In diesen Togen sein 80jähriges Stiftungs­fest feiert, bol den armen der Stadt aus diesem Anlaß 100 ^ gespendet.

Tettnang, 18. Juli. Ein hübsches Stück­lein von der Pfiffigkeit eines Bauern wird demSeeblait" vor hier berichtet: Der bie­dere Landbewohner brachte in voriger Woche mehrere Pferde zur Prämierung hierher und bestellte in einem Gasthof wo er übernachten wollte, ein Bett für 4 Perfonen. AIS ihm bedeutet wurde, daß solch' große Betten nicht vorhanden seien, erwiderte der Bauer. das habe nichts zu sagen. Auf die Frage der Kellnerin, wie er sich denn zu Viert ein­richten wolle, antwortete der Bauer:Ich und mein Sohn bleiben bis 1 Uhr nachts auf, um welche Zeit die beiden Knechte, die bis dahin das Bett benützten, aufstehen müssen, um die Pferde zu füttern, und wir legen unS alsdann in dasselbe Bett, um bis zum Mor­gen zu schlafen." Hätte der pfiffige Bauer, der mit seinen Pferden sich zwei Preise holte, nicht auch für diese praktische Ausnützung eines Bettes eine Auszeichnung verdient? Konstanz, 19. Juli. Am Mittwoch nach- » mittag verunglückte in der Seebadeanstalt hier die auf der Durchreise befindliche, noch jugend­liche Diakonissin Emma Hauß von Holz­maden, Oberamts Kirchheim. Dieselbe nahm ein Bad, sank wohl infolge eines Scvlag- anfalls unter, wurde aber mit Hilfe des Bad­personals und eines sofort herbeigerufenen Arztes vom sichtlichen Tode des Ertrinkens gerettet. Im städtischen Krankenhaus, wohin sie verbracht wurde, stellten sich jedoch Lungen- blutungen ein, denen die Bedauernswerte am andern Morgen erlag.

Vom Bodensee, 20. Juli. Die Reben am Secgelände haben die Blütezeit gut über­standen. Der Ansatz der Früchte ist durch­aus befriedigend; die Stöcke hangen zwar nicht übervoll, immerhin ist aber ein mittlerer Ertrag zu erwarten. Sehr schlimm steht cs mit den Obstausstchten. Reich behangene Apfelbäume sind nirgends zu treffen; über­all stehen leere Bäume und nicht besser ficht eS mit den Birnen aus. Hier trägt nur das Spalierobst. In den Hopsenkulturcn macht sich viel Ungeziefer bemerkbar; auch der Rost tritt in manchen Gärten auf. Ferner klagen die Landwirte über das stete Zunehmen der Engerlinge in den Wiesen; solche Nach­richten kommen auch aus der schweizerischen Bodenseegegend, aus welcher berichtet wird, daß die Engerlinge massenhaft in den höheren Lagen aufireten. Unter fußbreiten Wasen finde man 45 der gefräßigen Tiere, die an den GraSwurzeln ihr Leben fristen.

Pforzheim, 20. Juli. Unsere Stadt will Garntsonsstadt werden. In seiner letzten Sitzung hat der Stadtrat beschlossen, die Ver­handlung wegen Erlangung einer Garnison für die hiesige Stadt wieder aufzunehmen.

Karlsruhe, 20. Juli. Der Grundstein der abgebrochenen Grenadierkaserne wurde Freitag nachmittag aufgefunden. In dem­selben befanden sich: eine silberne Platte mit dem Verzeichnis der Stadträte und dem Namen des Bürgermeisters (Döllmätsch) im Jahre der Erbauung 1824, ferner zwei Flaschen Wein, eine Flasche Oel, eine Flasche Salz, eine Flasche Wetzen, ein Wegweiser, ein Adreß­buch, ein Stadtplan, verschiedene Urkunden, Pläne und Grundrisse der Kaserne, sowie verschiedene Münzen. Die Gegenstände wur« den nach dem Rathaus verbracht, um der städtischen Sammlung einverletbt zu werden.

Bruchsal, 19. Juli. Eine Überraschung wurde dieser Tage, wie derBolksfr." be­richt t, einem Sergantcn beim Trompeiercorps deS hicsiae» Dragoneregimentes zu teil. Wäh­rend derselbe bei der Mustkprobe war, kam dessen ehemalige Braut auf sein Zimmer, legte ein kleines Kind auf das Bett und ver­schwand.

Ein Bürger im badischen Unterland

gehört zu denjenigen Leuten, die da meinen, in der Großstadt fei alles besser und billiger. Kürzlich ließ er sich eine größere Sendung Mövei aus Frankfurt a. M. kommen. Ein Schreinermeist'r mußte die Möbel von der Bahn nach der Wohnung verbringen. Da­selbst augelangt, entfernte der Schreinermeister die Verpackung unter Beisein des Hausherrn, damit sich dieser von derunbeschädigten Ver­packung" eines Stückes (Kommode) überzeuge, zog eine Schublade heraus und zeigte dem Hausherrn die Rückseite, welche mit dem Da­tum und Namen des Anferligers versehen war. Dieser Anfertiger aber war der Schrii- nermeister selbst, dem man nur zutraute, daß er aus Frankfurt bezogene Möbel in das Hans des Bestellers transportieren könne. Es stellte sich auch heraus, daß der An­kaufspreis in Frankfurt 200 während dem Schreinermetster nur 150^1 von dem Frankfurter Geschäft gezahlt worden waren.

Zwei Kinder verbrannt. Am Mitt­woch ist oer Stmonsbauernhof bei Haslach (Klnzigthal) vollständig abgebrannt. Zwei Kinder sind verbrannt; auch sind 18, Stück Vieh umgrkommen.

Eine unglückliche Frau ist die Mutter deS Kapellmeisters Hundt in Schwetzingen. Vor einigen Monaten starb ihr ein 18 Jahre alter Sohn, bald darauf folgte ihr Gatte u. amSamStag ertrank ein weiterer IKJahre alter Sohn beim Baden tm Altrhein bei Ketsch. Es ist ein teures Vergnügen, Uni-

versträtSsta t zu ,ein! Ju Marburg sind im vorigen Jahre, wie in der letzten Stadt­verordnetenversammlung mitgeteilt wurde, für 210 ^ und 50 Straßenlaternen zer­schlagen worden. Das besagt genug!

Eine misteriöse Angelegenheit bildet, wie aus Hirschberg geschrieben wird, zur Zeit vaS Tagesgespräch tm Queisthal am Jser- gebirge. Vor vier Jahren, als das große Hochwasser im Juli 1897 in Schlesien viel Unglück anrichtete. verschwand aus der Um­gebung von Greiffenberg spurlos ein junges Mädchen, die Tochter eines Besitzers, dessen Haus gerade zu dieser Z-it abbrannte. Es hieß damals, das Mädchen sei von dem Hoch­wasser fortgerissen worden. Jetzt wird ge­meldet, die Staatsanwaltschaft zu Hirschberg hätte Veranlassung gehabt, sich nachträglich mit dem Verschwinden des Mädchens ein­gehend zu beschäftigen. Die kürzlich ver­storbene Mutier der Verschwundenen soll nämttch auf ihrem Sterbebette das Geständ­nis abgelegt haben, das Mädchen sei nicht ertrunken, sondern der eigene Vater habe eS damals zu Tode geprügelt, weil er glaubte, es habe aus Fahrlässigkeit ^den Brand der väterlichen Besitzung verursacht.

Eisleben, 20. Juli. Gestern abend ist an dem sechsjährigen Töchterchen des Berg­manns Honigmann aus Bischofsrot in der Nähe dieses OrteS ein Verbrechen von zwei Landstreichern verübt worden. Die Leiche des Kindes wm de heute vormittag in einem Haber- felde aufgefunden. Als Mörder ist, wie die »Eislebener Zeitung" meldet, der Arbeiter

Lang, der bei dem Bergmann wohnte, er­mittelt und bei dem Amtsgericht eingeliefert worden.

London, 22. Juli. DieTimes" mel­det aus Bloemfontein vom 19. ds.: Die kürzlich statlgehabtc Gefangennahme der Mit­glieder der Regierung des Oranjefreistaates verfehlte ihre Wirkung auf die Burenbe- völkerung Bloemfonleins nicht. Auf die Bu­ren machte besonders die Thatsache großen Eindruck, daß die Papiere der Regierung er- beuiet wurden. Sie sind alle von dem Wunsche erfüllt, daß die Ruhe bald wieder hergestellt werde. Von bestunterrichteter Seite wird angenommen, daß die Einwohnerzahl -es Oranjefreistaates vor dem Krieg 75,000 betrug, davon befinden sich in den Flücht­lingslagern 35,000, ungefähr 1000 wurden gefangen genommen, 17,000 leben in den von den Engländern besetzten Städten, 13,000 Männer, Weiber und Kinder gehen noch frei umher, doch ist nicht bekannt, wie viele Män­ner noch im Felde stehen.

«Bist du der Kaiser?" Von dem Besuche des Kaisers Franz Josef im Erz­herzogin Marie Valeric-Kinderspttal in Salz­burg wird eine hübsche kleine Episode mit­geteilt. Ein dreijähriger, netter Knabe fragte den Kaiser: »Bist du der Kaiser!" Der Monarch antworeete:Ja freilich." Nun zeigte aber der kleine Kniips, der recht cou­ragiert war, auf das Kaiserbilvnis der Krtegs- medaille, die der Kaiser trug und sagte: Und wer ist nachher der da?" Der Kaiser lachte herzlich über den kleinen Examinator.

(Ein Schaler.) Gast:Das sind Ihre ganzen Räume? Sie sagten doch, hier könnten zweihundert Personen speisen? " Wirt:Ja, nach einander!"

Der sterbende Lichtensteinspieler am Hauff-Denkmal.

Morgenrot, Morgenrot Leuchtest mir zum frühen Tod.

Vom hohen Felsgestein hernieder Schaut auf sein Württembergerland Der Dichter Hauff und seine Lieder Verhallen an der Felsenwand.

Im Thale drunten steht er reifen Die Frucht der Saat vomLichtenstein" Sieht Frauen in den Rocken greifen Und Ritter zieh'n geharnischt ein.

Dort steht er in der Frstspielhalle Die Geister jetzo aufersteh'n Darf seine lieben Treuen, alle Beim Lichtenstein nun Wiedersehn.

SeinMorgenrot" es wird gesungen Vom Retterlrupp der zieht ins Feld Bis in der Ferne es verklungen Der Herzog sich zur Schlacht bestellt.

Der Vorhang fällt, im Sterngefunkel Ein Spieler zieht zur Alb hinauf Kommt ungewollt im nächtigen Dunkel Vom Walde her zu Wilhelm Hauff.

Und als das Morgenrot zur Stunde Sich brach vom Fclsgestein von Hauff Der Spieler sterbend liegt im Grunde Schaut mit gebrochenem Aug hinauf.

Und Wilhelm Hauff schaut still hernieder N'ckt stumm bei mir fand'st du den Tod Doch dort mein Sohn, seh'n wir uns wieder Im höheren goldnen Morgenrot.

Holzhauer.