fernen Waldungen sich vrrlrrten. An die höhere Behörde wurde ein Gesuch um Ab­haltung von Treibjagden e'ugereicht.

Seit einigen Tagen bemerken die- linger Winzer in den seither üppig stehenden Weinbergen das Austreten einer, dem jetzigen Anschein nach zu schließen, verheerenden Krank­heit. An vielen Stöcken werden die Beeren braunschwarz, schmoren ein und werden jeden­falls abfallen. Auch die Kerne der befall­enen Beeren zeigen beim Oeffnen an den kranken Stellen von der Krankheit sich er­griffen. Ob cS sich hier um die sog. Lcder- kravkheit handelt, konnte noch nicht fesige- stellt werden. Die Krankheit zeigt sich allent­halben, sowohl an geschwefelten als an be­spritzten Stöcken. Ob durch Abzupfen der kranken Beeren dem Weitergretfen der Krank­heit vorgebeugt werden kann, oder ob sonst geeignete Mittel zur Bekämpfung dieser Krank­heit existieren, wäre interessant zu erfahren.

Calw, 9. Aug. Auf dem benachbarten Hofgut Georgenau (früher Bühthof) bei Möttlingen entstand heute früh um 9 Uhr ein sehr großer Brand, durch den die umfang­reichen Ockonomiegebäude vollständig zerstört wurden. Der Pächter war auf dem Feld als das Feuer ousbrach. Trotz der don 5 Orten herbeigeetlten Feuerwehren konnte nur das Vieh und das Schloßgebäuve gerettet werden; alle Vorräte verbrannten, da es an Wasser gebrach. Der Schaden an Gebäu­den und Vorräten ist sehr groß. Das Feuer wurde durch 2 kleine Kinder durch Zündeln verursacht. Eigentümer des Rittergutes ist Baron E. Georgii-Georgenau, Teilhaber des Bankhauses Dörtenbach in Stuttgart.

Rvttweil, 9. Aug. Vergangene Nackt wurde in Ni'dereschach von 2 badischen Gen­darmen ein Mann ungehalten, der einen Ochsen auf der Landstraße trieb. Wie sich bald ergab, hatte derselbe das Tier dem Bauern Wilhelm Hkimburger in Hoegen um Miller, nacht aus dem Stalle gestohlen, in der Ab­sicht, dass lbe möglichst bald in seinem eigenen Nutzen zu verkaufen. Der Ochse, der einen Wert von ca. 600 hat, ist wieder im Besitze des rechtmäßigen Eigentümers. Der Thäier ist der wegen Viehdiedstahls wieder­holt vorbestrafte Uhrmacher Friedrich Hackm- joS von St. Georg-n; er sitzt bereits hinter Schloß und Riegel.

Künzelsau, 7. Aug. DerKocher- und Jagstbote" schreibt: Am Montag obend ist der Chinakämpfer Rieger aus Belsenberg wie­der in seine Heimat zurückgekehrt und hat bei seiner Ankunft interessante Episoden aus dem Chinakriege erzählt. Wir haben s. Z. einen Brief RiegerS an seine Eltern veröffent­licht und bemerkt, daß eS angenehm berühre, auch andere als Hunnenbriefe drucken zu können. Rieger wurde zweimal verwundet und hat den Mittelfinger der linken Hand verloren. Er ist invalidiert und erhält eine monatliche Pension von 42 Mark. Er spricht mit Achtung von seinen Vorgesetzten und be­reut eS nicht, nach China gezogen zu sein.

Pforzheim, 12. Aug. Im benachbarten Eutingen wurden in dem Mühlenkanal des Müllers Stietz am gestrigen Sonntag die Leiche eines unbekannten Mannes aufgesun­den. ES wird angenommen, daß derselbe in betrunkenem Zustande in den Mühlen­kanal gestürzt und dann ertrunken ist. An dem Hemd des Erlrunkenen wurden die Buch­staben k. 8. aufgefunden, sonst fehlen alle Anhaltspunkte zur Ermittelung der Identität der Lciche»

Lörrach, 9. Aug. Ein Bürger von Dor- nach (Solothurn) kaufte in einem hiesigen Geschäft einen Anzug und zog denselben gleich an, um der Verzollung auSzuweicheu. Als er dos Verkaufsmagazin schon geraume Z-it verlassen hatte, fiel ihm plötzlich ein, daß er in der Seitentasche der alten Kleidung 2000 Franken in Noten aufbewahrt habe, beim Nachsehen waren dieselben nicht mehr zu finden.

Lichtensels, 9. Aug. Nach dem Genuß von Pilsen erkrankte in Wustensalbitz die Familie eines Wirtes mit Ausnahme des Familienvaters, welcher abwesend war. Die Ehefrau des Wirtes und die 15jähr. Tochter starben, während die vier anderen Kinder und die zufällig anwesende Näherin gerettet wer­den konnten.

München, 12. Aug. Der vielgenannte Räuber Matthias Knetßl wurde auS der chi­rurgischen Klinik in das Untersuchungsge­fängnis beim Landgericht Augsburg abgeliefert-

Münster, 9. Aug. Zwei Radfahrerinnen fuhren langsam ihrcS Weges, als plötzlich ein Automobil heranbrauste. Die beiden Damen wollten auSweichen, wurden aber von dem Wagen erfaßt und einen Abgrund hin- untergeschlcudert. Eine der Unglücklichen war sofort tot, der Zustand der anderen ist hoffnungslos.

Sulz» 9. Aug. Bei der gestrigen Ver­steigerung der Mobilien Barons v. Heckern sind fabelhafte Preise erzielt worden. Unter anderem wurde für ein Salontischchen, Stil Louis XIII., 1600 für eine Standuhr 1100 ^ bezahlt, während ein Kanap e, 2 Sessel und 6 Stühle, Stil Louis XIII., mit 9580 ersteigert wurden. Ein Agent des BaronS von Rothschild aus Paris hat allein für 70 000 antiker Möbel er­standen.

Münster, 10. Aug. Der Sarg mit der Leiche des deutschen Gesandten in Peking Früheren v. Ketteler ist hier eingetrofffn. Die Leiche wurde in die Kirche übergeführt und vor dem Hochaltar aufg'bahrt.

Berlin, 8. Aug. Der Sarg, in dem Kaiser Friedrich zur letzten Ruhe gebettet werden wird, stammt aus der Fabrick von F O- Kersten Nachfolger in Berlin. Der Sarg besteht aus zwei Teilen: dem aus Eichen­holz hergestellten und mit kupfer-brouztertem Zinkblech überzogenen Einsatz, dem eigent­lichen Sarge, und dem die äußere Umhüll­ung bildenden Paradesarge. Der Einsatz enthält ein mit schw rem weißen AtlaS über­zogenes Kissen und ist mit weißem AtlaS ausgeschlagrn. Die Ticke, welche über die Lüche gebreitet werden wird, ist mit seidener Kurbelstickerei und Spitzen verziert. Der Paradesarg besteht ebenfalls aus Eichenholz und ist mit rotem Purpursammet überzogen. Auf dem Deckel ruht aus einem violettsam- meinen Kiffen die echt vergoldete Kaiserkrone. An den Seiten sind zehn schwere feuervcr- goldete Bronzegriffe angebracht, und der Deckel ist geziert mit Rosetten, deren Entwurf von der Kaiserin Friedrich herrührt. Sie stellen die englische Rose dar. Der Sarg selbst, der ebenfalls von der Kaiserin entworfen wurde, hat die flache englische Form.

Homburg v. d H.» 10. Aug. Zum Empfang deS Grafen Waldersee, der gegen 9 Uhr vormittags hier eintraf, hatten sich am Bahnhof eingefunden: der Kaiser in der Uniform der KönigSulanen, der Kronprinz, Prinz Eitel Friedrich, die Herren vom Haupt- puarticr und Reichskanzler Gras Bülvw.

Ferner waren anwesend die direkten Vorge­setzten der Ehrrncompagnie, ferner der kom­mandierende General von Lindequist, Landrat von Meister u. Oberbürgermeister Dr. Tetten­born. Als der Zug einlief, präsentierte die Ehrencompagnie. Der Generalfeidmarschall, welcher sehr frisch aussah, entstieg dem Wagen der Kaiser schritt auf ihn zu und küßte ihn auf beide Wangen; darauf begrüßte der Kaiser die mit dem Generalfeldmarschall eingetrof- senen Herren Freiherr v. Gayl, Flügelad­jutant des Kaisers Böhn uno Major Frhr. v. Marscholl, während der Feldmarschall dem Reichskanzler die Hand reichte. Nunmehr schritt der Kaiser mit dem Grafen Waldersee den Prinzen und dem Gefolge die Front auf und ab, worauf ein Vorbeimarsch derselben in Sektionen erfolgte. Der Kaiser begab sich hierauf im offenen Wagen mit dem Grafen Waldersee ins hiesige Schloß. DaS Publi­kum, welches die Hauptstraßen besetzte brach in lebhafte Hochrufe aus.

Homburg V. d. H., 10. Aug. Als der Kaiser und Graf Waldersee im hiesigen Schlöffe angekommen waren, begrüßten die Kaiserin und die Prinzen Adalbert, August Wilhelm und Oskar den Feldmarschall und die mit ihm eingetroffenen Herren. Der Feldmarschall und die ihn begleitender! Herren find heule zum Mittagessen beim Kaiser ge­laden.

Homburg v. d. H., 10. August. Dem GeneralfeldmarschaU Grafen Waldersee wurde bei seiner Ankunft in Hamburg außer den schon bekannten Auszeichnungen auch der höchste militärische Orden Württembergs das Großkreuz des Mililärvcrdienstordens über­reicht.

Homburg v. d. H., 10. Aug. Nachdem Graf Waldersee auch von der Kaiserin emp­fangen worben war, wurde er vom Kron­prinzen in das Grand-Hotel zurückdrglcitet, wo er Wohnung genommen hat.

Neapel, 12. August. Crispi ist gestern abcd 7°ii Uhr gestorben.

Rom, 12. Aug. Die Nachricht von dem Tode Crispis wurde noch in später Stunde durch Sonderausgaben der Blätter verbreitet und machte, obwohl man vorbereitet war, in ganz Italien tiefen Eindruck. Die Morgen- blätler vringen lange Nachrufe, worin Crispis Verdienste um das Vaterland und seine staats- männischen Eigenschaften hervorgehoden wer­den. DerFracaffa- zufolge wird die Re­gierung bet den Trauerfkterlichkeiten durch den Justizminister, den Marineminister und den Unterrichtsminister vertreten sein.

London, 12. August. Der »Standart- meldet aus Pretoria vom 11. ds.: 12 Buren, welche sich ergaben, und von den Engländern Gewehre erhalten hatten, um ihr Vieh zu beschützen, wurden in einer Farm nördlich von VolkSrust von Burentruppen umzingelt. Dieselben ergaben sich, nachdem einer gelötet worden war. 6 wurden vor ein Kriegsge­richt unter Christian Botha gestellt, auf dessen Urteilspruch angeblich 4 erschossen worden find.

Berlin, 10. Aug. Die Morgenblätter melden aus Hamburg: Das SchiffThor" auf der Fahrt nach Island ist mit der ganzen Besatzung untergegangen.

(Ein tüchtiger Wirt.) Kellner: »Der Studiosus ist aber mit einem schönen Affen zu Bett gegangen.- Gastwirt:Daschrei­ben Sie ihm doppeltes Schlasgeld auf die Rechnung.