Dämon Hold.
Novelle von R SIMM.
6) (Nachdruck verboten.)
„Der Drang meine« Herzens führt mich zu Ihnen," Herr Commerzienrat'" begann Hellmuth mit männlicher, aber doch leise zitternder Stimme. „Ihr Fräulein Tochter Elisabeth hat mir ihr Herz geschenkt und ihr gehört das Meinige für immer und ewig. Ich habe daher die herzliche Bitte an Sie, Herr Kommerzienrat unsern HerzenSdund zu segnen."
„Hörte ich recht, Herr Jensen? Sie begehrten meine Tochter als Frau? Das ist mir eine grohe Ueberraschung !" stieß Gronau ziemlich heftig hervor. „ES ist auch eine große Kühnheit von Ihnen, junger Herr l Sie haben ja noch gar nicht Ihr Examen als Docktor der Medizin gemacht."
„Glauben Sie mir, Herr Kommerzienrats, ich hätte gern meine Werbung um Fräulein Elisabeths Hand bis nach Beendigung meines schon begonnen Examens verschoben, wenn nicht Fräulein Elisabeths Glück und das Meinige es erfordert hätten, daß ich Ihnen schon heute meine Btite unterbreitete."
„Wo soll das hinaus, Herr Jensen?" ries jetzt der Commcrzienrat ziemlich aufgebracht. „Ich soll wohl von Ihnen und Elisabeth einer Jugcndneigurig zu Liebe als Vater abgesetzt werden und gar keinen Willen haben, wenn meine Tochter heiraten will? Meine Tochter heiratet den Mann, den ich für sie bestimmen werde, ja der schon für sie bestimmt ist."
„Aber ohne Elisabeths Wissen und Willen Herr Eommerzicnral" entgegnete jetzt auch Hellmuth erregt.
„Ohne ihr Wissen und Willen? Das ist eine seltsame Behauptung. Elisabeth hat sich meinem väterlichln Willen und meiner weisen Fürsorge anvertraut, Herr Jensen."
„Wenn ihr bei dieser weisen Fürsorge nur nicht das Herz zerbricht."
„Herz zerbricht i Hahaha l" rief Gronau in Hellem Zorn und Hohn. Kein Wort weiter, junger Herr. Wir haben über das Thema nichts weiter miteinander zu reden. Empfehle mich Ihrem Herrn Vrter als ge. treuen Nachbar, aber aus der Partie meiner Tochter wird nichts I"
„Ich beschwöre Sie, Herr Commerzien. rat l Denken Sie an das Glück ihrer Tochter I* ertönte es von Hellmuths bebenden Lippen und seine keuchende Brust rang nach Atem : „Ich will nichts mehr hören. Jedes Wort ist überflüssig," rief Gronau barsch nnd ging in ein Nebenzimmer.
Tief gebeugt, der Verzweiflung nahe und am ganzen Körper zitternd stand Hellmuth noch einige Augenblicke da, dann ging er zu Tode betrübt davon, während eine schwere bittere Thräne des Schmerzes in seinen Augen perlte.
Nach Hause lenkte Hellmuth seine Schritte aber nicht, als er die Gronan'sche Villa verlassen hatte, so erwartungsvoll und bangend auch Vater, Mutter und Bruder seiner harrten.
Das Jammerbild, das Schmerz, Zorn und Scham aus ihm gemacht, wollte er zu Hause nicht zeigen. Sein Gram trieb ihn hinaus in GotteS freie Natur. Im tiefen Walde wollte er seinen Schmerz und seine
Liebe begraben und dann Gott um neuen
Lebensmut bitten.
* -»
Hellmuth Jensen hatte zwar seine unglückselige Werbung bei dem Commerzien« rat Gronau nicht wie er wollte am Sonnabend, sondern erst am Pfingstsonntage vorgebracht, weil sein Vater den Sonnabend als Geschäftsakt sehr ungeeignet dafür hielt, aber glücklicher Weise für ihn war er doch noch so zeitig noch in der Gronau'schen Villa gewesen, um nicht mit dem am Pfingstsonntage eintreffenden Verlobten Elisabeth- zusammenzutreffen.
Leonhard Randow traf mit seinem Vater erst gegen ein Uhr Mittag mit dem Schnellzuge aus D. kommend an und wurden beide vom Kommerzienrat im Wogen an der Bahn abgeholt. Die Begrüßung der beiden Herren war sehr herzlich, und Gronau wandte fast kein Auge von dem zukünftigen Schwiegersöhne, der als ein hübscher junger Mann mit feinem Gesicht und vornehmen Manieren bezeichnet werden konnte, und Gronau glaubte zuversichtlich, daß sein eTochler in der Nähedei- jeS ihr auSerwähtten Bräutigams schon die Jugendliebe für Hellmuth Jensen vergessen werde.
Freilich ats Gronau zur Bahn fuhr, batte er noch eine böse Scene mit seiner Tochter gehabt. Er mußte mit ihr reden, sowohl wegen des abgewtesenen Freiers, als auch wegen des ankommendeu Bräutigams und er fühlte heraus, daß er dem Herzen seiner Tochter dabei Gewalt anthun müsse, und er vollbrachte es mit der Miene des fürsorglichen VatcrS, der seine Tochter vor einem thörichten Schritte bewahren wollte.
Als er aber Elisabeth ankündigte, daß er Hellmuth JensenS Werbung als eine Unmöglichkeit ein für alle Male abgewtejen habe und die Tochter bei dieser Ankündigung mit einem jähen Aufschrei vor ihm niedersank und selbst um Erhörung von Hellmuths Bitte fl-hle, so mußte Gronau seine ganzen seelischen Kräfte zusammennehmen, um nicht schwankend und nachgiebig zu werden. Aber sein Stolz und Ehrgeiz und seine Gelbsucht die durch das Gefühl gesteigert wurden, seine Tochter mit dem einzigen Sohne eines der reichsten Männer des Landes verheiraten zu können, erstickten die Liebe dcS Vaters und die Warnung des Gewissens.
Entschlossen hob Gronau die am Boden liegende Tochter auf, geleitete sie in ihr Zimmer setzte sich mit der Schluchzenden auf das Sopha und sagte im väterlichen, ermahnenden Tone:
„Liebes Kind I Bezwinge Deinen Schmerz. Du wirst bald einsehrn lernen, wie ich Dein bestes im Auge hatte, als ich Deine Hand dem jungen Randow versprach. Wenn auch nicht getadelt, so gehören wir doch zur bürgerlichen Aristokratie» die sich mit dem Adel von Geburt und Reichtum messen will, und diesen Rang können wirnur einnehmen, wenn wir uns selbst so hoch wie möglich stellen durch die Vereinigung unserer Kinder in der Ehe. Weshalb sollen wir die Thor- heit begehen und durch eine Mißheirat die Schätze zerstreuen oder in Gefahr bringen. Die einzige Tochter eines Millionärs ist keine Frau für einen simpel» Arzt. Was der auf seiner Praxis verdienen kann, bekommst Du z'hn Mal als Nadelgeld. Merkt er aber das, dann macht ihm seine Praxis keine Freude und er verbummelt seinen Be
ruf. Wie ganz anders gestaltet sich aber Deine Zukunft, wenn Du den jungen Randow heiratest! Daß Leonhard Randow ein Gentlkmann.vom Scheitel bis zur Sohle ist, brauche ich Dir nicht zu schildern, das ist mir und Dir bekannt, und steht er da allen vornehmen Freiern nicht mindestens gleich. Die Randows und Gronau« durch eine Heirat ihrer einzigen Kinder vereinigt, bilden aber eine große Kapilalmacht und ein Jn- dustriereich ersten Ranges. Was das bedeutet wirst Du in späteren Jahren zu schätzen wissen. Jtzei verstehst Du cs nicht, weil Dein Herz von einem kleinen Glücke träumt, während Dir ein großes in den Schooß füllt. Elisa« beth, Du mußt Deinem Vater vertrauen, und ich bitte Dich, noch dringend, beherrsche Dich und empfange Leonhard Randow, der mit seinem Vater heute eintrifft, freundlich und bereite mir keinen Aerger."
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
— Das Erbe eines Fechtbruders. Die Besitzerin eines amerikanischen Hotels (in New-Zersey) bewirtete vor einigen Jahren einen Glücksengel, ohne eS zu wissen. Ein Fechtbruder klopfte an ihrem Hotel an und aus Mitleid mit seinem zerlumpten Zustand gab sie ihm ein Frühstück. Der Fechtbruder starb vor kurzem und hinterließ ihr 400 000 Mark. Now-Jersey ist jetzt ein Paradies für Stromer, die, seit diese Geschichte allgemein bekannt geworden ist, weder für Frühstück noch für Mittags- oder Abendessen zu bezahlen brauchen.
Von der Wiener Börse erzählt man ein hübsches Geschichtchen: Die Besucher der Börse bemerkten seil längerer Zeit ein Mißfallen, daß jede vorübcrmarschterende Mustk- kappelle gerade vor der Börse zu spielen aufhörte. Einige Börsenbesucher beschwerten sich darüber bei einem Offizier, und dieser erklärte die Sache mit folgenden Worten: „Meine Herren, dieser Vorgang entspricht vollkommen dem Dicnstreglement. Da heißt es nämlich: „Wenn eine Musikbande, die spielt, bet einer andern Bande, die auch spielt vorüberzieht, so muß die vorüberziehende Bande das Spiel einstellcn.
.'. (Riinber-Coulanz). Ueberfallenerzu einer Räuberbande: „See haben mer alles abgenommen, was ich hatte: nu lasten Se mer wenigstens leben I" — Räuberhaupt- mann (intionierend): „Er lebe hoch, er lebe hoch, er lebe hoch, er lebe dreimal hoch!"
(Endlich.) Studiosus (dessen Leibsuchs seinen ersten Schmiß bekommen): „Na, Leibfuchs, endlich stehst du auch wie ein Mensch aus!"
— Jedem Freunde einer guten, schmackhaften Suppe ist wohl der Name „Maggi" bekannt. Das von der Firma in den Handel gebrachte „Maggi" giebt der klugen sparsamen Hausfrau daS beste und billigste Mittel in die Hand, jeder schwachen Suppe oder Fleischbrühe augenblicklich mit wenigen Tropfen kräftigen Wohlgeschmack zu ver» leihen. Außerdem ermöglicht „Maggi zum Würzen", neben einer guten Suppe auch ein saftiges Rindfleisch auf den Tisch zu bringen, da cS nicht mehr not» wendig ist, dasselbe bis zur Geschmack- lsstgkeit auszukochen. Die altbewährte Maggi» Würze sollte daher in keinem Haushalte fehlen.
Rrbgksty«, Druck urrt Verlag von Beruh. Hoswauu in Ml-bab.