DämON EolÄ.
Novelle von R Sturm.
11) (Nachdruck verboten.)
Dem scharfen Auge der Tante Dora war dieser kritische Moment in der Unter» Haltung zwischen Jensen und Elisabeth nicht entgangen. Obwohl sie etwas seitwärts gestanden und nur von weitem zunickend dem Doktor Jensen auf seinen Gruß gedankt hatte, waren ihren scharfen Ohren die meisten Worte Jensens und Elisabeths doch nicht entgangen. Energisch trat sie jetzt näher und sagte:
„Herr Doktor, also auf dem Dampschiffe oder in Gardonc werden wir hoffentlich das Vergnügen haben, Sie nochmals zu sehen. Ich erlaube mir aber, Sie darauf ausmerk- ^ sam zu machen, daß meine Nichte ebenfalls nervenleidend ist, und daß wir unS deshalb zu ihrer Erholung am Gardasee befinden, Wir müssen deshalb jede unnütze Erregung für meine Nichte vermeiden.*
„O, ich verstehe Sie sehr gut, werte Frau Gronau," erwiderte Doktor Jensen mit einem scharfen Blicke auf die eifrige Dame, und mit einem setsamen Lächeln fügte er hinzu, Ich muß eS auch aussprechen, geehrte Frau Gronau, daß gegen diese Art Nervenkrankheit an der Ihre Fräulein Nichte und ich leiden, die ärztliche Kunst noch kein Heilmittel gefunden hat, eS sei denn, daß man nach dem Gififläschen greift. Ich war voriges Jahr an Pfingsten nahe daran, Gift zu nehmen oder ins Irrenhaus zu kommen. Der Barmherzige Gott hat mich vor diesem traurigen Schicksale bewahrt, und ich fand wenigstens wieder Lust zur Arbeit und zum Weiterleiten, aber meine innere Ruhe und Zufriedenheit habe ich noch nicht wieder. Nun wissen Sie alles, Frau Gronau, denn wißbegierig waren Sie ja doch, wie alle Damen in unserer Vaterstadt, die so gern wissen möchten, wie es mit Hellmuth J^ns-n und seiner unglücklichen Liebe nach Elisabeth GronauS Verlobung nun eigentlich stehe.*
Tante Dora Gronau fühlte sehr wohl den scharfen Stachel, der in Hellmuths Reden lag, aber sie war eine mutige Dame und entgegnen erhebenden Hauptes:
„Herr Doktor Jensen, ich verdiene di' scharfen Worte nicht, die Sie soeben sprachen. Denn ich bin nicht hindernd Elisabeths Her. zenSnefiung entgegengetreten. Es war Elisabeths Vater, der Alles anders bestimmte. DaS wird Ihnen Elisabeth bestätigen können. Wer weiß, wie Alles anders gekommen wäre, wenn ich überhaupt von meinem Schwager, dem Commerzienrat Gronau, um Rat in dieser Angelegenheit angegangen worden wäre. Jetzt müssen wir aber mit der Thai» suche rechnen, daß Elisabeth verlobt ist und ihre Hochzeit dieses Frühjahr statifindet.*
»Ja, ja, Elisabeth ist verlobt und hat bald Hochzeit * sagte Hellmuth finster - und ein düsterer Groll leuchtete unheimlich in seinen Augen. „Ich muß Sie verlassen, meine Damen, und eS ist bester, daß wir unS nie Wiedersehen. Adieu, Frau Gronau l Leben Sie wohl, Fräulein Elisabeth! Ich wünsche Ihnen glückliche Reise und alles Gate. Avleu l Adieu!"
Rasch ging Hellmuth davon und eilte zurück ins Hotel. Bleich und zitternd stand
Elisabeth da und besorgt sagte die Tante Dora zu ihr:
„Beruhige Dich mein Kind, schon viele Frauen und Mädchen haben Dein Loos ertragen müssen und haben eS auch mit Geduld und Würde getragen. Du wirst einen guten, edlen Mann bekommen und noch Jahr und Tag Deinem Schicksal nicht mehr zürnen. DaS Liebesglück ist überdies das Trügerischste von allen, baue Dir ein Leben des Glückes durch treue Pflichterfüllung.*
Elisabeth senkte traurig daS Haupt bei diesen kühlen Trostworten der Tante und schweigend schritten die beiden Damen nach der Landungsstelle. Als sie aber dort erfuhren, daß der Dampfer erst in einer Stunde nach Gardon abfahren würde, so beschlossen sie noch einen Spaziergang am Ufer des SeeS zu machen. Glrichgtltig und in sich versunken ging dabet Elisabeth neben der Tante Dora her und gab auf keine der zahlreichen Bemerkungen derselben Antwort, so- daß diese schließlich ärgerlich sagte:
„Aber Elisabeth, so raffe Dich doch aus Deiner Schwermut in dieser herrlichen Natur auf. Wenn Du Dich hier fortwährend dem Trübsinn hingiebst, so ist dicS eine wahre Sünde.*
Dieser Borwurf trieb dem jungen Mädchen das Blut nach dem Kopse. Elisabeth errötete tief und rntgegncte in Erregung: „Kannst Du mir das Rätsel lösen, liebe Tante, daß alle meine Vorsätze, meine Pflicht als Braut gegenüber meinem Leonhard Randow zu erfüllen, mich nicht zufrieden und glücklich machen, ja nicht einmal mir meine Gemütsruhe geben. Man sagt doch sonst, daß die Pflichterfüllung ein reines, ruhiges Glück sei, ui d Du hast.eS selbst vorhin gesagt, aber dieser Trost will bei mir gar nicht in Erfüllung gehen. Sind eS vielleicht gar keine wirklichen Pflichten, sondern nur Zwangsmaßregeln, die mich an meinen Bräutigam binden, oder steht die Liebe, wenn sie eine reine, große, edle Leidenschaft ist über allen Anforderungen der kalten Pflicht und den kühlen Sitten und Gesetzen.*
Erschrocken blickte Tante Dora in das ernste und traurige Antlitz Elisabeths und wußte nicht gleich, was sie auf diese, ja ein ganzes Welträtsel enthaltene Frage der Nichte antworten sollte. Dann entgegnete aber Tante Dora schnell und freundlich:
„Mein liebes Kind, Du darfst Dich nicht unterfangen, alle Rätsel auf dieser Welt lösen zu wollen und darfst überhaupt nicht solchen tiefsinnigen Gedanken nachhängen. Ueberlatz das den Herrn Philosophen und Schriftstellern, sonst kannst Du über solchen Gedanken roch Deinen klaren Verstand verlieren. UnS Frauen ziemt es, daS Leben nicht philosophisch zu betrachten und seine Gegensätze zu lösen zu suchen, sondern wir sollen Leben, schaffen, genießen und froh sein in unseren engeren Kreisen, in der Not aber auch ertragen und erdulden in echter Frauenwetse. O diese unglückliche Begegnung mit J'nsen hat Dich wieder dem Tiefstem hingegeben ! Aber ich bitte Dich, lehne Dich nicht aufs Neue gegen daS Unabänderliche auf und bereite uns nicht Kummer und Sorgen!*
„Aber Tonte, bin ich vielleicht der Er- wecker meiner Empfindungen und Gedanken I Muß ich nicht den Regungen meines Herzens Folge leisten?*
„Wenn diese Regungen zu guten Thaien zu Glück und Wohlergehen für Dich und deine Nächsten führen, ja dann darfst Du, bann sollst Du ihnen folgen. Wenn sie Dich aber auf Irrwege und in schlimme Rätsel und Konflikte jühren, dann mußt Du sie Niederkämpfen.*
„Ich werbe eS immer wieder versuchen Hellmuth vergessen lernen,* sagte Elisabeth mit einer Thräne in den schönen, blauen Augen. „Stehe Du mir immer bei, liebe Tante!*
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
— In der Smyschen Uhrenhandlnng in Dresden ist gegenwärtig eine GlaShütter Uhr ansgestellt, welche 18 000 ^ kostet. Auf dem Hauptzifferplatt der wertvollen Taschenuhr sind 7 Zifferplätter, auf denen 13 Zeiger kreisen. Außer den Tageszeiten gtebt die Uhr die Wochentage, Datum und Monat und Stand des Monats an ; Stunden und Viertelstunden werden hörbar durch Schlagen auf drei Tonfedern angeben; Die Uhr hat überdies noch einen Wecker, der auf einer lautkltngcnden Feder ca. eine Minute lang weckt.
— Ein Schulmädchen als Bram. Unter dieser Ueberschrtft bringt das „Mag. für Pädagogik* seinen Lesern folgendes zur Kenntnis: „Schlagen Sie noch einmal meine Braut!* sagte ein lOjährigrr Bursche aus Kley bei Dortmund zu der dortigen Lehrerin- Diese hatte nämlich eine 13jährige Schülerin wegen Ungezogenheit gestraft, natürlich ohne Ahnung, eine „Braut* vor sich zu haben. DaS verbat sich »er energische Bräutigam ganz entschieden und be» leidigte die Lehrerin. DaS Gericht in Dortmund nahm aber wenig Rücksicht auf die Herzcnsgesühle deS Burschen und verurteilte denselben wegen Beleidigung zu 4 Wochen Gefängnis. „Wer lieben will, muß leiden.* Witte für: die Wöget!
„Wenn ich ein Vöglein wär,*
Seufzt mancher tief und schwer,
Aber zur Winterszeit Brächt ihm das wenig Freud,
Denn so ein Vögrlein Leidet da manche Pein,
Findet nicht was ihm not,
Drum streu Krümchen Brot Du vor dein Fenster hin.
Kannst dann mit frohem Sinn Singen auf meine Ehr:
„Wenn ich rin Vöglein wär,
Ftög ich zu dir,
Aber weil'S nichl kann sein,
Bleib ich halt hier!»
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