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Lokales.

Es sei hiemit erwähnt, daß in Sachen der Eisenbahnfrage ein beachtens­wertes Material, insbesondere auch das Er­gebnis der württ. Kammerverbandlungen zu jedermanns Einsichtnahme im Gasthaus zur Sonne aufgelegt ist und daß das-lbst bis zur nächsten Sonntagsversammlung Protest- listen gegen eine prrußisch-württmbergische Eisenbahngemeinschaft für alle diejenigen zur Unterschrift aufliegen, die sich diesem Protest anschließen wollen und nicht bereits schon unterzeichnet.haben.

DaS lebhafte Interesse, welches das württ. Volk überroll der gegenwärtigen Eisenbahn- frage zuwendet, läßt auch hier eine zahlreiche Beteiligung an der kommenden SonntagS- versammlung (vergl. Annoce) erwarten.

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Calmbach, 18. Nov. Heute mittag kurz nach 12 Uhr ist in der W. Proß'schen Säg­mühle ein recht bedauerlicher Unalückfall vor­gekommen. Dem 12jährigen WagnerSsohn Herm. Metzler, der sich an der Kreissäge zu schaffen machte, wurden 3 Finger an der linken Hand total weggeriffen. Es ist dies in kurzer Zeit der zweite Unglügsfall, der in diesem Geschäft vorgrkommen ist.

Stuttgart, 19. Nov. Das gestern zu Ende gegangene Volkstrachtenfest im»igS- bau wurde am SamStag nochmals von der Königin, dem Herzog von Albrecht und Herzog Robert und Gemahlin besucht. Her­zogin Wer« besuchte das Fest am Sonntag. Wie man unS mitteilt, wurde im ganzen eine Brutto-Einnahme von 30 000 ^ er­zielt. Als Unkosten kann man etwa 4000 Mark rechnen, jo daß den Stuttgarter Knaben- hortcn der schöne Ertrag von 26000 ^l zu- fließcn wird, es ist dies ein Eriolg, mii welchem die Veranstalter deS Festes gewiß zufrieden fein können.

Gegen bteBahnhosautomaten Der preußische Eisenbahnminister teilt in einem vor kurzem an die Eisenbahndirikiionen gerichteten Erlasse mit, eS sei von verschiedenen Seiten wiederholt darauf hingewiesen worden, daß der Heranwachsenden Jugend durch die auf öffentlichen Straßen unv Plätzen, so­wie an den Eingängen von Läden und in den Vorräumen der Bahnhöfe ausgestellten Automaten erhebliche sittliche Gefahren drohen indem die Kinder nicht nur zur Nascherei und Verschwendung, jondern auch zu straf­baren Handlungen verteilet werden. Es sei in letzterer Hinsicht nachgewtefen worden, daß die Kinder zur Entnahme von Waren erforderlichen Mittel sich auf unredliche Weise verschaffen oder auch hiezu falsche? Geld oder Geldähnliche Metallstücke ver­wenden. Der Munster hat deshalb die Eisenbahndirektion zu einer Aeuß rung dar­über veranlaßt, ob in ihren B-ztrkcn bezüg­lich der außerhalb der Warteräumc in den Vocräumen der Bahnhöfe aufgest<llten Warenamomaten ähnliche Erfahrungen ge­macht worden sind, und ob es sich aus diesen Und verschieden«» anderen Gründen empfiehlt den V rkauf von Zuckerwaren und dergleichen nach Ablauf der zur Zeit bestehenden Ver­träge derart zu beschränken, daß die Benütz­ung der Automaten durch unbeaufsichtigte Kinder vermieden wird, lieber die Art und Weise der etwaigen Beschränkung des Auto matendetriebes sieht der Minister Vorschlägen der Eismbahndtttklion entgegen. Wie be­

kannt, streben wir schon längst die Ent­fernung der Automaten, durch welche die Ge­schäftsleute schwer geschädigt werden, an.

Calw, 18. Nov. Die bürgert. Kollegien haben in der letzten Sitzung beschlossen, ent- sprechend der Einnahme der früheren Ge- meinderatsmitglteber für jede Sitzung eine Entschädigung von 1.20 ^ zu gewähren. Der Stadtkasse entsteht dadurch eine jährliche Auslage von ca. 1200 ^

UlM, 19 Nov. Wie man hört, war kürzlich ein höherer Beamter der kgl. wärt». Militärverwaltung hier und hat wegen Ver­kaufs des Militärgefängnisses an die Stadi Ulm die letzten Abmachungen getroff n. Die Stadt kauft das Anwesen zum Zw-ck einer direkten Verbindung durch die Bockgasse zu der künftigen zweiten Donaudrücke. Die hauptsächlichsten Bedingungen des vor dem Abschluß stehenden Vertrags sind : Die Stad, erhält das Mititärgefängnts zum Abbruch b zw. Durchbruch und zahlt dafür etwas über 100 000 muß aber der Militärverwalt­ung zur Erbauung eines neuen Gefängnisses einen Platz in der Friedrichöau unentgeltlich zur Verfügung stellen.

Pforzheim, 19. Nov. Die R'Vision des seitherigen LandlagSabgeordneten W>lh. Opi» ficmS gegen daS ihn verurteilende Erkennt­nis der Strafkammer in Karlsruhe vom 23. Sept. wurde gestern vom Reichsgericht ver» worfen. Damit ist auch das Stadtvcrord- netenmandat desselben erloschen.

Branduuglück. Das neue Gebäude der Turngemetnde in Darmstadt ist am Dienstag früh niedergebrar.nt. Zwei Dienst­mädchen deS Restaurateurs find mit ver­brannt, rin drittes trug durch Sturz lebens­gefährliche Verletzungen davon und ein Kellner stürzte von der Gilbelmauer ab und brach das Genick.

Augsburg, 19. Nov. Die Geschworenen sprachen Kncißl schuldig eines Verbrechens des Mordes, begangen an dem Gendarmerie« SlalinSkommandanlen Brandmäler. Bezüglich der Erschießung deS Gendarmen Scheidler wurde die Schuldfrage auf Mord verneint, dagegen die Schuldsrage auf Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode bejaht. Bezüglich Rieg-rS wird die Schuldsrage verneint. Der Staatsanwalt beantragt hierauf für Rteger Freisprechung, für Knetßl Todesstrafe und 15 Jahre Zuchthaus. D<r Gerichts­hof verurteilt Knetßl zum Tode und 15 Jahren Zuchthaus, fowie zum Ver- tust der bürgerlichen Ehrenrechir aus L-benS- zeit. Rieger wurde freigefprochen.

Insterburg, 18. Nov. Vor dem Kriegs­gericht fand heute die Verhandlung wegen deS Zweikampfes zwischen den L ulnanls Hildebrandt und Blaskow'tz statt. Leutnant Hildebrond wurde wegen Zweikampfes mit tätlichem AuSgang zu 2 Jahren, Leutnant Groddeck wegen Karlelllragens zu 5 Tagen F.stung verurteilt-

Leipzig. 17. Nvs. Eine hier abgehal- lene F r a u e n v c r s a m m l u ng die Zahl der Besucherinnen wurde auf etwa 2000 geschätzt pivlestiertc gegen dir englische Kriegführung in Südafrika und sandte Tele­gramme an die Kaiserin und den Präsidenten Krüger.

Der Krieg in Südafrika. Eine ,Malin-D«pcjche" aus London meid« die nahe Abberufung KuchenerS wegen dessen er­schütterter Gesundheit. Dessen Nachfolger

wäre General Jan Hamilton, der nach dem

Kap unterwegs ist. Wie aus Pretoria ge­meldet wird, sollen die englischen Behörden nunmehr g-willt sein, einer gewissen Anzahl Burenfrauen die Rückkehr zu ihren Männern zu gestatten, wenn die Buren hiefür eine Anzahl gefangener englischer Offiziere frei- geben.

Paris, 16. Nov. Ein kleines Kind ver­brannt. Die Mutter der Kinder hatte nur einen Gang über die Straße gemacht, um noch Einkäufe für daS Nachtessen zu be­sorgen ; sie hatte ihr acht Monate altes Töchterchen auf einem Stuhle sicher unterge­bracht: ihr zweijähriger Sohn spielte im Zimmer herum- Der Knabe scheint nun eie P-iroleumiampe umgeworfen zu haben, eren Flammen tie Kleiber der Kleinen er- ar ffen. Rauch und Feuerschein machten die Nachbarn aufmerksam. Der in der Nähe weilende Vater stürzte herbei, sprengte die WohnungSihür mit der Schulter, Flammen nnd Qualm schlugen ihm entgegen. Im Nu warf er sich auf daS brennende Kind, hüllte es in eine D cke und stürzte io die nächste Bpboiheke. Allein es war zu spät, der arme Wurm war bereits tot. Der Knabe hatte sich in eine Stuben, cke ger-tt't, und die Flammen konnten bald gelöscht werden. Der gräßliche Fall enthält eine beachtenswerte Lehre.

Eine unliebsame Störung erfuhr die Trauung etneS Arbeiters tu Eisenstein (in Böhmen). Als am Hochzeitstage die Braut am Altar neben ihrem Bräutigam nieder- knien wollte, erschien plötzlich eine Witwe, mit der der Bräutigam längere Zeit ein Liebesver­hältnis unterhalten hatte, ebenfalls im Braut­schmuck nnd stieß die Neuvermählte von der Seite deS ungetreuen Liebhabers hinweg, um selbst diese Stelle einzunehmen. Unter den Trauungsgästen in der Kirche entstand eine furchtbare Aufregung und Entrüstung und die Polizei mußte einschreiten, um ernstliche Tätlichkeiten zu verhindern, da sich auch die Kirchenbesucher schon in regelrechte kampf­lustige Parteien gruppierten und teils für die Witwe, teils für die Braut einlraten. Erst nach längerer Z-it konnte die Trauung dem Wunsche deS DiäutigamS entsprechend, vollzogen werden.

Eine italienische Hochzeitstragödie.

Südttalien ist das Land des krassesten Aber­glaubens. Aus allen Zufälligkeiten, welche wichtigen Familien-Ereignissen vorausgchcn oder sie begleiten, sucht man Glück oder Un­glück herauszudcutcn und daS Volk beugt sich den allgemein giliigen und gebräuchlichsten Deutungen, wie dem unabänderlichen Willen Goii-s. Feierte da in dem neapolitanischen Dörfchen S. Maieo Argentaro ein lebcnS- triscber Bursch mit einem schönen Mädchen feine Hochzeit in der Kirche. Beim Wechseln der Ringe nun fiel der des Bräutigams zur Erbe und war nicht mehr zu finden. Die Hochzeitsgesellschaft war über diesen Zwischen» iall aufs höchste erschrocken und geschwätzige Zungen machten die gewagtesten Prophe» zethungen. Der Bräutigam selbst war aber so aufgeregt, baß er, als ihm ein guter Freund eine der üblen Auslegungen ins Ohr zischelte, beim Hochzeitsmahle einen Revolver auS der Tasche zog und sich vor den Augen der vei zweifelnden jungen Frau und der enlsetzien Gäste erschoß. das Opfer eines zum Himmel schreienden Aberglaubens.

Petersburg, 17. Nov. Die ,Newa" ist zugesrvren.