Iurn 25. Isebruar 1902.
Furchtlos und Treu, der Wahlspruch oft verklungen Schallt heut entgegen uns von Mund zu Mund Heil unserem König Heil, so wird gesungen Vom schwäbischen Meer bis hin zum Taubergrund, Vom hohen Turm die Glocken fröhlich schallen,
Die Schwarzwald-Söhne schwingen frisch die Axt, Die Fahnen wch'n und Böllerschüsse knallen Vom Murgthal an bis zum Ursprung der Jaxt.
Der Hofherr dort im reichen Oberlande Der Albrnsohn stark, treu und wetterhart Der Bauersmann vom Cnz- und Neckarstrande Der Hine noch vom hohen schwarzen Grat,
Der Flößer auf ver Kinzig wohl erfahren Der Winzer auch am Auß der Weibertreu All mit Begeisterung stch heute scharen Um Vaterland und König nun aus'S neu.
Du herrlich Land daS Gott uns hat erschaffen,
Du Edelstein du bist zwar nicht gar groß Doch kann dein König heut noch sicher schlafen Im größten Wald im Unterthanenschvß.
Es sind noch hem die alten festen Hirten
Die unseren Eberhard einst treu bewahrt
Und deine Bauern heut noch handeln würden
Wie dort bei Ulrich'S Zeit der PseiferSmann von Hardt.
Furchtlos und treu steh'n noch die schwäbischen Brüder Die Frauen auch wi?s Bärbele gar hold Noch heute gibt eS tapfere schwäbische Ritter Wie dort aus Hohentwiel der treue Widerhold,
Furchtlos und treu, so standen unsere Mannen Furchtlos und treu, erschall eS heut noch keck,
D'rum ruft mit mir wie einstens unsere Ahnen Auch „Hie gut Württemberg allweg.*
Holzhauer.
Seine Schwester.
Erzählung auS der Gegenwart von Fanny S l ö ck c r t.
IS) (Nachdruck verboten.)
»Gott Du redest ja aus einmal, als wärest Du eine Matrone geworden.*
„Ja mir ist auch, als schiede ich für immer von meiner Jugend, wenn ich von Fred mich avwende, um dem alten Mann zu folgen, des CommerztenratS Frau zu werden.*
,Jm Gegenteil Kind, Du wirst Deine Jugend bann erst ordentlich genießen als reiche junge Frau. Bedenke doch nur die Reisen die Ihr machen werdet, Rom, Paris, Nizza und Monte-Cario wirst Du zu sehen bekommen I*
Dem alten passionierten Spieler war Monle-Carlo stets das heiße Ziel seiner Sehnsucht gewesen, vielleicht crreichie er es nun doch noch einmal, durch den reichen Schwiegersohn. Er sah stch schon im Geiste dort in den Spiel säten Geldrollen einstreichen ; hatte er doch meistens Glück tm Spiel, wer aber dort Glück hatte konnte tm Umsehen zum reichen Mann werden. Behaglich lehnte er stch, solche Träume weiter ousspinenb tn seinen Stuhl zurück, während Carla den Frühstücköitsch adräumte. Ihre Gedanken gingen nicht soweit, sie entwarf nur Pläne sür die nächste Zukunft, die ihr uoch allein gehörte ihr und Fred, mit thm wollte sie noch einmal alle Freuden des CarmvalS genießen, .bis der Aschermittwoch ihres L-beno anbrach, auch süc Fred würbe er kommen wenn — — doch nein nicht weiter mit solchen Gedanken. Fred würde jedenfalls um die Mittagsstunde vorsprcchen und er durste davchi nichts ahnen.
Und dann kam er, von Sehnsucht getrieben das geliebte Mädchen wicderzusehen, früher als diese ihn erwartet. Sie hatte soeben ihre Totlette beendet, und die Frische ihrer Erscheinung entzückte ihn. Wie anders war ihm Flora enlgegengetrelen, blaß, abgespannt mit großen Ringen um die Augen Wie aus lauter kranken Rcrven zusammengesetzt. Carla lachte, als er ihr diese Schilderung entwarf.
„Sie ist eben keine Großstädterin, wir haben ja auch wohl Nerven, aber andere, elastischere Naturen voll Spannkraft I Sie warf den hübschen Kops siegesbewußt zurück, und sah ihn so eigen an milden dürstenden
Augen. Fred glaubte sie säst noch nie so schön gefunden zu haben, und dazu daS heimlich knisternde Feuer, daS bunte fantastische Zimmer, die Sonnenstrahlen, die über all dir NiPpeS, die Wandteller, Fächer und Makertsträuß huschten, wie ein süßer Märchentraum umspann eS ihn.
Earla plauderte von dem gestrigen Ball, machte neue Vergnügungspläne. „Wir sind nun einmal drin in dem Strudel, meinte sie, und wenn auch Flora morgen abrei st amüsieren wollen wir uns doch noch weiter *
„Gewiß, Vielleicht noch mehr l* rief Fred, „denn zu meinem Amüsement hat sie wahrlich nicht viel beig-tragen."
„Wir haben aber durch sie manche angenehme Bekanntschaft'» gemacht, sind in Familien eingesührt, wo uns noch manche Freuden blühen werden.* Sie hatte recht, durch Flora hatte sie Zutritt in verschiedene seinen Kreisen erhalten, und es stch auch angelegen sein lassen diese neuen Bekanntschaften zu kultivieren, auch Fred stets dazu animtrt. Die Vergnügungen würden fürs erste nicht abreißen, und das war ganz nach CarlaS Wünschen und Plänen, eS war dkl Champagnerschaum des Daseins, den sie noch einmal mit vollen Zügen trinken wollte, ehe sie der öden Pappelaüce zuschrttt.
Welch eine Zeit I Fred und auch seiner Mutter schien es, als ob die ganze Welt in einen tollen Rausch befangen war, als ob irgend wo e.n Zauberhorn ertöne, das täglich zu neuen Freuden lockte, und dem sie folgen mußten, sie mochten eS wollen oder nicht.
„DaS ist eben der Carneval* sagte Carla, immer wieder neue B-rgnügungSpläne vor-, schlagend, und ihre Fröhlichkeit winkte so ansteckend, war so hinreißend, daß Fred und sogar seine Müller ihr immer wieder folgten. Kamen letzterer hin und wieder Be- venken, daß ihre Mittel zu solchem Leben doch nicht ausreichen konnten, wußten Fred und auch Carla ihr stets wieder alle Sorgen auszureden, daß Fred schon seit längerer Zeik mit einem Geidvcclethcr in Verbindung stand, ahnte st« freilich nicht, das wußte nur Carla, die die Sache sehr leicht nahm, „ich werde schon Rat schaffen, wenn der Wechsel fällig ist," beruhigte sie Fred immer wieder, wenn in aller Lust und Freude der Tage dieses Schreckgespenst deS sättigen Wechsels vor thm ausstetgen wollt«. ES war ihr
ernst mit diesem Trost, sie konnte eS ja, konnte dem anmen jungen Freund helfen mit dem vielen Gelbe womit sie ihre Freiheit in nächster Zeit verkaufen würde. Noch hatte ste den Commerzienrat und auch ihren Vater hinzuhalten gewußt, aber letzterer wurde schon sehr ungeduldig. „Wenn sie es noch länger so triebe, dann würde der reiche Freier schließlich abspringen,* erklärte er, und dann könnte sie sehen, wo stch wieder eine so glänzende Partie sür ste fände, und all dieses Zögern und Hinhalten eines armen Studenten wegenS, man sollte e« nicht glauben von einem verständigen, modern erzogenen jungen Mädchen.
Ja man sollte eS nicht glauben! Carla sagte es sich selbst. Nie hätte sie eS geglaubt daß die Liebe eine solche Macht über ste gewinnen könnte, und dieseLltbe, sie sühltees, cs war daS B-ste, daS Reinste, edelste in ihr, wurde sie ihr genommen, und ste begegnete Fred in andern Verhältnissen denn fpäter einmal wieder, dann gnade Gott ihm und ihr I
Was sonst in Ehren stünde Nun ist eS worden Sünde! Hundertmal war eS schon dagcwesen, getrennt hatte man, waS in Ehren bestanden, und was dann wiederaufgelebt in Verderben dringender Leidenschaft.
„Ich werde dem Commerzienrat heute Abend im Club, wenn er nach Dir fragen sollte, sagen, daß Du ihn erwartest* erklärte Axhausen jetzt sehr entschieden. Carla hörte es wie im Traum.
„Hast Du mich verstand«»?* fragt« ihr Vater jetzt tm strengen Ton.
«Ja ich glaube der Carneval geht ja auch zu Ende, der Aschermittwrch naht. Fred wird studieren, an sein Examen denken müssen, setzte ste für stch hinzu, unsere Wege werden langsam auSeinandergehen, ich werde ihn vorzuberetten suchen, schließlich seine Schulden bezahlen und der schönste Traum >tt ausgcträumt für immer. (Forts, fl.)
Merls. "
Dünkt dir ob schwerer Sorgenlast Unwichtig all dein Leben, —
Die Alllagöpflichtcn, die du hast, Versäum sie nicht daneben.
Du findest sonst, kommt bessre Zeit,
Als Stein auf deinen Wegen,
Was du einst lässig schobst beiseit,
Als sei nichts dran gelegen.
»e»«Mon. Druck mW Verlag «u Beruh. Hoimauu iu Wil-Lab.