Gin WcrterHerz.
Roman in Originalbearbeitung nach dem Englischen von Clara Rheinau.
79) (Nachdruck verboten.)
Das flüchtige Auflauchen seiner Tochter, ihr rasches Entschwinden, die Hoffnung sie wiederzufinden, die an dem einen Tage an Nord herantrat, um am nächsten wieder ferner denn je zu rücken, störten seinen Gleichmut mehr, als er selbst es wußte. Er war erregt und ungerecht und konnte Antonio Baretti nicht leicht verzeihen. Er schien fortwährend über die Täuschung nachzubrüten, deren Antonio sich schuldig gemacht, und benahm sich mit jedem Tage rauher und ab» stoßender gegen seinen seitherigen Schützling. Aber dieser blieb unerschüttert und zeigte weder durch Wort noch Blick, daß dieses Benehmen ihn beleidige. Dennoch fühlte er sich betrübt über die Streitigkeit!», die zwischen ihnen entstanden, denn eS gab Niemanden in der Welt, dem sein Herz sich mit solch' tiefer Anhänglichkeit zuueigte, als diesem schwer geprüften Manne. Wenn Frank Nord ihn mit den bittersten Vorwüifen überhäufte, so fühlte er keinen Zorn gegen ihn; er hatte seine bärtige Wärterin aus jenen leidcnsvollen Tagen in Mörc CharamantcS enger Stube stets vor Augen und vergaß nie deren tröstende, ermutigende, gütige Worte, als der Sensen, mann bereits seine Hand nach ihm ausgcstreckl. Niemals in seinem ganzen Leben konnte er die Schuld der Dankbarkeit seinem alten Freunde abtragen. Es war Frank Nord, der dessen Leben in bessere Bahnen gelenkt und ihn vor der Verzweiflung errettet hatte, und Antonio meinte die Tiefe und Aufrichtigkeit von Nord's Charakter zu gut zu verstehen, um lange an diese anscheinende Ungerechtigkeit zu glauben. Er behauptete festen Boden auf dem Boulevard der Italiener und arbeitete schweigend an der gemeinsamen Sache. Seine Belohnung dafür blieb nicht aus, wie er fest erwartet hatte.
Eines Abends kehrte Frank Nord gegen neun Uhr nach Hause zurück und fand Antonio bereits dort anwesend. Der junge Italiener saß schreibend an seinem Pulte, und der Oberst trat an seine Seite und blickte auf die ausgebreileten Papiere herab. Notizen sür die neue Oper?" fragte er.
Das waren die alten sanften Töne der Stimme, auf die Antonio gewartet hatte; doch er verriet keine Ueberraschung darüber. „Nein, daran dachte ich eben nicht," versetzte er ruhig; „dazu habe ich noch lange Zeit, denn glücklicherweise hat die Operette ihre Zugkraft bei dem Theater noch nicht verloren."
„Was lhun Sie denn, wenn ich fragen darf?"
„Ich skizziere einen neuen Plan sür eine sorgfältigere Üeberwachung der in Parts Ankommenden und Abreisenden," versetzte Antonio; ,die Idee kam mir erst heute."
„Ich danke Ihnen," sagte Nord mit tiefer Stimme. Er durchschritt einmal der Länge nach das Zimmer und kehrte an die Seite seines Gefährten zurück. „Ich glaube, ich bin zu hart gegen sie gewesen, Antonio," begann er, ,und habe ihr früheres Schweigen zu übel ausgenommen. Vergeben Sie mir; ich war zu unruhig und bekümmert."
„Mein lieber, teurer Freund!" rief Antonio, freudig die dargebotene Rechte ergrei
fend, „ich habe Ihren Tadel ja in vielen Dingen verdient. Ein Nord darf einen Ba- retti nicht um Verzeihung bitten. Ich bin sehr, sehr glücklich, daß Sie mir nicht länger zürnen."
„Das Leben ist so kurz, Antonio, und ein treues Herz so selten, daß wir keinen Haß sollten aufkommen lassen; und ich bin ein höchst unangenehmer Gesellschafter in den letzten vier Wochen sür Sie gewesen. Selbst der Kummer kann den Menschen selbstsüchtig machen, finde ich."
„Giebt es etwas neues heute, lieber Oberst?"
„Gar nichts. Wieder nur eine falsche Fährte und Zeitverlust durch vergebliches Suchen nach unmöglichen Erfolgen. Frank Nord hat kein Glück auf dieser Welt."
„Doch Sie geben noch nicht alle Hoffnung auf?"
„Nein, denn das wäre mein Tod! Sie wird gefunden werden, keine Sekunde will ich daran zweifeln. Jeder Tag ist ein Schritt näher zu ihr."
„Ich bin dessen sicher," sagte Antonio mit gleicher Zuversicht. „Ich kann nicht glauben» daß wir noch lange im Finstern toppen sollten, jetzt, da ich ihr süßeS Antlitz gesehen. Bleich, ernst und beredt erblickte ich es von der Bühne aus. O» sie kann uns nicht mehr so sehr ferne sein."
Frank Nords Hand wanderte wieder nach dem großen Bart, und seine braunen Augen ruhten gedankenvoll auf dem jungen Schwärmer. „Ja — wie Sie sagen — sie kann unS nicht mehr ferne sein." Er s-tzte sich nieder und ergriff rin Buch, das auf dem Tische lag, wie in der Absicht, es zu durch- bkaitern, aber seine Hand zitterte so heftig, daß Antonio rasch auf ihn zutrat.
„Glauben Sie nicht, daß ich meines Versprechens vergessen hätte, lieber Oberst," sagte er, oder daß ich meinen Platz nicht kennen würde, wenn Elfie zurückkehrt. So schwer es mir auch ankäm: — ich bin auf eine Trennung von Ihnen beiden vorbereitet."
„So ist'S recht," versetzte Nord, sichtlich erleichtert, „und es soll kein Opfer für sie sein. Elsie ist Ihnen nichts, Antonio, und auch Sie werden ihr nichts mehr sein."
„Nein," war die langsame, feste Erwiderung.
„Sie waren beide noch zu jung," fuhr Nord fort. „Sie haben Elste getäuscht, und sie war stolz wie ihr Vater. Sie kann Ihnen nichts mehr sein," wiederholte er.
„Nein," sagte Antonio abermals, mit einer Anstrengung, die Frank Nord nicht bemerkte oder bemerken wollte.
„Und selbst wenn Sie noch ein wenig an Elfie dächten," sagte der Oberst in nervöser Weise, „so würden Sie hochherzig sein, und weder sie noch mich betrüben. Elste wird viel zu schwach sein, um an eine Verheiratung zu denken — im besten Fall ein armes, kränkliches Mädchen, das nur bei seinem Vater Schutz und Hülfe suchen wird. So steht die Sache."
„Ich finde mich darein. Wäre sie wohl und kräftig gewesen, so hätte ich vielleicht — doch wozu dies in Betracht ziehen? Sie wird zu mir kommen, Antonio, ein harmloses Kind ohne alle W-ltcrfahrung, und ich werde sehr glücklich in ihrem Besitze sein."
„Ich hoffe es von Herzen."
> „In den Tagen von Alfako," fuhr Nord
träumerisch fort, „pflegte ich sie mir als erheiternde Gefährtin meines Alters auszumalen, deren Jugend und Lebhaftigkeit mich meine Jahre würde vergessen machen. Nun werden unsere Rollen vertauscht sein; sie wird in mir eine Stütze suchen, und mit Gottes Hilfe werde ich das arme Kind nach und nach wieder in geistiger und körperlicher Gesundheit sehen." Uebcr diesem tröstlichen Zukunftsbild- vergaß Frank Nord für eine Weile die düstere Gegenwart; aber plötzlich fuhr er auf und blickte sich erregt im Zimmer um. „Ich bin ein Träumer," sagte er unmutig. „Gute Nacht."
„Sie gehen noch einmal aus?" fragte Antonio.
„Ja, bleiben Sie meinetwegen nicht auf." „Wenn ich sie begleiten würde —" begann Antonio, aber der andere unterbrach ihn rasch: „Nein, bleiben Sie zu Hause. „DaS arme Kind könnte kommen, oder sonst Jemand mit Nachrichten von ihr, selbst zu dieser Stunde. Wer weiß, ob dies nicht ein denkwürdiger Abend wird, von dem viele Freude ihren Ursprung hcrleitet und — o, nun träume ich schon wieder." Er war nicht so ruhieg als gewöhnlich und stampfte ungeduldig mit dem Fuße, als er entdeckte, daß seine hoffnungsvolle Stimmung ihn fast von dem gewohnten Pfade abgelenkt hätte. Mit einem kurzen „Gute Nacht" trennte er sich von Antonio.
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes. (Zerstreut.) Professor (beimAbschiede): „Und nun bitte ich Sie noch, mein Fräulein, mich Ihrem Herrn Gemahl bestens zu empfehlen." — Fräulein (verlegen): „Aber Herr Professor, Sic scheinen ganz vergessen zu haben, daß ich gar nicht verheiratet bin."
— Professor: Verzeihung, mein Fräulein, ich erinnere mich — ich bitte Sic also, mich Ihrem Herrn Gemahl nicht zu empfehlen!"
.'. (Die Hauptsache.) Wirt (auf der Alm): „AnstchlSpostkarten, meine Herrschaften sind leider total vergriffen! —Damen (enttäuscht) : „Aber warum sind wir denn eigentlich heraufgestiegcn? I"
.'. (Unerhört) Frau (von der Badereise zurückkommend, zur Köchin): „Sagen Sie, Lina, hat denn mein Mann gut gelebt, so lange ich fort war?" — Köchin: „O, ich sag' Ihnen, Madam', der hat befohlen
— man hat g'rad gemeint, er wär der Herr im HauS I"
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