Gin Wcrterherz.
Roman in Originalbearbeitung nach dem Englischen von Clara Rheinau.
65) (Nachdruck verboten.)
Der Kranke schlürfte langsam seine Fleischbrühe , nachdem er sich mit großer Mühe auf seinen Ellenbogen gestützt hatte, HelenenS Beistand höflich, aber entschieden ablehnend. Dabei beobachtete er verstohlen über den Rand der Tasse seine Wärterin mit einem sehr ernsten, fast ängstlichen GesichtSausdrucke. „Zu welcher Stunde kommt Anionio zurück, Fräulein Dering?" fragte er, erschöpft von der Anstrengung in seine Kissen zurücksinkend. Helene hatte, seinen stillen Wunsch erratend, ihren alten Platz am Feuer wieder eingenommen, und kehrte ihm den Rücken zu.
„Das ist ganz unbestimmt, Herr Oberst. Wenn er das Opernhaus verläßt, wandert er in den Straßen umher, in der Hoffnung, irgend eine Spur von Elfte zu entdecken."
„Ein guter Junge I Ernst und treu, nur zu schwach in mancher Beziehung. Ich schloß mich an ihn an, als er auf dem Krankenbette lag und voller Reue war über das Leid, das er Elfte und — Ihnen zugefügt. Sie zürnen ihm doch nicht mehr?"
„O nein; ich sehe im Gegenteil, daß die Trübsal seinen Charakler geläutert und ihn zu einem bessern Menschen gemocht hat. Das L-id, das er mir angethan, habe ich ihm so bereitwillig vergeben, wie wir einander stets die Fehler vergeben sollten, welche in jener eitlen Selbsterkenntnis, die schlimmer ist, als Unwissenheit begangen werden."
Sie schaute nicht um, aber Nord bemerkte deutlich, wie ein Zittern durch ihre Glieder lief. „Sie denken, ich hätte Ihnen nicht vergeben?" fragte er langsam — „iL hegte in meinem Herzen Groll gegen Sie?"
„Nein keinen Groll. Gott verhüte das I"
„Wenn Sie mir durch Ihre unrichtige Beurteilung schweren Kummer bereiteten," fuhr der Kranke mit großer Anstrengung fort, „so glaube ich, dies überwunden zu haben. Es war eine grausame Buße, Sie hier als Wärterin zu verwenden, Fräulein Dering, und obschon ich dies bei klarem Bewußtsein nie zugegeben haben würde, so haben Ihre Dienstleistungen doch alles früher Geschehene ausgelilgt, und wir sind so gute Freunde, wie wir je sein können."
«Ich hoffe nicht, sagte Helene freimütig, „denn Ihre Zurückhaltung läßt jene Freundschaft nicht aufkommen, auf die ich so großen Wert legen würde."
„Freundschaft I Ich habe in meinem Leben nie Freundschaft mit einer Frau ge- schloffen, außer in meiner frühesten Jugend," fügte er bei, an Elftes längstverstorbene Mutter denkend; „und es war vielleicht gut so, da ich ein hartes, mürrisches und eifersüchtiges Temparament habe."
„Wie ich einst glaubte — aber nun weiß ich- daß Ihr Charakter gerade das Gegenteil hievon ist, was Sie auch sagen mögen," versetzte Helene.
„Was können Sie von mir wissen?" fragte Nord fast verächtlich. „Wahrscheinlich täuschen Sic sich diesmal ebenso wie — doch ich bin noch sehr schwach. Ich möchte, daß Sie nichts mehr mit mir sprächen."
„O, verzeihen! Ich werde Sie nicht mehr stören."
„Ich danke Ihnen," murmelte er, und
Helene fühlte sich aufs Neue verletzt hierdurch, bis sie bemerkte, wie sehr ermüdet er war. Nach wenigen Minuten war er wieder eingeschlafen und erwachte erst, als um die Dämmerstunde Antonio Baretti vorsichtig in das Zimmer schlich.
„Sind Sie es, Baretti?
Antonio stieß einen kleinen Freudenschrei aus und nährte sich raschen Schrittes seinem Freunde. „Also besser — viel besser, wie der Doktor prophezeite, und wie ich Sie zu finden hoffte, mein lieber Oberst," rief er lebhaft. Dann neigte er sich über den Kranken und erfaßte seine Hände mit herzlichem Druck.
„Ja, besser, Baretti; fast wieder der Alte mit seinem Lehrmeistertone und seinen Vorwürfen, denn, auf Ehre, Sie haben nicht gut gegen mich gehandelt, mein Junge, trotz aller Ihrer Beteuerungen."
Er sprach so scharf und gereizt, als seine schwache Stimme es erlaubte, und Antonio fragte erstaunt: „Nicht gut gegen Sie ge, handelt? Wie oder in welcher Weise habe ich Ihr Mißfallen erregt?"
„Sie sollen eS später hören."
Helene verstand nur zu wohl, was er anzudeuten wünschte, und seine nächsten Worte bestätigten ihren Verdacht.
„Ich möchte morgen ein paar Worte mit Ihnen sprechen, Baretti. Jetzt nicht, denn ich bin übermüdet. Wie entsetzlich schwach ich geworben bin I Wurde mir zur Ader geloffen?"
„Ja," versetzte Antonio.
„Das war sehr gütig von Gravat," bemerkte Nord trocken; „und ich hatte so wenig Blut zu verlieren."
„Fräulein D-ring erlaubte Doktor Gravat nicht, Sie zu berühren, bis sie nach — nach einem zweiten Arzt geschickt hatte," sagte Antonio, Helenrns warnenden Blick auffangend.
„Nun, es mag gut gewesen sein, hat aber ein Kind aus mir gemacht. Wie viel Uhr ist es?"
„Sechs vorüber."
„Fräulein Dering wird gewiß gerne die Gelegenheit benützen, einige Vorbereitungen für ihre Abreise zu treffen," bemerkte Nord; „sie hatte eine lange Geduldsprobe hier zu bestehen, und wenn Sie des Nachts manchmal nach mir sehen wollen, Baretti, so -- so wird es jetzt schon gehen."
„Noch nicht," verletzte Antonio sehr entschieden.
„Bei Tage ist ja Mvrc Charamante da, eine vortreffliche Frau, flink und arbeitsam und immer heiter," sagte Nord.
„Madame Charamante ist nicht mehr hier, lieber Freund."
„Nicht mehr hier?"
„Nein, — das — das Haus hat eine neue Mieterin erhalten, die, wie ich glaube, sämtliche Zimmer außer den unsertgen, für ihre Beschäftigung braucht."
„Und sich nicht vor dem Fieber fürchtet," bemerkte Nord; dennoch —"
„Bitte, suchen Sic keine weiteren Ausflüchte um mich wegzubringen, Herr Oberst,' nahm Helene das Wort; „ich werde gehen, sobald der Doktor dies für thunlich erklärt — morgen oder gewiß doch in den nächsten Tagen. Dulde» Sie mich noch so lange. Haben Sie Nachsicht, bitte."
Diese unmittelbare Aufforderung berührte Nord peinlich. „Die Mühe, die es Ihnen bereitet — die —"
„Es ist mir keine Mühe," erklärte Lena einfach.
„Ganz aut — ich bin hülflos, wie Sie sehen, und Antonio steht mir nickt bei, Sie von ihren lästigen Pflichten zu erlösen."
„Bitte sprechen Sie heute nichts mehr," bat Lena; „Sie sind sehr ermüdet.'
„So ist eS," gestand der Kranke zu, schloß die Augen und schlummerte nach wenigen Minuten von Neuem ein.
Antonio hatte Helenens Platz neben dem Bette eingenommen, und Helene saß vor dem Feuer und bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen, um die Thränen nicht sehen zu lassen, die unaufhaltsam über ihre Wangen rannen.
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
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(Nette Vorgesetzte.) — Mutter (zu ihrem auf Urlaub nach Hause kommenden Sohn): „Ist cS wahr, daß Eure Unteroffiziere so wenig gemütlich mit Euch Verkehren ?" — Sohn: „Ganz im Gegenteil, unser Feldwebel teilt- sogar jeden Schinken und jede Wurst von uns mit seinen Soldaten." . . .
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