k

«»

aus grauem Sacktuch, die unmittelbar an der Spitze des Turmes ihren Platz erhalten hatte. Als der Urheber dieses eigenartigen Scherzes wurde der Bierbrauer HSHnle von Aushousen, OA. Biberach, in Diensten der Radbrauerei, ermittelt, der nach seiner eigenen Bekundung gestern abend nach 9 Uhr am Blitzableiter des etwa 50 Meter hohen TurmeS die Kletterpartie unternommen und die Fahne oben befestigt hat. Hähnle ist derselbe, wel­cher die vor etwa 3 Wochen auf die Turm­spitze gesetzte Fahne hiruntergeholt hat; sie das erstemal hinaufgebrocht zu haben, be­streitet er. Gegen Hähnle wird nunmehr wegen groben Unfugs vorgegangcn werden.

Münsiugen, 15. Aug. Gestern abend ereignete sich im benachbarten Auingen ein bedauerlicher Unfall. Verschiedene Mann­schaften vom Dragoner-Regiment Nr. 26 fuhren vom Barackenlager nach Mün singen, um dort Fourage zu holen. Bei einem dieser Fuhrwerke gingen die Pferde durch. Ein im 3. Jahr dienender Soldat wollte bremsen, fiel aber so unglücklich rückwärts vom Wagen, daß er das Genick brach und tot vom Platze getragen werden mußte. Den Eltern, deren einziger Sohn er sein soll, wendet sich allgemeines Bedauern zu.

Pforzheim, 13. Aug. Von dem sicheren Tode des Ertrinkens rettete gestern Herr Postasststent Becker in Pforzheim ein Kind. Dasselbe fiel in die zur Zeit Hochangeschwollenr Enz und konnte nur durch zweimaliges Unter­tauchen seitens seines Retters den Fluten entrissen werden. Das Kind war bewußtlos, konnte aber bald wieder ins Leben zurückge­rufen werden. Es ist schon lange in Pforz- die Errichtung einer Krippe als dringendes Bedürfnis anerkannt worden, denn die Un­fälle, die unbeaufsichtigte Kinder erleiden, dürften nirgends so stark Vorkommen als ge­rade in Pforzheim.

Mühlacker, 15. Aug. Die Straßenwarts­frau Bendel von Oeschelbronn besorgte am Sonntag in Pforzheim Einkäufe. Beim Nach­hausegehen stürzte sie über den Troitioir- Randstein so unglücklich, daß sie schwere in­nere Verletzungen erlitt, denen sie im Pforz- hetmer Krankenhause gestern abend erlegen

ist-

Ein neuer Gaunertrick. Ein frecher Gaunerstreich, der eines gewissen humoristischen Beigeschmacks nicht entbehrt, ist dem kürzlich aus der Provinz nach Berlin N. übergeste- delten Materialwarenhändler I. aus der Pappelallee gespielt worden. In der Mit­tagsstunde, als er gerade allein im GeschäftS- lokal war, trat ein Herr in den Laden und verlangte seinen Cyiinder vsll Syrup. Auf die Frage des Händlers, der falsch gehört zu haben glaubte, erwiderte der unbekannte Kunde, daß es sich um eine Wette handle, Als der Hut gefüllt war und der Kaufmann 1,60 dafür verlangte, warf der Kunde einen Thalerflück auf den Verkaufstisch. Herr I. öffnete die Ladenkasse, um 1,40 heraus­zugeben. Diesen Augenblick benutzte der Fremde, um den ziemlich großen Cylinder Herrn I. über den Kopf zu stülpen, so daß I. weder sehen noch sprechen konnte. Der klebrige Syrup verhinderte ihn, den Hut vom Kopfe zu ziehen. Als nach kurzer Zeit ein neuer Kunde in den Laden kam und Herrn I. aus seiner üblen Lage befreite, machte dieser die Entdeckung, daß der erste Kunde einen unverschämt kühnen Griff in die Laden­schwinge gemacht hatte. Herr I. muß jetzt

so manchen süßen Witz hören, denn werden Schoden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.

Welchen gewaltigen Luftdruck ein fahrender Schnellzug ousübt, konnte man dieser Tage in der Nähe von Wurzen beim Bahnübergang« an der Nrmter Straße be­obachten. Der abends 6 Uhr dort durch­gehende Schnellzug nach Leipzig durchfuhr diese Strecke gerade in dem Augenblicke, als eine vom anliegenden Felde kommende Schar Sperlinge über das Gleis flog. Nach der Voräberfahrt wurden allein 63 Sperlinge auf dem Gleis tot liegend gefunden.

Bräutigam, Ehemann und Witwer an einem Tage zu sein, ist ein selten ver­kommendes Geschick. Ulanensergeant Joh. Oehrlein, mit Fräul. Barbara Kalbskopf von Bamberg sah sich veranlaßt, sich mit seiner seit längerer Zeit auf dem Krankenbette lie­genden Braut trauen zu lasten. Vormittags halb 11 Uhr erfolgte die Ziviltrauung, wel­cher sofort die kirchliche folgte. 1'/, Stun­den später war der junge Ehemann bereits wieder Witwer.

Vor dem Kriegsgericht in Olden­burg stand vor kurzem der Unteroffizier Brandes von der 6. Kompagnie des Olden- burgischen Infanterie-Regiments Nr. 91. Es ist derselbe Mann, der unlängst wegen einer Reihe von Mißhandlungsfällen vor demselben Gerichte stand und zu einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde. ES find etzt mehr als 100 Fälle festgestellt, in denen er Leute seiner Korporalschaft abscheulich miß­handelt hat. Bei einer Felddienstübung im Bürgerfelde z. B. befahl er seiner ganzen Korpvralschaft, sich auf den Rasen zu werfen und wie eine Kuh Gras zu fressen.Jeder hat eine Schnauze voll Gras zu nehmen/ lautete der Befehl. Eine neue Maltraitier- ung des Soldaten Seemann war Gegenstand der Behandlung. Diesem armen Menschen hat er am meisten mitgefpielt. Er mußte im Monat März morgens um 7 Uhr nackend in ein Bassin treten; seinen Kameraden war befohlen ihn mit Zahnbürste, Schrubber und Ptbssavabcsen, natürlich mit kaltem Master abzubürstcn. Den Seemann und einen an­deren Soldaten sperrte er einmal in ein Spind, ließ sie eine Stunde darin sitzen und den Seemann daö Lted singen:Was nützt dem Seemann sein Geld* u. s. w. Zu dem See­mann hat er einmal geäußert:Ich steche Sie nieder und wenn es den Kragen kostet." Der Kompagniechef gab dem Brandes ein gutes Zeugnis. Er hat von der Miß- handlungösucht offenbar nichts gewußt. Der Unteroffizier Brandes wurde von dem Kriegs­gericht schließlich zu einem Jahre Gefängnis verurteilt.

Ertrunkene Höhlenbewohner- In der Nähe der Ortschaft Titel in Ungarn befin­det sich eine große Ziegelfabrik. Die in ihr beschäftigten Arbeiter wohnen mit ihren Fa­milien größtenteils in Berghöhlungrn. In einer der letzten Nächte ging ein Wolken­bruch nieder. Das Wasser drang in eine dieser Höhlen ein, in welcher der Ziegelar- beiter Michael Csapy mit Frau und vier Kindern schlief. Da die Thüre der Höhle infolge des Eindringens des Masters nicht geöffnet werden konnte, ertranken sämtliche Bewohner derselben.

Paris, 13. Aug. In einem Artikel über die Kaiserin Friedrich gedenkt derTempS" der Thätigkeit der hohen Entschlafenen aus

dem Gebiete der Künste, der Wohlthätigkeits- anstalten und der Frouencrziehung und fügt hinzu, die hervorragende Frau läßt mehr als ein Andenken zurück. Vieles von dem, was sie geschaffen hak, überlebt sie.

London, 13. Aug. Das Testament der Kaiserin wird 4 Wochen nach ihrem Tode geöffnet werden. Jriedrichshof sei dem Prinzen Heinrich zugleich mit einer großen Geld­summe hinterlasten. Der Rest des Vermögens soll zu gewissen Teilen unter ihre drei in Deutschland verheirateten Töchtern verteilt werden. Die Herzogin von Sparta sei be­reits reichlich abgesunden. Das gesamte Ver­mögen wird auf 20 Millionen Mark ge­schätzt.

Prätoria, 14. Aug. Britische Kolonnen berichten innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden die Gefangennahme von 158 Bu­ren mit Einschluß von 70, die General El- liot im Westen des Oranjestaates in die Hände fielen. Die Anzahl der Burenflücht­linge, die von den britischen Behörden Unter­stützung empfangen, beläuft sich auf über 100 000.

Bloemfontein, 10. Aug. 3000 Buren­flüchtlinge, die im Norden des OranjestaateS streifende britische Kolonnen zusammengebracht hatten, sind in Brandfort angckommen. Ihr Gesundheitszustand ist ein jammervoller. Fälle von Diphterte und anderen bösartigen Krankheiten treten so zahlreich auf, daß um chleunige Zusendung von Aerzten und Me­dizin ersucht werden mußte. Zelte, Decken und Nahrungsmittel werden aus Bloemfon­tein herbeigeschafft.

London, 15. Aug.Standard" meldet auS Pretoria vom 12. bs.: In hiesigen unterrichteten Kreisen glaubt man nicht, daß die Proklamation Kitcheners einen besondereren Erfolg haben wird, es sei denn, daß Schalk Burgher und Stctjn der Uebergabe zustim- mcn, doch wird dies nicht für wahrscheinlich gehalten. Botha und die anderen Befehls­haber dürften in dieser Richtung ebenso we­nig Schritte .thun, so lange Steijn und Schalk Burgher sich nicht zur Uebergabe verstehen.

Brüssel, 14. Aug. Die hiesige Gesandt­schaft der Transvaalregierung hat eine neue Note an die Mächte gerichtet, die gegen Lord Kitcheners Kundgebung protestiert.

Paris, 16. Aug. Aus Durban wird ge­meldet, daß Louis Botha sich mit 4000 Mann an der Grenze des ZululandeS konzentriert habe und ihm der Burengeneral Emmet täg­lich Verstärkungen zuführe. Die Engländer marschieren gegenwärtig nach der Grenze des Zululandes und man erwartet Nachrichten von einem großen Zusammenstoß. Der Buren­general Kruitzinger wurde bei Steijnsburg von Truppen des senglischen Generals Gor- ringe angegriffen; dir Buren mußten sich zurückziehen.

Humoristisches.

(Spekulativ.) Tante;Aber Fritz, warum bringst du mir denn immer die kleine Elsa, wenn ich singen will, sie schreit doch nur?" Fritz:Ja, aber du hörst dann auf zu fingen und ich bekomme von Papa 10 Pfennig."

(Unangenehm.) ... Ich war da­mals so glücklich, als sic mir ihr Jawort gab!"und weshalb, Herr Professor, ging dennoch die Verlobung auseinander?" Weil ich aus Zerstreutheit am nächsten Tag nochmals UM sie anhielt!*