zu behaupten, eS seien von ihm zwei Diebe in der Stube angetroffen worden, welche mit einer Schere ausbrechen wollten und dabei ein langes offenes Messer in der Hand gehabt hätten. Die 2 Männer seien schwarz angestrichen gewesen, hätten bei seinem Erscheinen die Flucht ergriffen und sich tm Heu versteckt. Diese Angaben veranlaßten nun die amtliche Bewachung deS Gebäudes durch Landjäger und Schutzleute bis gestern früh 3 Uhr, um welche Zeit es der betreffende Knabe dann doch vorgezogen hat, ein Geständnis dahin abzulegen, daß er selbst den Diebstahl versucht und aus Furcht vor Strafe die vorstehenden Angaben gemacht habe.
Herrenberg, 21. Aug. Ein origineller Pferdehandel kam dieser Tage hier zum AuS- trag: Bierbraurreibesttzer I. Schneider kaufte von einem Sattler von Kuppingen ein Pferd um 620 Liter Bier. Je 100 Liter Bier gehen, wie der „Gäubote" berichtet, als Geschenk an den Miltärverin in Kuppingen und an einen Wirt in Affstätt ab. DaS Bier ist innerhalb Jahresfrist zu liefern.
Aus Baden, 18. Aug. Die Zeit der Weinlese rückt immer näher. Die Hoffnungen der Winzer auf ein gutes Weinjahr werden infolge der außerordentlich raschen Entwicklung der Trauben im großen Ganzen immer mehr bestärkt. Der Menge nach rechnet man auf */» bis Herbst. Der Behang in den Tteslagen ist etwas weniger reichlich als in den Höhenlagen, in welch letzteren vielfach fast ein Vollherbst sich ergeben wird. Rcb- und Traubenkrankheiten sind nur ganz vereinzelt zu bemerken; auch der Sauerwurm hat sich bis jetzt noch nicht bemerklich gemacht. Trauben wurden schon vielfach geschnitten und zu Preisen von 30—40 die 50 Kilo verkauft. Im Weingeschäft ist eine größere Lebhaftigkeit bis jetzt noch nicht wahrzunehmen gewesen.
Freiburg, 24. Aug. Seit einiger Zeit ist auf dem Rathause ein vortresflicheS Glockenspiel mit 25 Glocken mittags 12 Uhr in Thätigkett. Das Gesamtgewicht dieser Glocken beträgt 1417 Kilo; dieselben sind von der Glockengießerei Eausard in Colmar geliefert. AtS Betriebskraft dient der elektrische Strom. Das Werk hat 5 Stiflwalzen, worauf je 5—7 teils kirchliche, teils weltliche Lieder gesetzt sind.
Freiburg, 24. Aug. Beim Ofenputzen in der hiesigen Kaserne war eine Kiste zur Aufnahme von Ruß in den Hof gestellt; das zweijährige Töchterchen eines Feldwebels fiel beim Spielen in die halb gefüllte Kiste und erstickte.
Oedenburg, 24. Aug. In dem Orte Böki sind 57 Wohnhäuser und 69 gefüllte Scheuern abgebrannt. 8 Ochsen und 100 Schweine sind mitverbrannt. Der Schaden wird auf 200 000 Kr. geschätzt.
Fallersleben (Prv. Hanover), 22. Aug. In Güllfeld starb bei einer Hochzeit eine mit dem Brautpaar befreundete Witwe nach dem Genuß von Wein unter Vergiftungserscheinungen. Ihre drei Kinder und das Brautpaar erkrankten ebenfalls.
— Eine rührende Bitte um das große LoS der Marieuburger Lotterie hat eine Thüringerin an einen Danztger Loshändler gerichtet. DaS Schreiben lautete wörtlich nach der „Täglichen Rundschau": „Sehr geehrter Herr! Ich komme mit einer großen Bitte zu Ihnen, erfüllen Sic mir meine herzliche Kitte, ich bin eine unglückliche Frau, ich
brauch' es so notwendig, ich habe so viel Unglück gehabt, lassen Sie mir einmal eine glüÄiche Nachricht zukommen, eS liegt in Ihrer gütige» Hand, machen Sie eine arme, unglückliche Familie glücklich, ach, lassen Sic mich das große Los gewinnen, ich wende eS gut an und die Marienburg bekommt wieder ein gut Teil davon, lasten Sie sich erweichen, Gott lohnt eS tausendfältig wieder, was Sie Gutes an einer armen Familie thun, ich venke es bringt Glück und daß ich durch Ihre gütige Hand Glück habe. Es ist ja doch egal, wer eS bekommt bei uns kommt eS in gute Hände bitte nochmals uns diesmal glücklich zu machen. Hochachtungsvoll Frau A."
Berlin, 23. Aug. Wie dos Wölfische Telegraphenburcau erfährt, wird der Kaiser von Rußland der Einladung Kaiser Wilhelms zu den Donziger Flottenmanövern Folge leisten. Er teilte dies dem Kaiser durch eigenhändiges Schreiben mit.
Berlin, 23. Aug. Wie dem „Lokalan- zeiger* von zuständiger Seite mitgeteilt wird, haben sämtliche Mitglieder deS Gumbinner Kriegsgericht sofort nach dem Urteilsspruch ein Gnadengesuch an den Kaiser gerichtet um Umwandlung der Todesstrafe in eine Freiheitsstrafe. — Ueber die vom Polizeipräsidium mitgeteilten Angaben eines Schutzmannes betreffend neue Enthüllungen im Krosigk-Prozeß berichtet dass. Blatt: Der Handelsmann Litsch traf am 17. Juli mit 6 Soldaten zusammen, welche früher beim 11. Dragoner- regiment gedient hatten: Einer derselben erklärte: Marlen ist nicht der Thäter. Der Thäter ist längst in Ostasten." Litsch teilte am 21. Aug. diese Unterhaltung dem Schutzmann Markert mit. Markert erstattete sofort bei seinen Vorgesetzten Meldung.
Berlin, 23. Aug. Zum Rücktritt des Fürsten zu Wied vom Präsidium des deutschen Flottenvereins berichten hiesige Blätter, daß der Fürst einen Betrag von 180 000 Mark geopfert habe, um die Folgen der finanziellen Mißwirtschaft wieder auszugleichen, die in der sogenannten Nachrichtenexpe- dition nach Ostasten ihren Gipfelpunkt gefunden hatten.
Wien, 24. Aug. Nach Meldungen der Blätter aus Ferencsalva wurden dort anläßlich deS Kirchweihfestes beim Böllerschießen durch das Platzen der Mörser zwei junge Burschen getötet und ein anderer schwer verletzt. Da das Unglück während des Gottesdienstes geschah, stürmten die Kircheubesucher in wilder Hast aus der Kirche, wobei eine Frau förmlich zu Tode getreten wurde. Der Urheber des Unglücksfalles wurde verhaftet.
— In Ostasien hat die amtliche Ueber- mittlung des Friedens-Protokolls an die Bevollmächtigten Chinas stattgefunden. Die chinesische Diplomatie scheint nicht Übel Lust zu haben, ihr altbekanntes Spiel des Ver- schleppens und Hinhaltens auch jetzt in letzter Stunde noch von neuem zu beginnen, allein es steht mit Sicherheit zu hoffen, daß die Festigkeit und der Ernst der verbündeten Mächte solchem Treiben ein baldiges Ende bereiten werden.
Basel, 26. Aug. Die Sühnemission mit Prinz Tschun und Gefolge ist gestern nachmittag 1 Uhr in der Stärke von 50 Mann mit Extrazug von Genua cingetroffen. Zum Empfang am Bahnhof hatten sich der Generalmajor v. Höpfner und dessen Adjutant, Major v. Büttwi, ringefunden. Der Prinz,
der sich unwohl fühlte, hat die Weiterreise vorläufig aufgegeben und im Hotel „Dreikönige" Quartier bezogen.
Potsdam, 26. Aug. Prinz Tschun ist gestern abend in Basel erkrankt. Sämtliche Vorbereitungen zu seinem Empfang wurden bis auf weiteres aufgeschoben. Der Kaiser kehrt erst morgen zurück.
Pretoria, 23. Aug. Reuter. Ein in der Kapkolonie geborener Mann Namens Upton wurde gestern als Spion erschossen. Unpion und 3 andere seinem Burenkommando angehörige Personen haben sich ergeben, versuchten dann aber, die englischen Linien zu passieren. Die 3 Kamervden Uptons wurden als Kriegsgefangene zurückbehalten.
London, 23. Aug. Ein Telegramm Lord Kttcheners aus Pretoria von heute meldet: Oberleutnant Williams, welcher mit einer Kolonne das Vaalthal gegen KlerkSdorp hinaufzog, fand am 19. Aug. Spuren eines großen Trecks, nahe von Kalkoenplatz. Williams holte nach scharfem Galopp die treckenden Buren ein und erbeutete nach heftigem Kampf 9000 Patronen, 80 Wagen und viel Vtch. 18 Buren wurden gefangen genommen.
Pretoria, 24. Aug. Abgesehen von der allmonatlich einer Anzahl von Flüchtlingen erteilten Erlaubnis, nach Transvaal zurückzukehren, wurde dies kürzlich 300 Flüchtlingen erteilt.
London, 26. Aug. Lord Kitchener meldet unterm 24. August: Delarey veröffentlicht eine Proklamation, in welcher er alle Buren vor meiner Proklamation warnt und erklärt, er werde den Kampf fortsetzen.
London, 26. Aug. Nach einer amtlichen Meldung betrugen die Verluste in dem Gefecht am 20. Aug. bei Uniondaal, 30 Meilen von der Südküste der Kapkolonie, 4 Husaren tot, 11 verwundet und 4 vermißt.
Kapstadt, 25. Aug. Die Buren dringen in der Kapkolonie nach Süden vor. Eine Streitmacht unter Scheepers bedroht Oudst- hown.
— Ein Vielfraß. Einen ungewöhnlich großen Appetit! (?) entwickelte kürzlich ein Käser in Hawaugen im Allgäu. Am 15. ds. Mts., abends 10 Uhr, ging er eine Wette ein, 12 Landjäger binnen einer Stunde zu essen und gewann die Wette glänzend. Zuvor hatte er ca. 1 Pfund Backsteinkäs mit 2 Pfund Brot, hernach eine Sulz mit Brot und ferner noch eine Portion Lebcrkäs gegessen. Dazu trank er 6 Lilter Bier. Nachdem die Landjäger verzehrt waren, wollte er, um seinen „Huuger" zu stillen, nochmals eine Wette auf weitere 5 Stück Landjäger eingehen, aber es fanden sich „leider" keine Wettenden. Am folgenden Tage trank er abends in einem Literkruge 15 Stück rohe Eier und hätte, wenn sie bezahlt worden wären, noch 30 Stück zu vertilgen gewagt.
— Einen kuriosen Steckbrief hat der Charkowsche Gerichtshof erlassen. DaS Signalement des steckbrieflich verfolgten lautet der St. Petersburger Zeitung" zufolge: Alter 26 Jahre, unverheiratet, legitimer Geburt. Wuchs und Farbe der Haare unbekannt. — Der Mann wird schwer zu finden sein.
(Anspruchsvoll.) Engländer (zum Dorswirt): „Bringen Sie mir den Fahrplan". — Dorfwirt: „Es geht leider nicht, er ist draußen an der Mauer angeklebt." — Engländer: „Dann bringen Sie mir die Mauer/'