aber, als bei der Oeffnung des HuteS zu Hause statt des Zuckers Steine zum Vor­schein kamen, die äußerst geschickt verprckt ge­wesen waren.

Tübingen. (Straskammer.) Der Gärtner Erich Raich von Reutlingen und der Schneider Gobttlob Ra ich von Bonlanden sind Stromer und dem fremden Eigentum sehr gefährliche Menschen, die schon manches Jährchen Zuchthaus hinter sich hrben. Im August d. I. bettelten sie das Euzihat ab. Am 12. August kamen su nach Gomdelschemr. Raich begab sich dort in das Haus des Wagners Grammel. Dasselbe war unverschlossen. Bald bemerkte Raich, daß niemand im Hause war. Er begab sich daher in die Wohnstube, dort machte er den unverschlossenen Kleiderkasten auf und fand unter dem Weißzeug versteckt einen Geldbeutel mit 52 ^Inhalt. Diesen nahm er an sich und teilte alsbald die Beute mit seinem auf der Straße wartenden Kollegen Raich. DaS gestohlene Geld verputzten beide in der Folge. Beide Angeklagten waren ge­ständig. DaS Urteil lautete gegen Raich auf 1 Jahr 1 Monat Gefängnis, gegen Raich wegen H-Hlerei auf 3 Monate Gefängnis.

Liebeazell, 2. Nov. Endlich hat man de» Brandstifter, dir die zahlreichen Brände der letzten Zeit angelegt hat, erwischt. Der­selbe wurde in der Person eines in Pforz­heim beschäftigten KettenmacherS verhaftet und inS Gefängnis etngeticfert. Im letzten Vierteljahre hat es hier nicht weniger als neunmal gebrannt.

Villingen, 4. Nov. Der Viehhändler Staiger von Oberprechthal, ein etwa 60 Jahre alter Mann, wollte gestern den Abendzug nach Rottwetl benützen, und war im Begriff seinen Hund in den Gepäckwagen zu ver- bringen, als ihm beide Beine abgefahren wurden. Der Verunglückte lebt noch und wurden ihm heute die Füße amputiert.

Aus Franken, 1. Nov. Ewen schnellen Tod unter eigentümlichen Umständen fand der 19jährige Stroharbeiter Paul Münzer von Wilhelmöihal. Er hatte sich tn Kronach wo er als Zeuge geladen war, derart mit Schnaps belrunüu, daß er auf ein Fuhr­werk geladen werden mußte. Als man ihn abladen wollte, fand man ihn tot aus dem Fuhrwerk liegen. Ec war an Speiserest-ii erstickt, die ihm beim Erbrechen während der Fahrt tn die Kehle gerieten.

Pforzheim, 1. Nov. Landtagsabgeord­neter Oplfictus hat sein Mandat nteder- geleg», an seiner Stelle tritt als Kandidat Herr Kart Blum, derselbe, welcher neulich bet der Haupuvahl unterlag.

Pforzheim, 1. Nov. Heute abend nach 6 Uhr fuhr ein Molvromnibus die Tlefen- bronnerstraße herunter, als etwa 15 Minuten vor der Stadt die Bremse versagte. Der Führer steuerte zur Seile, wobei der Wagen umfiel. Bald darauf explodierte der Bcn- zinbehälter, sodaß der Wagen tn Brand ge­riet und haushohe Flammen in die Höhe schlugen. Zum Glück gelang eS den Insassen bis auf eine Frau mit leichten Verletzungen sich zu retten. Die Frau selbst trug eine schwere Kopfwunde davon. Der Wagen brannte bis 8 Uhr.

Weißenstein, 3l. Ott. Großes M-ß geschtck hatten gestern abend zwei Küfer einer Pforzheimer Weinhandlung. Sie wollten ein Faß Wein von 350 Liter In­halt in der Ankerwirtschaft ve» mittelst eines Auszuges herabiassen. Das Seil brach, das

Faß stürzte in den Keller, platzte und das edle Naß schwamm auf dem Boden herum. Die Küfer sollen vor dem Unfall daraus aufmcrksem gemacht worden sein, daß der Aufzug nicht stark genug sei.

Auf dem AuSstcllungsplatz an der ForsthauSstroße in Frankfurt a. M. gab es am Freitag nachmittag ein interres- santes feuriges Schauspiel. Ein Feuerwehr­mann wurde in einen imprägnierten Anzug gesteckt, dann war ihm ein RespirationShclm mit Luftzuführung und Berieselungsvorricht- ung über den Kopf gestülpt. In dieser Ausrüstung verweilte der Mann längere Zeit mitten in einem lichterloh brennenden Holz Haufen ohne den geringsten Schaden zu nehmen. Dabei hatte er Bewegungsfreiheit genug, um von dem Stahlrohr des vom Hydranten her« geleiteten Schlauches ausgiebigsten Gebrauch zu machen. Der Feuert-uch'-r-Apparat hat sonach seine Probe gut bestanden. Ein sehr zahreicheS Publikum wohnte der Vorführung bet.

Im Lützelsteiner Gefängnis ist kein Platz meh» vorhanden, da die gesamten Z llen mu in Untersuchungshaft stehenden Welkerer» aus Lichtenberg besetzt sind. Wie dreist di>s> Wilderer zu Werke gingen, dürfte folgender Vorfall zeigen, den dieMetzer Zig." mit­teilt : Am 26, Juni wurde eine förmliche Treibjagd, zu der noch Rochebacher Wilderer ungeladen wurden, avgehalten. Am nächst­folgenden Tage fand man auf der H.-rren- tbalerstraße fünf abgeschnittene Rehköpse und einen Hasenkopf. Die Gebrüder Bryglic sollen eingestanden haben, daß sie in den letzten 3 Jahren 84 Rehe abgeschossen haben. Mehrere Verhaftungen werden noch bevor- ftehen, da der eine den andern zur Anzeige bringt.

Einem Bauern im Odenwald ging sein sämtliches Vieh zu Grunde, weil er als Streumittel tn Gährung übergegangenes Kar­toffelkraut benützte.

Bei einer Treibjagd im Hornbacher Wald bei Walldürn am 26. v. M. schossen 20 Schützen: 5 Rehe, 6 Hasen, 1 FuchS, den Müller Späth und einen Hühnerhund. Die zwei letzteren leben noch.

Zwischen Soldaten des bei Mecheln gelegenen Fons Wacehem und Einwohnern oer Ortschaft Waelhem kam es zu einem heftigen Zusammenstoß. Mit Spaten und Heugabeln bewaffnete Bauern trieben die Sol­daten zurück. Drei der letzteren wurden ge­tötet.

Appenweier, 30. Okt. Einen Empfind­lichen, etwa 5000 betragenden Schaden )at Herr Sägwerkbefttzer Sieber htcrselbst durch den Leichtsinn eines Keselheizers er- erlittcn. Dieser heizte nämlich die groge Kesselanlage tüchtig an, ohne für das nötige Wasser gesorgt zu haben. Infolgedessen be­gannen die oberen Kessel zu glühen, /und sich zu verziehen. Der Odersäger erst ent­deckte die gefährliche Situation, an der nicht mehr viel zu einem schrecklichen Unglück ge­fehlt hat. So wurde der Verlust von Menschen­leben noch rechtzeitig verhütet. DaS ganze Kesselwerk indes war ruiniert. Alles mußte herausgertssen, Tag und Nacht mußte von den Maurern, Kesselschmieden u. s. rv. gear­beitet werden, um oaS Werk wieder heizu- stellen. 35 Arbeiter waren durch den Vor­fall in ihrer Arbeit gehindert. Der leicht­sinnige Heizer wurde entlasten.

London. 2 . Nov. Lord Kitcheners Meld­

ung über die Niederlage der Kolonne Benson hat hier sehr deprimierend gewirkt. Es verlautet, außr den zahlreichen Verlusten an Toten und Verwundeten hätten auch mehrere hundert Mann die Waste» gestreckt, die Soldaten seien von den Buren nach Wegnahme der Waffen wieder freigelosten, die Offiziere dagegen zurückbe- halten worden, um an ihnen Rache zu nehmen, für die Hinrichtung der verschiedenen Buren- tührcr. Es herrscht deswegen hier die größte Aufregung. Seit heute früh staut sich eine ungeheuere Menge vor dem Kriegsamt, um nähere Einzelheiten zu erhalten, ein Bild, wie es aus den ersten Tagen des Krieges «och in aller Errinnerung ist.

London, 3. Nov. Das Reutersche Bu- reavx meldet aus Paris vom 2. November: Vormittags besuchte der erste Sekretär der türkischen Botschaft Delecaffs und teilte ihm amtlich mit, daß der Sultan die Forderung Loranda, sowie die übrigen Forderungen er­ledige, wenn das französische Geschwader zurückgezogen werde. Darauf wies Delce den Botschaftsrat Bopst an, den Sultan zu fragen, was für Garanuern für die Erfüllung der L-rsprechen gegeben würben. Der Ausgang oer Streitsache liege jetzt gänzlich beim Sul­tan. ES besteht nur wenig Wahrscheinlich­keit, daß die drfclebtgende Antwort Delcassä zeitig genug erreicht, um ihn zu ermöglichen cie dem Aomirat Caillard gegebenen In­struktionen zu widerrufen.

Die berühmte Frau von Chicago.

Die Familie Ormsry in Chicago hat ihren eigenen Rekord geschlagen. Vor zwei Jahren wurde Frau Ormsby von Drillingen ent­bunden und bet der Taufe der jungen Welt­bürger in der Sl. Cäciliakirche gab es ein großes Aussehen. Nunmehr hat der Storch ebenversetben Dame vier Kinder auf einmal gebracht 3 Buben und ein Mädchen, die be­reits in dem gleichen GottcShause getauft wurden und die Namen William, Theodor, John und Edith erhielten. Wie die dies­jährige Leistung der Frau OrmSdy ihre vor­jährige weit überragt, so hat auch vtc dies­malige Taufe die letzte wett zurückgelasten. Nlcht nur war die Cäciliakirche von Er­wachsenen bis aus den letzten Platz besetzt, auch die Jugend der Nachbarschaft, Hunderte von Kindern, stürmten die Gänge herauf bis an den Attar, um die Merkwürdigkeit zu bestaunen, so daß der amtierende Priester ins Gedränge kam und nur mit Mühe Ruhe und Ordnung schaffen konnte. Erst seine Drohung, er werde die Kirche, die kein The» ather sei, gewaltsam räumen lassen, brachte die Menge zur Besinnung. Die glückliche Mutter wohnte in einer wahrhaften Staats- loiiette der Zeremonie bet. Vier Paare von Taufpaten hielten die vier Babys über die Taufe. Wagen von milchweißen Pferden ge­zogen, halten sie die Täuflinge nach der Kirche gebracht und fuhren sie wieder heim. Frau Ormsbys Haus wird täglich Von neugierigen Besuchern gestürmt; sie hat daher als kluge Mutter ein Eintrittsgeld von 6 Dollars er- Hoorn für die Sparbüchse der Kleinen wie sie sagt. Frau Ormsby ist eben nicht nur berühmt, sie ist auch praktisch.

Goldsund in Australien. Auf dem Revier von Evergosloch IN Queensland ist am letzten Freitag ein Goldgtumpen im Ge­wicht von 223 Unzen und einem Werte VVN ca. 15 000 ^ gefunden worden. Der Fund erregt großes Aufsehen.