— wag das nun kn einem eigentlichen Hand
werks- oder in einem Funkbetrieb geschehen
— bei der Handwerkskammer anzumeldcn. Für die Mitglieder einer Innung besorgt diese die Anmeldung. Alle übrigen Handwerker (oder Fabrikanten) müssen ihre Lehrlinge selbst anmelden. Formulare dazu können sie entweder vom Bureau der Kammer selbst, oder von einer gewerblichen Vereinigung ihres Wohnorts unentg'ltlich beziehen. Es ist unbedingt notwendig, bah die An- meldezettel richtig und vollständig ausgefüllt werden und spätestens bis 1. Dezbr. d. I. bei der Kammer einlaufen. Wer cS unterläßt oder versäumt seine Lehrlinge vorschriftsmäßig und rechtzeitig anzumeldcn, hat eine Geldstrafe (bis zu 20 zu erwarten.
Ulm, 25. Okt. Die hiesige Staatsanwaltschaft fahndet gegenwärtig nach einem frechen Schwindler im Alter von 26 bis 30 Jahren ^derhier in letzter Zeit wiederholt Betrügereien verübte, indem er Frauen in Abwesenheit ihrer Männer Paketeins Haus brachte und sich — unter dem Vor- gcben, der Mann habe eine Bestellung im Geschäft des Überbringers gemacht — dafür bezahlen ließ. Die Pakete enthielten aber weiter nichts als Zement oder Gips. Da es nicht ausgeschlossen ist, daß der Betrüger anderwärts ähnliche Schwindeleien verübt, sei Hiemil vor demselben gewarnt.
— Pforzheim. (Aus dem Munde der Unmündigen). Ein Zeichen oer Zeit I In einer hiesigen Schule sprach der L'hrer über die Vergänglichkeit des Reichtums. Er sührte aus, daß die Reichen keinen Anlaß nehmen sollten auf ihren Reichtum besonders stolz zu sein, denn wie Reichtum komme, so könne er auch verschwinden. Der Lehrer fragte nun nach verschiedenen Ursachen, welche einen Verlust des Reichtums nach sich ziehen könnten. Langes Schweigen I Endlich machte sich ein kleiner Knirps bemerkbar, hebt seinen Finger in die Höhe und gicbt gefragt, wodurch ein Verlust des Reichtums herbeig'führt werden könne, die klassische Antwort: „Durch Bank- krache I"
Aus Baden, 24. Okt. Ein tragikomischer Grenzvorfall erreignete sich bei dem Nebenzollamt in W. (Amt Engen). Kam da jüngst ein altes Männlein von verkrüppelter Postur über die Grenze und unterhielt sich eine Weile humorvoll mit dem Grenzposten. Aus Ungeschicklichkeit siel dem Mann der Stock zu Boden, den er aufhibcn wollte. Dabei platzie ihm eine Naht in seinem verkrüppelten Buckel, und zum Erstaunen des Grenzpostens ergoß sich aus der „Wunde" ein Strom von Kaffeebohnen zur Erde. „Ei, ei/ sagte der Posten „kommen Sie mit aufs Zollamt, Sie müssen sich einer Operation unterwerfen." Und wirklich wurde ihm dort sein ganzes Rückengebrechen im Gewicht von 7 Pfund Kaffee ohne Hauiver- letzung weggrnommen; doch mußte er noch eine Opperation am Geldbeutel über sich er, gehen taffen.
— Im neuen Palais hat am Donnerstag der neue Bischof von Metz, bisheriger Abt Benzler von Maria-Laach, in die Hände des Kaisers den Eid der Treue abgelegt. Dem feierlichen Akte wohnten neben den Herren des kaiserlichen Gefolges der Reichskanzler Graf v. Bülow, der Statthalter von EljaffLoihringen, Fürst zuHohen- lohe-Langenburg und derreichsländtsche Staatssekretär v. Köller bei, ein Beweis für die
große politische Bedeutung, welche der Kaiser dieser persönlichen Abnahme der Eidesleistung beilegt. In der Regel wird nur bei der Amtseinführung von Erzbischöfen das Gelübde der Treue vor dem Herscher abgelegt; bei der Inthronisation von Bischöfen pfl-gt der zuständige Oberprästdent mit der Vertretung des Kaisers beauftragt zu werden.
Berlin, 25. Okt. Die Stadtverordneten nahmen mit groß-r Mehrheit in der Angelegenheit der Entscheidung des Oberpästdentea in Potsdam zur Wiederwahl Kauff- manns zum 2. Bürgermeister den Antrag des Ausschusses an, an den die Angelegenheit in der vorigen Sitzung verwiesen war. Der Ausschuß beantragte: In den Paragraphen der Städteverorvnung, der das Be- stätigungSrecht der Krone für Bürgermeister- Wahlen ausspricht, ist eine Ausnahme für den Fall einer Wiederwahl nicht vorgesehen. Aus dem Schreiben des Oberprästdenten geht hervor, daß die königliche Entscheidung über die Wiederwahl nicht ringeholt ist. Die Stadtverordneten sind daher an diese Wahl gebunden und lehnen eine Neuwahl ab bis zum Eingang der Entscheidung deS Königs über die Bestätigung. Ferner ersucht die Versammlung der Stadtverordneten den Magistrat, über den Bescheid deS Oberprästdenten beim Minister deS Innern Beschwerde zu führen. In der Debatte traten lediglich juristische Momente hervor.
Berlin, 14. Okt. Aus London wird der „Voss. Ztg." berichtet: U-ber Brüssel wird gemeldet, daß Bolha mit einer Streitmacht von 4000 Mann ein Lager zwischen Wakkerstrom und Ecmelo bezogen hat.
— Es giebt eine Sorte Gesundheits- sanatiker , die bei jedem Glase Bier, bei jeder Tasse Kaffee ausrechnen, wie viel Giftstoffe durch diese Genußmittel dem menschlichen Körper zugeführt werden. Einen dieser Herren hat Prof. Vtrchow einmal gründlich Heimgeführt. Inden 70cr Jahren hielt Vir- ckow in einer Handwerkervcrsammlung zu Berlin einen Vortrag. Nach Beendigung dessen wurde der Fragekosten geöffnet und dem berühmten Gelehrten die Frage vorge- >egt: „Ist das Rauchen gesundheitsschädlich?" — „Jawohl, das ist schädlich I" antwortete Virchow und st-ckte sich dabei vergnügt eine Zigarre in Brand.
— In Bordeaux ist dieser Tage ein Fräulein in dem außergewöhnlichen Alter von 107 Jahren gestorben. Die Verschiedene war bis kurz vor ihrem Tode körper- perlich noch ziimlich rüstig, dagegen halten die geistigen Fähigkeiten bereits seit 10 Jahren stark nachgelassen.
— Mailand. Die italienische Trauben- auSsuhr nach Deutschland ist in diesem Jahre außergewöhnlich stark. Gegenwärtig gehen durchschnittlich täglich 20 Waggonladungen über Chiaffo, die für das Elsaß und die Pfalz bestimmt sind.
— Nachdem sich in London die wahrhaft betrübende Thatsache herausgestellt hat, daß 30 000 Schulkinder täglich in die Elementarschulen geschickt werden, ohne einen warmen Bissen zum Mittagsmahl? zu erhalten, ist von der obersten Schulbehörde die Einrichtung von Schüler-Kantinen zur Verteilung von GratiS-Rationen beschlossen worden.
London, 25. Okt. „Daily Mail" erhielt über Petersburg die Nachricht von der Entdeckung einer großen Verschwörung
gegen den Schah von Persien. An der Spitze standen zwei Brüder des Schahs, sein Schwiegersohn und der Großvezier. Beide Brüder wurden lebenslänglich nach Ardebill(?) verbannt. Die Todesstrafe deS Schwiegersohnes wurde im letzten Augenblick dahin umgewandelt, daß er gepeitscht werden sollte, bis er sämtliche Mitverschworenen angegeben habe. Der Günstling des Schahs, Gavame wurde ebenfalls auf dem Schaffet begnadigt, starb ober später Im Gefängnis. Die ganze Revolutionspartei und die höhere Geistlichkeit sollen in die Verschwörung verwickelt gewesen sein. Die Verschwörer sollen sämtlich enthauptet oder lebenslänglich verbannt werden. In Teheran herrsche allgemeiner Schrecken. Die R-gierungsspione seien eifrig bemüht, das ganze Gewebe deS Anschlages zu enthüllen.
Philadelphia, 25. Okt. In einem Möbelgeschäft in der Marktstraße, das sich in einem neunstöckigen Hause befindet und in dem Hunderte von Männern und Frauen beschäftigt waren, brach heute Großfeuer aus, Die Flammen verbreiteten sich so schnell, daß die meisten Personen, die aus dem Hause flüchteten, sogar von RettungSleitern ab- lpringen mußten. Viele haben in den Flammen den Tod gefunden oder Verletzungen erlitten. 11 Leichen find bereits geborgen.
Philadelphia, 26. Okt. Das Feuer zerstörte das Gebäude der Möbelhandlung, sowie 2 angrenzende Gebäude vollständig. 19 Personen sind umS Leben g'kownen, viele sind verletzt. Die meisten Ungtückssäüe ereigneten sich bei Abspringen von den Fenstern und von den RettungSleitern.
— Im südlichen China herrscht eine Hungersnot. In Kiang Su sind 300 000 Personen und Ngan Hwei 600 000 Personen dem Verhungern nahe. In Kiango Si soll die Lage noch schlimmer sein. Der Unterstützungsfonds ist unbedeutend.
— Im Lande der Zitronen ist wieder einmal «in großer Gemeindeverwaltungs-Skandal aufgcdeckt worden. Er spielt in Neapel, wo der Bürgermeister selber mit den Häuptern der berüchtigten Camorra unter einer Decke steckte und Millionen veruntreute.
— Maggis altbewährte Suppen- und Speisenwiirze bietet namentlich auch den weniger bemittelten Ständen den unschätzbaren Vorteil, sich bei einfacher, sparsamer Zubereitung gesunde und schmackhafte Speisen zu Verschaffen. Ein Versuch führt zu dauernder Verwendung, zumal bei den heutigen Zeiten sparen die Parole ist.
(Frauenlist). Kommis (im Manu« fakiurgeschäst): „Dieser Stoff würde übrigens vorzüglich zu ihren schönen braunen Augen passen, gnädige Frau ..." (Der Gatte der Dame wirft ihm einen vernichtenden Blick zu und will empört gehen.) Dame (leise): „Kauf mir das Kleid, Max, sonst denkt der Lasse schließlich noch, du bist eifersüchtig!"
.'. (Verschnappt). Herr (plötzlich in den halbdunkten Weinkeller tretend): „Johann I" — Wie er, „ach, gnä' Herr, wie Sie einen aber erschrecken können . . . beinah' hätt' ich mich verschluckt!"
.'. (Im Manöver.) „G'hört dös aa zum Manöver, daß oana so viel ißt?" — „Dös glaab i. Mir müssten uns da üben, daß ma im Krieg den Feind arm fressen könna."