Weihnachten!
Es herrsLt des Winters Oede in Wald und Flur und Hain, Und doch zog wonnekündend ein holder Lenz jetzt ein;
Ihn hat in seinem Wehen uns Christi Fest gebracht — Gegrüßt, du Wcihnachtsfrühling in winlerlicher Nacht,
Der Du ja deinen Zauber schier webst in jedem Raum,
Wo hell dein Zeichen leuchtet, der grüne Tannenbaum I
Nun schwelgt für eine Weile deS Lebens steter Streit,
Jetzt scheucht deS Tages Lasten das Fest der Kindlichkeit;
Ein stiller Frieden breitet beseeligend sich aus,
Empfunden wird sein Segen so froh in jedem Haus — Versöhnung, Freude, Liebe, sie reichen sich die Hand Im häuslich, trauten Kreise und auch im ganzen Land!
Und wo noch schwere Sorge ein Menschenberz erfüllt Wird unterm Weihnachrsbaume sein Leid nunmehr gestillt.
Und wo noch tiefer Kummer je wohnt in einer Brust,
Da wird sic neu getröstet mit weihnachtlicher Lust —
Haß, Groll und Neid, sie fliehen, wenn sich in hehrer Pracht Jetzt niedersenkt auf.Erden die hochgeweihte Nacht l
D'rum Weihnachten, willkommen, du Fest so wunderbar,
Dich grüßen Glockentöne, dich grüßt der Gläub'gen Schaar — Du Fest der Lieb' und Gnade, der frohen Jugendheit,
Zieh' ein in alle Herzen, o Lenz zur Winterszeit —
Spend' jedem deine Wonnen, kehr' überall du ein —
Laß unter deinem Sterne unS alle glücklich sein!
Dämon Kotö
Novelle von R. Sturm.
tb) (Nachdruck verboten.)
„Du hattest aber die geringste Ursache, nur auf die glänzende Außenseite des Antrages zu sehen," entgegnen Tante Dora, „Du warst selbst reich, warst sogar angesehener als Randow und konntest Dir Deinen Schwiegersohn selbst wählen, konntest sogar den Herzenswunsch Deiner einzigen Tochter erfüllen und das ganze Unheil wäre Dir erspart geblieben. Gestehe eS Dir daher nur im innersten Winkel DäreS Herzens ein, daß Du den falschen Göllern deS Ehrgeizes deS Mammons und der Großmannsuchl nachg-jagt bist und Dich außerdem an dem Glücke Deiner einzigen Tochter schwer versündigt hattest. Und jetzt solltest Du nicht nur klagen und verzagen, sondern Du mußt Gott danken, daß er noch so rechtzeitig die Blende von Deinen Augen genommen hat, daß Du vieles, ja AUeS wieder gut machen kannst."
„Dora, ich kann Alles wieder gut machen ? Diesen Gedanken gab Dir ein guter Enget ein," ries Gronau wie umgewandelt. „Sprich, was muß ich thuu, um Alles wieder gut zu machen."
„Erstens den Aerger und Mißmut, die an Deiner Seele zehren als schlimmsten Feind bekämpfen und zweitens durch gute Thalen Deine Fehler und Sünden tilgen."
„Worin sollen oieje guten Thaten bestehen?"
„Zuerst mußt Du Elisabeths alten heißen Herzenswunsch erfüllen und ihr den Doktor Hellmuth Jenscn zum Manne gehen, und dann mußt Du durch die Gründung einer großen mildlhäiigen Stiftung aus Deinen Mitteln den Dämon Gold für immer von Dir jagen."
Aber Dora, was Du da redest ist doch nicht Dein Ernst, entgegnete Gronau mit grober Erregung. „Ich kann dem Doktor doch nicht meine Tochter andieten, und was Du da von einer großen mildlhäiigen Stiftung sprichst erlaube ich mir, Dich daraus aufmerksam zu machen, daß mir die verdammten Randow'jchen Gründungen und der Bankrott deS Bankhauses Schmorl und Compagnie einen großen Teil meines Vermögens gekostet haben. Da ist man nicht in der Lage, neue Gelvopfer zu bringen."
»Ich rede im vollen, unerbitterlichen Ernste," erklärte Tante Lora ruhig, ober Dir muß ich schon jetzt den Vvewurs machen, daß es Dir nicht Ernst ist, durch wirkliche große gute Thater zu sühnen, waS Du ver
schuldet, Dein Gewissen von den bösen Borwürfen zu reinigen und Dir selbst Ruhe und Frieden wieder zu geben. Du hast doch voriges Jahr zu Pfingsten den Doktor Imsen sehr miserabel behandelt, also kannst Du doch nicht verlangen, daß er Dir nun nochmals einen Besuch machen soll. Es wäre vielmehr an der Zeit, daß Du bei Jensen einen Besuch machtest. Sie würden daraus sehen, daß Du Deinen hartnäckigen Sinn geändert hast."
„Ach Apothekers drüben sollen mich wohl auSlachen l" erwiderte Gronau abwehrend.
„DaS werden sie nicht thun, dazu sind sie zu klug und haben ihren erstgeborenen Sohn zu lieb," bemerkte Tante Dora. „Heb- rigenS wenn Du stolzer Mann jetzt auf eir- mal so ängstlich geworden bist, so werde ich Dich morgen bei dem Besuche bet JensenS begleiten und für Dich reden."
„Ja, das könnt Ihr Frauen in diesen Fäelln am besten," antwortete Gronau auf- atmcnd.
„Also Ludwig, Du gehst morgen mit mir zu JensenS i" frug Tanie Dora freudig.
„Ja, ja, 1°/ rief Gronau beteuernd, „denn wenn ich nur dadurch wieder zufrieden werden kann, daß ich andere glücklich mache und zuerst diejenigen, die meinem Herzen am nächsten stehen, so soll es geschehen."
,Du lieber, guter Vater," erklang eS da in Heller Lust aus Elisabeths Munde, die besorgt im Hintergründe der Veranda stehend den ganzen Vorgang belauscht hatte und nun mit einer Freudenlhräne im Augedem Vater um dem Hals fiel.
Inzwischen dachte die kluge und geistesgegenwärtige Tante Dora, daß sie das ein. mal warme Elsen zu Ende schmieden müsse, denn ein großer, hoher Gedanke, den in ihrem Herzen das Leben und Wirken deS göttlichen Stifters der Religion wachgerufrn und die soziale Not der Armen und Elenden eingegcbrn hatte. Sie begann daher mild und liebevoll l
„Du hast noch eine wichtige gute Thai zu Deiner Erlösung von Mißmut und Ver- ipottung durch Andere zu vollbringen, Ludwig. Du mußt durch eine hochherzige Stiftung für alle diejenigen alten und invaliden Arbeiter und Arbeiterinnen, die ungenügend versorgt im Leben stehen, ein Altersheim gründen."
Mit besorgter und erschrockener Gebärde blickte Gronau auf, als seine Schwägerin solche kühne Anforderungen stellte und er rang der energischen Frau gegenüber förmlich nach Worten.
»Ja, ja Ludwig, eS ist mein vollster
tiefster Ernst, daß Du eS unbedingt not» wenrig hast, zur Sühne für Deine Verwirrungen sowie auch zur Herstellung Deines alten großen guten Berufes dieses Altersheim zu gründen. Selbst bei Hofe, wo man Dir seiner Zeit den CommerzimratStitel huldvoll verliehen, bist Du durch die Beteiligung an der. verunglückten Gründungen Randows blos gestellt. Wenn man aber erfährt daß der Commerzienrot Ludwig Gronau mit einer sozialen Reform im Sinne der christlichen Nächstenliebe für seine Tochter selbst vorgegangen ist und edelmütig hundert Tausend Mark zur Stiftung eines Altersheims für seine Arbeiter gestiftet hat, so wird man erkennen, wie hoch Dein Herz über allen Anfeindungen, Verdächtigungen und Unglücks- fällen steht und Dein Rus und Deine Stellung sind vollständig hergestellt. Ich möchte den sehen, der eS dann noch wagen würde, einen Mann zu Verunglimpfen, der im Unglücke und Verluste sich gerade hochherzig und opsersfreudig zeigt l Diese hum- mane That wird und soll allen beweisen, daß das Niedrige und Gewöhnliche, was sie dem Commerzienrot Gronau andichten und nachsagrn, nun doch nicht in ihm wohnt. Zögerst Du noch, Ludwig, diese That zu vollbringen?"
„Nein, Dora, mein Entschluß ist gefaßt, ich werde Deinem hochherzigen Rate Folge leisten," entgegne» Gronau mit feuchten Augen. „Die Goldsucht und der Geldstolz hatten mich auf Irrwege geleitet, so mag uun das Opfer d-s Goldes mich auch wieder innerlich und äußerlich auf die rechten Wege dringen. Morgen früh sollen meine Arbeiter erfahren, daß ich zur Gründung eines Altersheims für sie hundert Tausend Mark spenden werde. Es kostet mir ja einen großen Teil meines mir noch gebliebenen Vermögens, aber den Armen und Notleidenden wohl zu thun und zu helfen, soll mir nun mehr gelten als Prunk und Reichtum und ich hoffe, daß Ihr damit von ganzem Herzen einverstanden seid."
(Fortsetzung folgt.)
Humoristisches.
(Ein Wiedersehen). »Also, Sie sind Baronesse von Prtllwitz; wir waren nämlich vor 18 Jahren zu ihrer Taufe auf Schloß Hochburg. Nein, wie Sic stch verändert haben I"
(Unerwartete Replik). Herr: „Wenn Sie jetzt nichl gehen, dann lasse ich Sie hlnauswerfin I" — Hausierer; „Lassen? — Gott, renomieren Sie doch nicht so mit Ihrem Bedienten >"
Achgkmn. Druck und vertag von Beruh. Hosma « utn Wtdbai».