Sonntag in der sogenanntenLützenhardter Mühle* eine rohe Thal verübt. Ein Unbe­kannter drang in das Stallgebäude des Müllers Strobel ein und verletzte daselbst 4 Stück Rindvieh durch Messerstiche erheblich. Nach derselben Quelle haben Zigeuner auf den Waldschützen Hank in Wicsenstettcn scharf geschossen, jedoch ohne ihn zu treffen. Hank soll den Zigeunern verwehrt haben, sich außer­halb des Ortes niederzulassen.

Rottweik, 6. Sept. Simon Strinharter, der vom letzten Schwurgerichte zum Tode verurteilte Raubmörder der Schwarzmann von Mühringen, gegen welches Urteil bekanntlich beim R'ichsgerichte Revision eingelegt aber verworfen wurde, weiß nun noch einmal einen Ausweg. Plötzlich fiel ihm ein, wer ihm die Obligationen auf seiner Reise nach Stuttgart gegeben zum Preise von 68 Da diese Angabe ein wesentliches Beweis­material bildet, muß ein neues Verfahren eingelettet werden, wir glauben ja keinen Augenblick, daß diese verspäteten Angaben einen wahren Hintergrund haben. Doch interessant ist die Sache, eine psychische Studie, wie der Mann sich wehrt um sein Leben.

Friedrichshafen, 7. Sept. Ein Bauer von Fischbach ließ gestern 2 HandwerkSbur- schen auf seinem Wagen mitfahren. Unweit der Stadt scheute das Fuhrwerk. Der Lenker desselben und einer der Mitfahrenden kamen teils durch Sturz, teils durch Abspringen ohne große Beschädigung auf den Boden, wäh­rend der Dritte einen Schädelbruch erlitt. Letzterer wurde ins Krankenhaus hierher ge­bracht und ist heute früh gestorben. Der Verunglückte ist ein 18jähr. Zimmermann, Namens Konstantin Edel von Feckenhausen O.-A. Roitweil.

Pforzheim, 7. Sept. Die Leitung der Papierfabrik Weißrnstein beabsichtigt im Na­goldthal unweit Unterreichenbach ein größeres Elekrizitätswerk zu errichten, zu dem die Na­gold die nötige Kraft spenden soll. Das Unternehmen wird von den Gewerbetreibenden der umliegenden Ortschaften freudig begrüßt.

Pforzheim, 7. Sept. Der Sultan von Siam, der gegenwärtig in Baden-Baden zur Kur weilt, besuchte vorgestern einige größere hiesige Bijouteriegeschäfte, um persönlich dort Einkäufe zu machen. Die Summe, die der Sultan für die ausgesuchten Schmucksachen ausgegeben hat, soll eine ganz bedeutende sein.

Lomersheim, 4. Sept. Wie man hört, kommt die abgebrannte Mühle der Firma Gebr. Bühler in 3 Wochen zum letzten Ver­kauf und werden die seitherigen Besitzer die Mühle mit Hilfe von Verwandten wieder erwerben und eine Kunden-Mühle, sowie ein Elektrizitätswerk neuester Konstrukton ein­richten, was allgemein alS großes Bedürfnis verlangt wird. Bel den Aufräumungsar- beiten der Brandstätte der hiesigen Mühle, wobei ver eiserne Kaffenschrank, welcher dem großen und heftigen Feuer stundenlang auS- gesetzt war, zu Tage gefördert wurde, ergab sich bei der amtlichen Oeffnung, daß der ganze Inhalt zu Asche verkohlt war. Der Schrank war älterer Konstruktion und er­füllte also in dieser Hinsicht seinen Zweck nicht mehr.

Karlsruhe, 3. Sept. Welche Früchte der Konkurrenzkampf unter den Geschäftsleuten zeitigt, das zeigt sich wider einmal recht dra­stisch bei der Submission auf Schlosserarbeiten für das Schulhaus in der Nebeniusstraße.

Es liefen 11 Angebote ein, das höchste zu 21154 -/A, daS niederste zu 11 326 Zwischen dem höchsten und dem niedersten Angebot besteht also eine Differenz von S 828 Mark!

Frankfurt a. M., 9. Sept. Der ehe­malige Finanzmtnister vr. Johann v. Miquel ist wie schon berichtet vergangene Nacht plötz­lich verstorben. Der Verblichene hatte gestern nachmittag noch einen Spaziergang gemacht und sich am Abend mit Lesen beschäftigt. Gegen Mitternacht hatte der Kammerdiener ihn noch gehört. Als seine Nichte, Fräulein Miquel, heute früh gegen 7 Uhr sein Schlaf­kabine« betrat, lag er entseelt im Bette. Ein Herzschlag hatte seinem Leben eia Ziel gesetzt.

Frankfurt a. M, 9. Eeptbr. Auf die Nachricht von dem Tode des früheren Finanz- Ministers v. Miquel trafen die 3 Söhne des Verstorbenen: Oberleutnant v. Miquel vom 15. Dragonerregiment in Hageneau nebst Ge­mahlin, Landrat v. Miquel von Rathenow und LegationSsekretär v. Miquel von der deut­schen Botschaft in Paris ht-r ein, so daß die gesamte Familie des Verstorbenen am Totenbett anwesend ist. Die Beerdigung wird in Frankfurt stattfinden und ist auf Mitt­woch festgesetzt. Von Kaiser Wilhelm ist ein Beileidstelegramm eingegangen, ebenso zahlreiche andere BeileidSkundgcbungen.

Unschuldig verurteilt, lieber einen frechen Diebstahl im Pfarrhaus? zu St. Peter in Würzburg war am 6. März ds. IS. berichtet worden. Während ein älterer Mann dort um eine Unterstützung gebeten hatte, war ein Wohlthäter gekommen und hatte für einen wohlthätigen Zweck vier Hun­dertmarkscheine gebracht. Der Pfarrer legt« die Papierscheine auf den Pult, geleitete den Wohlthäter hinaus und fertigte dann auch den Bittenden ab. Als letzterer fort war, waren auch die 400 ^ verschwunden und eS fiel der Verdacht auf ihn, daß er das Geld gestohlen habe. Nach einiger Zeit wurde er auswärts in der Person des 51jährigen Zeichners und Malers Theodor Panavsky aus Warschau verhaftet und trotz seines hart­näckigen LeugnenS am 13. Juni von der Strafkammer zu 9 Monaten Gefängnis und 14 Tagen Haft verurteilt. Dieser Tage wurden nun im Pfarrhause die Hundert­markscheine in einem Buch versteckt wieder- gefunden, Panavsky ist also unschuldig ver­urteilt worden. Die Wiederaufnahme des Verfahrens ist bereits eingelritet.

Eger, 6. Sept. Das Schwurgericht ver­urteilte den 37 Jahre alten Knecht Breicr zum Tode durch den Strang, weil er seine 15jährige Pflegetochter mißbraucht und daun erwürgt hatte.

Der Burengeneral Christian Dewet, über dessen gegenwärtigenAufenthalt eine sichere Nachricht noch nicht vorliegt, soll nach einer Meldung derDaily Maily* aus Kapstadt eine Proklamation erlassen haben, worin er ankündigt, daß er nach dem 15. September alle Engländer, welche er im Oranjestaat findet, erschießen lasten wird. In der Kap, kolonie sollen die Buren die Absicht haben, durch eine Proklamation zu erklären, daß sie das Erschießen und Hängen her Auf­ständischen mit dem Erschießen aller Kap- kolonisten beantworten würden, die nach dem 15. September von ihnen gefangen werden sollten.

Buffalo, 7. Sept. (Attentat auf den Präsidenten Mac Kinley.) Dir behandelnden

Aerzte gaben folgenden Bericht auS: Es war um 4 Uhr, als auf den Präsidenten geschossen wurde. Ein Schuß traf den oberen Teil des Brustbeins, prallte jedoch ab. Ein zweiter Schuß traf in den Unterleib 5 Zoll unterhalb der linken Brustwarze, l'/r Zoll links von der mittleren Linie. Der Unter­leib wurde durch das Geschoß durchbohrt, ein Wundkannal wurde gefunden. Das Ge­schoß drang in den Magen, ihn von vorne durchschlagend. Die Magenwände wurden sorgsam mit Seide zugenäht, sodann die Hin­tere Magenwand untersucht, ebenso befunden und auf dieselbe Weise geschlossen. Eine Ver­letzung der Eingeweide und anderer Organe des Unterleibs wurde nicht festgestellt. Der Präsident hat die Operation gut überstanden. Ueber das Resultat derselben kann noch nichts Bestimmtes gesagt werden. Der augenblick­liche Zustand berechtigt zu der Hoffnung, daß der Präsident wieder genesen wird. Ein abends 10 Uhr ausgegebenes Bulletin besagt: Der Patient erholt sich in befriedigender Weise. Temparaiur 100,4, Puls 124, Atmuna 24.

Buffalo, 7. Sept. (Bulletin. 1 Uhr früh.) Der Präsident liegt schmerzlos und ruhig da. Temparatur 100,2, Puls 120. Der Angreifer heißt Jean Zcolgoß und ist deutsch-polnischer Abkunft, geboren zu Detroit. Er gab an, keine Mitschuldigen zu haben. Anarchistische Schriften hätten ihn überzeugt, die Regierung der Union sei durchaus falsch. Das beste Mittel, diesen Zustand zu been­den, wäre die Ermordung des Präsidenten. Anzeichen von Wahnsinn sind bei dem Atten­täter nicht vorhanden. In Chicago wur­den 5 Anarchisten unter dem Verdacht der Mitschuld verhaftet.

Buffalo, 7. Sept. Vizepräsident Roose- velt ist hierher berufen worden. Die Frau MacKinleys ist schwer erkrankt. Es wurde ihr nichts mitgeteilt von dem Mordanfall.

New Mark, 8. Sept. DieNew-Iork Times* erfährt auS Buffalo: Die Aerzte haben den Vizepräsidenten Rosevelt ermächtigt, den Senatoren Praetor und Lodge und an- deren Parteiführern, sowie den persönlichen Freunden Mac Kinley mitzuteilen, daß der Präsident genesen werde.

London, 9. Sept. DieMorningpost* meldet aus Buffalo vom 8. Sept.: Zwischen 9 und 12 Uhr zeigte Dr. Ripey, der Leib, arzt des Präsidenten, der Gemahlin desselben an, daß die Krisis vorüber sei.

Die Briefmarkensammler sind durch den Krieg in Südafrika mit verschiedenen seltenen Marken bereichert worden. Die ver­schiedenen Brlogcrungsmarken, die Buren­marken und andere durch besondere Kriegs- Verhältnisse geschaffene Briefmarken haben hohe Preise erzielt, sind aber auch Gegen­stand mancher Fälschungen gewesen. Die Philatelie Societh* in London beabsichtigt, im November ein« Ausstellung aller KriegS- marken zu veranstalten, um eine regelrechte Klassifizierung zu ermöglichen und die Samm- ler anzuleiten, sich gegen die Fälschungen vorzuseheu.

.-. (Ein Musikfreund. Zimmerherr :Alle Ihre Mieter benutzen das Klavier im Sa­lon ; könnte ich nicht auch rin Stündchen den Schlüssel haben.*Gern, um welche Zeit?** Zimmerherr:Von zwei dis drei . . . während ich mein Mittagsschläf­chen halte."