Aus Stadt und Umgebung.

Wildbad. 20. Juni.

* Kgl. Kurthkater. Bei gutbesetztem Hause wurde am Montag »Der Herr Sena­tor" von Schönthan und Kadelburg gegeben. Die beiden Autoren verstehen eS eben den flachen Geschmack der Allgemeinheit zu befriedigen, ihre Werke werden überall aufgeführt, um in abseh­barer Zeit wieder zu verschwinden, und die Ver­fasser werden schwerreiche Leute, ten Erfzlg, den das bekannte Stück auch hier wiedererlebte" ist hauptsächlich der ausgezeichneten Wiedergabe zu- zuschreibe». Als Agathe sahen wir Frl. Vera Witt vom Stadttbeater in Hamburg in der Antrittsrolle, Wir können der Direktion für die Gewinnung dieser schönen begabten Künstlerin nur gratulieren, und e« freut uns, konstatieren zu können, daß jetzt alle Fächer brillant besetzt sind. DaS Stück war von Herrn Große, der auch den Senator ausgezeichnet spielte, tadellos einstudiert und besonders Mittelbach (Herr Aigner), Dr. Gehring (Herr Blank), und Agathe (Frl. Witt) erzielten wahre Beifallsstürme.

* Gestern ist die Brr g'iche Tbeater- mrnagrrie mit Sonderzug hier einge- irofsen, um einige Vorstellungen zu geben. Derselben geht ein guter Ruf voraus; so schreibt z. B. dieTübinger Chronik": Die Bcrg'schc Menagerie ist ein Muster aller reisenden Menagerien. Nicht nur, daß die Dressuren vollendete und staunenswerte sind, und alles bei Fritz Berg erreicht Ist, was überhaupt nur auf dem Gebiete der Raub, tierdressurkunst erreicht werden, kann sondern auch die -Tiere seihst sind wahre »Pracht« Exemplare". Man sicht Tiere aller Zonen so z. B- 13 Berberlöwen mit den in der Menagerie geborenen 6 Jungen) ferner den KönigstigerCarlo" I Noch kein Tier« oder Zoologischer Garten, viel weniger eine Me­nagerie hat ein derartigesPrachtex mplor oufzuweisen, wie Direktor Fritz Vtrg's Me- nagerle. Auch alle anderen Tiere sind zum AnschauungS-UnIericht wie geschaffen, und ist ein Besuch aus diesem Grunde unbedingt zu empfehlen. Ganz auf die Dressur rinzugehen, würde zu weit führen, aber unbedingt müssen einzelne Leistungen, die ochs Unglaubliche grenzen, erwähnt werden; in erster Lmic die Lötverigruppe, vörgeführt von Frau Dtrekior Berg : hier glaubt man, Frau Direktor Berg spiele mit Haustieren, namentlich wenn sic Siesta mitten unter ihren Lieblingen hält; ferner der braune Bär als Ringkämpfer, auch diese Drrssnr, da er vollständig vorschrifts­mäßigdeutsch ringi", ist für Herrn Direk­tor Berg eine Eiungenschoft. Das Groß­artigste ober ist unbedingt die von Hrn. D re kt. Berg vorgeführle EiSbürengrupp ; Eisbären gezähmt und drijst rl in einer Weise, daß man Herrn Denker Birg nur die giößte Aner­kennung zollen kan». Cin Besuch ist nur zu empfehlen und wird gewiß jeder befriedigt die Menagerie verloss-n.

A « n r» s ch k ».

u der die Geleise des Bahnhofs in Hold wird eine g-ög re S traß nbahnbrücke rstellt. Ein Teil der beinffenden Bauarbeiten mit einem UeberschlagSbetrag von rund 55 000 Mark ist von der Etsenbahninspeklion zur Vergebung ausgeschrieben.

Die wieder eiugestellten Straßenbahner in Stuttgart sind Übel dran; sie sind V 0 l- liufig bis 1. Juli g'g n ein Taggeld von 3^ eingestellt und soll die Wiederanstkllung vom Wohlverhalten abhängig gemacht werden. Also sie sollen nicht nur ihre Fordcrungen unerfüllt sehen, sie sollen auch noch eine Zeit lang dafür büßen, daß sie diese Forderung

stberhavpt siMn. Mehr Entgegenkommen

zeigt die Straßenbahndirektion gegenüber dem Publikum; statt 9 kostet diesen Monat da» Abonnement für alle Linien nur 6 in Berücksichtigung de» Umstands, daß im -rsten Dritul dieses Monats so gut wie nicht gefahren werden konnte.

Heilbronn, 18. Juni. Ins Spital ver­bracht wurde ein hies. Schubmachergehilfe, der von einem Kollegen nach vorauSge- gangenem Ctr it c nen Mess rs!ich in di- lmk« S ite erhalten hätte. Der Messerheld sitzt hinter Schloß und R-egel.

Rechberg, 14. Juni. Al» vorgestern abend um 8 Uhr die hiesige Feuerwehr zu einer U-bung avffabren wollte, kam der ledige Johannes Nuding zu Fall und wurde von d r Spritze ein Siück geschleift. Hierbei er­litt dersetbe sehr gefährliche innere Verletz­ungen, welche wahrscheinlich d>n Tod herbei­führen dürften. Den Komma rttanten soll keine Schuld treffen. Aerztliche Hilfe war alSbold zur Stelle.

Brsigbeim. 18. Juni. Nur noch wenige T'ge trennen un« von dem Sängerfest, da» der neugegründete VolkSsängerbund Besig­heim in Verbindung mit der Fahnenweihe des Liederkranzes Wallh-im in litztcr-m Orte am Sonntag den 22 Juni Heuer zum erstenmale adhält. Außer sämtlichen Bun» dcSveretnen werden noch zahlreiche Gesang, vereine von nah und fern an diesem Feste sich beteiligen.

Reutlingen, 18. Juni. In der M-tzg-r- straße vergnüaken sich lautGeneralanzeiger" vorftcstern abend einige Knaben damit, Bier­flaschen mit ungelöschtem Kalk und Wasser zu füllen, um dadurch die Flaschen zur Ex ploston zu bringen. Dabei wurden 4 Knaben durch GiaSsplitler und Kalk erheblich verletzt, einer derselben so schwer, daß er in Gefahr schwebt, an beiden Augen die Sehkraft voll­ständig zu verlieren.

Dem Vtehändler Bernhard Demmler in Langenloch OA. Tettnang wurde vergangene Woche ein Zugbeuiel mit 650 Gold, sowie ein Portemonnaie mit 208 ^ in Papier und Silber nebst einer ZyUnderuhr gestohlen.

Karlsruhe, 1k. Juni. Der gemeldete Brand in Blauen Im Wiesenthal brach diese Nacht ,/«3 Uhr aus. Verbrannt sind Stroßen- warl W tz-l, die Frau, vier Töchter im Alter vnn 1525 Jahren und ein schulpflichtiger Knabe. Diese wollten augenscheinlich sich »ach hinten retten und wurden durch dos einstürzende Dach in den Flammen begraben.

Wie dieNeue Bav. Landesz-itung" aus Ludwigshastn meldet, stürzte dieser Tage beim Neubau des GutenbergschulbauseS beim Auf­winde« einer Schiene ein Gerüst zusammen. Fünf Arbeiter stürzten in die Liefe und er­litten schwere Verletzungen. Einer starb aus rem Transporte ins Krankenhaus. Heute morgen, als man mit dem Befestigen des schadhaften Gerüstes beschäftigt war, brach es abermals in sich zusammen und riß vier Arbeiter mit sich in die Tiefe. Zwei wur­den schwer, zwei leicht verletzt. Der Bau wurde polizeilich eingestellt. Man führt die Ursache des Unfalles auf mangelhafte Aus­führung deS G-rüsteS zu.

Zabern, 18. Juni. Eine falls die Bestätigung erfolgt epochemachende Er­findung hat soeben Oberpostasflstent Walter von hier dem Patentamte vorgelegt. Es handelt sich dabei um telephonieren ohne Droht, wobei di« Erde als Leiter benutzt wird. Die verschiedenen Versucht, welchr der

E>sinder mit seinem Bruder, ebenfalls einem Postbeamten, gemacht hat, gelangen bereits bis zu einer Entfernung von fünf Kilo­metern. Auch verschiedene höhere Postbe­amte, in deren Gegenwart Versuche ausge­führt wurden, sprachen sich recht zuversicht­lich ouS.

Bonn, 17. Juni. Der Kaiser und die Kaiserin sind, von Nürnberg kommend, h-utc früh 8 Uhr bei prachlvollem Wetter hier eingetroff n (z. Feier des 50jährig. GornisonS« jubiläumS der Voaner KönigShusaren). In der Begleitung des Kaiser- befand sich auch der Reichskanzler. Das nach vielen Tausen­den zählende Publikum begrüßte den Kaiser mit stürmischen Hochrufen. Außer Bonn sollen von dem Kaiserpaar auch die Städte Aafen (KrönungSkirche, Denkmal Kaiser WilhhelmS I.), MörS, Krefeld, Düffeldorf, Ruhrort und Wesel besucht werden.

Gießen, 18. Juni. Wie derGießener Anzeiger" meldet, steht die FriedrichSgrube bei Gießen in Flammen. 2 Personen sind iot, 6 schwer verletzt. ES soll noch eine größere Anzahl Personen, man behauptet 70, unter der Erde sein.

Gießen, 18. Juni. Nach einer Mit­teilung der Grubenverwaltung über den ge, meldeten Brand auf der Frtedrichsgrube bei Hungen ist der Brand in dem Fabrikgebäude nunmehr gelöscht, während da« Briketlager noch weiter brennt. Zwei Personen sind ge. tötet worden, an dem Aufkommen einer dritte« wird g,zweifelt. Mehrere Personen erlitten B rletzungen, die jedoch nicht löblich sein dürfien. Unter der Erde befindet sich niemand mehr. Die Ursache des Brande» wird auf eine Kohlenstaubexplosion zurückgeführt.

Frankfurt, 17. Juni. Der Berlin-Frank­furter V-Zug 6, welcher um4i/> Uhr nach­mittags hier rin>r>ffen soll, ist mit zwei Wagen hinter Bebra auf freier Strecke ent« «leist. Mehrere Passagiere sind leicht ver­letzt. Der Verkehr zwischen Bebra und Hönebach wird einstweilen durch Umsteigcn aufrecht erhalten. Mit 1 Stunde Verspät­ung trafen die Reisenden in Frankfurt a. M. ein.

Das Programm für die englischen Krö- nungSfeierUchkiite» ist tm einzelnen wie folgt festa's tzl: 23. Juni: Ankunft der Vertreter fremder Herrscher in London. Bankett im Bucking­hampalast. 24. Juni. Der König und die Königin empfangen die Sondergesellschaften und Deputa­tionen. 26. Juni. KrönungSzeremonie. 27. Juni Festzug durch London. 28. Juni. DaS Königs-, paar nebst Gefolge begeben sich von London zur' Flottenrevue bei Spithead. 29. Juni. Die Bot­schafter und Gesandten geben den Vertretern ihrer Herrscher ein Bankett. 30. Juni. Der König und die Königin kehren nach London zurück und wohnen abends der Galavorstellung in der Oper bei. 1. Juli. Gartengesellschaft in Windsor. 2. Juli. Sämtliche fremden Fürstlichkeiten und Gesandten verabschieden sich. 3. Juli. Der König und die Königin wohnen dem Gottesdienst in der St. Pauls- Kathedrale bei. 4. Juli. Empfang indischer Prin­zen im Jndia Offize in Gegenwart des KönisiS und der Königin. S. Juli. Der König gibt den Armen ein Festmahl.

Seitens der wüasi. Regierung reist F.hr. von Crailsheim zu den KrönuvgSfeterlich« keilen «sch London.

Ein amtlicher Bericht giebt die Gesamt­verluste der Engländer auf 22 550 Tote, 22 829 Verwundete und 9552 Gefangene und Vermißte an. 75 430 Mann wurden als Invaliden in die Heimat entlasten. Die Verluste der Buren sind nicht bekannt und werden auch wohl niemals bekannt werden.