Die Sohne des Kapitäns.
Erzählung von Earl Western.
11) (Nachdruck verboten.)
Lord Manning überlegte eine Weilt den Vorschlag des Kapitän Oldhams, dann sagte er:
„Ich bin rinv-rstanden! Und Ihr seil der wackere Mann, der mir mein nahes Ende durch Erhaltung meines braven Neffen erhellt hat?"
„Ich >hat es aus Menschenliebe I" „Wollt Ihr mir nicht Eure Handrcjchen?" „Hier Hab! Ihr sie I Es ist nur noch ein notarieller Akt nötig I Darf ich morgen mit Mr. Vanxsall hierher zurückkehren?"
„Ihr sollt mir als Gast willkommen seinl"
„Kann ich jetzt in Eurem Beisein Eure Tochter sprechen?- „G-wiß I"
„Wollt Ihr derselbe» in meiner Gegenwart Mitteilen, daß Ihr die Werbung angenommen ?"
„O, mit tausend Freuden! Ist Row- land in England?-
„Er traf vor vier Tagen in London ein! Zn fünf bis 6 Tagen kann er hier s'in l"
Der Lord klingelte.
James erschien t „Mylord?"
„Hole meine Tochter hierher, James l" May erschien, erglühend wie eine Mohnrose. Sie verneigte sich vor Oldham und sagte:
„Du wünschest, Papa?"
„Bitte, reiche dem Herrn hier, Kapitän Ot°ham dte Hand l Er hat soeben sür seinen Advpuvsohn Rowland um Deine Hand angel-alten l Bist Du einverstanden ?"
„Papa, mit tausend Freuden! Kapitän Oldham kenne ich schon! Er hat mir vorgestern Rowlavds Brief gebrachi I"
See küßte den Kapitän herzlich.
Nun begann Lord Mauning:
„Ich bin aber sehr unangenehm über, rascht; so weißt Du auch wohl, daß Dein Verlobter — Dein Cousin ist?-
„Papa, nein I Welche Entdeckung I" „Ich danke Ihnen, Kapitän Oldham I" Der Kapitän verstand ihn und lächelte. „Weißt Du auch, May, daß Dein Verlobter der zukünftige Lord Aroundle ist?" „Papa I"
„Ncht? Tausend Dank, Kapitäns" Oldham verneigte sich.
„Sv weißt Du auch nicht, liebe May, daß D-in Verlobter in sünf bis sechs Tagen hier elntriffi?"
„Papa, Papa I" jubelte nun May. „Nein, das wutzle ich nicht I O Galt l Ml. Oldham, wie überraschen Sic wich l"
O-dham stand auf:
„Mylord, so wäre denn alles geordnet; ich w.U ste nicht länger aufregen; ich gehe und wünsche Ihnen ein langes Leben! Auf morgen s"
Er reichte dem Lord die Hand, küßte May und sagte:
„Wir sehen uns morgen wieder I'
Dann ging er.
Am anderen Tage fand zu Arvundlehall ein seierlicher Akt statt:"
M^. Vauxsall nahm bei brennenden, Kerzen folgenden Akt auf:
„Ich, Manning Lord Aroundle, gebe bei voller Geisteskraft, meine WillenSmeinung wie folgt kund:
„Nachdem es bewiesen ist, daß meine Neffen Rowland und Edward Wilbersorce noch leben und durch Zeugen als indentisch mit den einst Verschwundenen anerkannt sind trete ich vom Besitze der Herrschaft und der Würde eines Lords zurück und übergebe beides meinem Neffen Rowland, mein Privatver» mögen aber vermache ich hiermit rechtsgültig beiden Brüdern zu gleichen Leiten.
Aroundlcyall, im August 185.
Lord Manning Aroundle.*
Hierunter setzten Kapitän Oldham und der Diener James Spoon Ihre Namen als Zeugen.
Mr. Vauxfall vollzog dann die Akte gültig und notariell.
Er reichte diese Note dann an daS Gericht der Lords ein, und die Königin bestätigte Rowland Lord Aroundle in seiner Würde und seinem Besitze.
Indes war May seligster Erwartung voll.
Lord Manning befand sich wohler, wie Monate vorher.
Am anderen Tage suchte Kapitän Oldham den Pfarrer Ly-rdhall auf, der ging nach Hephstem, und am selbigen Tage fand sich Malcolm wieder auf Arvundlehall ein, indem er leise in den Bart brummte:
„Nun hat der alte Malcolm doch recht
behalten I Gelobt sei Gott!"
* * !
Einige Tage darauf sammelten sich die Schwalben zum Abzüge. Da betraten zwei Lkutnaniits zur Sec die Straß-n von Dundee.! und traten in das Haus d-S Kapitäns Ralph! Oldham ein.
Frau Elisabeth war allein, der Kapitän besorgte einen notwendigen Weg.
Plötzlich stürmten beide jungen Leute in'S Haus, legten ihre Arme um der Mutter Hals und riefen:
„Gegrüßt, liebe Mutterl-
Frau Elisabeth schluchzte gerührt auf:
„Seid Ihr da:
Rowland lächelte:
„Beide, Leutnants, Mutter, aber mich habt Ihr i ur bis morgen I Wo ist der Vcker?"
„Er muß gleich kommen! Ed. wie bist Du groß und stark geworden! Rowland, welch' eine Perle von einem Mädchen hast Du Dir in Mr y erwählt l"
„Liebe Mutter", sagte der gute Junge, „meine erste und einzige Liebei Bei einer solchen giebr's kein Ende bis an das Grab! May weiß das l Wenn nur erst das erst- Zusammentreffen mit dem Oheim vorüber wäre l
„Vater sagt", entgegnete Frau Elisabeth, „er ist ein anderer geworden! Als er erfahren, daß Du M Y'S Leben gerettet, da hat er laut aufgeschrieen: „Und ich!" May hat es glücklicherweise nicht verstanden!"
„Daß ich Richard Wilbersorce gleich erkannte!- meinte Edward.
„Einige Leute hatten mit Dir gleiches Schicksal Ed! Laßt ihn in Frieden ruhen; er hat gesündigt und gelitten! Gott sei ihm gnäkig!"
Nun erschien auch Vater Olcham.
Er umarmte seine Söhne und sagle:
„Gott segne Euch! Ich bringe Euch auch etwas mit I"
Damit überreichte er den Söhnen eine
l Rolle: eS war da« Erkenntnis des Gerichts der Königsbank, daß Rowland Lord Aroundle und Edward erlaubt sei, ihrem Namen die Bezeichnung Oldham zuzufügen.
„O, Vater", rief da Rowland. „welch ein edler, uneigennütziger Mann bist Du l"
Der Kapitän lächelte.
Am andern Morgen brach Rowland auf, seinen Weg nach Arvundlehall zu Fuß an» z »treten.
Wie jubelte sein Herz May entgegen l Da lag nun das Schloß!
Am Thore stand der alte Malcolm, beugte das Kniee und ries: Herr, nun will ich gern sterben l Tritt ein, Du gesegneter des Herrn!"
Rowland umarmte ihn, aber da jubelte eS schon:
„Rowland, Rowland!"
Und ste hielt ihn, ihren Verlobten umschlungen, sie küßten sich und stammelten beide Worte himmlischer Liebe.
O Liebe, wie kannst Du des Menschen Herz beseligen!
Nun traten ste in das Krankenzimmer; der Kranke ichlief noch, aber er erwachte jetz«.
Leuchtenden Antlitzes reichte er Rowland die Hand und sagte:
„Ja, Du bist meines Bruders Sohn, der Lord, vergieb mir mein edler Sohn l"
Rowland schloß ihn in die Arme:
„Stille, Papa; schenkest Du mir nicht dafür Dein Teuerstes, Deine May?"
„Gott segne Euch I" rief der Kranke.
Am anderen Tag kam Ed dazu und wurte gleich herzlich empfangen.
Vierzehn Tage späler fand im Bank-tt- saaie d-S Schlosses die Hockzeit Rowlands mit der lieblichen May statt. Der Lord Manning nahm im Krankenstuhle sitzend daran teil.
Nach der Hochzeit erhielt Rowland den erbetenen Abschied' und widmete seine ganze Arbeitskraft dem Herrensitze.
Ed muß'e freist- wieder zur See. In Indien erreichte ihn die Nachricht vom Tode es Oheims Manning, 6 Monate später den Berichl Rowlands von der Geburt eines Erben, der Ralph gelaust war.
Die Oldhams wohnten später immer auf Arvundlehall.
Edward ist nun Kapitän. Auf dem alten Herrensitze aber tollen jetzt zwei Brüder, Ralph und Manning, die beiden Brüder ober nennen sich noch heute die dankbaren Söhne deS Kapitäns.
— Ende. —
K. V. hier. Anonyme Einsendungen nehmen wir prinzipiell nicht auf. Bei gefl. Namensnennung steht der Aufnahme ihrer Einsendung zu geeigneter Zeit nichts im Wege.
V-hrtich!
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Pruck «, Verlag der Ksrnh. Hosmanp'schin Buchdruckern ln Wildbad. Verantwortlicher Redakteur-. G. H. Kretz schmar daselbst,