an dem ungewohnten Anblick und gingen durch, der Wagen prallte an eine Telegraphen­stange an. Kipp stürzte infolge dessen vom Wagen unter die Räder, die ihm den Brust­korb eindrückien, was seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Der Führer des Motor­wagens, ein Baron aus Paris, wurde be­reits von der Staatsanwaltschaft vernommen. Er giebt an, dos Fuhrwerk nicht bemerkt zu haben.

Heidenheim, 4. April. In Sontheim a. Br. hatte ein Schreiner ein seltenes Jagd­glück. In seiner mitten im Ort an der Hauptstraße gelegenen Holzremise bemerkte er dieser Tage einen Erdhaufen und daneben ein Loch. Ein hrrbeigerufener Jäger ver» mutete in dem Bau einen Fuchs. Zum Er­staunen aller aber kam nach längerem Gra­ben ein Dachs, der sich 1 Meter tief ein­gegraben hatte, zum Vorschein und wurde er­legt. Derselbe, männlichen Geschlechts wog 23 Pfund. Sein Fell ist prachtvoll.

Ehingen a. D., 7. April. Einen großen Auflauf verursachte gestern nachmittag halb 3 Uhr der plötzliche Tod eines 7jährigen Mädchens. Das Kind schaute über das Ge­länder einer der zahlreichen Schmiechbrücken der unteren Stadt in das Wasser, als ihm ein Windstoß das Käppchen vom Kopfe riß und dasselbe in die Schmiech entführte. Hierüber geriet das Mädchen in eine solche ungeheuere Aufregung, daß eS vom Schlage getroffen tot uwfiel. Sofort angestelltc Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos.

Leutkirch, 4. April. Die Familie des ZugmeisterS König wurde heute in tiefste Trauer versetzt. Der Vater trat gestern etwas unwohl seinen Dienst an, wurde in Kißlegg von einem Schlagflufse getroffen und starb heute nacht, ohne daß «r vas Bewußt­sein nochmal erlangt hätte.

Konstanz, 3. April. Heute nachmittag produzierte sich auf dem See bizw. RheinauS- fiuß vor dem Stadtgarlen Kapitän Großmann auf »Wasserschuhen". Ein zahlreiches Pub­likum hatte sich auf der Quaimauer des StadtgartenS und in Gondeln vor demselben eingefunden und war voll Bewunderung der Geschicklichkeit, mit der sich Hr. Großmann auf den fest an seine wasserdichten Stiefel angeschnallten »Schuhen" über die ziemlich stark strömende Fläche bewegte. Mit Hilfe dieser selbst erfundenen Waflerschuhc soll Hr. Großmann innerhalb zweier Jahre 21 Per­sonen das Leben gerettet haben.

Hkiligeuberg. 29. März. Wie gewaltig der Wert landwirtschaftlicher Grundstücke ge- funken ist, dafür zeugen besser als die Klagen die vielen Versteigerungen von Feldern und Aeckern. Selten wird man indessen so billig zu einem Weinberg mittlerer Güte kommen, wie ein Bürger unseres Ortes, der 3 Ar Rebgelände für den Preis von 21 kaufte.

Pforzheim. In Stuttgarter Kreisen wird angeregt, um die Eisenbahnverwaltung zu veranlassen, sog. Gabelfahrkartcn für die Strecken Stuttgart - Mühlacker - Pforzheim- Wtl dbadoder Stutigart-Allensteig oder Stutt­gart-Freudenstadt herauszugeben. Es könnten dann ein- und zweitägige (natürlich auch längere) Ausflüge von Stuttgart aus in den Schwarzwald unternommen werden, ohne zur Heimfahrt an den Ausgangspunkt der Tour zurückkehren zu müssen. Daß unsere Stadt dabei nicht schlecht fahren würde bet Ein­führung der Karten ist sicher.und eS ist viel­

leicht Sache des KomiieS für Fremdenver­kehr, hier helfend einzugreifen.

Badenweiler, 1. April. Die Kaiserin, nebst den zwei jüngsten kaiserlichen Kindern Prinz Joachim und Prinzessin Viktoria Luise, sowie die jüngste Schwester der Kaiserin, Prinzessin F-odora zu Schleswig-Holstein, werden in dem reizend gelegenen Hotel »Schloß Hausbaden" bei Badenweiler ihren dicSjährigen Frühjahrsaufenihalt nehmen. Das genannte Hotel nebst allen Nebenge­bäuden ist für die Monate Mai und Juni für die fürstlichen Persönlichkeiten, nebst Ge­folge, im ganzen 51 Personen, gemietet.

Darmstadt, 5. April. (Ein amüsantes Geschichtchen) erzählt man hier. Am zweiten Ostertag fuhren der Großherzog und sein Be­such per Rad die Heidelberger Straße gen Eberstadt zu, bei ziemlich schlechtem Wetter und aufgeweichten Wegen. Man benutzte an einer bestimmten Stelle den Fußweg, der für Radfahrer verboten ist. Plötzlich donnerte dem vorousfahrenden Großherzog ein energi­sches: »Halt, Absteigen!" entgegen. Der Großherzog stieg folgsam ab und gab auf die ebenso energischen Fragen des Hüters der öffentlichen Ocdnug: Wer sind Sie?" die Antwort: »Ich bin der Großherzog von Hessen, damit Sie aber nicht auch noch die nachfolgenden Herrschaften obsteigen lassen, das sind der Prinz und die Prinzessin Hein­rich von Preußen." Der gestrenge Schutz­mann schrieb den Großherzog auf. Urber- tretung der Fahrradordnung kostet für ge­wöhnlich 7.10.

Berlin, 2. April. Der Kaiser hatte gestern mit der Kaiserin seinen alltäglichen Spaziergang unternommen und war in die CornrliuSstraßc eingebogen. Dem Kaiserpaar entgegen kam dort ein Ltebespärchen; »er": Linien-Jnfanterist und zurzeit auf Oflerur- iaub ,ste": ein schmuck.S Dienstmädchen. Die beiden waren so tief im Gespräch, daß sie niemanden sahen. Erst im letzten Augen­blick, dicht bei den Majestäten, erkannte das Mädchen diese und rief laut:Du, Willem da find Kaisers!* Seinen Schatz loSiasscn, auf den Slroßenvamm springen undFront­machen, war für den Soldaten das Werk einer Sekunde. Das Mädchen blikb indessen verdutzt auf dem Bürgersteige stehen, so daß die Kaiserin den Arm ihres Gemahls loö- lassen mußte, um weiter gehen zu können. Der Kaiser lachte herzlich und sagte zu dem Mädchen: »Holen Sie sich man Ihrem Willem wieder I"

Eine Frau, die ihren Mann bestehlen wollte, hat dieser Tage in Paris auf tragische Weise ihren Tod gefunden. Andrö Gastin ein begüterter Weinhändler der Rue de Tol- biac, hatte sich von seinem Geschäft zurückge­zogen. Er war ein alter Sonderling und stark zum Geize geneigt; er hielt seine Frau, mit der er in kinderloser Che lebte, rin wenig knapp. Sein Geld pflegte er, anstatt es einem Schranke anzuvrrlrauen, des Nachts unter seinem Kopfkissen zu verwahren. Jüngst wurde er nun, als er gerade im ersten Schlummer lag, plötzlich aufgestört und fühlte, wie eine Hand sich langsam unter sein Kopfkissen schob. Er richtete sich schnell auf und sah in dem Halbdunkel des Zimmers eine Gestalt über sich gebeugt. In dem Glauben, von einem Einbrecher bedroht zu sein, der es auf sein Geld abgesehen hatte, griff er nach einem Revolver, den er eben­falls im Belt verwahrte und feuerte ihn ans

die Erscheinung ab. Mit einem gellenden Schrei brach diese zusammen. DaS Krachen des Schusses alarmierte die Hausbewohner. Da auf Klopfen nicht geöffnet wurde, drangen die Leute gewallsam in Gastins Wohnung ein und fanden ihn hier in Verzweiflung neben dem Leichnam seiner Frau knieen, die eine Kugel durch die Brust getötet hatte.

Brüssel, 6. April. Hier trafen verläß­liche Nachrichten aus Südafrika ein, wonach die Lage der Engländer sehr kritisch sein muß.

Shanghai, 2. April. Die chinesische Re­gierung bezahlte den Kommissaren der Mächte die dritte Rate der Entschädigungssumme in Höhe von 1 800 000 Taels.

London, 5. April. Nach einem Tele­gramm des Reuter'schen Bureaus aus Pre­toria verloren die Buren in dem Gefecht Delarey'S bei Drtekuil am 31. März 137 Mann an Toten und Verwundeten. Nach der amtlichen Liste betragen die englischen Verluste in dem Gefecht 3 Offiziere tot, 16 verwundet, 24 Mann tot und 131 verwundet. (Thut zusammen 174 Mann.)

London, 6. April. Ein Fußballwett­kampf, zwischen England und Schottland im Parke von Jbrox bei Glasgow hatte heute viele tausend Zuschauer angelockt, welche die Polizei schließlich nicht genügend vom Spiel­platz zurückzuhalten vermochte. Kurz vor 4 Uhr durchbrach eine große Volksmenge die Barriären, wobei 40 dis 50 Personen so verletzt wurden, daß sie weggetragen werden mußten; drei davon sollen gestorben sein.

Glasgow, 6. April. Wir nunmehr ge­meldet wird, sind im ganzen 177 Personen die beim Durchbrechen der Barriere während des Fußballspieles Verletzungen erlitten, in den Krankenhäusern ausgenommen worden. Außer den 3 sofort Gelöteten sind noch 17 ihren Verletzungen erlegen.

In der letzten Woche sind in Hed- schaS in Arabien 1127 Todesfälle infolge Cholera vorgekommen. Auch in den weiter südlich gelegenen Teilen des Landes nimmt die Seuche immer mehr zu. Vom 25. bis 28. März stad in Mekka 624 und in Djedda 24 Todesfälle an Cholera vorgekommen. Das Gesundheitsamt in Kairo trifft alle Volstchtsmaßregeln, um der Einschleppung der Epidemie in Aegypten durch zurückkehrende Pilger vorzubeugen.

Die gewaltige Feuersbrunst, von welcher der in dem einen Teile fast uur auS Hotels bestehende Strandort Atlantic City, New-Jersey, hcimgesucht worden ist, 11 Hotels vernichtet. Die Glut war so stark, daß selbst Feurrlöfchgcräle verbrannten.

(Modernes Inserat). »Gesucht wird ein Ausrufer für Auktion; derselbe muß Bauchredner sein, um gleichzeitig mitbieten zu können.

Jeder Constrmant erhält ein Geschenk.

Konfirmanden-

Stiefel besonders billig. Alle anderen In Schuhwaren, unter voller Garantie für gutes Tragen, besser oder billiger als jede Kon­kurrenz.

Schweres und leichtes Schuhwerk jeder Art. Leo Miindle's Schuhfabriklager, Detmltngstraße, Ecke Marktplatz, Pforzheim.

Reparaturen werden gut u. billig gemacht.