Durch Spielen mit Zündhölzchen geriet der Strohsack in Brand und die Stube füllte sich mit dichtem Rauch. Zwei Kinder er­stickten, das dritte streckte seinen Kopf durchs Katzenloch nnd schrie um Hilfe. Die Feuer, wehr konnte den Brand alsbald löschen.

Lautenbach, 28. August. Hauptmann Knörzer, Compagniechef der 8. Compagnie des 3. ostasiatischen Infanterie-Regiments, sandte kürzlich an Schultheiß Kettemann hier 60 30 ^ zur Errichtung einer Gedenk­

tafel für den in China gefallenen Musketier Ehr. Herdfelder. Wie Hauptmann Knözer schreibt, ist die Sammlung für den genannten Zweck noch nicht abgeschlossen, da etwa ein Drittel seiner Mannschaft noch nicht in Deutsch­land angelangt ist.

Mergentheim, 28. Aug. Nachdem unser seitheriger Stadtschultheiß Merz von seiner Kur in Baden-Baden in bestem Wohlsein wieder zurückgekehrt ist, überreichte ihm gestern eine Deputation der bürgerliche» Kollegien, worunter der jetzige Stadtschultheiß Klotz- bücher, eine künstlerisch auSgesührte Ehren- bürgerrcchtSurkunde. Nur der Minister­präsident a. D. Dr. Frhr. v. Mittnacht be­sitzt außerdem noch das Ehrcnbürgerrecht unserer Stadt.

Mosbach, 30. Aug. Im Manöverge- lände stürzten bei einem Angriffe einige Dro. goner dadurch, daß sie einen mit GraS über« wach jenen Graben nicht bemerkten. Ein Dra­goner brach das Genick und starb.

Bom Bodensee, 30. Aug. Große Freude hat in Bregenz die Nachricht hervorgeruseu, daß ein Bataillon des in Bozen garnisonier- enden 14. Inf,-Regiments, der Stab, sowie die ganze RrgimentSmustk nach dorten kom. men sollen. Bislang hatte Bregenz nur die Stadtmusik und bei den größeren festlichen Anlässen konzertierte die Kapelle der Tiroler Kaiserjäger aus Innsbruck. Nunmehr wer­den am Bodensee vier Regimentsmusiken: Lindau, Bregenz, Konstanz und Weingarten in den friedlichen Wettbewerb etntrcten.

Heidelberg, 30. Aug. Ein gräßlicher Unglücksfall ereignete sich vorgestern in Gun« delsheim. Der 20 Jahre alte Karl Gscheidle von Ziegelhausen geriet in eine Dreschma­schine, wodurch ihm ein Bein vollständig her- auSgerifsen wurde; außerdem erlitt derselbe so schwere weitere Verletzungen daß er nach 5 Stunden starb.

Offenbach, 31. Aug. Heute vormittag 8*/, Uhr entstand in dem kleinen Labora­torium der Fabrik chemischer Produkte von Dr. Krebs durch Entzündung von Blitzpulver eine Explosion. Das im Hintergebäude der Fabrik gelegene Laboratorium flog in die Luft, Menschen sind nicht umgekommen. In einem gegenüberliegenden Wohnhaus wurde ein Kind durch umherfliegende Splitter er­heblich verletzt. Nach einer Stunde war jede weitere Gefahr beseitigt.

Berlin, 27. Aug. Die Berliner Szial- demokraten haben bis jetzt mehr als 300 000 Unterschriften auf die Protestpetitionsliste ge­gen den neuen Zolltarifentwurf gesammelt. Eine große Anzahl der Listen steht noch aus. Ein gleiches Resultat ist in den Vororten erzielt worden.

Dresden, 24. Aug. (Gegen briefliche Krankenbehandlung.) Auf Anregung des säch­sischen Vertreters im Bundesrat ist man einem gesetzt. Verbot der brieflichen Kranken- behandlung nähergetreten, wie solche bekannt­lich von manchen Aerzten in Zeitungsan­

zeigen häufig angeboten wird. Die Aerzte- kommern sind bereits gegen diesen Mißbrauch mit den ihnen zur Verfügung stehenden Dis- ziplinarmitteln vorgegangen, und ein Gut- achten des ReichSgesundheitsamts hat sich da­hin ausgesprochen, daß gegen ein Verbot der öffentlichen Ankündigung und Anpreisung brieflicher Behandlung keine Einwände zu er­heben seien. Eine gelegentliche briefliche Be­handlung durch Aerzte werde sich frei­lich, namentlich in dünnbevölkerten Gegenden, nicht immer grundsätzlich verbieten lassen.

Wriezen, 26. Aug. lieber die helden­mütige Rettungsthat einer Radfahxerin wird Folgendes berichtet: Auf der Eisenbahnstrecke Wriezen-Rathsdorf spielte vorgestern nach­mittag ein zweijähriges Kind, besten Eltern sich sorglos in der Nähe befanden. Sie be. trachteten ein Kartoffelfeld und Hallen dem Eisenbahngeleisc den Rücken zugedreht, als sie das Brausen eines herannahenden Zuges hörten. Nun blickten sie sich um und ge­wahrtem zu ihrem Schreck ihr Kind aus den Schienen .... zu spät, der Zug war be­reits in unmittelbarer Nähe I Da sauste mit einrmmal eine Radfahrerin heran und direkt auf das Kind zu; ein Griff, ein Ruck und das Kind war unmittelbar vor der Lokomo­tive von den Schienen gehoben und gerettet. Die Radfahrerin übergab das kleine Wesen den noch sprachlos dastehenden Eltern und radelte blitzschnell nach Freienwaldc zu weiter.

Der bekannte TranSvalkenner Fritz Bley wird im Verein mit dem Münchner Künstler Anton Hoffmann demnächst bei I. F. Lehmann in München eine Schilder­ung deS Burenkriegs in Bild und Wort herausgeben. Das Werk soll künstlerisch und textlich eine Musterleistung sein und der ge­samte Reinertrag zu Gunsten der Buren ab­geliefert werden.

In der südafrikanischen Entschädig­ungskommisston zu London sind jetzt die Ent­schädigungsansprüche von deutscher Seite an die Reihe gekommen. Am Mittwoch wurden der Kommission 128 Forderungen von Deut­schen vorgelegt, welche durch ihre Ausweisung aus Transvaal oder sonstige Maßnahmen der Engländer geschädigt worden sind. Die Gesamtsumme dieser Forderungen beläuft sich auf 177 000 Pfund Sterl. Hinzu kommen dann noch die Entschädigungsansprüche früherer transvaalischer Eisenbahnangestellten deutscher Abstammung in Gesamthöhe von 69125 Pfund Sterling.

Der Krieg in Südafrika. Weitere derKöln. Zkg." aus Kapstadt zugehenden Meldungen bestätigen, daß dort die Lage für England sich sehr verschlechtert; die Erbitter­ung sei im ganzen Lande in überraschender Weise im Wachsen begriffen. Nicht allein die holländischen Afrikanderkreise, sondern auch die englischen Kolonisten seien sehr verstimmt. Die gesamte Kapkolonie biete das Bild der größten Unordnung. Große Beunruhigung ruft die Thatsache hervor, daß englischerseitS Koffern und immer mehr Mischlinge bewaff­net werden, die stch bereits mehrfach gegen die ihrer Waffen beraubten Eingeborenen auf- lehnten. Die Buren behaupten ihr Operations­feld zwischen Kapstadt und Port Elizabeth- Bahn und erhalten von allen Seiten fortge­setzt Verstärkungen.

London, 31. Aug. Kitchener meldet aus Pretoria vom 30. ds.: Garret berichtet, er habe Piel Delarey, den Bruder des stellver­tretenden Generalkommandanten, sowie einen

Buren in der Nähe von Losberg gefangen genommen.

London, 31. August. DerStandard" meldet aus Pretoria vom 29. ds.: Ende Juli befanden stch in den Konzentrations­lagern in Transvaal 62,479 Personen dar­unter 10,000 Männer, über 23,000 Frauen mit über 28,000 Kindern bis zu 12 Jahren. Bis ende Juli sind 1067 Personen gestorben, darunter 860 Kinder.

London, 31. Aug. Reuter meldet aus KlerkSdorf vom 24.: Die Abteilung Williams hat in einem Monat einem Marsch von KlerkSdorf nach Taungs und zurück gemacht. Die Engländer nahmen 25,200 (II) Schafe, 4060 Rinder, 184 Wagen und Karren (!), 100 Pferde und Maultiere und 47 Gewehre weg. Mehrere Tausend Sack Getreide wur­den vernichtet.

Kapstadt, 31. Aug. Reutermeldung vom 30. Aug. Burenabteilungen unter ScheeperS und van den Neroer sind südlich von Oudt- schoorn hinaus vorgedrungen. Am 27. ds. wurde ein heftiges Feuer westlich vonOudt- schoorn gehört.

London, 31. Aug. Kitchener Meldetaus Pretoria unterm 31. ds. Mts.: An der nörd­lichen Eisenbahnlinie zwischen Watervaal und HomcnSkraal wurde heute ein Zog in die Luft gesprengt. Eine Abteilung von etwa 250 Buren eröffnten sofort das Feuer auf den Zug und steckten ihn in Brand. Oberst­leutnant van der Leur von der irischen Garde wurde getötet. lieber weitere Verluste ist noch nichts gemeldet.

London, 2. Sept. Kitchener meldet aus Pretoria: Die Verluste der Bedeckung des bei HamanSkraal in die Luft gesprengten Zuges betragen außerdem gefallenen Oberst­leutnant van der Leur 9 Tote und 17 Ver­wundete. Alle Verwundeten sind nach Pre­toria geschafft. Die Bedeckung des Zuges bestand aus 45 Mann.

Deutsche Offiziere beim schweizeri­schen Manöver. An dem diesjährigen schwei­zerischen Manöver werden mit Genehmigung der dortigen Bundesregierung wiederum einige deutsche Offiziere tcilnehmen.

Die deutschen Kanonen haben einen Sieg über die französischen Geschütze davon­getragen , Kanonenkönig Krupp siegte über seinen französischen Konkurrenten Bange. DaS schwedische Kriegsministerium hat bei Krupp Schnellfeucrgeschützc bestellt, mit denen die Feldartillerie neu bewaffnet werden soll, ins­gesamt 150 Stück mit den dazu gehörigen Munilionswagen.

Ein spanisch-englischer Zwischenfall hat stch in den Gibraltar ereignet. Em eng­lisches Torpedoboot, das auf spanischem Ge­biet gestrandet war, wurde von englischen Seeleuten gewaltsam flott gemacht und fort­geführt.

Ein Bär in der Schweiz. Auf der Alp Barlatsch bei Zernetz im Unterengadln brach nachts ein Bär in eine Schafhürde ein und zerriß 8 Tiere. Eines derselben ver­zehrte der Bär ganz, von den übrigen fraß er nur die Eingeweide. Etwa 30 Schafe flohen auö der Hürde und stürzten über einen Felshang zu Tode. Der Schaden, den der Eigentümer der Schafe durch den nächtlichen Besuch des Bären erleidet, beläuft sich aus etwa 1500 Franken. Jäger stellen dem Bären, einer im Engadin sehr selten gewor­denen Jagdbeute eifrig nach.