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Se. Majestät der>>ig hat unterm 18. Aug. versügt: Ernst, Prinz von Sachsen- Weimar, Herzog zu Sachsen, Hoheit, Major beim Stabe des 2. Garde-Dragoner-Regimerus wird unter Enthebung von dem Kommando nach Preußen, mit der Führung des Dragoner- Regiments 25 beauftragt.

Zu dem internationalen Uebereinkom- men über den Eisenbahofrachlverkehr vom 14. Okt. 1890 wird am 10. Okt. d. I. ein Zusatzübereinkommen, welches u. a. neue Frachtbri'fformulare vorschreibt, in Kraft treten. Die bisherigen FraLtbriefformulare für den internationalen Verkehr werden nur nock bis zum 9. Oktober 1902 einschließlich zugetossen; der letztgenannte Zeitpunkt ist unabänderlich.

Stuttgart, 19. Aug. Auch dieKöln. Ztg." registriert, daß der katholische Lehrer- Verein auf seiner Versammlung zu Ravens- bürg sich dafür ausgesprochen hat, daß die geistliche Ortsschulaufficht sich nicht mehr auf den Unterricht in den weltlichen Fächern er­strecken solle und daß die Kretsaufsicht von der Geistlichkeit an den Lehrcrstand über­tragen werden solle. Dabei wurde Bezug darauf genommen, daß auch der katholische Pädagoge L. Kellner, obwohl Priester, sich für Fachaufstcht ausgesprochen habe, und daß ein kürzlich in derGermania" erschienener Artikel auf demselben Boden stehe. Das rheinische Blatt bemerkt dazu: Man darf be­gierig darauf sein, wie sich die Z-rtrumS» fraklion im Laudtag zu dieser Forderung ver­halten wird.

Stuttgart, 18. Aug. Dieser Tage sind wiederholt falsche Zehnmarkstücke und ge­fälschte Zwa»zigmarscheine in Umlauf ge­kommen. Amtliche Untersuchung ist im Gange. ES wird öffentlich vor der Annahme solcher falscher Zahlungsmittel gewarnt.

Mittelroth, 19. Aug. Am Donnerstag mittag gab eine Bauersfrau von Mittelroth, OA. Gaildorf, 2 Handw-rköburschen ein Mit­tagessen. Zum Danke hiefür ließen die zwei Handwerksburschen, während die Frau Ge­schirr spülte, eine silberne Uhr samt silberner Kette im Wert von 36 mitlaufen. Nach den Thätern wird gefahndet.

Nagold, 20. Aug. Bei einem Trans­port Zugvieh von Horb noch Wildberg stürz­ten während der Fahrt infolge ungenügenden Verschlusses deS Eisenbahnwagens 4 Stück Vieh aus dem Zug, die derart verunglückten, daß sie sofort geschlachtet werden mußten. Das Personal trifft keine Schuld, da die Besitzer der Tiere selbst eingeladen und ab­geschlossen hatten.

Freudenstadt, 20. Aug. Von lokaler unterrichteter Seite erfährt derGrenzer", daß die Fortsetzung der Murgthalbahn von Wcisenbach bis an die württembergische Lan- desgrenz- (Schönmünzach) in das nächste Bud­get kommt, welches der badischen Kammer in der nächsten Session, Winter 1901/02 vorgelegt wird.

Tübingen, 20. Aug. Die 20 alte Kö­chin deS Apothekers Hofrat Mayer hier, Na­mens Paulo Burkhardt von Nagold, fiel beim Frnsterreinigen vom 2. Stockwerk in den Hof, wobei sie beide Arme brach und anscheinend auch innere Verletzungen erlitt.

Ravensburg, 18. Aug. Den Mördern des Gerichtsdieners Dettelbach in Wangen ist man nun doch stark aus der Spur. Vor­gestern stellten sie in AltShauscn nächtlicher- fveilerweile einen vagierrnden Hausstrhändler

und baten ihn um seine Papiere, da sie ohne solche nicht über die Grenze kommen, sie ha­ben einen Menschen erschlagen und bezahlen ihm für die Papiere 100 Der Hauster- händler bestellte sie nach Hundersingen, O.-A. Riedlingen, wohin er ihnen falsche Papiere bringen werde. Hoffentlich gelingt es der aufgebotenen LandjSgrrmannschaft, die Strolche abzufangen.

Pforzheim, 10. Aug. In den letzten Tagen haben Pfvrzhrimer und Calwer Bäcker­meister die frühere Lutz'schc Kunstmühle in Calw zum Preis von 95 000 angekauft, um in einer Art Genossenschaftsbetrieb die gangbaren Meblsorten selbst herzustellen. Die Mühle, die aufs Beste eingerichtet ist, wird von dem früheren Inhaber, Hrn. Lutz, als tech­nischen Leiter weiter geführt werden. Die Uebernahmc ist auf 1. Oktober festgesetzt.

Pforzheim, 19. Aug. Die Butterhänd- lerin I. Nentschler Ehefrau von Oberrreichen- bach wurde vorgestern zur Anzeige gebracht, weil sie einer hiesigen Hausfrau 9^/, Pfund Magarint als Landbutter verkauft batte. Die Händlerin halte sich 10 Pfund Mogarine verschafft, sie dann nach Art der halbpsün- digen Butterstücke geformt und so verkauft. Dieselbe dürfte eine »mpfindliche Strafe zu gewärtigen haben.

Mannheim, 21. Aug. Im Jndustrie- hafengebiet brennt seit einigen Tagen, jeden­falls durch Selbstentzündung entstanden, ein Kohlenhaufen von etwa 24 000 Zentner.

Noch ein Opfer des Leipziger Bank­krachs. Ein furchtbares Drama, dessen Be­weggründe mit den traurigen Vorgängen in der sächsischen Hauptstadt Zusammenhängen oll-n, bat sich in Wiesbaden ereignet. In seiner Wohnung feuerte der erst vor kurzem aus Leipzig nach Wiesbaden verzogene Pri­vatier Meyer mehrere Rcvolverschüsse auf eine Frau und sein bjährigeS Kind ab und versuchte dann, sich selbst zu löten. Die Frau war sofort tot, Mey?r ist schwer verletzt, während das Kind nur leichte Verletzungen davontrug. Der Privatier soll beim Leipziger Bankkrach sein Vermögen verloren haben.

Wilhelmshaven, 19. Aug. Der König und die Königin von Württemberg, die zum Stopkllaus deS Linienschiffes hier eintrafen, wurden von der Admiralität empfangen und stiegen im Statonschiffgebäude ab. Der Stapel­lauf des LinienschiffesO" fand unter dem Hurrah einer nach Tausenden Menge glück­lich statt. Der König betonte in feiner Tauf­rede, er und seine Gemahlin seien gerne der Aufforderung deS Kaisers, die Taufe des Schiffes vorzunehmen, nachgekommen. Tief Im Binnenlande sei ein hohes Interesse für das Wachsen der Marine vorhanden, das er und die Königin durch ihr Erscheinen be­kundeten. Hierauf taufte die Königin das Schiff auf den NomenSchwaden".

Gumbinnen, 20. Aug. Prozeß Krosigk. Der Staatsanwalt beantragt gegen Marten 12Jahre Zuchthaus, 3 Jahre Ehrverlust und Ausstoßung auS dem Heer, gegen Hickcl 5 Jahre Zuchthaus, 2 Jahre Ehrverlust und Ausstoßung aus dem Heer.

Gumbinnen, 20. Aug. In dem Mord­prozeß Krosigk wurde der Angeklagte Marten zum Tode verurteilt, der Angeklagte Hickel wurde sreigesprochen.

Das größte Einkommen unter allen Angestellten auf dem Brüsseler Rathaus hat nicht der Bürgermeister, sondern der Portier. Das kommt von dcn vielen Fremden her,

die sich das schöne Rathaus zeigen lassen. DeS Portiers Trinkgelder übertreffen sogar das Gehalt des Minister-Präsidenten.

St. Louis (Marie Galante), 20. Aug. Eine Feuersbrunst zerstörte beinahe die ganze Stadt Grand-Bourg.

Dublin, 19. Aug.Frieemans Journal" veröffentlicht ein Interview deS Parlaments­mitgliedes William Redmond mit dem Präsi­denten Krüger, welch letzterer sich hinsichtlich der Proklamation KitchenerS äußerte und sagte: Die Buren könnten durch eine der­artige Proklamation nicht erschreckt, sondern nur angefeuert werden, den Kampf fortzu­setzen. Die Engländer bewaffneten von Be­ginn des Krieges die Eingeborenen gegen die Buren; letztere verwendeten niemals früher im Kriege bewaffnete Koffern.

London, 19. Aug. Lord Kitchencr mel­det vom heutigen Tage aus Pretoria: Kapi­tän Wood unternahm gestern früh mit einem Teil der Polizeitruppe und einer anderen, unter dem Befehl des Kapitäns Morley steh­enden Abteilung in Stärke von 150 Mann von feiner Stellung südlich von Elandriver aus eine Rekognoszierung gegen Bronkhorst- spruit und überraschte in der Nähe von Mid­delburg ein starkes Burenlager. 23 Buren wurden getötet. Da der Feind bedeutend stärker war man schätzte ihn auf 600 bis 800 Mann war Kapitän Wood nicht in der Lage, seinen Erfolg auszunützen. B-im Rückzug hatte er einen Toten und sechs Ver­wundete , darunter Kapitän Morley schwer verwundet. 10 Mann werden vermißt. Die Haltung aller war ausgezeichnet. Der Feind muß mehr als 23 Tote gehabt haben.

Kapstadt, 21. Aug. Der Feind zog sich seit einigen Wochen nach dem Bezirk von Barkly East hin. Sein Vormarsch wird durch die Kappolizei und andere Lokaltruppen aufge- halren. Barkly East ist gut besetzt, aber in­folge der Nähe des Feindes von der Post- und Telegraphenverbindung abgeschnitten.

Aus der Zeche Holland stürzte Berg- man Neinstetter aus Wattenscheid in den SLacht und wurde furchtbar verstümmelt. Der Kopf war im Numpfe getrennt. Auf der Zeche Hanibal wurde der Bergmann Back­winkel durch einen unterirdischen Kohlenzug totgequelscht.

Szezepanik als Erfinder eines kugel­sicheren Panzers. Der galizische Dorfschul- leh-rer Jan Szezepanik, für dessen angebliche Erfindung eines elektrischen Fernsehers be­kanntlich vor einigen Jahren große Reklame gemacht wurde, ohne daß bisher seit dieser Zeit von der Erfindung wieder etwas zu hören war, tritt jetzt wiederum mit einer neuen Erfindung an die Oeffenllichkeit. Er will einen kugelsicheren Panzer erfunden haben, der aus einem Seidengewebe im Gewichte von zwei Kilogramm besteht, auf das mau mit einem Revolver aus der Entfernung von 5 Schritten schießen kann, ohne daß mehr als ein 3 Millimeter tiefer Endruck wahrzu­nehmen ist. Szezepanik hat einen solchen Kugelpanzer an Kaiser Wilhelm geschickt.

(Ungefährlich.)Was, der Häuscr- agent Tröpfl soll am Wechselfieber erkrankt sein?! . . . O, das macht dem nichts. Das ist ein solcher Schwindler, daß er nur ein falsches Wechselfiebcr kekommen kann I"

(Boshaft.) Statioosaufsehcr (zum Paffagier:)Beugen Sie sich mit Ihrer roten Nase nicht so über das Gclcis, wir leicht kommt ein falsches Signal heraus!"