Rundschau.
Neuenbürg, 31. Mai. In Höfxn kam daS in einem Kinderwagen liegende Kind des Platzmeisters Mettier auf drr Landstraße so unglücklich unter ein Fuhrwerk, daß «s in der Nacht darauf den Geist aufgab. Ein größeres Mädchen halte die Beaufsichtigung über das Kleine und schob das Wägelchen direkt in das Fuhrwerk. Den Fuhrmann trifft keine Schuld.
Stuttgart, 3 t. Mai. Erbprinzesstn Pauline v. Wied mit Familie trifft mtlte Juni zu einem etwa tOtägigen Besuch ihrer hohen Ellern hier ein. Während des Aufenthaltes der Eebprinzefsin (14.—24.) wird das Hoflager wieder nach Stuttgart zurückverlcgt. Wie aus Hoskreisen verlautet, will zu gleicher Zeit die dem hiesigen Hofe so nahe verwandte Königin Wilhelmina von Holland dem hiesigen Hof mit ihrem Gemahl einen Besuch abstatten.
Stuttgart, 31. Mai. Wie man allgemein hört, soll in diesem Jahre die Kreuzotter besonders stark auftreten. Da diese Schlange jedes ihre Opfer auch in Württemberg fordert kann besonders den Kindern und auch den Albtvurtsten nicht genug Vorsicht empfohlen werden.
Stuttgart, I.Juni. Wie die „Nationallib. Korrrsp." erfährt, hat die von Seiten der Volksvertretung gegebene Anregung zur Einführung der Einhkitsmarke den Erfolg gehabt, daß ein diesbezüglicher Entwurf in Ausardiitung begriffen ist und der Kammer so bald wie möglich vorgelegt wird.
Stuttgart, 2. Juni. Entiprechend einer Anregung der Ortsgruppen LudwigSburg und Ulm des Schwäbischen Albvcreins hat die Eisenbahnmrwaltung, von Ludwigsburg bezw. Ulm au« eine Reihe neuer Gabelkarlen zur wahlweise» Benützung der Strecken und zum Preis sür Rückfahrkarten cingeführt, so z. B. von Ulm nach Blaubcur-n oder Rißnssen und zurück, von Ludwigsburg nach Maulbronn oder Güglingen und zurück u. s. w- Auch solche zum Besuch des Neuffen von Stuttgart rc. aus wurden eingeführt. (Verdient Nachahmung.)
Von der unteren Argen, 29. Mai In Goppertsweiler, O.A. Tettnang, wurden im vorigen Jahre unter Leitung des dortigen Pfarrers Schelklc Passtonsspiele zur Ausführung gebracht, welche von nah und fern sehr gut besucht waren und deswegen auch ein gutes finanziellellcS Ergebnis zur Folge hatten. Von dem über 10000 ^ betragenden Reinerträge hat nun die Gemeinde ein neues Glockengcläuie für die Pfarrkirche an» geschafft. Die vier Glocken, welche ein Gewicht von etwa 52 Zentner haben, wurden von Glockengießer Zoller in Btberach geliefert.
Kaiserslautern, 1. ^uni. Ein Blitzstrahl warf in der Nähe der Stadt 6 Feld- arbeitertnnen zur Erde. Eine wurde gelötet, die anderen erlitten Brandwunden,
— Im Münchener Zentralbahnhof verkehrten am Pstnqstsonniag, abgesehen von den Extrazügen München-Planegg, am Montag 591 Züge. Befördert wurden an den drei Tagen SamStag, Sonnlag und Montag über 300 000 Personen auf dem Zentralbahnhof. DaS ist eine Leistung, die Anerkennung um so mehr verdient, als, abgesehen von einigen Verspätungen und zwei Störungen durch Maschinendefekte, alles glatt von statten ging.
— Berlin. Der Kaiser hat vor einiger Zeit befohlen, daß die Zulassung von Be»
rlchterstaltern und Photographen bei militärischen Veranstaltungen sorgsam kontrolliert werde. Wiederholt ist es vorgekommen, daß Aeußerungen des Kaisers, die nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt waren, in die Presse gekommen sind, obendrein ungenau und in widersprechenden Lesarten. Durch jene Verfügung soll also verhindert werden, daßArußcr- ungen ohne besondere Autorisation über den kameradschaftlichen Kreis, sür den sie bestimmt sind» hinaus in die Oefsentliwkeit. dringen. Umso mehr mußte es auffallen, daß nur ein einziges Blast in der Lage war, einen Bericht über den Trinksprvch zu bringen, den der Kaiser im Kasino des zweiten Garde» regmcnts z. F. nach der Parade der 2. Garde- tnfanterie-Brigade zu Ehren der französischen Gäste ausgebracht halte. Das Lokalblatt, das diesen Trinkspruch brachte, besitzt nicht genug Kredit, daß man einer richtigen Wiedergabe sicher sein konnte, und es ist erwünscht, doß die kaiserlichen Kundgebungen der Presse gleichmäßig zugänglich gemacht werden. Daß der Bericht nur einige Urigenauigkeilen enthielt und im ganzen wenigstens richtig war, ist keine Entschuldigung dafür, daß er ohne die nötige Ermächtigung erschien. Es hat sich nun hcrauögrstellt, doß ein Vertrauens- mißbrauch vorliegen muß, und wie wir hören, ist deshalb eine Untersuchung eingeleitet worden.
— Einen nichtsnutzigen Streich voll- sührte in der Fabrik Kvisersohn zu Böckum ein Bube, indem er die Kaffeetasse eines Lehrlings entleerte und mit Salzsäure füllte. Der Knabe trank die Säure aus und verstarb unter den schrecklichsten Schmerzen.
— Ein eigenartiger Unfall ereignete sich in Bamberg. Ein Ljährtger Knabe wurde von dem Hunde eines Arztes umgcrannt und zwar so unglücklich daß er kurz darauf starb.
Vom Schauinsland, 31. Mai. W-nn ich zum Schmiede gehe, so gebrauche ich nicht erst zum Schmiedlc, so dachte ein diesiger Bergarbeiter und ersuchte Seine Königl. Hoheit den Großherzog von Baden um ein Darlehen von 500 ^ Dem „Albboten" zufolge haste der Petent aus HöflichkeilSrück- fichlen eine 20-^s-Marke beigeleat.
London, 2 Juni. Die Morgenblätter melden aus Peking vom 1. ds.: Die chinesischen Gouverneure beraten mit den europäischen Verwaltungsorganen wegen Ueber- gabe der Verwaltung von Peking. Sic drückten den Wunsch aus, fremde Soldaten als Po- lizettrupprn in die Stadl einrücken zu lassen. Nach einer Depesche von einer französischen Mission der Westmangolei wird dort ein Angriff als bevorstehend befürchtet. Prinz Tuan und ein Verwandter stünden an der Spitze eines Aufstands.
— Englische Schuhlieserungen an die Buren. Ein holländischer Schuhwarenfa- brikant sprach kürzlich in Bitssingen einen englischen Fabrikanten der ihm mitteilte, daß rr vor einigen Monaten vom englischen Kriegs- ministerium eine Lieferung von 35 000 Paar Schuhen erhalten habe. Vor einigen Tagen wurde er wieder zum Ministerium befohlen und erhielt nochmals eine solche Bestellung. Beim Verlassen des Bureaus flüsterte ihm ein Beamter in die Ohren: „Die ersten 35 000 hat Drwet erwischt.",
London, 31. Mai. Nach einer Meldung der „Daily Mail" aus Kapstadt sind die Buren im östlichen Teile der Kapkolonie
sehr thätlg. Die Regierung erhielt die Nachricht, daß Buren bei Colesberg 500 Pferde nahmen.
— In der englischen Presse macht sich jetzt immer mehr eine tiefe Verstimmung über die Kriegführung in Südafrika bemerkbar und die „Daily N ws" registriert mit Befriedigung die Vorwürfe, welche ministerielle Blätter der Regierung wegen Unterdrückung von Nachrichten zuteil werden lassen. Sie erwähnt, daß die „Pall Mall Gazette" sich über die Zensur beklage, daß der „Standard" nicht sicher sei, ob Lord Kitchener seine Beute nicht doppelt zähle, und führt Auslassungen der „St. Jameö's Gazette" an, welche darauf hingewiefcn hatte, daß mindestens 7 Buren- kommandoS in der Kapkolonie ihre Tätigkeit entfallen. Die Wahrheit meint die „Daily News", werde allmählich auftämmern und mit ende des südafrikanischen Winters werde der Krieg so verabscheut sein, daß das Volk seine Vernunft wiedergewinnen werde. Wenn das Volk die Wahrheit wüßte, würde eS verlangen , daß man zur Verständigung käme. Einen AuSroliungskricg könne man nicht führen.
— Um festzustellen» wo das Paradies der Bibel zu suchen sei, das nach seiner Annahme nur in Amerika gelegen sein kann, hat ein Chicagoer Phanlast, Namens Morin JessupS, eine Expedition mil allen möglichen wissenschaftlichen Hilfsmitteln ausgerüstet, die sich bereits von Chicago nach Klvndyke unterwegs befindet. NichiS wird die Teilnehmer, zu denen mehrere Professoren und Männer der Wisscnschoft gehören, daran hindern, an einem besonders schönen Punkte auf ihrer Tour den Garten Even zu proklamieren, um dort mit Muße und Behagen die 200 000 Mark zu verzehren, die Mr. JessupS ihnen als erste Rate ausgezahlt hat.
(Ein sonderbarer Tierfreund ) Dame:
„Sind Sie auch ein Tierfreund? Lieben Sie die Tiere deS Waides?" .— Herr: „O gewiß! Ich esse z. B. Hasenbraten leidenschaftlich gern!"
— Die Gerüchte, die Königin Draga
besichtige, ein österreichisches Bad zu besuchen, werden entschieden demeniiert. Es verlautet aber» der König und die Königin würden Ende Juni den Zarenhof besuchen und Königin Draga darauf in einem KaukasuSbade einen einmonallichcn Aufenthalt nehmen.
Der lustige König.
Ringel, Ringel, Jungfernkranz,
Ich tanz' mit meiner Frau.
Das Tanzen mußr' sic meiden lang'
Jetzt ist sie wieder jung und schlank Und rein wie Morgenlau.
Zwar fährt sic noch nicht wieder Rad, Doch bin ich sehr verliebt.
Sie singt als wie ein Firlefink,
Diweil eS doch »och schönre Ding'
Als Wiegenlieder giebt.
Der Zar wird freilich böse sein Und auf dem Kopfe steh'n.
Doch ich kann wirklich nichts dafür;
Und wenn der Storch nicht kommt zu ihr, Wird's auch noch weiter geh'n.
Ringel, Ringel, Jungfernkranz,
Wir sind ein junges Paar.
Wir leben wie zwei Tauben ja,
Kling, Klang, Gloria I Na, Draga, übrrS Jahr?