Ans Stadt «rrd Umgebung.

Wildbad. 25. Juni.

* Bau des Unterkunftshauses für di,

Mitglieder der württbg. Krankenkassen. Schon seit Anfang Mai dS. IS. begannen unter der Leitung des Bauunternehmers Herrn Chr. Schill die AuSgrabungSarbeiten, wobei annähernd 4000 Kubikmeter Erde zu bewegen waren. Am 30. Mai folgten die Betonnlerarbeitcn die bis zum 28. d«. MtS. beendigt sein werden, sodaß die erste Balken­lage von den Ztmmerm'istern Herrn Kuck hier nnd Schanz, Calmbach, aufgelegt werden kann. DaS Haus wird auf das schönste auSg'stattet. Im Souterrain werden voraussichtlich Bäder eingerichtet, während sich im Parterre 2 Verandaö, 2 Lesezimmer (für Männer und Frauen) in einer Größe 6'/, zu 7 m., 2 Speisesäle (für Männer 8 zu l2 m., für Frauen 5'/, zu 7 m.) 3 BerwoltungSzimmer und 2 Privatztmmer, sowie Küche und Anrichkerraum befinden werden. Der erste und zweite Stock wird zu Zimmern für die Patienten eingerichtet. Vollständig fertiggestellt wird der Bau bis Ende d». IS. sein. Hoffen wir, daß er recht vielen Kranken, die hier Genesung suchen, zum Segen sein möge.

* Gestern Abend fand bei günstigem Wetter die zweite Illumination des Kurplätze« statt. Dieselbe hatte, genau wie da« letzte Mal, ein« große Menschenmenge angelockt. Freitag Abend findet da« Feuerwerk in den Anlagen statt.

* Die Fr. Berg'sche Menagerie giebt heute abend ihre Abschiedsvorstellung. Wir raten allen, die sich die Raubtirrdressuren noch nicht angesehen, die Echlußvorstellung zu be­suchen.

Fremde in Württemberg. Nach den end- giltigen Ergebnissen der lehren Volkszählung giebt eS in Württemberg 6228 fremdsprachige Personen. DaS weitaus stärkste Kontingent hierbei stellen die Italiener mit 3755, e« folgen sodann die Engländer mit 637, Fran­zosen mit 551, Tschechen mit 463, Ungarn 235, Rüsten mit 158 Personen, Alle« in allem zählte man io Württemberg nicht weniger als 32 Übende Sprachen, von welchen jedoch die meisten nur ganz unerheblich ver­treten sind. So Waren vorhanden 6 Türken, 4 Japaner, 3 Araber, 2 Perser und 2 Siamesen. Fremdsprachige Gebiete besitzt Württemberg jetzt überhaupt nicht mehr, da die Waldenser vollständig assimiliert sind.

Pforzheim. Der Verband selbständiger Kaufleute und Gewerbetreibender hat in einer Sitzung letzter Woche einstimmig bescklost-n, gegen die deedstchligtc Verlegung des Haup!» Zollamts und SteuergebäudeS vom Schloßderg (der in der Mitte der Stadt liegt) nach der Durlacherstraße fim Westen) in einer Ein­gabe an da« Ministerium Protest einzulegen. Der Zug nach Westen kommt in Pforzheim immer deutlicher zum Ausdruck und e« liegt im Interest« der Allgemeinheit, gegen die Profitwut einzelner energisch Front zu machen.

Rundschau,

Postwertzeichen. Die Frist für den Um­tausch der in Württemberg und im Reichs- Postgebiet bis Ende März d. I. gültig ge­wesen, n Postwertzeichen gegen neue Post Wertzeichen mit der InschriftDeutsches Reich* wird bis Ende Dezember 1S02 ver­längert. Der Umtausch kann nach wie vor bei allen würltembergtschen und Retchs-Post- pnstaltta und htst Landpostholen bewirkt werden.

Stuttgart. Anläßlich de- Ableben« de« König« von Sachsen ist Hoftrauer auf drei Wochen, die erste Woche in dritter, die zwei weiteren Wochen in vierter Abstufung der Hofirauerordnung, angeordnet worden. Die Trauer im Heer wurde vom König wie folgt bestimmt: Um Meiner und Meines Armeekorps Trauer um den Heimgang dieses ruhmreichen Heerführers au« großer Zeit «»Sdruck zu geben, bestimme Ich: 1. Die Offiziere, Sanitätsoffiziere und oberen Be­amten legen von heute (21. Juni) ob auf 7 Tage Trauer an. 2. Beim Infanterie- Regiment Alt-Würitemberg Nr. 121 dauert diese Trauer 14 Tage. Eine Abordnung diese« Regiments bestehend au« dem Regiments- Kommandeur, 1 Stabsoffizier. 1 Hauptmann, 1 Oberleutnant, 1 Feldwebel nimmt an den BeifetzungSfeierlichketten Teil. Wilhelm.

Stuttgart, 23. Juni. Der Kutscher eine« FlasckenbierwagenS fuhr an einen Lastwagen und wurde so unglücklich vom Bock geschleudert, daß er an den erhaltenen Verletzungen starb. Ein 18 Jahre altes Mädchen sprang in den unteren Anlagcnsee und konnte, obgleich sofort Hilfe zur Hand war, nur als Leiche ans Land gebracht werden.

Stuttgart. Zum Maurerstreik ist zu melden, di« heute stnd 1230 Streikkarten ausgegeben. Von den Streikenden stnd 250 abgereist. In der Woche werden 11,000 Streikunterstützung auSbezahlt. Die Etriken- den haben auf allen noch Stuttgart führenden Straßen Posten aufgestellt, um Arbeitswillige adzuhalten.

Unfall. In einer Heilbronner Fabrik mach­ten stck zwei jugendliche Arbeiter mit dem im Geschäft vorhandenen Fahrstuhl zu schaffen. Einer bestieg denselben, während der andere unbefugt am Seil zog. Dadurch fuhr der Fahrstuhl blitzschnell zu Boden. Der Arbeiter wurde durch den Aufschlag de« Fahrstuhl herauSgewocfen und erlitt eine Gehirnerschütteruug. Er wurde bewußtlos in den Spital verbracht.

Heidelberg, 22. Juni. Einen nicht ganz harmlosen Giudentennulk leisteten stck tn der Nacht Angehörige hiesiger Korps. Nachdem sie am Abend bei einem gemüt- licken Bierhock des LO, an dem auch Prinz Georg von Kumberlond und Graf Rvcno teilgenommen, Erholung von des Tages Müh und Arbeit gesucht und grsunden hatten zogen sie gegen 12 Uhr mit Pauken und Trompeten durch die im Schlummer liegende Siadt. Ans dem Marktplätze machten sie vor der Pvl'zristation Halt und brachten rem gerade allein anwesenden Wacktmeister ein regelrechtes Siändchen. Von dort be­wegte sich der Zug nach dem Bezirksamt, wo man unter Assistenz der Musikkapelle ein donnernde« Hoch auf wohllöbliche Polizei in dir Nacht htnausschmettert, und dann weiter musizierte, diS eine starke Abordnung der hl. Hermandat auf der Bildfläche er- ichien und di« Ucdermütigen gewaltsam ous- einandertrieb.

Köln, 23. Juni. DieKöln. Zeit«." meldet au« Berlin: Der Kaiser genehmigte gestern das Abschiedsgesuch de« Ministers v. Thielen und ernannte den Generalmajor z. D. Budde zum Minister der öffentlichen Arbeiten.

Tlltling'N, 23. Juni. Daß da« Offen- siehenlaffen von Kellerthüren sehr unange­nehme Dinge im Gefolge haben kann, zeigt ein hier vorgekommener, bei der Stlaskam-

m»r Rottweil verhandelter Fall. Am 17.

November v. I. stürzte der Instrumenten­macher Dalsch in RestaurantBarbarossa" hier im WirtsckasiSzimmer durch die offen- st'hende Kellerthüre hinunter in den Keller, wodurch Baisch Verletzungen davvntrug u d einige Zeit arbeitsunfähig war. Die S'raf- kammer Rottweil verurteilte nun den Wirt zu 60 die zu jener Z-tt bedienende Kellnerin zu 20 ^ Geldstrafe; hiezu kommen noch die Entschädigungsansprüche de« Verletzten.

Fellbach, 23. Juni. Vorgestern wurde am Hellen Tage bei einer WeinpärtnerSwitwe etngebrochen und aus dem Kasten der Bar­vorrat von 140 gestohlen.

Geislingen a. St., 21. Juni. Im be­nachbarten Kuchen wurde das 4>ähr. Kind deS Jakob Dempel von einer Ackerwalze überfahren, so daß der Tod eintrat.

Ulm, 23. Juni. Konditor Bonz, der vor 5 Monaten sein künstliches Gebiß »er» schluckie, sühlte am Freitag plötzlich solche Beschwerden, daß zu einer Operation ge­schritten werden mußte. Gestern früherlag er seinem eigentümlichen Leiden. DaS Ge­biß fand sich 4 Finger breit über dem Magen, in der Speiseröhre steckend,

Göppingen, 20. Juni. Gestern nach­mittag ist während eine« kurzen Spazier­gangs vom Hofe de« Amtsgericht« au« ein kürzlich hier festgenommenrr Einbrecher, besten richtige Personalien noch nicht fest- stthen, entflohen. Sofort eingeleitrte Ver­folgung blieb ohne Ergebnis.

München, 20. Juni, lieber ein Eisen­bahnunglück meldet die kgl. Generaldirektion: Um 19. d«. MtS. entliefen zwei zwischen dem Halteplatz Zornhof und der Haltestelle Neuhausen der Lokalbahn LandShuk-Rotten» bürg a. L. auf freier Strecke abgest-llle KieS- wagen und stießen auf den vorausfahrenden nach LandShut adgegangenen Zug. Hiebet wurde ein Arbeiter schwer und zwei Reisende leicht verletzt.

London, 24. Juni- Ein Extrablatt be­richtet: Die Krönungsfeierlichkeiten sind wegen Unpäßlichkeit des Königs auf unbe­stimmte Zeit verschoben. Von anderer Seile wird gemeldet, daß sich der König einer Operation unterziehen müsse.

London 23. Juni. Die Morgenbläiter melden aus Schanghai, daß der chinesische KreuzerKatchu" gestern aus dem Artigste durch eine Explosion zerstört wurde und tn 30 Sekunden gesunken ist. Zwei Mann der Besatzung find gerettet worden. 150 Offi­ziere und Mannschaften stnd umgrlommen.

London, 20. Juni. DieTimes" mel­den aus P king: China beabsichtigt, an die fremden Mächte die Bitte zu richten, ihm zu gestatten, 3 bis 4 Jahre lang seine Zah. lungen tn Silber zu leisten. Später soll dann in Gold bezahlt werden. Die Differenz zwischen dem Zahlmittel nvd dem wirklich bezahlten Gelbe soll durch erhöhte Nach­zahlungen ausgeglichen werden.

Schanghai, 19. Juni. Die Cholera breitet sich aus. In der Chinesenstadt zählt man täglich gegen 50 Tote. In der Frem­denkolonie gab eS im ganzen etwa 40 Todes­fälle. Unter den Gestorbenen befindet sich der spanische Konsul.

Kausan, 23. Juni. Gestern brach eine große FenerSblUnst im Tatarenvtertel au- und breitete sich über 12 Stadtviertel auS. Erst heute ist da« Feuer gelöscht worden. Der Schaden wird auf mehrere Millonen geschätzt.