigte er sich nach allen Fomilienglsidern und sprach seine Freude aus, daß eS ihm endlich vergönnt sein wcrde, auch Fräulein Marte kennen zu lernen, die sich lange Zeit in einer Genfer Pension aufgehaltcn Halle, um ihre Ausbildung zu vollenden.

Der vornehme Gast überstürzte sich fast mit seinen Fragen und wartele gar nicht ein­mal die Aniwort der Hausfrau ab. Fort­während ließ er seine Blocke in den eleganten RäuM'N umherschweisen und dochie auch nicht einen Augcnblick daran, daß er durch seine p übliche Ankunft ein, gewisse Erreg­ung auf Löwrnselde hervorg-rrusen hatte; daß Weltenegg Herrn Kaltenborn geradezu einest Schrecken etngejagt, als er ihm von der letzten Bahnstation durch eine Depesche seine Ankunst angekünbigt hatte, erwog der keck« Ankömmling nicht, denn er wollte aus Löwenfelbk Herr werden »nd die Kaltenborns tollten seine Diener sein.

Der Hausherr konnte den Gast auch noch nicht begrüßen, da Kaltenborn von solcher Schwäche befallen worden war, daß er sich >n seine Gemächer zurückzog, halb ohnmächtig in einen Sessel sank und sich mit dem Taschen­tuch die dicken Schweißtropfen vom Gesicht wischte, dabei leise jammernd:

WaS will denn der jchreckliche Mensch noch hier von mir? Hatteer an dem vielen Gelbe noch nicht genug?-

Im Salon that sich inzwischen der Gast gütlich an einer Flasche guten Wein, und kennte eS kaum erwarten, die Tochter deS Hauses zu sehen.

Als Marie dann, schön wie der junge Lenz, über die Schwelle schritt, erhob sich Weltenegg und machte ihr sein bestes Kompli­ment, während die Hausfrau vorstellte: Herr Kosmar von Weltenegg unsere Tochter Marie!*

Mit einem raschen Blick hatte der an­maßende, stolze elegante Mann die ganze Erscheinung »e« jungen MäschenS erfaßt. ES lohnt sich schon der Mühe, hier mein Glück zu suchen und mir HeimatSrecht zu erwerben*, dachte er zufrieden.

Noch einmal prüfte rr Marie so, wie er etwa ein quteS Pferd auf seine Brauch­barkeit besah, dann sagte er, wie in Ge­danken Valoren:Ja, ja, aus Kindern werden große Leute, die Zeit hat Flügel. Gefallen Sie sich in Löwen selbe besser als früher in Dammdorf, gnädiges Fräu­lein?'

Ich bin hier mehr aus die Familie angewiesen, da Vater durchaus dagegen ist, Besuche zu machen. Wir lesen aber viel und beschäsiigen uns so gut wir können", entgcgnete Marie bescheiden.

Und Alfred, Ihr Bruder, was treibt srr httr?' frug Weltenegg.

Er ist Bvlamkr und schleppt ganze Berge Pflanzen nach Hause; er findet sitzt die Gegend durchaus nicht so öde, wie er sich das in unserem südlicheren Klima vor- g stellt hat; ich glaube, er langweilt sich nicht mehr so wie zu Anfang.*

Hm!" brummte Weltenegg.

Das ist ja auch gut, denn Alfred, als der Erbe von Löwenfeld?, muß doch suchen, seine neue Heimat lieb zu gewinnen, und hat er sie erst recht lieb, dann wird «rauch ein tüchtiger Landwirt werden*, bemerkte Marie.

U-ber die Lppen WelteneggS drang bei diesen Worten eia kaum hörbarer, seltsamer Laut, während sich um seinen Mund ein seltsames Lächeln legte. Im nächsten Augen­blick stand er dann auf und sagte, das gnädige Fräulein Köge entschuldigen, er möchte aber heute noch ihren Herrn Vater oufsuchen, da er eine wichtige Angelegenheit mit ihm zu besprechen hätte, die sofort abgemacht werden müß'e."-(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes. Blumenpracht aus dem Vulkanstaub. Wie aus Sk. Vi e nt berichtet wird, hat man in den Gärten der Stadt Kingston,» aus St. Vincent, wo de: Vulkanstaub viele Zoll tief gefallen ist, seiten so prächtige Blumen gesehen wie jetzt. Diese merk­würdige Tbalsach?, di« in Verbindung mit den letzten Vulkanausbrüchen steht, scheint die Behauptung einiger G lehrter zu Wider­legen, daß der Vulkanstaub kiin Düngmittcl ist. Die Biumen haben sich so wunderbar entwickelt, daß dies jedem ouffällt. In dem­selben Bericht wird als Beweis, wie plötz­lich der Tod während des AuSbxucheS kam, angeführt, daß man in einigen Häusern auf St. Vincent die Leute um den Theclisch sitzend fand. Ein Mann hatte ein Lächeln um den Mund und war augenscheinlich mi» einem Wort auf drn Lppen gestorben. El» anderer hielt die Pfeife im Mund, während seine Hand sich nach einem Zündholz ausstrcckte.

.Redakteur; G. H. Kretzschmar daselbst.

PkUö g, PsrlaH der PrrnH- Hvsinarm'jche« Buchdruckerei in Wildbad. Verantwortlicher