Thäter ist nunmehr in der Person eines geisteskranken Arbeiters Namens Rudi aus Zuffenhevsen ermittelt.

Stuttgart, 23. Jan. Es ist bekanntlich kein Unglück jo groß, daß nicht irgend jemand auch noch Glück bringen konnte. Die Firma G. Hanfler ließ vorgestern auf einer DvppelanstchlSkane die Ruine deS ab­gebrannten HoslhealrrS, den einen Teil von der »oberen Seite nach dem Schießplatz, den anderen Teil von der Hinteren Seite noch den Anlagen ausgenommen, Herstellen. Die Bilder sind sehr geraten und namentlich der Hintere Teil des HosihealerS zeigt uns noch den Brand selbst in der Morgenstunde vo» ungefähr S Uhr. Diese Dvppelpostkarte fand einen geradezu rasenden Absatz, jeder Stutt­garter, der Bekannte, Verwandle rc. aus­wärts hat, beeilt sich, dtefe Doppelpostkarte zu kaufen. Die Post hat gestern geradezu ungezählte Taufende solcher Postkarten de» fördern müssen, so daß die Beamten glaub» len eS sei Sylvesterabend.

Stuttgart, 24. Zan. Die LkgitimationS- kommtsston hielt heute vormittag «ine Sitzung ab, um zu der Erklärung der Regierung in Sachen der Unregelmäßigkeiten bei der letzten LandtagSwahi in Neuenbürg Steilung zu rühmen. Wegen der heutigen Plenarsitzung konnte die Debatte darüber nicht zu Ende geführt werden. Von einer Seile war Ueder- gang zur Tagesordnung beantragt, auf der anderen Seite glaubte man, baß der Sache noch weiter Folge zu geben sei.

Korowestheim, 22. Jan. Nachdem Schulth- Vdlmle hier am 14. d. M. seines Amtes entlassen worden ist, hat der­selbe jchon am 17. d. M. um Unterstützung nachgesucht, da der Vermieter seiner Wohnung bei der Ziegelei LubwigSvurg die so­fortige Räumung verlangt. Die Gemrlnde- bchöcve läßt das Armenhaus wohnlich ein- richten und Naturatuntcrstützung gewähren.

Calw, 23. Jan. DerBadische Hof" ging um die Summe von 50 000 ^ ir­den Besitz des früheren BahnhosrestaurateurS Schmied tn Kornw«stheim über. Die Ueder- nohmc des Gasthofs ersoigl sofort. Zu er­wähnen ist, daß sich zur Erhaltung des Gast- Hofes als Wtrlfchafrsanwesen «ine Gesellschaft konstituiert hat, die dem Käufer eine Dar- tehenssumme von 34000 zu 3'j, Pro­zent üdcrgiebt, und daran die Bedingung knüpft, daß der G-sthof aiS solcher erhalten dletdr und bei einer Veräußerung diese Be­dingung dem Nachfolger anerkannt werden müsse.

Calw, 21. Jan. An der neuen Straße nach AUenburg wird aufs eifrigste gearbeim. Mehr als 100 Arbeiter sind an dcm Bau beschäftigt. Die Straße ist vom SLlvßberg an viS inS Scherwäidte in Anguss genommen. Bet den Gradarbcitm werden am Schloß berg und den Hinteren Schloßwiesen bis jetzt keine Felsen angetroffen, dagegen finden stch im Scherwüldlc eine große Menge von harten und schönen Bausteinen. Im Scher- wäldle werden täglich Sprengungen von Felsen vorgenommen. Der Lau der Straße, welcher tm Herbst dieses Jahres vollendet sein soll, wirb durch das gute Wetter sehr begünstig'.

Obernhausen, 23. Jan. Ein schwerer Unglückssall trug sich vorgestern nachmittag im hies. Steinbruchr zu. Der Maurerpalier Cbrn. DittuS rutschte bet U-berjchreilen des

Fahrgerüst,- aus und fiel in den Stetnvruch.

Hiebei erlitt er neben einigen minder ernsten Verätzungen einen Schäd-lbruch,wodurch das Schlimmste zu befürchten ist. D-r Familie wendet sich allgemeine Teilnahme zu.

Tübingen, 21. Jan. Ein Akt unglaub­licher Roheit wurde heute abend in der sehr belebten n-uen Straße verübt- Ein ange­sehener Bürger, Kaufmann Frasch, trat aus seinem HauS auf die Straße, wobei sein Hund einen Passanten onb-llte. Plötzlich wandte sich dieser um und stach den Besitzer deS HundeS mit einem Doichmefser derart tn die H-rzgegciid, daß der Verletzte in die chiruroischr Klinik verbracht werden mußte. Der Tdäter, ein umherziehenver Korbmach-r rer alsbald die Flucht ergriff, wurde etnge- holt und in polizeil. Gewahrsam gebracht.

Pfeffingen, 23. Jan. Vorgestern nach­mittag ereignete sich hier ein schweres Brand- unglöck. Im Hause des Maurers Stmon Maule, der selbst ortSabwejend war, brach, während die Frau desselben auf kurze Zet: das HauS verließ, um Milch zu holen, in der Wohnstube Femr aus, welches wahr­scheinlich dadurch entstand, daß dte an den Ofen gehängten Windeln in Brand g-riclen. Von den 5 Kindern, die beim Ausbruch des Brandes tm Hause waren, und von denen zwei in der Wohnstube schliefen, konnten 4 durch die rasch herbeigeetlien Nachbarn ge­rettet werden. Hiebet erlitt ein 1'/» fährtgeö Kind solche B>a»dwundtn, baß es gestern irüh starb. Das kleinste, kaum 4 Monate alle Kind verbrannte mit dem Wohnhaus. Auch das angedaute Hau« samt Scheuer deS Totengräbers Schatrer wurde ein Raub der Flammen. Die sehr gefährdeten Nachbar­häuser konnten gerettet werden, sind aber stark beschädigt.

Aus Baden, 22. Jan. (Verschiedenes) Ein E-senbahnzusammenstoß nunmehr absolut unmöglich I Nach Jahre langen Versuchen soll es einem in Mannheim wohnende» früheren Eisenbahn-Ingenieur gelungen sein, eine E-findung zu machen, welche jede Mög­lichkeit eines EisknbahizufammenstoßeS auS- schlteßt. Bet Fachleuten, welche die Erfind­ung erprobt, hat dieselbe das größte Auf­sehen erregt. Wie dieN. B. Lrezig.* höci, ist der Erfinder gegenwärtig damit beschäf­tigt, ei» Konsortium zur Ausbeutung dieser Eifindung zu gründen.

Um die ArbeitSnot lindern zu Helsen hat die preußnche Eisenbahn-Verwaltung 250 Lokomotiven bestellt, dir 44 Millionen kosten. Beteiligt stad alle Lokomoiivfabriken in Preußen, je nach ihrer Größe. Dte Preise sind gegen den letzten Jult um 3'/,°so er­mäßigt.

Im Reichstage wurde am Montag zunächst der von den Mitgliedern aller Par­teien Unterzeichnete Antrag Arndt, Orioto, betr. Verlegung eines Nachtrags-EtaiS zur Durchführung der Veteranen-Versorgung ein­stimmig und ohne Debatte angenommen.

Dresden, 23. Jan. DasBerl. Tbl." meldet: In «der Nähmaschtnrnfabrik Seidel und Naumann brach Feuer aus, das bereits bedeutenden Schaden onrtchtete.

Eisenach, 20. Jan. Heute nachm, fand tm hiesigen neuerbauten Krematorium d*e eiste Verbrennung einer Leiche, nämlich die der 70jährtge» Witwe Frank, im Beisein der Geistlichkeit statt.

Zittau, 20. Jan. Ein blutiges Fami- ltendrama hat sich tm benachbarten Oybtn aügesptrtt. Der 44jährige Händler Ferdinand

Jäger, dessen Ehefrau nur wenige Stun­den vorher wegen BrandstistungSverdoLt ver­döstet worden war, hat seinen 3 K'ndern, neun, drei unv ein halbes Jahr alt, mit einem Küchenm-ss'r die Kehle und beide Puls­adern durchschnitten; vorher hott er sich mit PhoSphorzündhölzchen zu vereisten gesucht. Jäger, der sich selbst in gleicher Weise ver­letzte, lebt noch, ebenso die beiden ältesten Kinder, deren Verletzungen fast boffnungs- loS sind. Das jüngste Kind ist bereits tot.

Belgrad, 18 Jan. (Oie serbische Tbron- ivlgersrage) dürfte siüber zur Entscheidung gelangen, als man bisher angenommen halte. Es steht außer Zweffkl, daß in dieser Ange­legenheit bereits regelrechte Verhandlungen geführt werden. Dieselben sollen von russi­scher Seite ousgeaangen, in Wien aber be« kannt sein und König Alexrnoer b-finde sich kelneswegs tn Unkenntnis über die Sachlage. Er soll sogar den Anstoß zu der Sache ge­geben daben, da er sich der Unbaltbarkeit seiner Position im Lande immer mehr be- wußl werde. Es handelt sich darum, den König gegen eine größere Abfindung, die von Rußland garantiert würde, zur Verzicht- t-tstung auf den serbischen Thron zu be­wegen, in welchem Falle Rußland und O st r- reich-Ungarn in die Wahl Georgs Karageorgie- witsch, eines Sohnes deS Thron-Prätenden­ten willigen würden.

Brüssel, 21. J'N. Die Erschießung des Bureu-Kommandanten ScheiperS rutt in Burevkreisen große Entrüstung h-rvor und wird als gemeiner Mord bezeichnet Alle FciedenSverhandlungen wurden sistiert. Bocha wird nunmehr den Befehl zu blutigen Re­pressalien geben.

Herunter mit dem Eisen ! Mit diesen kräftigen Worten hat etu b-ulscher Mann tn Graudenz am Montag seiner Ansicht über die englische Kampseswrtsr in Südafrika kräftigen Ausdruck gegeben. Die Pferde» Handlung Jacobsohn in Graudenz Halle, wahrscheinlich im Aufirage auswärtiger Agen­ten, 25 Pferde aufgekauft, die für das eng» tische Heer in Südafrika bestimmt waren. Um die Tiere für den Versand fertig zu stellen, sandte die Pferdehandlung 25 Schiacht- ivsse zu dem Schaiirdmklster H rrn Gustav Kohls mit dem Aufträge, die Pferde zu be» schlagen. In Abwesenheit des Herrn Kohls machten sich dessen Gesellen an die Arbeit. Inzwischen krm Herr Kohls, der erfahren Valte, um was es sich bei dem Zocodsohu'- schen Aufträge handelte, nach Hause, und ohne Rücksicht auf seinen GclchästSvorteil, vesahl er seinen Arbeitern:Herunter mit den Eise» !' Ich bin ein deutscher Mann und Burenfreund, für die Engländer beschlage ich keine Pferde I" Und die Gesellen vollzogen den Bef-Hl ihres M-isterS.

Zwangsversteigerung einer Schule.

> Daß allen ErnlieS eine öff ntliche Volksschule von rechlswegen mit Zwangsversteigerung vedrohl werden kann, hal sich nach dem Hann. Cour./ in KolmanSselv bei Schön» see (Wkstpreutzeri ereignet- Der Bau-Unter­nehmer erstritt, als die Schulgemeinde sich weigerte, zum zweiten Male einen verloren gegangenen Betrag von 3000-/i-der Schul­baukosten gutwillig onfzubringen, ein verur­teilendes Erkenntnis und ließ seine Forder­ung nebst den erheblichen Kosten auf das dortige Schulgrundstück eintragen und stellte ven Antrag auf Zwangsversteigerung deS SchulhauskS.