Gin WnterHerz.

Roman in Originalbearbeitung nach dem Englischen von Clara Rheinau.

07) (Nachdruck verboten.)

In jenem Briese fügt mein Bruder bei, ,daß er sich bemüht habe, seine frühere Schuld nach Kräften gutzumachen, und deshalb Ihre Tochter in seinem Testamente zur einzigen Erbin bestimmt habe; aber er hatte gar kein Testament gemacht, der arme Friedet I*

In der That l War meine Tochter sehr enttäuscht darüber?" Es lag wieder ein leichter Spott in seinem Tone, und hätte Helene nicht ihn und seinen Wert gekannt den er mit krankhaftem Vergnügen stets zu verbergen suchte so hätte sie sich viel­leicht noch in dieser Stunde von ihm abge­wandt. Hätte sie nur eine Ahnung gehabt, daß es Frank Nord'S Hand gewesen, welche jenes Testament vernichtet und sie zur reichen Erbin gemacht hatte!Nein, Eiste war nicht enttäuscht. Sie'

Ich würde vorziehen, dieses sür mich peinliche Thema abzubrcchen," unterbrach sie der Kranke,weder Sie noch ich können mit Ruhe darüber sprechen. Ich bin nicht arm. Ich habe Grundbesitz in Wolston und rück­ständige Miete für das alte HauS, in dem ich geboren bin; außerdem haben Sie heute gehört, daß eine Möglichkeit vorhanden ist, meine Ersparnisse in Aljako, welche mir nach Ansicht deS Volkes der Staat widerrechtlich an sich genommen, wiederzuerlangen. Meine Ansichten, Fräulein Dertng, sind also nicht so übel sür Jemanden, der so hoffnungsvoll wie ich in die Zukunft blickt."

Ich wünschte, Sie würden nicht so bitter zu mir sprechen," sagte Helene traurig; Wenn See nur für eine kleine Weile, nur für heute Abend, wieder der Mann sein woll­ten, der voll Hoffnung auf seiner Tochter Liebe nach Wolston zurückkehrte. Ich ich habe Ihnen so viel zu sagen von jener Tochter Ihre Vergebung erbitten sür"

Fräulein Dertng, Sie wollen mich nicht verstehen l" brauste er endlich leidenschaftlich auf.Sie stellen absichtlich jenen einen Ge­genstand in den Vordergrund, den ich mir stets auf Armeslänge fern halten möchte."

Ihre Tochter doch nicht ihre einzige Tochter?"

Ja, meine Tochter," rief erdas Mädchen, das mir nicht glauben wollte, das mich voll Angst betrachtete und jenen ver­traute, welche falsch gegen es waren, sich von mir abwandte, obgleich ein Kind meine große Liebe hätte sehen und bemitleiden können. Ich habe ihre Geschichte erfahren, wenigstens Alles, was ich hören wollte durch Antonio Baretti; sie endigt gut, und neue Kapitel würden sie nur verderben. Sie ist ein sanf­tes, schüchternes Mädchen, Fräulein Dering; sorgen Sie gut sür das Kind, wenn Sie können."

Sie sind ungerecht Sie wissen nicht"

Ich weiß," sagte er und verriet hier zum ersten Male, was ihn so gegen die arme Eiste erbittertedaß sie nicht den Mul hat, mit Ihnen hierher zu kommen, sondern als Vermittlerin Jene sendet, welche Asche aus meine Seele gestreut hat."

O erbarmen l" rief Helene.

Ah, ich hatte vergessen, daß ich Ihnen bereit- vergeben hatte," sagte er bitter;aber

ich sehe, daß Elste noch kein Vertrauen hat, in welchem sie einen schwachen Tugendschimmer gesehen haben will und und ich bin zu Ende mit^lhr."

Nein, o nein! Sie dürfen nicht"

Wäre sie mit Ihnen gekommen hätte nicht ich oder das Fieber zurückg-schrickt" Er hielt plötzlich inne und blickte mir einem neuen geängsttgten Ausdruck auf Helene;Sie dürfen heute Abend nicht mehr zu ihr gehen, aus diesem Fieberhause heraus, denn sie ist zart wie ihre Mutter und könnte angesteckt werden aber ich wiederhole, wäre ste mit Ihnen gekommen, vielleicht vielleicht hätte ich meinen Stolz bekämpft, beim Anblick des einen Wesens, das mir angehört. Aber da sie jetzt, in meiner Armut und Not, sich fern hält, so übergebe ich ste der Vergessen­heit ich"

,O sprechen Sie nicht weiter bitte, sprechen,Ste nicht weiter l" rief Helene, seinen drohend erhobenen Arm umklammerd.Elste ist nicht bei mir, ich weiß nicht zu finden. Mein Herz ist dem Brechen nahe vor Angst um ste ste ist verloren!"

Verloren I Elste verloren!" wiederholte er langsam, und alle Leidenschaft schwand aus seinen Zügen einen neuen Ausdruck deS Entstzen zurücklassend.

30. Kapitel.

Verloren!" Es klang wie ein Schrei der Verzweiflung von Helenens Lippen, ein Schrei, den der Kranke voll Staunen und Schrecken wiederholte. Ehe Helene sich etwas gefaßt hatte, stand er ihr gegenüber, seine Hände stützten sich auf die Stuhllehne er glich einem Menschen, der ganz plötzlich alle Fassung verloren.Meine Elste ver­loren!" rief er.Sprechen Sie nicht weiter. Wie kam dies?"Welch' schreckliche Um­stände tragen die Schuld daran?"

Ich werde Ihnen alles erzählen. Bitte hören Ste mich in Geduld, Herr Oberst, und überlegen Sie mit mir, was zu thun ist?"

Ich will eS versuchener sank lang­sam auf seinen Stuhl zurück und schlang seine abgezehrten Hände ineinander, wie um deren Zittern aufzuhalten.

Sie haben also meine Aufrufe in den Blättern, durch welche ich um Nachricht von Elste bat, nicht gesehen?"

Ich war in letzter Zeit sehr arm und krank. Bitte, fahren Sie fort. Ist es nötig, fragen an mich zu stillen?" fügte er mit einer Schärfe bei, vor welcher Helene erzitterte. Haben Sie Geduld mit mir," bat ste de­mütig.ES ist eine lange Geschichte, und ich will Ihnen nichts vorenthalten."

Sie haben kein Recht hierzu."

Helene erwiederte nichts auf diese Worte. Ste wußte, daß ste ein Recht hatte, vieles aus ihrer eigenen Vergangenheit geheim zu halten, aber eS war der Schlüssel zu ihrer Erzählung und erklärte Manches, was sonst unbrgreifliich gewesen wäre. Es erniedrigte sie in seinen Augen, und ste bedauerte dies, odschon ste Friedrich Derings Schwester war und einer Familie angehörte, die er nie ge­achtet hatte. Frank Nord besaß, wie wir früher erwähnt, eine ungeheure Selbstbe­herrschung, und sein Wille war nicht weniger stark, jetzt, da das Fieber seine Körperkräste fast aufgezehrt hatte. Mit gefalteten Händen den Blick unverwandt aus HelenenS Antlitz gerichtet, saß er ernst und schweigend da, als

ob die groß« Überraschung ihn zu Stein verwandelt habe. Selbst als Helene ihm von Elftes Geistesstörung berichtete, welche den verschiedenartigsten Erschütterungen, die ste erduldet, gefolgt sei, und von der Ansicht der Aerzte, daß hauptsächlich Elste'S Schmerz über die Trennung von ihrem Vater diese, vielleicht schon länger in ihr schlummernde Krankheit zum Ausbruch gebracht habe, da preßte er die Hände fester ineinander, aber er unterbrach die Erzählung nicht.

Er hörte ste geduldig an, bis zum Ende, und als Helene von ihren Bemühungen sprach, Elste'S Spur aufzufinden, von den verschie­densten Mitteln, die sic zu dem Zwecke ge­braucht und die ihr schließlich Frank Nords Aufenthalt in Paris entdeckt, damit aber heute auch die letzte Hoffnung zerstört hätten, daß eS Elste auf irgend eine Weise gelungen sei, ihren Vater aufzufinden- da blickte er sie strenge an:Und deshalb mußte ich Wol­ston verlassen," sagte er;um Ihretwillen, Fräulein Dering hielt sich Elste fern von mir l"

O machen Sie mir kein Vorwürfe, daß ich Elfte zu sehr liebte, daß ich ihre Wünsche und Gedanken nicht zu rasch erriet. Für das Vergangene haben Sie mir bereits ver­geben, Herr Nord, denn Sie sind edel und gut."

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

(Eine heitere Anekdote) erzählt ein Korrespondent derMittelbad. Nachr." mit Bezug auf tadelnde Worte, die kürzlich in dem zitierten Blatte darüber fielen, daß in Willstärt die (Schul-) Buben und Mädchen einen gemeinsamen Badeplatz haben: Hoch­würden kommt an den Badeplatz, woMänn­lein und Wetblin" sich im Wasser sich Ver­gnügen. Hochwürden erblicken und ausein­anderstieben ist eins. Nur ein kleiner Kerl bleibt zurück. Hochwürden herrscht denselben an:Sag' mal, haben auch Mädchen mit euch gebadet?" Und das Wasserfröschlein antwortet:I woas net, ste sin schon alle auSzogen g'stn l"

(Am Morgen nach dem Kommers.) Studiosus (erwachend):Alle Wetter, da lieg' ich ja in einem ganz fremden Bett l . . . Na, der Nachtwächter, der mich hiergebracht hat, muß schön betrunken gewesen sein I"

Königliches Kurtheater.

(Direktion: Jntendanzrat Peter Liebig.)

Mittwoch den 19. Juni 1901 11. Vorstellung. (Dutzend-Karten giltig.)

Vor Auls Loa.

Lustspiel in 4 Akten von Sühring-Bardcy.

Donnerstag den 20. Juni 1901

keine Worstekung.

Freitag den 21. Juni 1901 12. Vorstellung. (Dutzend-Karten giltig.)

-- Hofgunst.

Lustspiel in 4 Aufzügen von Thilo v. Trotha,

Einlaß 7 Uhr, Anfang 7'/, Uhr.

Kebatttou, Druck und Verlag von Ver vh. Hofmauu tu Mlbbai».