Seine Schwester.

Erzählung aus der Gegenwart von Fanny Stöckert.

26) (Nachdruck verboten.)

Wie höhnisch, wie bitter seine Stimme klang, noch nie hatte er solch einen Ton Flora gegenüber angeschlagen. Tief erschrocken sah sie zu ihm auf. ,O Fred, Du bist grausam," flüsterte sie,ich bitte Dich, schone mich, nicht meinetwegen, sondern unserS Kindes wegen, wer weiß ob ich eS überstehe. Dann dann bist Du ja wieder frei, kannst ein neues Leben beginnen."

Sprich doch nicht solchen Unsinn," versetzte Fred ärgerlich und ein wenig be­schämt, daß er sich auch so hatte hinreiben lassen!

Verzeih mir," bat er,man hat bis­weilen verdebenbrirgende Stimmungen, wo die Erinnerungen solche Gewalt über einen gewinnen, daß man olles darüber Vergißt. Solch ein scheidender Tag, mit seinem zauber­haften Sonnenuntergang, der ruft da im Innern manches waL, was b-ffer ewig schlummern sollte. Jetzt versinkt sie ins Meer, da noch ein letzter Schimmer, nun wird eS fahl und dunkel, unfir HauS liegt schon ganz im Schatten."

Schweigend traten sie ein in daS im Schalten liegende Haus, dunk>er noch waren die Schatten, die da ihr Inneres verdüster­ten, die der Morgensonne am nächsten Tage nicht weichen würden, wie jene Abend­schalten.

14 .

Für Melitta begann jetzt eins unbe­schreiblich glückliche Zeit, zu glücklich, meinte sie ott, und wte Bangen erfaßte eS sie, daß irgend ein dunkles Verhängnis nahen könne ihr Glück zu nicht« zu machen. Und dochwar das nicht fest begründet in ihrer Liebe, die durch nichts auf der Welt zerstört werde» konnte! woher kamen sie nur diese bangen Gedanken sie degleit-tcn sie sogar nach dem neuen Heim ihres Verlobten, das sie ^auf HardenS Wunsch mit ihrer Mutter eines TageS in Augenschein genommen. ES lag nur zwei Stunden von dem Badeorte ent­fernt tief im Walde, ein Blumengarten um­gab es, dieser bunte Blumenflor da mitten im WaldeSdunkel bot einen märchenhaft schönen überraschenden Anblick. Gleich einem reichen, verschwiegenen Glück, das sich au« der Welt geflüchtet, lag der Garten da vor Melittas entzückten Blicken. Auf HardenS Arm ge­lehnt schritt sic durch den Garten vcm Hause zu, wie schön war die Well! Wird eS so bleiben? wird sie wirklich ein glückliches junges Weib, in nicht zu langer Zeit an seiner Seite dem neuen Heim zuschretten?

Ende September an ihrem Geburtstag sollte die Hochzeit sein, durch den abendstillen Waid würden sie dann hterherfahren, und nur für ihn den geliebten Mann dann leben l Sie sah zu ihm auf, wie glücklich er aussah, wie jung, wie lebensfroh, daß sie auch grade in diesem Augenblick an Fred denken, sein düsteres Antlitz Vor ihr stehen mußte.

Lebensfroher, glückcSstcherer wie er hatte wohl nie einer in die Welt geschaut, und bei der Mutter und ihr hatte ja auch sein Glück stets in erster Linie gestanden, jedes Opfer war von ihnen gebracht worden, und

die Jahre auf dem Gute der Verwandten waren nicht das kleinste Opfer gewesen von ihrer Seite l

Woran denkst Du, Lieb?" fragte da Harden,Du schaust ja auf einmal so ernst­haft drein I"

An Fred, ach er kommt mir so trostlos arm vor im Vergleich zu UN«. Es scheint mir oft, als hätte ihm unser Glück erst die Augen geöffnet über sein leeres, freudenloses Leben an FlocaS Seile.

Ja sie gehört wohl nicht zu den Frauen die da himmlische Blumen in« irdische Leben flechten."

Sie hat sicher den besten Willen dazu, denn sie liebt Fred sehr, er aber, ich glaube und fürchte, er hat Carla Axhansrn nie ver­rissen, die Trennung von ihr war wohl da« erste Entsagen wa« er in seinem Leben üben mußte."

Du hast Dich allerdings eher darinnen üben müssen FrrdS wegen, dem Du Opfer über Opfer gebracht."

Und trotz aller Opfer von Mutter und mir haben wir ihm kein Glück er­kauft."

Sein Glück muß sich jeder selbst zimmern Kind."

Meinst Du? kommt eS nicht manch­mal über uns unverdient wie ein Geschenk oeS Himmels."

Geiührt blickte Harden auf das Geliebte Mädchen,o Du mein Himmelsgeschenk", sagte er leise, sie fester an sich ziehend.

Er war so gtückeSstcher, als er so mit ihr dahin schritt durch den Blumengarten, der Traum setnkS Lebens, mit Melitta ver­eint für alle Zeit, einzuztehm io ein stilles, weltfernes Forsthaus, er ging nun endlich s-iner Erfüllung entgegen. Mit aller Zähig­keit seines Charakters, voll eiserner Conse- qaenz hatte er danach gestrebt, das schöne Ziel nie aus den Augen verloren. Nun aber wollte er auch sein Glück festhallen, nichts auf der Weid sollte es ihm entretsen. Doch e« liegt um uns herum gar mancher Ab­grund, den dos Schicksal gkävt, auch Harden tollte die Wahrheit deö Dichurworts an sich Mahren, uno tnne werden, baß solche Gtücks- stcherheit den Erdenkindern nicht lange gestattet wirb, daß das Verhängnis uns gerade oft in solchen Stunden naht.

Der schöne Tag den er hier mit seiner Braut und Schwiegermutter in dem neuen Heim verleben durste, ging viel zu schnell ,ür ihn vorüber. Voll innerer Glückseligkeit wurde die Eiruichtung von d«m jungen Paar besprochen; sehr elegant freilich würde stk nicht werden, aber danach fragten sie beide nicht viel.

Der Wald, der herrliche Wald, das war schöner wte all der Lu^ mit dem die moderne Menschheit sich jetzt zu umgeben pflegt, n-tn sie waren die Glücklichen, die Beneidenswerten, auch wenn sie nur die noiwendigstcn Mövetn hätten beschaffen iönnen.

Schade, daß ich die alten gediegenen Mövel damals in Berlin verkauft have," seufzte die Frau Justizrätin.Hier wäre nun Platz genug dafür, aber Fräulein Ax- hausen und Fced üveredelra mich ja damals zu Allem, man war schließlich wie berauscht von dem neuen anregenden Leben."

Und Fred und jene Carla sind sich

dann niemals wieder begegnet in Berlin?"

fragte Harden.

Nein, wir lebten nach jener Katastrophe ihrer Verlobung wie die Einsiedler, später zogen wir dann hierher, Fred hat auch ihren Namen nie wieder genannt, aber ich fürchte ganz vergessen hat er sie nie, e« war doch ein zu berückendes Geschöpf."

Dann mag der Himmel nur verhüten, daß sie nicht einmal hierher kommt, denn solche schönen, jungen Frauen von alten Männern sind bisweilen sehr gefährlich, be­sonders wo wie in diesem Fall, Erinnerungen mitspielen."

Aber Martin, Fred ist doch kein schlechter Mensch!" rief Melitta und wurde ganz rot.

Nein dos ist er nicht, ober schwach l Doch wozu uns die glücklichen Stunden trüben durch solche Gespräche. Komm Du wolltest ja noch die Milchkammer in Augen­schein nehmen."

Ach ja, das interessiert mich sehr. Wie gut ist eS nun, daß ich auf Landecken die Landwirtschaft unter Tantes Leitung auS dem ff habe kennen lernen, so rndloötang und trübe mir auch bisweilen dort die Zeit ge­worden ist."

. (Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

Eine heitere Erinnerung an König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen frischt dieWürtt. Kriegerzeitung" auf. Als der König noch Kronprinz war, verweilte er ein­mal in einer Gesellschaft, die sich mit Rätsel- oufgeben unterhielt/ AiS di« Reihe, ein Rätsel aufzugeben, an den anwesenden Mi­nister v. Kieewitz kam und diesem nichts ein­fiel, meinte der Kronprinz ganz harmlos: Sogen Sie doch, was ist da«:

Mein erstes frißt da« Vieh,

Da« Zweite Hab ich nie,

Da« Ganze ist eine Landplage I?"

DaS allgemeine Gelächter über die zum Greifen naheliegende Auflösung (^Kieewitz") erbitterte den Minister dermaßen, daß er sich bei dem Könige über den Vorfall be­schwerte. Der Kronprinz bestritt aber die ihm untergeschobene Lösung und erwiderte dem Monarchen auf dessen Frage, wa« er denn im Sinne gehabt Hab, sehr gelaffen: Heuschreck".

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(Unangenehmer Trost). Er:Geld habe ich nicht, Fräulein Irma mein Verstand ist mein Vermögen!" Siet Trösten Sie sich, Armut schändet nicht."

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