Dämon Kotd.
Novelle von N. Sturm.
8) (Nachdruck verboten.)
So bahnte sich endlich bet Lona nach schwerem Ringen und Kämpfen der feste Entschluß durch, nun erst recht voll und ganz ihren Pflichten und ihrer GesangSkunst zu leben. Liebevoller und opferwilliger als je versorgte sie jetzt ihre Mutter und noch fleißiger und unermüdlicher als früher widmete sie sich der weiteren Ausbildung ihrer Stimme und dem Siunum der ihr anver- trauten Rollen. Bald fühlte Lona, wie dadurch nicht nur ihr innerer W-rt, sondern auch ihre künstlerischen Leistungen stiegen, und wie dies von der Kunstkritik und den kunstsinnigen Einwohnern in D. gewürdigt wurde.«
Lona bekam auf einmal ganz hervorragende Rollen in beliebten Opern zu singen, so die „Senla" in Richard Wagners „Fliegenden Holländer", diese Partie der unendlichen, befreienden und erlö ende.i Liebe.
Und wie rasch lernte Lona diese schwierige Rolle I Der Negiss ur und Kapellmeister staunten, als die junge Dame sich schon nach drei Wochen des SluduimS meldete und ihnen die Senta mit einer Innigkeit und Hingabe vorsang, wie es die bilden kunstverständigen Männir noch nicht gehört zu habe» glaubten.
,Ach ja I Das Unglück und Unheil, die Liebe unv Erlösung muß man erst erleben und durchkämpfen, wenn man sie wahr und groß daisteUni und singen will", sagte leis, der Cap llmelster mit feuchten Aug>n zudem Regisseur, „ich habe iS vor Jahren selbst durchmachen müssen, was d,r kleinen Wild! passiert ist. Sic hat jetzt aber das Dopp-ltt in ihrer Stimme. Gehr das so weiter, so wird sie i vch eme erste Opernsänge,in. Sü wird schon jetzt die Senta mit groß.m Erfolge sing n." Der Theater, R-g st ur nickle bejahend uno bald verkündeten die Theaterberichte in den Z ilungen, doß Lona Wiidl sich in ihrer gesanglichen und dramatische» Kunst so sehr veivoikvmmct hare, daß sie nächsten Sonitag die „Senta" in Wagners „Fliegenden Holländer" singen werde.
Böse Zungen im „Concordia-Club« und auch sonst IN der Stadt urteilten über Lona Wiivi's künstlerische Fortschritte freilich vielfach auch ganz anders und recht gewöhnlich und gehässig.
„Sie hat nie mil ihrem Herzen au dem Leonhard Randow gehangen, sondern ist eben ein: gebor-ne Theat-rpriazefsin, die sich nicht eine Minute darüber gegrämt hat, daß sie Leonhard sitz n ließ. W-r weiß auch, wen sic in zwei orer drei Jahren noch zu erobern gedenk!, wenn sie wirklich diegroßm Fortschritte in der Op-r macht. Vielleicht führt sie ein reicher Baron oder G>af heim.
Und dann kam der Sonntag mit der sehnlich erwarlelen Aufführung des „Fliegenden Holländers" mit Lona Wiidl als „Senta".
Das Theater war ganz auSverkaufl und sogar in den Zwischengängeu drängten sich die Besucher, w.ll sie sich mi! einem Stehplätze begnügen mußlen.
Und bann sang und spielte Lona die Senta so schön und ergreifend, daß an den rührendsten Stellen vielen Thmlerbesuch-rn die Thränen in die Augen lraien, unv als
dann endlich ber Vorhang fiel, da halte Lona nicht nur einen Erfolg, sondern einen wahren Beifallssturm errungen.
Alle Zeitung«» berichle.tcn am andern Tage von dem neu aufgegargene», schon lange ersehnten Sterne am Kuusthimmsi, und in verhältnismäßig kurzen Zwischenräumen wurde die Oper „Der fliegende Holländer« noch fünfmal bei ausverkaustem Hause gegeben. Freiwillig erhöhte auch die Theater-Direktion Lona's Gage, und zugleich sie von mehreren angesehenen auswärtigen Bühnen virlockcnde Engagemenlsangebote. Würde und wollte sie sich von D. bald trennen § DaS war jetzt eine Frage, die viele Kunstverehr,r und Lona selbst beschäftigte, ohne daß eine genügende Antwort darauf bekannt geworden wäre.
Ausfällig war es vielen Leuten der höheren Stände, daß Lona Wiidl gerade seit der Z it, wo sie begonnen hatten, so große Erfolge als Sängerin zu haben, sie eigentlich rech! zurückgezogen lebte.
Was sollte denn dies bedeuten? War es denn nicht d'r schönste Triumph einer g>oßen Künstlerin, überall gesehen unv gefeiert zu werden, und konnte sie damit nicht an gewissen Personen, die sie gekränkt und zurückgesetzt hatten, eine wohlverdiente Rache nehmen?
Aber von solchen Neigungen merkte man in Lona WildtS Leben ntck,s, sie widmete sich nur ihrer Kunst und ihrer Mutter.
Von Leonhard Ranrcw hörte und sah man zu jener Zeit allerdings auch niwts in D., Venn desstn kluger Vaier hatte, als eS bekannt wurde, daß Lonas Sicrn am Kunsthimmel glänzend emporstieg, vorsorglich seinen Sohn aus eine Reife nach Norwegen und nach dem Nordkap gesandt. Der alle Randow wußte ganz genau, daß Leonhard Lona Wtlbt gern geheiratet haben würde, denn er ejaß eme herzliche, innige Zuneigung für 'ie. Diese Zuneigung hatte aber keinen tiefgehenden, leidenschaftlichen Charakter, der man alle anderen Leiensxiänc m le.st.llt- Leonhard halte eS noch fertig gebracht, sich bezüglich dieser Neigung Zwang anzuihun, sie als eine gewesene Ltebun a»zascheu und auf Wunsch des Vaters Per Vernunft zu gehorche» und die glänz n»e Partie mil Elija- vlih Gronau zu machen. Piächtige, duitt- lardige Reiscdilser in den berühmten FjordS und G birgslandschaften Norwegens, an den blau schilmnerndrn Loffoden-Jnsein und an dem wunderbaren Norokap erfüllten jetzt auch Leonhards Geist, und wenn er auf dieser Reife, w-s ja immerhin geschah, auch der vergangenen Z:sien und seiner Freundschaft unv Liede für Lona Witdt gedachte, so er- ichien ihm dies nur wie eine Erinnerung an e ne schöne schöne Episode mit einem häßlichen Abschlüsse.
Oft und viel dachte Leonhard auf seiner Nvrdlancsfahrt auch an seine schöne, reiche Braut und sandle derselben fast jeden Tag einen Brief, vder doch einen Gruß von den Orlen und Punkten, die er besuchte. Und nun nach sechswöch-ntticher Abwesenhell Leonhards war seine nordische Reise beendet, und er fuhr von Hamburg kommend mit dem Schnellzug wieder ,s iner H-imaldstadl zu. Mit herzlicher Freude wurde er im Ettern- yause begrüßt, und stürmischen Jubel cr. wickte eS, als L onhard Abends im Eoncocbia»
Club erschien und seine Reiseerlebnisse erzählte.
Als er vieles davon berichtet, erfuhr er aber auch die Neuigkeiten aus der Stadt, und als eine Erregung herrorrufende Begebenheit wurde ihm die morgen Abend stattstn- dende Abschiedsvorstellung der Lona Witdt als Senta im „Fliegenden Holländer« geschildert. In Folge ihrer ausgezeichneten künstlerischen Leistungen hatte Lona vor einiger Zeit ein glänzendes Angebot vom Hofthe- aler der Resibed? bekommen, sie hatte es angenommen und vllrr der Direktion deS Stadt- lheaterS in D. unter drr Bedingung erhalten daß sie im kommenden Winterhalbjahr sechs Gastvorstellungen in D. obne Honorar und nur gegen Erstattung der Reisekosten geben würde.
Lena Wiidt halte dadurch klug gehandelt Sie hatte sich durch die Annahme deS En- gagemets am Hoflheater auf eine der höchsten Stufen künstlerischer Leistungsfähigkeit gestellt, ihre Gage erhöht unv sich einen ganz anderen Wirkungskreis in einer neuen,glänzenden Umgebung geschaffen. Von einer böhercn Wane cus kvnnle Sir jetzt ras Leben mil seinen Licht- uud Schattenseiten, seiner Lust und seinen Weh betrachten und sich vielleicht nun ein größeres reineres Her- zenSglück als ihr gewinkt und verloren gegangen war, erringen.
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
— Die teuersten Räusche, welcher je ein Mann gehabt hat, kommen wohl dem Gouverneur Ltltty von Amerikantsch-Samoa Um ein Militärgericht über den der Betrunkenheit und deS ungedürlichen Betragens bezichtigten Gouverneur adzuhalt-n, sind drei amerikanische Koutte-Admirate und andere Marineoffiziere nach Tutnila geschickt wurden. Dazu waren 2 Kriegsschiff« „Wisconsin« und „Soiac" nötig. Die Entfcii- duag ixrselbrn verui'fachl eine Ausgabe vou 75 000 Dollars. Die Kosten des Gerichts werde« aus 25 00O Dollars veranschlagt. Es wird der Negierung also mindestens lOO 000 Dollars kosten, um sistslellen zu lassen, oo der gute Tiltty, der bisher den Ras eines sehr tüchtigen Offiziers hatte, in Samoa witluch wirtlich einmal üoer den Durst gkttunken hat. Wer seine Angeber sine, weiß man in New-Aart noch nicht. Es heiß!, es seien englische Mtsstonarinnen. Dielen bürfle ber richtige „Maßstad" zur Beuriei ring einer dürftigen Seele aber schwerlich zuzuirauev sktii.
(Passende Grabschrist). Ein Italiener der sich, v»»c krank fei», zu Tobe medizierte, befahl vor feinem Endc, ihm folgende Gcad- schrifl zu setzen: „Ich lefana mich wohl, weil ich wich aber »och d sscr befinden wollte, befinde ich mich hier.«
.-.(Ritzt schadenfroh). „Hör' einmal, Mama, va ist ein Kind in ern Sandloch gefallen: alle Kinder haben darüber gelacht »ur ich nichl I" — Das war hübsch von Dir, mein Herzchen!' — „Ich war ja das Kind, das hineinstsi, Mama l'
Neues Wort. Leulnant A.: „Der Äss ssor M y r lft e n sabclhafttr Mcuichen- k nner: Ich jage Ihnen, d«r sieht einen Menschen durch und durch!" Leutnant'B.. „Verstehe: Der Manu hat sozusagen „Röntgeaugen!'
UedsUüm. Drnck und ««tag van «erntz. Hsjmaun in Waldbad.