Derselbe behauptet, er habe von dem von den beiden anderen Gefangenen verübten Ver­brechen keine Kenntnis gehabt, sonst wäre er nicht mit ihnen gegangen. Von seinen Ge­nossen habe er sich in der Nähe von Ravens­burg getrennt, und sich ins Oestereichische begeben, um alsO-sterreicher" dort wegen des ihm zur Last gelegten schweren Diebstahls abgeurteilt zu werden.

Horb, 5. Aug. Freiherr Oskar v. Münch voll Hohenmühringen hat gegen die Verfüg­ung des K. Ministeriums des Innern vom 13. v. Mts., wodurch seine Beschwerde gegen die am 2. Mai d. I. von der Kreisregier- ung zu Reutlingen erfolgte zwangsweise Ein- sprechung in die Irrenanstalt Schussenried als unbegründet verworfen wurde, Verwalt- ungsrechlsbeschwerde bei dem K. VerwaltungS- gerichtshof zu Stuttgart erhoben. Die Be­schwerdeschrist, datiert München 31. V. Mts., umfaßt 47 Druckseiten in Kanzleiformat.

Rottweil, 4. Aug. Der vom hiesigen Schwurgericht zum Tode verurteilte Simon Slcinharter von Mühringen hat, wie gemel­det, g'gen dieses Urteil Revision eingelegt. Die Verhandlung in dieser Sache ist nun beim Reichsgericht in Leipzig auf den 26. Aug. anberaumt.

Vom Schwarzwald, 4. Aug. Sicherem Vernehmen nach ist beabsichtigt, anschließend an die diesjährigen Herbstübungen des würit. Armeekorps eine Angriffsübung im würlt. SLwaizwald zu halten.

Niederstetten, 6. Aug. Soeben verschied auf Schloß Haltenbergstetten Ihre Durch­laucht die Fürstin Henriette zu Hohenlohe- Bartcustein und Jagstberg. Ihr Durchlaucht war geboren am 23. Juni 1815 zu Auers prrg als Tochter des Fürsten Karl v> Auers­perg und der Fürstin Augusts, geboren Freiin von Paniha. Die Fürstin vermählte sich am 11. Jan. 1855 mit dem Fürsten zu Hohcn- lohe-Bartcnstein und Jagstberg. Sie ist die Großmutter des jetzigen Fürsten zu Hoheo- lohe-Bartensteia.

Vom Bodensee, 5. Aug. Herr I. La- dcrcr aus Cannstatt erwarb sich um 180000 Mark das Hotel und Restaurant Salaman­der in Konstanz.

Gernsbach, 6. Aug. Gestern nachmittag ereignete sich hier ein schrecklicher Unglücks­fall. Als der um 3 Uhr 49 Minuten auf der Station Scheuern fällige Pcrsonevzug sich in Bewegung setzte, wollte die 33 Jahre alte ledige Marte Wunsch aus Forbach noch ausspringen. Dieselbe trat fehl, kam unter die Räder, welche ihr beide Unterschenkel ab- fuhren.

Weißenstein, 4. Aug. Eine allerliebste Geschichte hat sich in einem benachbarten Rep­orte zugetragen. Dort ist jetzt alles mit dem Spritzen und Schwefeln der Reben beschäf­tigt und kaum ist von etwas anderem die Rede. Der Lehrer nahm nun dieser Tage mit den kleinen A-B-C-SchÜtzen die biblische Geschichte durch und erläuterte in eingehender Weise, lbie sich Adam im Paradiese mit dem Bebauen des schönen Garten ernstlich be­schäftigte. Er hatte seine Sache sehr gut gemacht, denn als er an die Kleinen die Wte- derholungSfrage richtete, wgS Adam im Pa­radiese getrieben habe, da antwortete einer der Knirpse, der Sohn eines Wingertmannes: Er schwefelte und spritzte die Reben l"

Heidelberg, 6. Aug. Eine Schandlhat wurde wohl aus Neid auf der Hundeaus­stellung in Heidelberg verübt, Indem zwei

Prachtexemplare von deutschen Doggen nach Schluß der Ausstellung vergiftet wurden, so daß man bei Ankunft der Hunde in Hamburg nur die bereits in Verwesung über- gegangenen Kadaver in den Körben vorfand. Die Hunde zählten zu den schönsten und edelsten Tieren Deutschlands.

Köln, 6. Aug. Bei dem gestrigen Preis- stngen der Männergesangvereine in der höchsten Internationalen Ehrenklasse erhielt den zweiten Preis, den Ehrenbecher des deutschen Kron­prinzen und 1000 ^ü, dieLiedertafel" in Mannheim.

Hagenau, 4. Aug. Einen dreisten Streich Verübte ein Offizicrsbursche des hiesigen 137. Infanterie-Regiments. In Abwesenheit seines Vorgesetzten legte er dessen OffizierS-Uniform an und promenierte des Nachts durch die Straßen. Er verübte da einige Heldenlhaten, besonders gegen Unteroffiziere und Soldaten, und verabreichte einem Wachtmeister sogar ein paar Ohrfeigen. Schließlich wurde er aber doch entlarvt und von der Kasernen­wache sestgenommcn. Jetzt sitzt er beiVater Philipp", wo ihm wohl noch Gelegenheit ge­geben wird, über die Vergänglichkeit alles Irdischen Betrachtungen anzustellen.

Der reichste Mann. Krupp hat sein Einkommen für das laufende Jahr auf 21 Millionen Mark angegeben. Sein Vermögen wird auf 190 Millionen geschätzt.

Berlin, 6. Aug. DieNordd. Allg. Ztg." meldet: Der Kaiser geruhte dem Staats-, stkretär von Elsaß-Lothrtngen v. Putlkammer den erbetenen Abschied zu bewilligen unter Lerl ihung des Roten Adlerordens 1. Klasse und den Oberpcästdenten von Schleswig- Holstein v. Köller zum Staatssekretär von Elsaß-Lothringen zu ernennen. Als Nach­folger V. KöllcrS ist der Chef der Reichs­kanzlei. Wilmowsky, in Aussicht genommen.

Berlin, 6. Aug. Eine Sonder-AuSgade desReichsanz." veröffentlicht eine KabineltS- ordre des Kaisers an das Staatsministerium, wonach nach der Bekanntgabe des HinscheidenS der Kaiserin Friedrich bestimmt wird, daß mit dem 6. August eine sechswöchcntliche Landestrauer eintriti. Oeffentliche Musik, Lustbarkeiten und Schauspielvorstellungcn sind bis Ablauf des Tages der Beisetzungsfeier cinzustellen.

Berlin, 6. Aug. Eine Sonderausgabe derNordd. Allg. Ztg." schreibt: Eine Fürstin von seltener Begabung wird unS durch den Tod der Kaiserin Friedrich ent­rissen. Die mütterliche Fürsorge für die Erziehung ihrer Kinder, ihr mütterliches Wirken in allen Zweigen der Wohlthätigkeit, ihr reges Interesse für Kunst und Wiffen- fchast vollendete das Bild der Frau, die, wie durch hohe Geburt, auch durch Geist auf der Höhe des Kulturlebens stand. In der Seelen- größ-, womit sie ihr unheilbares Leiden ertrug, erwies sie sich als echte G-fährttn deö deut­schen Helden, der durch sein Wirken und seine Thaten in den Herzen des Volkes stets in treuem Gedächtnis bleiben wird und deren Namen in Ehren fortleben wird unter den großen Fürstinnen, die den Hohenzollernthron geziert haben.

Berlin, 6. Aug. Die Leichenfeier für die Kaiserin Friedrich findet in Friedrichs« Hof ohne großen Trauerpomp statt, die Bei­setzung in Potsdam- Von einer öffentlichen Ausstellung der Leiche wird Abstand genom­men.

Berlin, 6. Aug. Infolge des Todes der

Kaiserin Friedrich geht auch der Kronprinz nicht nach Hamburg, wo General v. Wtttich den Grafen Walderser im Aufträge des Kaisers begrüßen wird.

Paris, 3. Aug. Präsident Krüger er­klärte in Scheveningen einem Mitarbeiter des Figaro", daß er weder noch überhaupt je­mand, der im Namen der beiden Republiken das Wort zu führen berechtigt sei, je ein Protektorat als Preis des Friedens gebilligt hätte. Beide Republicken wollen nicht auf ihre Flagge verzichten und verlangen volle Amnesti für alle Kapländer, die den Buren beigestanden haben. Diese selbst brauchen als Kriegführende keine Amnestie. Wenn die Engländer, so schloß Krüger, die den Frie­den noch nötiger brauchen als wir, einen Geldtribut von uns verlangen, so werden wir uns dazu verstehen und werden trachten, fernerhin als gute Nachbarn mit ihnen zu leben.

Bloemfouteill, 3. Aug. Hermann Steijn, der Vetter des Präsidenten, ist am 31. Juli bei FickSburg gefallen.

London, 6. Aug. DerBirmingham Post" und demManchester Guardian" zufolge hat man sich gestern abend im Unter- Hause erzählt, das Kriegsministerium habe von Ki'chener die Mitteilung erhalten, daß Steijn ihm angeboten habe, sich zu ergeben unter der Bedingung, daß man ihm erlauben würde, Krüger nach Europa zu folgen.

Es gibt keine besseren Mottenver­tilger als die Spinnen. In den Gärten und Wäldern sollen die Spinnen noch weit mehr Ungeziefen vertilgen als die Vögel. Die Spinnen verrichten die wichtigste Arbeit für Erhaltung der Wälder, und zwar dadurch, daß sie die größte Feinde der Blattläuse und anderer den Bäumen schädlicher Insekten sind. Dr. C. Keller hat Experimente angestellt und die Eingeweide der Spinne untersucht, Spinnen in der Gefangenschaft gefüttert rc. und da­bei konstatiert, daß die Spinnen nützlicher sind, als alle insektenfressenden Vögel zu­sammen. Zu den Versuchen dienten Insekten von Apfelbäumen, Tannen, Kiefern und an­deren Koniferen, von Buchen, Eichen und verschiedenen anderen Laubbäumen.

Kaiserin Friedrich

Schlaf wohl und sanft du stille starke Du Dulderin nun schlafe süß Ruh aus im deutschen Etchensarge Du ziehst von uns ins Paradies.

Ruh wohl, hat nun ausgelitten Dein liebes treues Mutterherz Dein Tod er hat tief eingeschnitten Im deutschen Volk und allerwärtS.

Nun ruhe aus du auf den Matten Wo Crimhild dir wird Wache steh'n Dort darfst Du den geliebten Gatten Den Dulder Friedrich wiederseh'n.

Dir reicht die Königin Luise Den Ehrenkranz im Lorbeergrün Und dort im goldncn Paradiese Darfst du zu deiner Mutter zich'n.

Schlaf wohl, an deinem Sarkophage Dein Volk wird Totenwache steh'n.

Und einst an jenem großen Tage Dort werden wir dich wiederseh'n f

Holzhauer,