Die Söhne des Kapitäns.
Erzählung von Carl Western.
10) (Nachdruck verboten.)
Kapitän Ralph Oldham saß neben Frau Elisabeth, die Thänen in den Augen hatte, weil Ed soeben abgereist war.
Der junge Mann hatte Aroundlehall in den letzten Tagen umschlichen, aber weder Malcolm, noch May getroffen. Nun war er nach Wvolwich zurückgekehrt.
Kapitän Ralph aber sagt«:
„Was meinst Du, Elisabeth? War Flügel hat, muß fliegen! Den Zungen geht e» gut! Wa» willst Du mehr?"
Da trat ein Fremder ela.
„Ich bin der Pfarrer Robert Lyndhall aus Aroundlevillage! Habe ich die Ehre, Kapitän Ralph Oldham zu sprechen?"
„Mein Name ist Ralph Oldham I" Der Pfarrer sah ihm in das ehrliche Gesicht. Wahrlich dieser Mann mußte treu wie Gold sein!
„Ich möchte Euch einige Fragen Vorleger, l" begann der Piarrrr.
„Bitte, fragt I" gab der Kapitän zurück.
„Kennt Ihr den Namen Kevar G'Don»
Ntl?"
Der Kapitän sprang auf:
„Himmel, das ist ja der Name jene« Toten — er starb auf hoher See — der mir Rowland und Edward auf die Embark- ton im Hafen zu Portsmouth brachte!"
„Also doch! Er brachte Euch zwei Knaben von vier und zwei Jahren?"
„Ja, meine Adoptivföhne I"
„Er sagte nicht, wie die Knaben hießen
„B'i seinem Tode sagte er mir, 'S seien nicht seine Söhne, sondern die deS Lord Aroun—I Hier schnitt der Tod seine Rebe ad!'
„Weiter Sir!*
„Ich ließ nach meiner Heimkunft diese Thatjachen in die Zeitungen lücken und einen Aufruf drucken! Niemand meldete sich! Da habe ich die Knaben mit Zustimmung der Behörden adoptiert!'
„Sind sie daheim?"
„Keineswegs, Ew. Ehren! Rowland ist als Mldshipman auf der Jnvictble und auf der Reise nach Indien, Edward steht im Begriff, dasselbe auf einem anderen Schiffe Ihrer Majestät zu werden!'
„Ich danke Euch! Hatten die Knaben besondere Kennzeichen?"
Hier fragte Lady Elisabeth:
„Ihr wollt un- doch die Söhne nicht «nlführen, Sir?"
„Keinesfalls, Lady Oldham, da die Eltern tot sind, aber ich möchte ihnen Rang und Vermögen ihrer Elt-rn zurückerobern l"
„Nun denn," entgegnete Laky Oldham „sie haben Kennzeichen!"
.Welche?'
„Rowland hat eine Narbe an dem Kinn Edward eine Narbe an der Lippe!"
„Und jener Schotte nannte sie die Söhne de» LordS Aroun ?—*
,Jal*
„Ärvnndle I" sagte der Pfarrer.
Der Kapitän fuhr zurück:
„Ew. Ehren I"
„Ja, es ist so! Lest diese» !'
Der Pfarrer zog Malcolm» Bekenntnis hervor und reichte es Oldham. Der las e« und rief:
„Wtr sind die Wege GolteS wunderbar! Wa« soll ich thun?"
„Euer Bekenntniö ebenso verfassen als dirscS hier I"
„Do» will ich I Und dann ?"
»Soll der Erbe von Aroundlehall selbst bestimmen wa» er thun will! Mich dünkt, die Sache gehört vor die KindSbeach und muß dem Gerichte des Lords unterbreitet werden!"
„Ihr habt Recht, Ew. Ehren! Machen wir die Sache gleich I"
Der Kapitän brachte seine Aussage zu Papier, Pfarrer Lyndhall Unterzeichnete, händigte beide Papiere dem Kapitän ein und sagte:
„Verwahrt sie wohl, sie sind für Lord Aroundle von unschätzbarem Werte!"
Dann nahm er Abschied.
Als der Pfarrer nach ein Paar Tagen von dem Morde auf Aroundlehall und dem der Mylady hörte, wie auch, daß der Lord schwer krank liege, sagte er dumpf:
„Da» Gericht Gottes!"
Die Oldhams jubelten nach drei Monaten hell auf, rS kam ein Schreiben von Row- land aus Bombay, worin er mitteilte, daß er vor Absendung des Schreiben» zum Leutnant zur See ernannt sei.
„Amen, amen I" rief Frau Elisabeth.
»
Ein Jahr war verflossen.
Auf Aroundlehall war e» still wie ln der Kirche. May saß in tiefer Trauer vor dem Bette ihres kranken VaterS, der überall bei seinem Leuten in der Umgegend Wohl, thaten ausstreute.
Es war Späisomm r. May hatte die Fensterflügel deS Zimmers, in dem ihr Vater lag, weit öffnen taffen.
Der Lord seufzte.
„Du seufzest?" fragte May.
„Ich bin besorgt um Deine Zukunft mein gute« Mädchen sagte der Lord, „unser Besitz ist Krön- und LehenSgut; wenn ich sterbe, stehst Du schutzlos da!"
May lächelte: „Nein, Papa l"
„Wie so, mein Kind?"
May errötete:
„Ich will eS Dir sagen, Vater: ich bin seit Jahresfrist heimlich — verlobt!"
„Mein Gott I Und davon sagest Du nichts?"
„Durste ich? Aber jetzt hat mich mein Verlobter dazu ermächtigt!"
„Und wer ist es, der seine Hand nach meinem Kleinod auSstreckt? Rede!"
„ES ist ein ehrenhafter Mann!"
Der Lord zuckte zusammen. Nach langer Pause fragt er:
„Sein Name?"
„Rowland Oldham, Leutnant zur See l"
„Himmel l"
In diesem Augenblick trat Jemand ein:
„Ein Kapitän Ralph Oldham wünscht Sr. Lordschost zu sprechen wenn's möglich l"
May erglühte.
„Ist er's selbst?, fragte Lord Manning.
„Nein, sei« Adoptivvater!' entgegnete May. Höre ihn!"
„Gehe hinaus," gebot der Lord, „den Herrn, Jame», führe herein!"
Kapitän Oldham trat «in, straff, mit eiserner Miene, als «r aber den Kranken sah, ward sein Gesicht milder.
„Ich darf Euch sprechen, Ew. Lordschaft ?
vO *
..Seid Ihr auch starken Aufregungen gewachsen ?"
„Ich denke, sie werden mir nicht ztt stark sein!"
„Gut, so spreche ich I"
„Redet l"
Oldham begann:
„Mylord, Ihr wißt, daß Ihr Euch zu Unrecht ist Besitze vor Aroundlehall befindet ?"
„Ich weiß eS!" lautete die leise Antwort.
»Ihr wißt, daß Euer Neffe Rowland, mein Adoptivsohn noch lebt?"
„Ich weiß e»!"
Rowland ist Leutnant, er bittet Euch durch mich um die Hand Eurer Tochter May! Dagegen wird er Alles Vorbringen, Eure Ehre zu schonen!"
Lord ManningS Miene hellte sich auf.
„Ich kenne ihn nicht, aber ich willige in Alles wenn Ihr für ihn bürgt!"
„Ich bürge für ihn!"
So habt Ihr mein feierliches Ehrenwort ! Aber wie gedenkt Ihr das Alles an« zufangen?"
„Rowland übergiebt seine Angelegenheit einem sehr geschickten Anwalt, Mr. Vavxfall ver sich mit Schonung Eurer Person direkt an das Lehnsgericht der LordS wendet, indem er zwecks Bewirtschaftung von Aroundle- hall seinen Abschied fordert!"
(Schluß folgt.)
Verschiedenes.
Ein „geriebener" Schwindler. Der erst 23 Jahre alte Kaufmann Hugo Büchsen» schütz au- Sachsenberg in Waldeck erschien im März in Thalitt«r und in Vöhl nnd gab sich als Vertreter der Jndustric-Gesell« schüft Goldbaum K. Co. tu Duisburg aus. Als solcher „kaufte" er die Dr. Günter'sche Papierfabrik in Vöhl für 30 000 »KL und trat, dbwohl er keinen Pfennig hakte, mit dem Gutsbesitzer Staudinger in Viermünden m Unterhandlung, um dessen Gut für 200 000 »KL zu kaufen. Zugleich traf er atS Vertreter seiner „Gesellschaft" Anstalten, eine Molkerei, Spiritus- und Hefesabrik zu gründen und machte Abschlüsse mit einer Anzahl von Landwirten wegen Lieferung von 900 Liter Milch täglich. Daneben aber sorgte er verschiedene Personen um namhafte Geldbeträge an und verkaufte au» der noch nicht bezahlten Papierfabrik für 2—300 ^KL altes Eisen. Wegen dieser verschiedenen Betrügereien wurde Büchsenschütz von der Strafkammer in Marburg zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.
.'. Guter Rat. Opernsängerin (zum Kritiker): „Nachdem ich Ihnen einige Proben meiner Kunst gegeben — zu welcher Partie würden Sie mir raten?" — Kritiker: „Wenn sie ein reicher und ehrlicher Mann um ihre Hand bittet, dann sagen Sie ja!"
.'. (Ein Leichtfuß.). „Du. Bummel, genirt Dich denn die große Menge Deiner Gläubiger gar nicht?" — „Pah, die werden ja von Jahr zu Jahr ungläubiger!"
.-. (Zarter Win! ) A.: „So, Dein Chef hat Dech auch mit einem Geburtstagsgeschenk überrascht?" — Bureaubeamler: „Ja, mit einem Schlafrock, dessen Innenseite die Worte enthält: „Schlafe zu Hause!"
.'. (Verliebt). Dame: „Kellner, bringen Eie mir ein halbes Huhn!" -- Tischnachbar: „Und mir die andere Hälfte!"
Druck ». Perlag der Beruh. Hofmann'ichen Buchdruckerei in Wildbad. Verantwortlicher Redakteur; G. H. Kretzschmar daselbst,