Dämon Kolk.

Novelle von R. Sturm.

L) (Nachdruck verboten.)

Das Verhängnis sür ein Menschenleben mag es auch noch so hoch stehend der Mit­welt erscheinen, entwickelt sich oft im Ver­borgenen, unheimlich und tückisch, mit und ohne Verschulden des Betreffenden, oft aber in der Weise, daß eine böse Gier oder eine sündhafte, vielleicht auch oft krankhafte Schwäche einen Zustand entstehen läßt, dex zum Verderben führen muß. AhyungsloS werden die meisten von einem solchen Unheil niedergeschmellert, am frühen morgen lacht ihnen noch das sonnige Glück und abends sind sie Bettler, Unglückliche oder gar Ver­brecher geworden, denn schweres Mißgeschick, Hangen und Bangen in schlimmen Zweifeln verwirren auch oft den Geist, und der auf diese Weise schwer Geprüfte begeht eine große Unthat oder eine unfaßbare Thorheit, Welcher er in gesunden, glücklichen Lebens­lagen nie fähig gewesen wäre. Zwei Per­sonen in dieser Erzählung schwebte dieses Verhängnis über dem Haupte und griff gänzlich umgestaltend in ihr LebensloS rin, freilich aus durchaus verschiedenen Gründen.

Carl Randow unterhielt für seine großen geschäftlichen und finanziellen Unternehmungen merkwürdiger Weise mit einem Bankhause dritten Ranges Verbindungen, obwohl er jeden Tag mit einem ersten Bankhause den gewünschte» GeschäsiSvetühr hätte haben können. Es kam di-S daher, weil Randow ursprünglich als kleiner Kapitalist und Unter­nehmer mit diesem Bankhaus Schmort und Compagnie gearbeitet und auch von diesem damals die Unterstützungen erhalten halte. Als dann Ranevw ein groger Unternehmer und mehrfacher Millionär geworden war, paßte ihm der weitere Verkehr mit diesem Bankhause deshalb sehr gut in feine Pläne weil er bei seinen großen Geschäften und be­deutenden Geldmitteln dieses Bankhaus so ganz in seinem Sinne und Jntenffe beein­flussen konnte. So beteiligte sich Randow auch oft an Gründungen von Aktien-Unter- nchwungen in nahen und ferner gelegenen Städten, ja, er war der einzige wirkliche Urheber dieser Gründungen und das Bank­haus Schmorl und Comp, war nur das Dekjchild für den Grürder Randow. Da es bet den meisten dieser Gründungen sich darum handelt, eine oder mehrere Privatunter­nehmungen zu kaufen und sie dann mit Nutzen in eine Aklien-Gesellschaft umzuwan­deln, so konnte bei solchen Geschäften ein Großkapttalift wie Randow große Gcwinne erzielen, zumal wenn er die in Aktiengesell­schaften umzuwandelnden Unternehmungen Vorher selbst kaufte und dann dem Gründer- conjortium zu höheren Preisen anbot. Ein Vorwurf kann an sich Niemand daraus ge­macht werden, wenn er auf diele Weise Aktiengesellschaften gründet oder sich daran beteiligt, cs ist sogar oft ein wirtschaftlicher Segen, daß solche Großbetriebe geschaffen werden, und dann Risikos übernehmen und Ausgaben lösen, die der einzelne Unternehmer Nicht traget» und vollbringen kann.

ES war daher auch Carl Randow wegen dieser Geschäfte nicht zu tadeln. Aber in der unersättlichen Gewinnsucht übertrieb Ran­dow dieses Thun, er litt förmlich an Gewinn- firber u. und verzettelledadurch nicht nur seine

Capitalien, sondern er erschwerte durch die rasch aufeinander folgenden Gründungen auch das Gedeihen der betreffenden Aktien- Gesellschaften.

Bei dem Heiratsplane seines Sohnes mit Elisabeth Gronau hatte Randow auch schon ein Gründungsprojekt schon still im Auge, er wollte nämlich die bedeutenden Unternehmungen des Commerzienrats Gronau gründen, wenn er mit diesem durch die Ver­heiratung ihrer Kinder erst recht intim ge- worden war. Zuletzt sollte dann als Krönung der Randow'schen Gründungen die Umwand­lung seiner eigenen Bergwerke in Aktlen- Gesellschaften an die Reihe kommen.

Natürlich galt Carl Randow bei aller Welt damals noch als ein großer, reicher Mann, er hielt sich auch selbst dafür und war eS auch allen äußeren Beweisen und Besttztiteln nach. Nur zwei Menschen gab es, die diese Meinung nicht teilten, das wann die beiden Inhaber der Banksirma Schmorl und Comp., Ottomar und Richard Schmorl. Diese beiden abgefeimten Gauner hatten nicht umsonst seit vielen Jahren in Randow's Geldgeschäften die Hände im Spiele gehabt, und seinem ewigen Drängen nach dem Ver­kaufe der Aktien seiner flotten Neugründ- ungen hatten sich seit fünf Jahren, da sich zu wenig Kaufliedhaber für die Aktien fanden, dadurch entsprochen, daß sie in ihrem Geschäfte fast hundert fingierte Conten von Kunden onlegten, die alle Aktien gekauft haben sollten, aber eS in Wirklichkeit nicht gethan hatten. Das dreiste Betrugsmanöver versteckten die Gauner dadurch, daß sie an- gaben, die Kunden hätten nur ein Drittel oder Viertel der Aktien ausgezahlt, und diese Aktien selbst im Depot bei Schmorl und Comp, gelassen. Das Geld zu diesen An­zahlungen entnahmen sie aber zeitweise dem bedeutenden Guthaben, daS, Randow bei ihnen hatte, und wenn dies nicht immer paßte so vergriffen sie sich an dessen Wertpapiere zu zeitweiligen Lombardzwecken oder halfen sich durch Wechselreiterei im großen Stile.

So hatte sich langsam wie ein schleich­endes Gift ein Verhängnis für Carl Randow ihm ganz unbekannt, gemacht, und während goldene Schätze seine Geldschränke und rosige Hoffnungen sein H'rz füllten, wandelte er auf vulkanischem Boden, der jeden Tag ein-

stürzen konnte.

»- »

Der liebliche, sonnenhelle Pfingstsonntag verkündete in Hellmuth JerijenS HeimatS- stadl Tausenden und Abertausenden Helle Freude. In dichten Scharen zog schon Vor­mittag Jung und Alt ins Freie und auf ihren Gesichtern strahlte Fröhlichkeit und Glück. Still, fast einsam war es in des Apotheker Zensens Hause, aber nicht deshalb, weil sich dessen Bewohner einem heiteren Pfingstausfluge angeschloffen halten, sondern weil sie ernst und schweigsam im Hause weilten.

Alle wußten, wie eS Hellmuth umS Herz war, und er hatte gelobt, daß heute sür ihn und Elisabeth aus deren Vater Munde der Würfel fallen mußte.

Nach elf Uhr verließ er festen Schrittes in elegantem Geseilschasisanzuge das Haus N!>d ging in die Gronau'sche Villa. Er sah allerdings ziemlich bleich aus, als er die breite Marmorstufc emporstieg, und sein Herz klopfte, als er sich durch den Diener bei dem

Commerzienrat anmelden und um einige Minuten Gehör bitten ließ. Der Diener meldete auch bald zurück, daß der Commer­zienrat bereit sei, Herrn Jensen zu em­pfangen.

Ueber einen schweren Teppich im Vor­saal hinweg schritt Hellmuth in das Em­pfangszimmer des Commerzienrats.

Dieser empfing den Sohn des Nachbars zunächst ganz freundlich, in der Meinung, dieser beabsichtige vielleicht, sich demnächst in seiner Vaterstadt als Arzt niederzulassen und mache dieserhalb Anstandsvistten bei den ersten Familien der Stadt. Das noch scharfe Auge des Commerzienrats erkannte aber schon nach den Begrüßungsworten, daß ein feier­licher Ernst auf Hellmuths Antlitz stand und daß ihn ein viel wichtigeres Anliegen in das Haus geführt hatte, als einen An­standsbesuch zu machen. Auch lehnte Hell­muth das anerbieten deS ComrnerzienraSS ab, auf dem Sofa Platz zu nehmen, und blieb vor diesem stehen.

Bitte, Sprechen Sie'" sagte Gronau, etwas betroffen von dem Auftreten deS jungen Mannes und winkte mit der Hand.

(Fortsetzung folgt.)

Kumoristisches.

(Unglückliche Stilisierung).Die Wiese hinter dem Schützenhaufe wird von morgen ab der höheren Tächterschule als Spielplatz zugewiesen, der weitere Auftrieb von Gänsen ist also dortseldst unstatthaft."

.'. (Zur Erinnerung ) Fremder:Sie, Herr Vetter» warum stehi denn eigentlich vor dem HauS da ein Marterl?" Bauer: Ja wissen S', gnä' Herr, da hat nämli amal über'n Sommer a Zahnarzt g'wvhnt

.-. (Nach dem Kommers).Wie hin ich denn diese Nacht nach Hause gekommen, Frau Meier?" ,O, soweit ganz gut! Ihre Mütze ist eben gebracht worden, jetzt fehlt nur noch der Spazierstock und ein Stiefel I"

(Ein malitiöser Freund.) Arzt (renomierend):Inder letzten Woche sind wieder verschiedene meiner Patienten gesund geworden!" Freund:Da bist du selbst schuld! Warum hast du dich nicht mehr um sie bekümmert!"

(Verblümt.) Diener:Die Zigarren sind aufgebraucht, gnä' Herr!"Hm, hm, Johann, Sie sind beinahe zehn Jahre bei mir ... . nun könnten Sie jetzt auch einmal 'n Kistchen kaufen!"

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