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In den Kirchen wurde eine an sämt­liche evang. Gemeinden des Landes gerichtete Ansprache der Oberkirchenbehörde verkündigt, worin ein Wort der Warnung und Mahn­ung enthalten ist gegenüber der immer mehr um sich greifenden Sitte, die Hochzeiten am Sams­tag oder Sonntag zu feiern. Es wurdeZauf Grund mannigfacher Erfahrungen schon in der letzten LandeSsynod: nachdrücklich und beweglich darauf hingewiesen, welche üblen Folgen es für das Gemeindelebrn hat, wenn der Lärm einer samstäglichen Hochzeit bis in die stillen Mor­genstunden des Sonntag hineintönt und viele Gemeindemitglieder durch ihre Beteiligung an der HochzeiiSfeier dem Besuch des sonn­täglichen GemeindegotteSdiensteS entzogen wer­den oder wenn eine Sonntagshochzeit den ganzen Tag des Herrn vom Morgen bis zum Abend mit Lärm und Geräusch erfüllt. Es war daran die herzliche Bitte geknüpft, um der guten Ordnung in den Gemeinden willen, die alte Sitte zu wahren und die Hochzeitsfeiern so zu legen, daß der Sonn- tagSfriede und die Heiligung des Sonntags durch die Predigt uno Gottes Wort in ihrem guten Recht nicht verkürzt werden.

Stuttgart, 5. Aug. Se. Hoheit Prinz Herrmann von Sachsen-Weimar, Ehrenpräsi­dent des würi». KriegerbundeS beging am gestrigen Sonntag in erfreulicher Rüpigkeit seinen 76. Geburtstag. Aus diesem Anlaß übersandten ihm das Prästvium des württ. Kriegerbundes und der Kavallerieverrin Prinz Hermann von Sachsen-Weimar Glückwunsch­adressen.

Stuttgart, 2. Aug. Die in weiteren Kreisen bekannte Frau Major v. Graf, Oberin des Mutterhauses der Schwestern vom roten Kreuz und Vorsteherin des hiesigen Karl-Olgakrankenhauses wird ron obigen Aemter am 1. Oktober d. I. abtreten. Als Ersatz ist bereits Fräulein Niethammer in sichere Aussicht genommen.

Stuttgart, 2. Aug. lieber die Witterung im heurigen Spätherbst prophezeit der be­kannte Professor Dr. Gustav Jäger hier am Schlüsse eines längeren ArtikelsGolfstrom und Weiter" im gestrigen »Neuen Tagbl." wie folgt:

Ich nehme keinen Anstand, eine Wetter­vorhersage auf Grund der ganz ungewöhn­lichen Hitze, von der seit ende Juni die Ver­einigten Staaten Nordamerikas Heimgesuch', worden sind, zu machen. Wie im vorigen Jahr werden auch in diesem Jahre die letzten Monate dcS Jahres, also der Vorwinter, er« heblich wärmer als gewöhnlich auöfallen. Rechnen wir von ende Juni 100 Tage vor­wärts, so gibt dies rund mitte Oktober als den Anfang dieser Erscheinung."

Reutlingen, 1. Aug. Eine verhängnis­vollen Mißgriff beging gestern der am Lub- rechl'schen Neubau in der Aulberstraße be­schäftigte Taglöhner Vollmer. Vom Durst geplagt, griff er gestern abend kurz nach 6 Uhr nach einer Flasche und nahm einen kräf­tigen Schluck, der ihm aber übel bekommen sollte, denn die Flasche enthielt Salzsäure, die zum Abwaschen der Steine verwendet wurde. Der Unvorsichtige zog sich schwere Verletzungen in Mund und Hals zu. Mittels einer Tragbahre wurde er sofort nach seiner Wohnung gebracht, woselbst Dr. Kohl ihn in Behandlung nahm. Nachdem es heute morgen gelungen tst, ihm den Magen auS­

zupumpen, ist Hoffnung vorhanden, den Ver­unglückten am Leben zu erhalten.

Müusingen, 1. Aug. Die Betriebs-Er­öffnung der Nebenbahn Münsingen-Süelk- lingen vollzog sich heute bei herrlicher Wit­terung in der schönsten Weise. Von nah und fern, insbesondere von den an der Bahn­strecke gelegenen Ortschaften strömten die Be­wohner herbei, um die neue Eisenbahn zu be­fahren. Auch Vereine und Gcm-inde-Adord- nungen waren (teilweise mit Musik) erschienen, um im festlich geschmückten Zuge die Etn- weihungsfahrt miizumachen.

Ravensburg, 4. Aug. Zwischen Wangen und Ravensburg gerieten lautOberschwäb. Anzeiger" die Oberhäupter zweier fahrender Familien in Streit, wobei einer derselben zum Messergriff und seinem Gegner5 Stiche in den Rücken versetzte, worauf er die Flucht ergriff. Der Verletzte mußte in das Spital noch Wangen verbracht werden. Dort machte er der Polizei die Anzeige, daß sein Gegner von einer bayerischen Behörde wegen Dieb­stahls und das in seiner Begleitung befind­liche Frauenzimmer von O-st-rreich aus wegen Raubmords (I) steckbrieflich verfolgt sei.

Vom Bodensee, 5. Aug. Gräßlichen Selbstmord beging in Hundweiler bei Lindau der etwa 50 Jahre Milchhändler Leonhard Meyer. Mit einem Taschenmesser brächte sich der Unglückliche erst erhebliche Verletz­ungen an Händen und Füßen bet und stürzte dann über und über mit Blut bedeckt ins Wasser, wo er seinen Tod durch Ertrinken fand.

Pforzheim, 2. Aug. Vom Benckiser'schen Werk nach dem Bahnhaf sollte gestern mit­tag eine Presse im Gewicht von 550 Zir. befördert werden. Am Luisenplatz geriet der Wagen in einen erst knrz zugeworfenen Ka­nalisationsstrang, wodurch eine Axe brach. Bis gestern abend mußten viele Arbeiter an der Hebung des kolossalen EisenblockS, wel­cher heute früh weiterbesördert wird, arbeiten. Zur Transportierung waren 22 Pferde und viele Arbeiter erforderlich.

Vier Kinder verbrannt. JnHohen- wald, Kreis Marienburg, brannte die Besitz­ung des Besitzers Pauls ab. Von den sechs Kindern konnte eins durch einen Sprung aus dem Fenster, eins durch die Eltern gerettet werden. T»e vier anderen Kinder verbrannten; Pauls selbst erhielt schwere Brandwunden.

Berlin, 3. Aug. Der Kaiser gab die Teilnahme an den Festlichkeiten in Emden, Cuxhaven, Hamburg und Wilhelmshaven auf wegen schlechter Nachrichten aus Friedrichs- bof über das Befinden seiner Mutter, der Kaiserin Friedrich. Der Kaiser wird bei den Festlichkeiten dort durch den Kronprinzen ver­treten werden.

Berlin, 3. Aug. Die Nachricht, daß der Kaiser in Abänderung seines ReiseplanS wegen schwerer Erkrankung der Kaiserin Friedrich unmittelbar nach Homburg geht, wird in Ham­burg und Emden, w« man sich ganz auf den Besuch eingerichtet hatte, großes Be­dauern erregen, nicht minder aber ganz Deutschland mit Betrübnis erfüllen wegen des Grundes, der ein Abweichen von den bisherigen Anordnungen nötig machte. Daß der Zustand der Kaiserin Friedrich ein sehr bedenklicher war, ist seit langer Zeit bekannt; dir plötzliche Abreise deS Kaisers zu seiner schwer erkrankten Mutter zeigt aber deutlich, daß in dem Zustand der Kaiserin Friedrich

eine ernste Verschlechterung eingetreten ist, die Schlimmes erwarten läßt.

Kronberg, 4. Aug. 2'/« Uhr nachm. Bulletin aus Schloß Friedrichshof. DaS seit Jahren langsam fortschreitende äußere Leiden der Kaiserin Friedrich hat sich im Verlauf der letzten Wochen auf die innere Organe ausgedehnt. Bei nicht genügender Nahrungsaufnahme nahmen die Kräfte rasch ab. Ihre Majestät ist bei vollem Bewußt­sein und gegenwärtig ohne Schmerzen, gez. Renners. Spielhagen.

Kronberg, 4. Aug. Am Krankenlager der Kaiserin Friedrich weilen zur Zeit Prin­zessin Adolf zu Schaumburg-Lippc, Prinz und Prinzessin Friedrich Karl von Hessen und der Kronprinz und die Kronprinzessin von Griechenland.

Homburg, 5. Aug. Der Kaiser traf 3'/i Uhr nachts ein und fuhr mit der Kaiserin und dem Kronprinzen alsbald nach Kronberg, wo sie um 5'/« Uhr eintrafen.

Kronberg, 5. Aug., 6'/» Uhr früh. Der Schwächezustand der Kaiserin Friedrich nimmt stündlich zu. Die Herzkraft ist nur noch gering.

Cronberg, 5. Aug. Die Kaiserin Fried­rich ist heule abend 6.15 Uhr gestorben.

Kaiserin Friedrich, geb. Prinzessin von Großbritanien und Irland, hat ihren Gemahl den Kaiser Friedrich, der am 15. Juni 1888 nach einer Regierung von 99 Tagen im Aller von 57 Jahren dahingegangen ist, um 13 Jahre überlebt. Sie war am21.Nov. 1840 geboren, erreichte also ein Alter von nicht ganz 61 Jahren. Ihrer mit Kaiser Fried­rich am 25. Januar 1858 in London ge­schlossenen Ehe entsprossen außer dem jetzigen Kaiser folgende Kinder:

Prinzessin Charlotte, geboren den 24. Juli 1860, seit 1878 mit dem Erbprinzen von Sachsen-Meiningen vermählt; Prinz Heinrich geb. 14. August 1862, der die Prinzessin Irene von Hessen zur Gemahlin erkor, die ihm 3 Kinder schenkte; Prinzessin Viktoria, geb. 12. April 1866, vermählt seit 19. Nov. 1890 mit dem Prinzen Adolf zu Schaum- burg-Ltppe; Prinzessin Sophie, geb. den 14. Juni 1870, die am 27. Oktober 1899 den Kronprinzen Konstantin von Griechen­land geheiratet bat; Prinzessin Margarete, geb. 22. April 1872, die am 25. Jan. 1893 Prinz Friedrich Karl von Hessen als Gattin heimsührte. Zwei weitere Kinder, Prinz Sigismund (geb. 1864) und Prinz Walde­mar (geboren 1868) sind im Alter von 2, bezw. 11 Jahren gestorben.

Haag, 1. Aug. Aus bester Quelle ver­lautet, baß Präsident Krüger den Vorschlag der Königin Wilhelmtne, auf die Unabhängig­keit Transvaals zu verzichten und sich mit der inneren Autonomie zu begnügen, in wel­chem Falle die Königin eine ausstchtsvolle Vermittlung zusagte, abgelehnt habe. Krüger werde dem Beispiele Washingtons folgen, welcher 7 Jahre gegen England gekämpft und schließlich auch die Unabhängigkeit er­reicht habe.

Der Krieg in Südafrika Einer in Brüssel eingetroffenen Depesche aus Laurenzo Marquez zufolge befindet sich Präsident Steijn in vollster Sicherheit im Lager Dewets. Die Transval-Gesandtschast besitzt nunmehr Be­weise, daß der angehltche Briefwechsel zwischen Steijn und Reitz entweder von Kitchener völlig erfunden ober falsch wiedcrgegeben wor­den ist, um dir Buren zu entmutigen. DaS Manöver schlug vollstängig fehl.