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Stuttgart, LO. Juni. Pr-nz Hermann von Sachsen-Weimar begibt sich am Samstag mit Prinzessin Olga Moria zu mehrwöchsnt- lichem Kurgebrauch nach Wiidbad.

Stuttgart, 17. Juni. In der heutigen Versammlung des Verbandes der landwirt­schaftlichen Genossenschaften wurde festgestellt, daß sich infolge des guten Vorjahres anstatt eines Fehlbetrags ein Guthaben von stark 2 Millionen Mark ergeben hat. Der Ge­samtumsatz der Centralkasse betrug über 26 Millionen.

Eßlingen, 18. Juni. Wohl zu den Seltenheiten dürfte ein am letzten Freitag hier vorgekommenes Ereignis zählen. In der Nähe einer Wirtschaft stand ein Wagen mit 2 bespannten Pferden, als plötzlich ein aus einem Schwärmungszug begriffener Bienen­schwarm sich aus die Pferde niederlicß. Im Nu waren beide Pferde von den Bienen be­deckt. Da es nicht sofort gelang dieselben von den Pferden zu vertreiben, und letztere sich infolge der erhaltenen Stiche äußerst auf­geregt geberdeten, mußten die Stränge abge­schnitten werden, worauf die Tiere in einen nahen Stall gebracht und mit geeigneten Mitteln eingerieben wurden.

Tübingen» 17. Juni. An der Landes­universität befinden sich im laufenden Som- merhaldjahr 1489 Studierende, worunter 614 Nichtwürttcmbergcr. Die Zahl der Studierenden hat hienach gegenüber der Fre­quenz im Sommcrsemester 1900 mit 1540 um 51 abgenommen. Im einzelnen studieren Evang. Teiologie 320, Kaihol. Teologie 184, Rechtswissenschaft 338, Medizin 259, Philo­sophie 94, Staalöwissknschasten 150, Regi- minalfach 32, Kameralwisscnschaft 74, Forst­wirtschaft 44, Naturwissenschaft 144. Hiezu kommen niLt immatrikulierte, zum Besuche von Vorlesungen ermächtigte Personen 32, darunter 4 weibliche, so daß die Gesamtzahl der Teilnehmer am UniversiiätSuntericht 1521 beträgt.

Friedrichshofen, 18. Juni. Im nahen Schnetzenhausen verdingte sich ein Knecht NamenS Ignaz Reich aus Hochdorf bei einem Bauern. Demselben gab er vor, er habe seinen Koffer noch in der Stadt im Gast­hof zumSchiff". Um denselben schneller zu bekommen, lehnte er sich von seinem Dienstherrn ein Fuhrwerk. Als er aber ge­gen Abend immer noch nicht zurück war, schöpfte der Bau-r Verdacht und mußte er­fahren, daß sei» Knecht mit Pferd u. Wagen verduftet war.

Pforzheim, 18. Juni. Nach wiederholten Besprechungen haben sich die hiesigen Zigarren- händler in den letzten Tagen dahin geeinigt, künftighin an Sonn- und Feiertagen während der Monate Mai bis Oktober ihre Läden statt abends 7 Uhr schon um 4 Uhr nach­mittags zu schließen. In den Wintermonaten sollen die Läden Sonntags wie bisher ge­öffnet sein, Auch die enragicrtesten Vertreter unbeschränkter Geschästsfreiheit haben im Ver­lauf der Jahre erfahren, daß die Einnahmen von 47 Uhr nachmittags in ihren Ge­schäften so verhäitmäßig gering sind, daß sich gut darauf verzichten läßt.

In Ettlingen grassiert ein förmliches AuswanderungSfieber. Kürzlich verduftete ein verheirateter Schlosser mit seiner Nichte und hinterließ seine Frau, vier Kinder und be­deutende Schulden. Wenige Tage darauf suchte eine SaltlerSfrau mit dem Gesellen

ihres Mannes das Weite und als dritte Im Bunde hat jetzt eine Schuhmachersfrau ihren Gatten treulos verlassen.

Im Koffer eines in Nürnberg ver­storbenen Barbiers, der Junggeselle war, ärmlicb lebte und in der Volksküche, fan­den sich Wertpapiere in der Höhe von 40000 bis 50 000 ^ Der Mensch hatte sich fein Leben lang kein Vergnügen gegönnt.

Durch einen erschütternden Unglücks- fall kam in Halle a. S. der Mechaniker und Optiker Scedold umS Leben. Es war ihm ein Gewehr überbracht worden, das mit einem Zielspiegel versehen werden sollte; dos Ge­wehr stand zur Seite, S. kam unglücklicher­weise an den Hahn und eS entlud sich ein Schuß aus dem Gewehr, der dem unglück­lichen Manne thalsächlich die linke Kopf­hälfte abriß. Der so schwer Verletzte ver­schied alsbald. Seine Goitin war Zeugin des schrecklichen Unglücksfalles.

Vom Bismarck-Denkmal. DieNordd. Allg. Zig." schreibt: Anläßlich der Enthüll­ung des Bismarckdenkmals fand gestern beim Reichskanzler ein größeres Diner statt, wozu namentlich die Präsidien ver Parlamente und Mitglieder des Zentralkomiles für das Denk­mal eingeladen waren. Fürst Herbert Bis­marck und von Levetzow waren wegen Fa- miltentrauer verhindert.

Berlin, 17. Juni. Der Kranz, den der Kaiser bei der gestrigen Enthüllung am Denk­mal des Fürsten Bismarck niedergelegt hat, trägt die Fnschrtft:Des großen Kaisers großer Diener." Dem Fürsten Herbert Bis­marck hat der Kaiser die Uniform des 1. Gardedragoner-RegimentS verliehen.

Berlin, 19. Juni. Die Medaillen für die Chinakämpfer werden von W. Mayer und Fritz Wilhelm in Stuttgart angesertigt; es sind 45 000 Stück bestellt worden.

Oberstleutnant v. Soden, der tapfere Verteidiger der deutschen Gesandtschaft in Pe­king während der vorjährigen Schreckenstat, der an Bord derAndalusia" in Wilhelms- bafeo eingetrofftn ist, wird in den nächsten Tagen von dem Kaiser in Audienz empfangen werden, um dem Monarchen Vortrag über seine Erlebnisse zu halten. Zur Begrüßung des Grafen Waldersee, der zu Anfang August in Hamburg landet, wird der Kaiser nach Hamburg kommen.

Berlin, 13. Juni. (Vom großen Los.) Als die Z.tlung meldete, daß eine gewisse Nummer der Wohlfahrts-Lotterie sür die Kolonien mit 10 000 ^ gezogen sei, machte die Frau des GrünkramhandlerS S. einen Freudensprung. Sie war glückliche Besitzerin des Loses. Der Ehemann wußte nichts da­von, daß die Frau in der Lotterie spielte, aber da schließlich der Erfolg In ollen Lebens­lagen entscheidend ist, so war er es zufrieden und lobte sein kluges Weibchen. Der nächste Tag brachte die dramatische Steigerung. Der Druckfehlerteufel hatte, wie so oft, einen seiner malitösen Streiche verübt, diesmal jedoch in der immerhin zu billigenden Absicht, die Los- ir-haberin auf bas Kommende vorzuberetten. Auch allzugroße Freude soll ja zeitweise schaden. Am nächsten Tage also wurde eS offenbar, daß das Los nicht 10000 ^ gewonnen, sondern den Hauptgewinn von 100000 gemacht habe. Jubel und Hurrohrufel Als ein Reporter die junge Frau S. über ihre ZukunftSpläne interviewte, erklärte sie ihm: Wir sind sehr glücklich. Das Grünkram- yeschäst Huben wir der Schwester meines

Mannes geschenkt. Wir kaufen in der Nähe von Berlin ein kleines Grundstück und wohnen dort. Mein Gatte ist Arbeiter in einer elek­trischen Fabrik gewesen, ich war Köchin. Das Grünkramgeschäft haben wir erst vor drei Wochen gekauft. I tzt fange ich erst an wieder aufzuleben. Nach der Mitteilung über den Gewinn habe ich nämlich nichts essen können! Mein Mann ist solide und kneipt nicht; er spielt auch keine Karten. Ich habe schon einmal 50000^ auf meine Nummer gewonnen, aber dos Los am Abend vorher einem Restaurateur verkauft. Diesmal aber ist alles richtig gegangen. Wir können eS brauchen I"

Petersburg, 18. Juni. Die Kaiserin Alexandra ist heute früh von einer Tochter entbunden worden. Diese, die vierte Prin­zessin, erhielt den Namen Anastasia. (Die Erfüllung der Hoffnung auf einen Sohn und also auf einen Thronerben bleibt dem kaiserlichen Ehepaare demnach wohl sür die Zukunft Vorbehalten.)

Kiel, 18. Juni. Aus Anlaß der Ge­burt der Großfürstin Anastasia setzten heute mittag die Kriegsschiffe Flaggengala und feuer­ten einen Salut von 21 Schüssen ab.

London, 18. Juni. DerExpreß" teilt in einer aus Cherbourg datierten Meldung mit, Kaiser Wilhelm werde mit einem Ge­schwader den aus China zurückkehrenden Truppen cntgcgenfahren und sich dann an ihre Spitze stellen. Das Geschwader werde vor Cherburg halten und dort werde sich ihm das französische Nordgrschwader anfchließm. Loubet werde nach Cherburg kommen und dort mit dem Deutschen Kaiser im Hafen zusammentreffen. Die Zusammenkunft werde etwa Ende August staitsinden.

Neue Gefahren in China? Die Neu­regelung der Dinge in China droht einen echt orientalischen Charakter anzunehmen. Wenn die neuesten Nachrichten, die aus dem fernen Osten zu uns gelangen, auf Wahr­heit beruhen, bereilet sich dort eine Entwickel­ung vor, die in ihrem wetteren Verlaufe noch gar nicht abzusehen ist. Es macht den Ein­druck, als ob die Chinesen und die Mand- schu-Dynastie an der Spitze, nur darauf ge­wartet haben, daß die europäischen Mächte das Land verlassen, um auf ihre Weise zu zeigen, daß sie wieder die Herren im Reich der Mitte sind. Der Shaughaier Korre­spondent deöGlobe" telegraphiert nämlich folgendes sensationelles Gerücht: Prinz Tuan beherrscht den Hof noch. Es wird beabsichtigt, wenn der Hof auf der Reise ist, in Kai» fong-fu, in der Provinz Honau (am Hoang-Ho) anzukündigen, der Kaiser sei von Briganten ermordet und Prinz TuanS Sohn, der Thron­folger Put-Sing, sei Kaiser geworden. Die Kaiserin wird dann als Regenlin Kai-fong-fu zur neuen Haupstadt erklären. So werden die Reaktionären den Mächten ein Schnippchen schlagen und die Thronfolge endgültig regeln- Der Hof gedenkt Kai-fong-fu mit Nanking durch eine Bahn zu verbinden.

Mvlteno, 19. Juni. Nach den letzten Meldungen sind in der Kopkolonie 1800 Buren eingedrungen. Dieselben haben Pro­klamationen angeschlagen, worin sie erklären, jeden, der den Aufenthalt der Truppen ver­rate, mit 50 Pfund zu strafen oder müffe derselbe das Kommando 3 Monate zu Fuß begleiten.