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Stuttgart, 22. Nov. Hoielier Hermann Maiquardt, Mttbrsttzer des HoielS Marquardt, mußte sich vergangenen Mittwoch im Katharinenhmpttal einer schweren Beinoperation unlerztehen. Das Befinden d-S Kranken ist wie der „Schw. M." Hort, den Umständen entsprechend befriedigend.
Stuttgart, 23. Nov. Im Hofe der Akademie (hinter dem R'sid-nzschloß beider Hofwaschküche) wurde heute f,üh 7 Uhr ein Mädchen mit durchschnittenem Hat s tot ausgesunden. Polizei und Siaalsan waltschaft wurden alsbald gerufen. Die Leiche der Ermordeten ist bereits agnosziert. Es ist das 22jähr. Dienstmädchen Babeiie Wirth. Von dem M ö r d e r hat man noch keine Spur. Die Leiche wurde aus einem von Stacheldraht umgebenen Rondell heute früh 7 Ubr m>t durchschnittenem Hals aufgefunden, neben ihr lag ein Hirrenstock. Die Leiche wurde photographiert und sodann in das Bürgersvital verbracht. ES handelt sich um einen Raubmord; die Uhrkette an der Ermordeten war abgerissen, die Uhr fehlt. Ebenso wurde kein G-lv bet der Ermordeten vorgesunden.
Stuttgart, 23. Nov. In Bezug aus den Mord an dem Dienstmädchen Wirth erfährt man weiter, daß zur Ermittelung der näheren Umstände ein Hausknecht einer hiesigen Käsehandlung von der Krimiualpolizei vernommen wurde, der mit der Ermordeten ln letzter Zeit häufig verkehrt hatte.
— Die ordentlichen Schwurgerlchissttz- ungen des IV. Quartals 1901 sind ln Tüb» ingen am 9. Dezember zu eröffnen. Zum Vorsitzenden ist LandgerichtSrat Dr. Kapss ernannt worden.
Tübingen, 22. Nod. Dem Kompagnie« chef Houplmavn Bauer im Infanterie-Regiment 180 wurde hmte vormittag io Anwesenheit sämtlicher Offiziere der ihm von Sr. Majestät dem König verliehene silberne Ehrenschtld für hervorragende Ausbildung seiner Kompagnie im Schößen in feierlicher Weise vom Kommandeur des genannlen Regiments, Oberst v. Hügel, überreicht. Der Schild, welcher mit einem silbernen Eichenkranz umgeben ist, wird von dem würtl. Wappen, welches in wundervoller Arbeit aus- gesührt ist, getragen. Das Ganze ruht auf kreuzweise über einander gelegten. Gewehren und Kanonen. U-der dem Schild befindet sich die Königskrone. Vor 4 Jchren erhielt Haupimann Bauer für persönliche Schieß- fertigkeit von Sr. Moj. einen Ehrendesten.
Tübingen. 22. Nov. Vorgeltern machte eine Frau aus dem benachbarten Lustnau eine Anzeige, daß ihr von zwei Durchreisenden 17 dar Geld gistöhlen worcen seien. Die Frau hat die Thäter genau bezeichnet und cs wurden solche in der That ststgenommen. Die Durchsuchung ergab aber kein Resultat. Mittlerweile kam aber schon die Mitteilung, daß die Frau ihr Geld wieder gefunden hätte. Es ist bedauerlich, wenn man sein Geld verlegt, und ohne Grund arme Durchreisende des Diebstahls bezichtigt denn auch unter den Handwerksburschcn gilbt es ehrliche Leute. Selbstverständlich wurden die Betreffenden sofort auf freien Fuß gesetzt.
— Warum er mit den Franzosen nicht zufrieden ist. Im „H>richen„ zu Michels- hcim wird vom Zahre 1870 und den Franzosen gesprochen, Ew Herr lobt Frankreich,
bas doch ein schönes Land sei, sowie die Höflichkeit und Liebenswürdigkeit seiner B-« wohner. Da sagt der L hrer num Hans, fri'dele, der den Feldzug mitgemacht hat: „Hansfrtedeie, du sagst ja kein Wort und bist doch auch in Frankreich gewesen !" Hans- friederle kratzt sich hinter dem Ohr und meint: „'S schon wohr, was der Herr über d' Franzose gsteit hett. Aber als ich in Frankreich war, do hent se mir recht nach'm Leben trachtet!"
München, 21. Nov. Die Protestver- sammlung der Münchener Studentenschaft gegen ChamberlauiS Ausführungen, welche gestern abend hier stattfanb, war von 3000 Studenten, sowie von Velen Professoren besucht. Unter großem Betfall sprachen di« Prof. Gras v. Stengel und Prof. Graf du Moulin Eckar», welche beide energisch gegen jeden Vergleich der deutschen Kriegführung >m Jahre 1870 mit den Vorgängen in Südafrika protestierten. Mit dem Gesang „Deutschland, Deutschland über Alles* schloß die Prvtcstversammlung.
München, 21. Novbr. (Eine Minister- erklärung). Die in ver Sitzung der Kammer der Abgeordneten am 15. November erfolgte Erklärung des Mtntsterpräsioenten v. Crailsheim lautet an der Stelle, welche sich aus den Burenkcieg bezieht, nach dem amtlichen stenographischen Bericht wörtlich wie folgt: Der Abgeordnete Beckh hat zu erkennen gegeben, daß ihm Schritte zu Gunsten der Buren wünfchenswert wären. Man mag alle Anerkennung für die Tapferkeit der Buren haben, welche in heldenmütiger Weise sich einer europäischen Großmacht gegenüber- stellen, um im opfcrmüt gen Ringen ihre Freiheit und ihre Unabhängigkeit zu wehren. Aber nichtsdestoweniger wird man doch der deutschen Politik nicht raten können, sich in diesen Krieg etnzumifchen. Wenn eine Macht von der Bedeutung des deutschen Reiches einen so ernsten Schritt thut wie die Einmischung in einen zwischen anderen Nationen geführten Krieg, so wird es sich einen zweiten Schritt überlegen müssen. Würde das deutsche R-ich einen diplomatischen Schritt zu Gunsten der Buren thun, so wäre voraussichtlich zu gewärtigen, da, wie bereits erwähnt, England wiederholt erklärt hat, daß es von einer Einmischung fremder Staaten nicht« wissen wolle. Das deutsche Reich stünde dann vor der Alternative, «s dabei bewenden zu lasten und eine diplomatische Niederlage einzustecken, oder feiner Mediation gegen den Wellen des widerstreitenden Teiles Nachdruck zu bersch- ff?n. Daß eine besonnene R lchspolitik Itch hiezu nicht entschließ n kann, bedarf wohl einer weiteren AuSlübiung nicht.
— In der Ehescheidungs-Angelegenheit des Grohherzvgs von Hessen war der Kammerhcrr der G-opherzogui, Baron R>e- vefel, tn besonderer Mistion nach Koburg cnisandt worden. Bei seiner Rückkrhr ließ er das gesamte Marstallpersonal zusammen- rufcn und sprach ihm den Dank ver Groß- herzvgin für die seither geleisteten treue» Dienste aus, gleichzeitig ein herzliches L e b c- wohl wünschend. Danach ist es atsv vollständig ausgeschlossen, daß die Herzogin beabsichtigt, nach Darwstavt zurückzukchrrn.
— Die verkrhrSsteigernde Wirkung der Kilomelerheftc geht auS dem Jahresbericht der badischen Staatsbahnen ausS unwider- leglichsie hervor. Die Z>hl der beförderten Personen hat sich von LS 184 570 lm Jahre
1894 (vor Einführung der Kilometerhefte) aut 33 156 419 im Jahre 1899, mithin um 44 P oz nt vermehrt, während gleichzeitig die Einn hm-n aus dem Personenverkehr von 15 748 996 ^ auf 20 617083 stiegen. Von 1895 bis 1900 sind 748 108 Ktlv- meterhesle verkauft worden. Die Einnahmen betrugen im Jahre 1895 2 146 265 im Jahre 1900 4 890 615 ^
— D e Gelbnot, die fast alle Staats« kosstn in der Gegenwart zu übersiehe» haben, hat auch das französische Budget befallen, aber der Ftnanzmtmster Cailloux ist ent» 'Llosten, kurzer Hand durch eine Anleihe von 265 Millionen Franks die nötigen Staatsmittel zu bklchoffrn und die Deputiertenkammer wird wohl die Vorlage zustimmen.
Brüssel, 21. Nov. Aus Süd-Afrika wird gemeldet, daß dr Wkt mit 6000 Mann, darunter 1500 Afrikander, seine Offensiv- Operationen im Norden des Oranjeftaates mit Kraft wieder aufnehmen wirb.
— Die englische Reglern« g, bedrängt durch den endlosen südafrikanischen Krieg, fühlt sich veranlaßt, der Welt neue Beweise von der Uaerschöpflichkeit der englischen Machtmittel zu geben. Es wurde lm englilchen Martneamt beschlossen, den Bau von 20 neuen Kriegsschiffen vorzubereiten und eine Anzahl Unlersrevole anzuschaffen. Ferner soll das englische Kriegsamt beabsichtigen, die Terrilorialarmee zu vermehre«, indem es mehrere neue Bataillone Miliz in England schaffen will.
London, 24. Nov. Einem Telegramm der Abendblätter aus Prätöria zufolge nahmen die Eingeborenen an dem jüngster, Gefecht in dem der Kapitän Elliot, als er die Buren zurücktrted, fiel, teil. Dir Buren flüchteten in die Berge. Die Eingeborenen bewaffneten sich zur Selbstverteidigung, da sie einen Ueberfall fürchteten, weil die Burenkommandos seit einiger Zeit den reichen Ein- gedorenenbezirk von Griquanland West bedrohten. Als Elliot di« Buren angriff, verbanden sich die Eingeborenen mit den Engländern und leffteteten ihnen wesentliche Dienste.
— Ein Moskauer Kleinbürger ermordet: in Nttchny Nowgorod seine Schwester mit einem Beii und versteckle die Leiche im Keller. Der Möraer wurde verhaftet.
— Als neueste Erscheinung im ameri- konischen Ktubw.sen, bars der „Klub der Rvllöp'e" in W-ishiNftlon betrachtet werden zu deffcn Mitgliedschaft nur Personen mit ausgesprochenem fuchsigem Haarwuchse zugelassen werden. Der Klub, der ebenso viele weibliche wie männliche Teilnehmer zählt, hat icinem ersten Präsidenten das geschmackvolle Epitheton „brennende Fackel" bcigelegt.
— Aus dem Baikalsee (Rußland) hat sich eine furchtbare Katastrophe erretgnet. Das Fahrzeug „Poiapow", befrachtet mit 594 Fässern Satzfifchen, war von dem Dampfer „Jakow" «ns Schlepptau genommen Da brach ein furchtbarer Orkan auS, und dir „Jakow" wurde gezwungen, das Schlepptau zu kappen. Im nächsten Moment schon iank die „Poiapow" und 161 Arbeiter, sowie di« aus 15 Personen beftrhrnd« Schiffsmannschaft ertranken.
(Stoßseufzer). Junge Hausfrau: „Gott se> Dank, mit dem Kochen bin ich fertig — wenn's nur auch schon gegessen wär'!"